Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 171 Domkreuzgang 1516

Beschreibung

Epitaph für den Domherrn Peter Schaffmannsberger. Im Südflügel zwischen dem siebten und achten Joch an der Südwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Südflügel, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Im Bildfeld perspektivische Innenansicht eines Raumes, dieser mit einem auf Balustersäulen auflagernden Kleeblattgewölbe baldachinartig überdeckt, in den Zwickeln oben je ein Haltering mit verbindendem Feston, an diesem ein mittig aufgehängter Wappenschild; an den Gewölbeflächen Blattwerk, die Seitenwände mit Steinfugen; im Zentrum Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, vor einem Altar kniend, darauf Kelch und Buch abgelegt. Unter dem Bildfeld eine seitlich mit quadrangelförmigen Ösen versehene Tafel, darin die erhaben gearbeitete Grabinschrift1), zwischen den Zeilen erhabene Trennleisten; am Textende ein kleines Bildfeld mit sitzender Symbolfigur des Todes, auf Stundenglas und Rad zeigend.

Maße: H. 181 cm, B. 102 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Cineresa) · Et · ossa · domini · Petri · / Schaffmansperger · Jvrivm · Doctoris / · Et · hvivs · Eccl(esi)e · Canonici · hic · sita / svnt · Obitb) · Mortem · AnnOc) · / · M · D · XVI · Die · XX · Marcyd)

Übersetzung:

Die Asche und die Gebeine des Herrn Peter Schaffmannsberger, Doktor der Rechte und Kanoniker dieser Kirche, sind hier begraben. Er ging den Tod im Jahre 1516 am 20. Tag des März.

Wappen:
Schaffmansberger2).

Kommentar

Das Epitaph wird dem Landshuter Bildhauer Stephan Rottaler zugewiesen3). Die Schrift belegt einmal mehr den Variantenreichtum dieses Meisters: Die Versalien sind überwiegend linear ausgeführt, lediglich das J hat tropfenförmige Ansätze und keilförmige Verästelungen (vgl. Nr. 165); das runde s kommt nicht nur zu Beginn und Ende eines Wortes vor, sondern auch im Wortinneren (bei doppel-s). Auffällig ist außerdem die Verwendung ringförmiger Punkte über i sowie diakritischer Zeichen, auch bei für den u-Laut verwendetem v; vgl. auch Einleitungskapitel CV.

Die kleinformatige Darstellung des personifizierten Todes erinnert an das kleine, ebenfalls in die Schrift integrierte Bild des Sensenmannes auf dem Marolt-Altar von 1513 (Nr. 165).

Peter Schaffmansberger besaß 1472 Exspektanz auf ein Regensburger Benefizium4). Als Familiar des päpstlichen Vizekanzlers Rodrigo Borgia sollte er bei der Bewerbung um ein Kanonikat bei St. Johann zu Regensburg vorgezogen werden5). 1476 war er Chorherr zu Vilshofen6), dazu kamen 1476 die Pfarrei von Taufkirchen7), 1480 ein Benefizium zu Ebran8) und 1481 die Pfarrei zu Pittersberg9). 1485 resignierte er auf die Scholasterei der Alten Kapelle in Regensburg, die er 1484 nach dem Tode des Konrad Kranz erhalten hatte10), sein dortiges Kanonikat besaß er bis 150111). 1489 erlangte er ein Kanonikat am Freisinger Domstift12). Zu dieser Zeit besaß er ebenfalls die Pfarrei Velden13). 1515 wurde er zum Domkapitular gewählt14). Er stiftete eine Jahrtagsmesse an die Freisinger Domkirche15). Sein Bruder Georg war Propst zu Vilshofen16).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: PETRVS SCHAFMANSPERGER D(OCTO)R CAN(ONICVS) O(BIIT) / A(NN)O 1516. 20 MART(II)17).

Textkritischer Apparat

  1. Zweites e hochgestellt, wohl nachträglich eingefügt.
  2. Sic!
  3. Sic! Worttrennzeichen paragraphenförmig.
  4. Worttrennzeichen in der letzten Zeile blütenförmig.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Grabinschrift in HVO Geissiana 454 p. 11 Nr. 81.
  2. Ein Dreiberg, darüber ein Schaf.
  3. Halm, Studien II 129-130; Liedke, Rottaler 122-125.
  4. Scherg, Bavarica 40 Nr. 298.
  5. Scherg, Bavarica 40 Nr. 298.
  6. Scherg, Bavarica 40 Nr. 298; Vilshofen, Lkr. Passau, NB.
  7. Scherg, Bavarica 41 Nr. 303; Taufkirchen, Lkr. Rottal-Inn, NB.
  8. Scherg, Bavarica 70 Nr. 517; wohl Ebrantshausen, Stadt Mainburg, Lkr. Kelheim, NB.
  9. Scherg, Bavarica 74 Nr. 545; Pittersberg, Gde. Ebermannsdorf, Lkr. Amberg-Sulzbach, Opf.
  10. Scherg, Bavarica 90 Nr. 708.
  11. AEM Nachlaß Boegl Nr. 33 (Domherren 3).
  12. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v.
  13. Krick, Reihenfolge 140; Velden, Lkr. Landshut, NB.
  14. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v.
  15. BayHStA HL Freising Nr. 573; AEM H 80 p. 13.
  16. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v; Vilshofen, Lkr. Passau, NB.
  17. Vgl. AEM H 482a p. 819; BSB Cgm 1718 1 nach p. 400; AEM H 64 p. 612; AEM H 465 fol. 223r.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v; BSB Cgm 1724 p. 233 Nr. 68; BSB Oefeleana 10 IV p. 94; BSB Cgm 1717 p. 836; AEM H 482a p. 818f.; BSB Cgm 1718 p. 400, 1 nach p. 400; AEM H 76 p. 331; HVO Ms. 318 fol. 64r; AEM H 477 p. 750; AEM H 61 p. 204; AEM H 465 fol. 222r, 223r, Appendix fol. 12r; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 9f. Nr. 82; Halm, Studien II 129-130, Abb. 126; Schlecht, Inschriften III 62f. Nr. 25; Liedke, Rottaler 122-125, 348f.; Glaser, Grabsteinbuch 348 Nr. 136.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 171 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0017107.