Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 168† Fk. St. Johannes Baptist 1515

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Stiftspropst Leonhard Rantaler. Genauer Standort nicht bekannt. Wohl bald nach 1803 abgegangen. Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld ein Rundbogen, dessen Zwickel mit Dreipässen gefüllt sind, darunter kleeblattbogenförmig verschlungene C-Bogen aus Astwerk; im Zentrum Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, in der Linken einen Kelch, die Rechte segnend erhoben, mittig zu seinen Füßen sein Wappenschild, die untere Schriftleiste unterbrechend.

Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Anno · D(omi)nj · Mo · C · C · C · C · C · XVa) · obyt · / Venerabilis · Virb) · D(omi)n(us) · Leonard(us) · Rantaler · decretorum · / licenci=//=atusc) · / Can(oni)c(us) · frising(ensis) · etd) · hui(us) · Eccl(esi)ae · p(re)p(o)sit(us) · die · IIe) · July ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1515 starb der ehrwürdige Mann Herr Leonhard Rantaler, Lizentiat des Kirchenrechts, Freisinger Kanoniker und Propst dieser Kirche, am 2. Juli.

Wappen:
Rantaler1).

Kommentar

Der wohl aus Freising gebürtige Leonhard Rantaler immatrikulierte sich 1463 an der Universität Leipzig und erlangte dort 1465 das Baccalaureat2). Als Pfarrer von Taufkirchen setzte er 1484 seine Studien in Ingolstadt fort3). Nach seinem Studienabschluß als Lizentiat des Kirchenrechts war er 1496 Pfarrer in Altdorf4). 1497 ist er am herzoglichen Hofgericht belegt5). 1503 erhielt er ein Kanonikat in Freising und gehörte seit 1513 dem Domkapitel an6). Ab 1514 ist er als Propst des Kollegiatstifts St. Johannes Baptist nachweisbar7). Rantaler veranlaßte Meßstiftungen an die Freisinger Domkirche8).

Die Nachzeichnung bei Prey, die in der oberen Plattenhälfte einen vor einem Kruzifixus knienden Oranten, rechts vom Kruzifixus einen am Boden liegenden Totenschädel mit aufgesetztem Stundenglas und in der unteren Plattenhälfte die zeilenweise Grabinschrift zeigt, ist sicher irrig9).

Außer der figuralen Grabplatte gab es in der Kollegiatstiftskirche St. Johannes Baptist eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: Leonardus Randaler Can(onicus) Fris(ingensis) et praep(ositus) huius Eccl(esi)ae obyt a(nn)o 1515. 2. July10). Die Platte ging wohl im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, BSB Cgm 2290 XXIII, AEM H 482a, AEM H 465 Appendix: 1515.
  2. BSB Cgm 1717 r. Sp.: Vir fehlt; AEM H 465 Appendix: Vir D(omi)n(us) fehlt.
  3. Unterbrechung durch Wappen; AEM H 465 Appendix: decretorum licentiatus fehlt.
  4. AEM H 465 Appendix: ac Praepos(itus) hujus eccl(esiae) │S. Johannis│, hier auch Textende.
  5. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, BSB Cgm 2290 XXIII, AEM H 482a: 2.

Anmerkungen

  1. Bay 105 (Tafel 127).
  2. Matrikel Leipzig I 242, WS 1463 De nacione Bavarorum Z. 32, II 198 Z. 30.
  3. Matrikel LMU I Sp. 134 Z. 9, 7. September 1484; Taufkirchen, Lkr. München.
  4. Deutinger, Matrikeln III 448; Altdorf, Lkr. Landshut, NB.
  5. AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4).
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 44r.
  7. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 26v, Catalogus Canonicorum fol. 44r; AEM FS 118 p. 71.
  8. BayHStA HL Freising Nr. 573.
  9. BSB Cgm 1717 p. 721.
  10. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 247.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 44v; BSB Cgm 1724 p. 197 Nr. 28; BSB Cgm 1717 p. 721; BSB Cgm 2290 XXIII fol. 117v; AEM H 58 p. 169 (P); AEM H 482a p. 729; BSB Cgm 1718 p. 352; HVO Ms. 318 fol. 64r; AEM H 477 p. 750; AEM H 465 fol. 198v, Appendix fol. 12r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 11 Nr. 80; HVF U XI 11 p. 9 Nr. 81; Boegl, Studenten Nr. 3, 3; AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4); Glaser, Grabsteinbuch 348 Nr. 135.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 168† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0016806.