Inschriftenkatalog: Stadt Freising
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 69: Stadt Freising (2010)
Nr. 160 Domkreuzgang 1510
Beschreibung
Figurale Grabplatte für den Domherrn Johannes Schrenck von Notzing. Im Nordflügel zwischen dem dritten und vierten Joch an der Nordwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Nordflügel, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld eine auf dünnen Säulchen ruhende Arkade aus Astwerk mit Granatäpfeln, darunter Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet; in den unteren Ecken je ein Wappenmedaillon, die Schriftleisten unterbrechend. Rand der rechten Längsseite beschädigt.
Maße: H. 215 cm, B. 108 cm, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Venerabil(is) · egregi(us) · vir · d(omi)n(u)sa) · / Iohannes · Schrenckh · doctora) · Can(oni)c(us)b) · h(uius) · eccl(es)ie · frising(ensis)c) // morit(ur) · an(n)o · d(omi)nid) · // Mo · ccccco · xo · tercia · die · maye) · cui(us) · a(n)i(m)a · in · pace · q(ui)escatf) ·
Übersetzung:
Der ehrwürdige, ausgezeichnete Mann Herr Johannes Schrenck, Doktor, Kanoniker dieser Freisinger Kirche, starb im Jahre des Herrn 1510 am dritten Tag des Mai. Seine Seele ruhe in Frieden.
Schrenck1), Scharfzant2). |
Textkritischer Apparat
- Folgendes Worttrennzeichen quadrangelförmig.
- c(us) hochgestellt.
- Nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
- Nachfolgendes Worttrennzeichen quadrangelförmig; nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
- Von x bis may Worttrennzeichen quadrangelförmig.
- Worttrennzeichen überwiegend paragraphenförmig.
Anmerkungen
- Bay 57 (Tafel 59).
- BayA1 89 (Tafel 90).
- Liedke, Hanns Peurlin 72-74.
- Stahleder, Schrenck 100, 105, Tafel 1 (20d, 23a).
- Matrikel Leipzig I 257, SS 1466 De nacione Bavarorum Z. 111.
- Matrikel Leipzig II 212 Z. 30.
- AEM H 64 p. 673; Echtler, Quellen (30. Dez. 1936) 7; Matrikel LMU I Sp. 23 Z. 23, 5. August 1472; Sp. 73 Z. 8, 12. Juni 1477.
- BayHStA GU Dachau Nr. 180; Stahleder, Schrenck 105.
- Nicht in AEM FS 118; Monumenta Boica XXI 249; Geiß, St. Peter 261; Prechtl, St. Andreas 118; Stahleder, Schrenck 105.
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v.
- Uttendorfer, Formelbuch 114.
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v; Uttendorfer, Formelbuch 117.
- BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 55; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 28v; BayHStA HL Freising Nr. 573.
- Vgl. AEM H 482a p. 859; BSB Cgm 1718 2 nach p. 419; AEM H 64 p. 605; AEM H 465 fol. 231r.
Nachweise
- BSB Oefeleana 10 IV p. 130; BSB Cgm 1717 p. 839; AEM H 482a p. 859, 865 (dort falsche Inschrift); BSB Cgm 1718 2 nach p. 419; AEM H 76 p. 319; Bugniet, Versuch 79; HVO Ms. 318 fol. 64r; AEM H 477 p. 750; AEM H 60 p. 100; AEM H 59 p. 51; AEM H 61 p. 203; AEM H 465 fol. 231r; HVO Geissiana 454 p. 11 Nr. 78; HVF U XI 11 p. 9 Nr. 79; Schlecht, Inschriften V 9f. Nr. 11; Liedke, Hanns Peurlin 74, 139; Glaser, Grabsteinbuch 347 Nr. 133.
Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 160 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0016002.
Kommentar
Die Grabplatte wird dem Augsburger Bildhauer Hans Beierlein dem Mittleren zugeschrieben3), doch treten dessen Schriftmerkmale hier nicht so deutlich hervor: Im Vergleich mit seinem frühesten Werk in Freising (Sixtus von Tannberg, 1496, Nr. 143) wirkt das Schriftbild gedrängter und im Hinblick auf die Raumeinteilung weniger ausgewogen; vgl. auch Einleitung CIV. Ebenso reicht die Qualität der bildlichen Darstellung kaum an die anderen Produkte dieser Werkstatt um 1510 heran.
Johannes Schrenck von Notzing entstammte einer Münchner Patrizierfamilie. Seine Eltern waren der Ritter Lorenz Schrenck und Barbara, geb. Scharfzant4). 1466 immatrikulierte er sich in Leipzig5), erwarb dort 1468 den Grad eines Baccalaureus6) und setzte 1472 sowie 1477 seine Studien in Ingolstadt fort7). 1482 wird er als Rechtsschüler in Padua genannt8). Nachdem er bereits 1486 Chorherr des Kollegiatstifts St. Andreas geworden war9), erhielt er 1491 ein Kanonikat am Freisinger Domstift10). 1492 war er Benefiziat der Martinskapelle bei St. Andreas11). Von 1499 bis 1503 bekleidete er das Amt des Generalvikars im Bistum Freising12). Schrenck veranlaßte eine Meßstiftung an die Domkirche13).
Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: IOANNES SCHRENCK D(OCTO)R CAN(ONICVS) / O(BIIT) A(NN)O 1510. 3 MAIJ14).