Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 134 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1488

Beschreibung

Chorgestühl mit mehrzeiligen Beischriften zu einer Bischofsreihe. Im Chor an den Längswänden. Eichenholz. 1484 erste Vorbereitungen für das neue Gestühl1), im Frühjahr 1486 Entwurf durch Meister Ulrich Glurer2), Abbruch des alten Gestühls ab dem 16. Juni 14863), bis 1488 Ausführung durch den Freisinger Meister Bernhard4), die Inschriften durch Hanns Roshabt (Rosenhaupt)5).

Ursprüngliche Disposition6): Westliche Begrenzung des Gestühls durch den Lettner von 1474. Die nordseitige Hinterreihe zu 17 Stallen, in westlicher Richtung nach einem Türdurchgang weitere Stallen; die Vorderreihe zu zweimal acht Stallen mit Durchgang zur Hinterreihe nach der achten Stalle, in westlicher Richtung Unterbrechung durch einen Türdurchgang, vor den beiden Stallen der Hinterreihe ein breites Pult; wohl weitere Stallen an der Lettnerwand. Das südseitige Gestühl in seiner Disposition dem nordseitigen entsprechend, das westliche Register der Vorderreihe jedoch nur mit sieben Stallen. Dazu wohl einige separate Stallen im Chorbereich. Insgesamt 44 Dorsaltafeln mit Beischriften (I-XLIV) zu den darüber befindlichen Bischofsbüsten. Die westlichen Abschlußwangen der Hinterreihen aufgrund des Anschlusses an den Lettner nur innen beschnitzt, dort auf die Nord-und Südseite verteilt die gemalte Jahreszahl 1488 (XLV), auf den Ostseiten der östlichen Abschlußwangen dieselbe Jahreszahl (XLVI)7). Bei den östlichen Abschlußwangen die ornamentalen Füllungen in der Breite der Apostelreliefs mit durchlaufender gewundener Säule davor; die Baldachine der Hinterreihen mit vollständigen Kreuzrippengewölben. Die Zwickel seitlich der Kielbögen mit einem Fries aus schmalen Blendbögen gefüllt.

Bei Anlage der Chortreppe 1624 Entfernung des Lettners zusammen mit jeweils fünf Stallen beider Hinterreihen am westlichen Ende, ebenso einer Stalle am Westende der nördlichen Vorderreihe. Weitere bedeutende Veränderungen im Zuge der Barockisierung der Domkirche 1724. Letzte Veränderungen anläßlich der Domrenovierung 1880/85 (genauere Angaben s. unten).

Heutige Disposition: Auf beiden Seiten des Chors je eine Hinter- und eine Vorderreihe, dieser noch eine Reihe mit Pulten vorgesetzt; die Hinterreihen zu je 16 Stallen (Nordseite I-XVI, Südseite XVII-XXXII), die Vorderreihen zu je 15 Stallen, der Zugang zur Hinterreihe jeweils nach der achten Stalle von Osten; die Sedilien durch Zwischenwangen separiert; über den Sedilien der Hinterreihe reich geschmückte Dorsalfelder mit Rahmung durch Profilleisten; als oberer Abschluß ein Baldachin mit halben Rippengewölben, an der Frontseite Kielbögen mit eingespannten flachen Spitzbögen und bekrönenden Kreuzblumen, zwischen den Baldachinen Fialen, die Flanken von Abschlußwangen geschlossen; die Zwickel seitlich der Kielbögen mit Krabben gefüllt.

Gliederung der Dorsaltafeln: Der untere Teil ohne Darstellung; die mehrzeiligen Beischriften in mittlerer Höhe; darüber in hochrechteckigen Feldern Ast- und Bandwerk mit Maßwerk alternierend, jeweils mit abschließendem Gesims, an diesem je ein lediges Wappen; darüber Reliefs von Bischöfen in Halbfigur, jeweils im vollen Ornat mit Bischofsstab, öfter auch mit Buch, von vorgeblendeten Kielbögen hinterfangen. Die Bischofsreliefs durch die den Dorsalfeldern beigegebenen Beischriften als chronologisch geordneter Bischofskatalog konzipiert: Beginn in der ersten Stalle der Nordreihe im Westen mit dem ersten Bischof, dem hl. Korbinian, bis zum 32. Bischof Johannes von Güttingen am westlichen Ende der Südreihe durchlaufend. Die kleinen Figuren auf den Halbsäulen zwischen den Dorsaltafeln anhand ihrer Attribute als Gestalten des Alten und Neuen Testaments sowie als Heilige identifizierbar; außerdem an den Abschlußwangen der Hinterreihen auf der Ostseite im Sockelbereich nordseitig der hl. Paulus, südseitig der hl. Petrus; darüber ein mit Rankenwerk gefüllter Rahmen; die östlichen Wangen der Vorderrreihen ebenfalls mit Rankenwerk gefüllt, die westlichen Abschlußwangen mit durchbrochenem Astwerk.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/5]

Maße: H. 14,5-29,5 cm, B. 52,4-57,8 cm8), Bu. 5,0-5,5 cm (I-XXXII), 7 cm (XLVI, südlicher Teil), 9 cm (XLVI, nördlicher Teil).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

I. Ergänzung von 1724.

  1. · S · Corbinianus · fun=/dator · et · primus hui(us) · / ecclesie · ep(iscop)usa) obyt An(n)o / d(omi)ni dccxxxb)

Übersetzung:

Der hl. Korbinian, Gründer und dieser Kirche erster Bischof, starb im Jahre des Herrn 700.

II.

  1. Erimbertus · frater · s · cor/=biniani · secund(us) · ep(iscopu)s · sedit · / annis · xixc)

Übersetzung:

Erimbert, Bruder des hl. Korbinian, zweiter Bischof, regierte 19 Jahre.

III.

  1. Iosephus · tercius · ep(iscopu)s · / sedit · annis · xiiid)

Übersetzung:

Joseph, dritter Bischof, regierte 13 Jahre.

IV.

  1. Aribo · quartus · ep(iscopu)s · / sedit · annis · xxd)

Übersetzung:

Aribo, vierter Bischof, regierte 20 Jahre.

V. Ergänzung von 1724.

  1. Atto quintus ep(iscop)usa) · / sedit annis xxviijb)

Übersetzung:

Atto, fünfter Bischof, regierte 28 Jahre.

VI.

  1. Hitto · sextus · ep(iscop)us · / sedit · annis xxve)

Übersetzung:

Hitto, sechster Bischof, regierte 25 Jahre.

VII.

  1. Erchanbertus septim(us) / ep(iscop)us · sedit annis xviii ·

Übersetzung:

Erchanbert, siebter Bischof, regierte 18 Jahre.

VIII.

  1. Anno octauus ep(iscop)us · / sedit annis xxid)

Übersetzung:

Anno, achter Bischof, regierte 21 Jahre.

IX.

  1. Arnolfus nonus ep(iscopu)s / sedit annis viiid)

Übersetzung:

Arnolfus, neunter Bischof, regierte 8 Jahre.

X.

  1. UUaltof) ep(iscop)us x · sedit / annis xxiig)

Übersetzung:

Walto, 10. Bischof, regierte 22 Jahre.

XI.

  1. Uto ep(iscop)us xi · sedit / anno vnod)

Übersetzung:

Uto, 11. Bischof, regierte ein Jahr.

XII.

  1. Dracolfus ep(iscop)us xii · / sedit annis xxd)

Übersetzung:

Dracholf, 12. Bischof, regierte 20 Jahre.

XIII.

  1. UUolframmusf) ep(iscop)us / xiii · sedit annis xiie)

Übersetzung:

Wolfram, 13. Bischof, regierte 12 Jahre.

XIV.

  1. · S · Lampertus ep(iscopu)s xiiii · / sedit annis xixh) obyt / Anno d(omi)ni · dcccc lviid)

Übersetzung:

Der hl. Lantpert, 14. Bischof, regierte 19 Jahre, er starb im Jahre des Herrn 957.

XV.

  1. Abraham ep(iscop)us xv · / sedit annis xxxviii)

Übersetzung:

Abraham, 15. Bischof, regierte 37 Jahre.

XVI.

  1. Gotescalcus ep(iscop)us xvi · / sedit annis xiid)

Übersetzung:

Gottschalk, 16. Bischof, regierte 12 Jahre.

XVII.

  1. Egilbertus ep(iscop)us xvii · / sedit annis xxxiiiik)

Übersetzung:

Egilbert, 17. Bischof, regierte 34 Jahre.

XVIII.

  1. Nitgerus ep(iscop)us xviii · / sedit annis xiiil)

Übersetzung:

Nitger, 18. Bischof, regierte 13 Jahre.

XIX.

  1. Ellenhardus ep(iscop)us xix / sedit annis xxve)

Übersetzung:

Ellenhard, 19. Bischof, regierte 25 Jahre.

XX.

  1. Meginwardus ep(iscopu)s xx / sedit annis xxd)

Übersetzung:

Meginward, 20. Bischof, regierte 20 Jahre.

XXI.

  1. Hainricus de eberstain / ep(iscopu)s xxi · sedit annis xxxix

Übersetzung:

Heinrich von Eberstein, 21. Bischof, regierte 39 Jahre.

XXII.

  1. Otto marchio orientalis / ep(iscopu)s xxij · sedit annis xxe)

Übersetzung:

Otto, Markgraf von Österreich, 22. Bischof, regierte 20 Jahre.

XXIII.

  1. Albertus ep(iscopu)s xxiij · sedit / annis xxvjm)

Übersetzung:

Albert, 23. Bischof, regierte 26 Jahre.

XXIV.

  1. Otto secundus · ep(iscopu)s xxiiij / sedit annis xxxvd)

Übersetzung:

Otto der Zweite, 24. Bischof, regierte 35 Jahre.

XXV.

  1. Geroldus ep(iscop)us xxv · / sedit annis xjd)

Übersetzung:

Gerold, 25. Bischof, regierte 11 Jahre.

XXVI.

  1. Conradus tölczner ep(iscop)us / xxvj · sedit annis xxvije)

Übersetzung:

Konrad der Tölzer, 26. Bischof, regierte 27 Jahre.

XXVII.

  1. Conrad(us) s(e)c(un)dus · comes · silue=/ster · ep(iscopu)s xxvij · sedit annis / xxn)

Übersetzung:

Konrad der Zweite, Wildgraf, 27. Bischof, regierte 20 Jahre.

XXVIII.

  1. Fridericus de montalba(n) / ep(iscop)us xxviij · sedit an(n)is iiij

Übersetzung:

Friedrich von Montalban, 28. Bischof, regierte 4 Jahre.

XXIX.

  1. Enicho comes siluester · / ep(iscopu)s xxix · sedit annis xxix

Übersetzung:

Enicho, Wildgraf, 29. Bischof, regierte 29 Jahre.

XXX.

  1. Gotfridus ep(iscop)us xxx · / sedit annis iiijd)

Übersetzung:

Gottfried, 30. Bischof, regierte 4 Jahre.

XXXI.

  1. Conradus tercius ep(iscop)us / xxxj · sedit annis viijo)

Übersetzung:

Konrad der Dritte, 31. Bischof, regierte 8 Jahre.

XXXII.

  1. Joh(an)nes ep(iscop)us xxxij · sedit / ebdomadis v · et dieb(us) duo=/=b(us)p)

Übersetzung:

Johannes, 32. Bischof, regierte 5 Wochen und zwei Tage.

XXXIII. (Conrad IV.) – XLIV. (Sixtus von Tannberg) verloren.

XLV. Nach Oesterhelt, Chorgestühl bzw. Chorraum und XLVI.

  1. +1+4+//+8+8+q)

XLVI.

  1. [+]1+4[+]//[+8]+8+r)

Kommentar

Die chronologische Abfolge von Bischofsreihe und Beischriften im Originalzustand von 1488 reichte ursprünglich wohl bis zu Bischof Sixtus von Tannberg (1473–1495), der das Gestühl in Auftrag gegeben hatte9). Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618–1651) ließ 1624 im Rahmen der Gesamtrenovierung des Doms den Lettner abbrechen, um an dieser Stelle die neue Chortreppe zu errichten. Dafür mußte das Gestühl beidseitig an den westlichen Enden verkürzt werden, wodurch das westliche Wangenpaar samt aufgemalter Datierung verlorenging (XLVI). Durch die Verkürzung entfielen zusammen mit den Stallen auch einige zugehörige Bischofsbüsten samt Beischriften von Beginn und Ende des Bischofskatalogs.

1724 ließ Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing (1695–1727) das Gestühl grundlegend umgestalten. Zum einen wurden die Baldachine um die Hälfte ihrer Tiefe verkürzt10), um die Dominanz des Gestühls innerhalb des jetzt hell durchlichteten, barockisierten Chorraums abzumildern und eine ungehinderte Schrägsicht auf die Fresken Cosmas Damian Asams an den Chorwänden zu gewährleisten, wobei es auch zur Verkürzung der östlichen Abschlußwangen mit teilweisem Verlust der aufgemalten Datierung (XLVII) kam. Zum anderen ging es um die Wiederherstellung der seit 1624 dezimierten Bischofsreihe, indem man die zu Beginn des Gestühls fünf fehlenden Stallen samt Reliefs und Beischriften ergänzte: Dazu wurden fünf Dorsalfelder am westlichen Ende der Südreihe herausgenommen, alle übrigen Felder um jeweils fünf Stallen im Uhrzeigersinn versetzt, die fünf separierten Tafeln unterhalb der Ornamentfelder abgeschnitten und an die nun freigewordenen Stellen der nordseitigen Reihe versetzt. Anstelle ihrer fünf abgeschnittenen Schriftfelder, die wohl die Beischriften zu den Bischöfen Nr. 23 bis 27 enthielten, wurden nun drei Schriftfelder angestückt (II, III, IV), die im Jahre 1624 entfernt worden waren und sich seitdem in anderem Zusammenhang erhalten hatten; außerdem wurden zwei Schriftfelder von Franz Anton Mallet völlig neu geschaffen (I, V)11). Die nun fehlenden Bischöfe am Ende des Kataloges ergänzte man in der Chorapsis durch eine von Franz Josef Lederer freskierte Porträtreihe, die bis zu Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing reicht12). Zugleich wurden zahlreiche Ausbesserungen und Ergänzungen an den Bischofsreliefs, dem Laubwerk, den kleinen Figuren in den Nischen und den Schriften vorgenommen13). Schließlich erhielt das Gestühl eine Fassung in Weiß und Gold, wobei die Inschriften in Schwarz, die Versalien und Worttrennzeichen in Rot nachgezogen wurden14). Im Rahmen der Domrenovierung 1880–1885 entfernte man wieder die weiße Fassung zusammen mit den barocken Ergänzungen der Fialen und Kreuzblumen15). An deren Stelle setzte man die heute noch vorhandenen schmalen, hohen Fialen. Die westlichen Abschlußwangen wurden erst zu dieser Zeit nach dem Vorbild der östlichen angefertigt.

Die Schrift ist in einer qualitätvollen Gotischen Minuskel ausgeführt. Die Versalien sind zumeist dem handschriftlichen Bereich entnommen und weisen eine Fülle von Zierelementen auf: So finden sich verdoppelte Mittelbalken, wie bei A von Anno, Arnolfus, Abraham und Albertus, Zierpunkte treten auf bei runden Buchstaben, wie E von Erchanbertus, M von Meginwardus, C von Conradus, die Buchstabenschäfte bzw. -balken enden oft in kleinen Verästelungen, so bei E von Erchanbertus, A von Arnolfus, G von Gotfridus, auch gibt es Zackenleisten an den Schäften, wie bei H von Hitto und F von Fridericus. Zur Schriftgestaltung s. auch Einleitung CVII.

Von den fünf unten angestückten Dorsaltafeln lassen sich die Tafeln mit den Beischriften für den hl. Korbinian (I) und Bischof Atto (V) aufgrund der leicht abweichenden Schriftgestaltung als diejenigen identifizieren, die 1724 nach dem Vorbild der erhaltenen Schrifttafeln von Franz Anton Mallet neu angefertigt wurden: So unterscheiden sich bei der Beischrift für den hl. Korbinian vor allem S, s, o und – besonders augenfällig – das d vom originalen Bestand, bei der Beischrift für Atto fallen die Abweichungen bei t und s ins Auge. Bei beiden zeigt sich die Schrift schlanker proportioniert bei gleichzeitig dünneren Schäften, die i-Punkte sind erheblich vergrößert, der Kürzungsstrich über epus fehlt jeweils, außerdem erscheint das Schriftbild unruhiger und weniger diszipliniert als bei den Originalen. Völlig ungotisch wirken nicht zuletzt beide Schlußzeichen, die sich Schlingen in barocker Schreibmeistermanier bedienen. Anleihen am originalen Buchstabenbestand finden sich hingegen beim Versal A des An(no) in der Korbinians-Beischrift vom A des Anno bei Lantpert (XIV) – hier wie dort bildet der Mittelbalken eine Schlinge, der rechte Schrägschaft überragt den linken und ringelt sich ein –, während das C von Corbinianus mit seinem verdoppelten Bogen und Abschlußstrich vom C des Titulus für Conradus von Tölz (XXVI) profitiert.

Bei den anderen drei angestückelten Tafeln gibt es dagegen Hinweise auf ihre Zugehörigkeit zum ursprünglichen Bestand: So besaß die Tafel für Bischof Erimbert (II) offenbar ein etwas breiteres Format als die übrigen und konnte nur mit leichtem Textverlust an den Rändern in den vorhandenen Rahmen eingepaßt werden, bei der Tafel für Bischof Joseph (III) wurden beim Absägen die Oberlängen von s und h bei Joseph gekappt, ebenso wurden der Deckstrich des Versals A von Aribo bei dessen Tafel (IV) und der Kürzungsstrich über eps quer durchgetrennt – sämtlich Indizien, die gegen eine Neuanfertigung und für das Versetzen eines vorhandenen Bestandes sprechen. Andererseits hat sich links oberhalb der neu angefertigten Beischrift für Bischof Atto (V) der Zierstrich eines Versals erhalten, der einer im Jahre 1724 entfernten originalen gotischen Beischrift angehörte. Die bei der Gotischen Minuskel eher unüblichen i-Punkte, die mit Ausnahme der Beischrift für Bischof Uto (XI) bei allen anderen Beischriften auftreten, können wohl dem ursprünglichen Textbestand zugerechnet werden.

Diese Beobachtungen lassen jedoch Zweifel an der Schlüssigkeit von Oesterhelts Rekonstruktion der Originaldisposition aufkommen, soweit sie Reihenfolge und Anordnung der bischöflichen Reliefs und ihrer Beischriften betreffen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Verlust der zur ersten Ausstattung des Gestühles gehörenden drei Chorpulte, des Dreisitzes und des Bischofsthrons, die – mit Ausnahme der Pulte – ebenfalls als Träger des Bild- und Textprogramms einzubeziehen sind.

So vermutete Oesterhelt, daß der Bischofskatalog in der nördlichen Hinterreihe von Westen her seinen Anfang nahm, sich von Osten her in der südlichen Hinterreihe fortsetzte, um mit dem 40. Bischof Hermann von Cilli (1412–1421) im Westen zu enden. Den Anschluß an den Stifter des Gestühles, den 44. Bischof Sixtus von Tannberg (1473–1495), der durch sein Wappen am Bischofsthron repräsentiert wurde, rekonstruierte er auf dem Dreisitz, dessen Standort er östlich in der Nähe des Hochaltars annahm16). Diese Zählung stimmt jedoch nicht mit den Gegebenheiten nach dem ersten großen Umbau des Chorraums durch Bischof Veit Adam von Gebeck (1618–1651) überein: So mußten 1724 fünf Dorsaltafeln in die nördliche Hinterreihe eingefügt werden, um den Anschluß zur Beischrift des sechsten Bischofs Hitto (811–834) zu bewerkstelligen. 1624 waren also beidseitig die ersten fünf nordseitigen und letzten fünf südseitigen Stallen entfallen. Entlang der Nordwand hatte es – vom heutigen westlichen Gestühlende gerechnet – ursprünglich nur Platz für das Durchgangsjoch und drei weitere Stallen gegeben. Der Katalog begann demnach ursprünglich nicht mit dem ersten Bischof Korbinian, sondern mit dem zweiten Bischof, sofern das Durchgangsjoch überhaupt mit einer Bischofsbüste und die Türe mit einer Beischrift beschnitzt war. Wäre dies nicht der Fall gewesen, muß der Bischofskatalog nordseitig sogar erst mit dem dritten Bischof begonnen haben17). Folglich dürften sich in einer heute nicht mehr rekonstruierbaren Anordnung auch noch Sitze entlang dem Lettner befunden haben, von denen ein oder zwei mit Bischofsbüsten und Beischriften versehen waren18).

Das Freisinger Chorgestühl gehört zu den wenigen erhaltenen spätmittelalterlichen Beispielen, die einen Bischofskatalog aufweisen, der ursprünglich vom Bistumsgründer und ersten Bischof bis zum bischöflichen Stifter des Chorgestühls reichte, also mit Hilfe einer Text/Bild-Kombination historische Kontinuität und Tradition des Bistums wie des Hochstifts vor Augen führt19). Die Frage, ob für den Bischofskatalog des Gestühls eine – wie Sigmund Benker vermutet – an die Chorwände gemalte Bischofsreihe aus der Zeit um 1100 als Vorbild zu gelten hat20) oder – so Alois Mitterwieser – eine 1462 und zuletzt 1489 erneuerte Porträtreihe der Bischöfe im südlichen Seitenschiff21), ist letztlich unerheblich, da die mit Arbeos Vita Corbiniani einsetzende Freisinger Geschichtsschreibung über ein Traditionsbewußtsein verfügte, das Bistums- und Herrschaftsgeschichte vor allem als Bischofsgeschichte begriff. So erscheint es letztlich nur konsequent, wenn die Beischriften des Chorgestühls eine Anlehnung an die Kapitelüberschriften des Liber de gestis episcoporum Frisingensium von Veit Arnpeck erkennen lassen und vielleicht sogar noch von ihm festgelegt wurden22). Diese lauten im einzelnen23):

Erimbertus ep(iscop)us s(e)c(un)d(us) sedit an(n)is [28] mensib(us) ∙ ij ∙
Joseph Tercius ep(iscopu)s Sedit annis quasi Tribus
Aribo ep(iscop)us iiii(us) ∙ sedit annis xxij
Atto ep(iscop)us q(ui)nt(us) sedit annis q(uasi) ∙ xxx ∙
Hytto Sextus ep(iscop)us Sedit annis q(uasi) xxiiij
Erchenbertus Septi(mus) ep(iscop)us Sedit annis xviij
Anno octav(us) ep(iscop)us sedit annis xxj
Arnolfus Non(us) ep(iscop)us Sedit an(n)is viij
Walto deci(mus) ep(iscop)us . Sedit annis xvij
Uto xj ∙ ep(iscop)us ∙ sedit anno uno
Dracolfus xij ∙ ep(iscop)us ∙ sedit annis xx
Wolframus xiij ∙ ep(iscop)us ∙ sedit annis xij
Sanctus Lampert(us) xiiij ∙ sedit annis xix
Abraham xv ep(iscop)us ∙ sedit annis xxxvij
Goteschalcus xvj ep(iscop)us ∙ Sedit annis xij
Egilbert(us) xvij ep(iscop)us ∙ sedit an(n)is 34
Nitgerus xviij ep(iscop)us ∙ sedit annis xiij ∙
Ellenhardus xix ep(iscop)us ∙ sedit annis xxv ∙
Megenwardus Ep(iscop)us xx sedit annis xx Mense Uno ∙ diebus ∙ ix
Henricus de Eberstain xxj Ep(iscop)us Sedit annis xxix mensibus ∙ v ∙ diebus ∙ xxiij ∙
Otto xxij Ep(iscop)us . Sedit annis xx
Albertus ep(iscop)us xxiij(us) Sedit annis xxiiij
Otto s(e)c(un)d(us) Ep(iscop)us xxiiij ∙ Sedit annis xxxiiij
Gerold(us) ep(iscop)us xxv Sedit annis xj
Co(n)rad(us) Tolznar xxvj ep(iscopu)s fu(n)dator ∙ s ∙ pauli sedit annis xxvij
Chunrad(us) ii(us) Ep(iscop)us xxvij Sedit annis xx
Frideric(us) xxvij ∙ ep(iscop)us ∙ Sedit annos iiijor
Emicho xxix Ep(iscop)us Sedit annis xxix
Conradus xx tercius ep(iscop)us xxx fundator collegy s(an)cti Johannis baptiste. Sedit annis vij . mensis vj
Gotfrid(us) xxxj ep(iscop)us ∙ sedit an(n)is iij mensib(us) vj
Johannes ep(iscop)us xxxij sedit ebdomadas ∙ v ∙ et dieb(us) duobus

Anders als die Kapitelüberschriften bei Veit Arnpeck weisen die Gestühlinschriften nachgestellte Ordnungszahlen auf, so auch ausnahmsweise die beiden Kapitelüberschriften zu Konrad III. und Johannes II. Auch finden sich bei den Gestühlinschriften mit Ausnahme derjenigen von Johannes II. (XXXII) keine über die Jahresangabe hinausgehenden Daten – Monate, Wochen, Tage – zur Regierungsdauer. Hinsichtlich der Regierungsdauer der frühen Bischöfe bestehen bei beiden Textgruppen auch die größten inhaltlichen Differenzen. Daneben wird nur bei den Gestühlinschriften Erimbertus als frater s. corbiniani (II), Otto I. als marchio orientalis (XXII), Konrad II. als comes silvester (XXVII), Friedrich I. als de Montalban (XXVIII) und Emicho als comes silvester (XIX) bezeichnet, bei Lantpert (XIV) ist das Todesjahr genannt, ansonsten bleiben die Arnpeck’schen Kapitelüberschriften einem relativ statischen Formular verhaftet. Auffällig ist allemal die wörtliche Übereinstimmung vieler Beischriften, besonders derjenigen für Johannes II. (XXXII). Eine Vorlage für die 1724 ergänzte Beischrift des hl. Korbinian (I) war bei Veit Arnpeck nicht nachzuweisen.

Analog zu den erhaltenen Beischriften ist davon auszugehen, daß sich auch die übrigen Beischriften von Bischof Konrad IV. (XXXIII) bis zu Bischof Sixtus von Tannberg (XLIV) an den Kapitelüberschriften von Veit Arnpeck orientierten. Diese lauten24):

Conradus iiij Ep(iscop)us xxxiiij sedit an(n)is xiij
Johan(n)es ij(us) Ep(iscop)us Sedit annis xij
Albert(us) 2(us) ∙ ep(iscop)us ∙ 35 ∙ sedit an(n)is ∙ mensib(us) xj dieb(us) iij.
Paul(us) ∙ 36 ∙ ep(iscop)us Sedit an(n)is xviij ∙ ebdom(a)d(as) iij ∙
Leopold(us) 37 ep(iscop)us Sedit annis ∙ ij ∙ mensib(us) vj ut (quasi)
Berchtold(us) xxxviij ep(iscop)us Sedit an(n)is xxx ut quasi
Chunradus q(ui)nt(us) Ep(iscop)us xil, sedit anno j ∙ Inte(r)fect(us) e(st).
Hermann(us) xl ep(iscop)us Sedit annis ix.
Nicodem(us) de Scala xlj ep(iscop)us Sedit annis xx
Johannes Tercius Ep(iscop)us xlij olim Cardinalis Sedit annis decem
Johannes q(a)rt(us) Ep(iscop)us xliij sedit an(n)is xxj et r(e)sig(na)vit
Sixtus ep(iscop)us xliiij ∙ Sedit an(n)is xxvj ∙ mensib(us) sex ∙ diebus decem

Soweit bekannt, findet sich eine personalisierte Darstellung der Bistumsgeschichte auf einem Chorgestühl erst wieder 1654 in der Wiener Domkirche St. Stephan, deren Gestühl mit acht Bischofsbüsten und Beischriften versehen ist.

Textkritischer Apparat

  1. epus ohne Kürzungsstrich.
  2. Schlußzeichen in Form eines Quadrangel, von dem nach rechts eine sich mehrfach verzweigende Schnörkellinie ausgeht.
  3. Schlußzeichen in Form eines querliegenden Zweiges mit Frucht, ähnlich einer Eichel.
  4. Schlußzeichen in Form eines querliegenden Zweiges.
  5. Schlußzeichen in Form eines kleinen, querliegenden Zweiges.
  6. Die Initiale aus zwei verschränkten Versalien U gebildet.
  7. Schlußzeichen in Form von liegenden, flammenartigen Zierlinien, ineinander gesetzt im Verhältnis vier zu drei zu zwei zu eins.
  8. Nachfolgend Trennzeichen in Form eines kleinen, querliegenden Zweiges.
  9. Schlußzeichen in Form von sechs Punkten, kreisförmig um einen Mittelpunkt angeordnet, von diesem außerdem drei geschwungene Linien radial ausgehend.
  10. Schlußzeichen in Form eines Fabelwesens.
  11. Querliegender Zweig mit drei ovalen Früchten.
  12. Schlußzeichen in Form einer stilisierten Blüte (?), davon abgehend liegende flammenartige Zierlinien, ineinander gesetzt im Verhältnis fünf zu vier zu drei zu zwei zu eins.
  13. xx in separater Zeile rechtsbündig gesetzt.
  14. Schlußzeichen in Form einer Endacht-Schlinge.
  15. =b(us) in separater Zeile rechtsbündig gesetzt.
  16. Die Datierung auf die Innenseiten der gegenüberliegenden westlichen Abschlußwangen verteilt: Südlich wohl +1+4+, nördlich wohl +8+8+.
  17. Die Datierung auf die Außenseiten der gegenüberliegenden östlichen Abschlußwangen verteilt: Südlich [+]1+4[+], nördlich [+8]+8+. Sämtliche Worttrennzeichen paragraphenförmig.

Anmerkungen

  1. Oesterhelt, Chorraum 28-33; Oesterhelt, Chorgestühl 114-117. Hinweise auf vorbereitende Planungen und Einkäufe in den Domkustos-Rechnungen aus den Jahren 1485–1487: Dom-Custos-Rechnungen I 516 Nr. 8.852 und 8.853; 517 Nr. 8.855; 520 Nr. 8.886. Dort auch ein Eintrag über Rosenhaupt, s. ebd. 534 Nr. 9.027.
  2. Dom-Custos-Rechnungen I 519 Nr. 8.881, 8.882.
  3. Dom-Custos-Rechnungen I 520 Nr. 8.886.
  4. Dom-Custos-Rechnungen I 535 Nr. 9.040, 9.041.
  5. Dom-Custos-Rechnungen I 534 Nr. 9.027.
  6. Oesterhelt, Chorraum 26f.; Oesterhelt, Chorgestühl 113f.
  7. Die Rechnungsnotiz von 1490 lautet: solui dem Sigmund. Hat die aussern Gäter rot angestrichen vnd die Jartzal an vier Ennden an die newen stuel gemacht sol. 40, s. Mitterwieser, Zubehör 28; Oesterhelt, Chorraum 17 Anm. 1; Oesterhelt, Chorgestühl 109 Anm. 10; Dom-Custos-Rechnungen I 628 Nr. 10.004.
  8. Gemessen wurden jeweils die Höhe des Schriftfeldes und die Breite der einzelnen Tafeln.
  9. Oesterhelt, Chorraum 4-6; Oesterhelt, Chorgestühl 99f.
  10. Der Tätigkeitsbericht des Kistlers Franz Georg Steffaner lautet: Erstlich solche stiel mit groser Miehe abgebrochen, vnd ausgelöst, dan die oberen khupplen in der Midten durchschnidten vnd vmb den halben Thail seiffen (?) gemacht, Wölches als dan Zu stuckhen gangen, dan solches widerumb Zu samen gemacht, dan die hindteren fillungen oder ruggWendt, wölche mehristen Thail durch den Wurmb oder Maser des holz Vil Zerbrochen, solche wider Zu samm geleimbt neue stikhe daran gemacht vnd hindten her mit schwalbenschwaiffen versöchen, auch Zwo neue filungen darzue gemacht, auch 6 filungen in der mitten abgeschnidten, vnd auf andter auf Zäpfft, wögen ausWexlung der schrifften. Dan vornher den obern Cranz, das gsimbß durch schnidten, den obernhalben thail aber ausgeschwaifft vnd durchbrochen, damit solcher hat khinen Erhöcht werden vnd desto Zierlicher herauskhombt. Weilen aber solcher Cranz sein völige störkhe gehabt hat an denen gsimbß Werch, so ist durch dises aus schwaiffen vnd durchbröchen ales Zu stuckhen gangen, vnd solcher mit groser Miehe hab widerumb Zu samen gemacht, auch vil von lindten holz Neu dar Zue gemacht, ausgebösert vnd widerumb Ergenzt. Hernach solche stiel widerumb ausgesözt vnd zusamen gemacht, dan auf die löste an allen vier Eggen vnd, vnd [sic] oben halben Thail wöckh geschnidten, auf der brobst vnd Döchant Seithen von denen geschnidtenen wendten die Pordten stuckh ver Endtert vnd widerumb aufgemacht. bey denen Coralisten Zwo dickhe lindten lätten Eingericht vnd ausgeschaifft, dan die völigen stiel was iezt schwarz ist, ausgebösert, vnd föste gemacht, thuet mein wol verdienen 55 fl., s. BayHStA HL 3 Fasz. 155/22 prod. 184 fol. 1v-2v.
  11. Die beiden Brustbilder der Bischöfe Korbinian und Otto (vielleicht irrig für Utto ?) mußten von Franz Anton Mallet neu angefertigt werden: Erstlich 2 neye brustbilder nemlich S. Corbinany vnd otto vnd vor Einß mit sambt der Zuegehörr verdiend 6 fl., Machen bede zusamen 12 fl., s. BayHStA HL 3 Fasz. 155/22 prod. 165.Die Aussage, er, Steffaner, habe Zwo Neue filungen hinzugefügt, deckt sich mit der Angabe des Bildhauers Mallet, der in 2 neye daffell die schrifft hin Ein geschniden 2 fl., s. BayHStA HL 3 Fasz. 155/22 prod. 165. Sicher irrig ist jedoch die Angabe, er habe 6 filungen in der mitten abgeschnidten, tatsächlich handelt es sich nur um fünf angestückte Dorsaltafeln. Vgl. auch Oesterhelt, Chorraum 22f. und Oesterhelt, Chorgestühl 111f.; Götz, Kunst in Freising 178.
  12. BayHStA HL 3 Fasz. 155/22 prod. 150; vgl. Götz, Kunst in Freising 179 (Abb. 63, 72).
  13. Verzeichnis des Hofbildhauers Franz Anton Mallet vom 11. Juli 1724: Erstlich 2 neye brustbilder nemlich S. Corbinany vnd otto vnd vor Einß mit sambt der Zuegehörr verdiend 6 fl., Machen bede zusamen 12 fl.; Mer 32 groß Khnöbf mit laubwerg geschnidt 16 fl.; Mer 32 große laub geschniden der vor 10fl.; Mer 100 gleine Laub gemacht dervor 15 fl.; Mer 15 neye bischoff stab vnd 6 schildtl 5fl.; Mer 24 gleine bildtl ausgebesert vnd darzu neye hend vnd fieß genacht 4fl.; Mer Ein daffell mit laub vnd schrift ausgebeßert 1fl.; Mer 2 neye daffell die schrifft hin Ein geschniden 2fl.; Mer die ober auß Zug auß gebeßert vnd die alten lauber zusamen gricht vnd 10 neye laub dar zue geschnidten 5 fl., s. BayHStA HL 3 Fasz. 155/22 prod. 165. Über eine geplante, aber nicht ausgeführte Veränderung des Chorgestühls berichtet Benker, Korbinian im Bilde 178: Das Domkapitel wünschte die Anbringung roter Wandbehänge an einem neu anzufertigenden Kranzgesims des Gestühls, was die Beseitigung des gotischen Baldachins bedeutet hätte. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch am Einspruch des Bischofs.
  14. Kostenübersicht des Malers Franz Deschler: Der Chor Stiell in dem alhiesigen Thumbstifft kirchen wegen fassung derselben von feingoldt zu planieren. Erstlich wan dise stiehl wir angefangen durchaus das Laubwerckh von feingoldt planiert wirdt, die Pischöff weis planiert sambt denen khleinen biltlein vnd seullen, das ybrige angestrichen von bley weis bis auf die Lainen, die schrifften schwarz heraus gemacht, vor dise 32 stiehl meines wohl verdienens sambt beyschaffung goldt Leimbgrundt vnd anders 335 fl., anders wan das Laubwerckh in hegsten gradt Nur verguldtet würdt, vnd mit gresten sparen, so khönen solche bis 70 fl. wolfeiller gemacht werden. drittens khundten solche stiell Noch was Reichers gemacht werden Vmb 170 fl. das die ganze summa 505 fl. ausmachte vnd dannach Noch nit auf das schenste. Viertens würdt auch von mir vnd denen gesehlen Ihro hochfürstliche Gnaden in ansechung den so leichten yberschlag vmb ainen gewisen abent trunckh vnderthenigist gebetten. Fünfftens werden 32 schildten gemahlt vor welche der schiessl Mahler vor iedes 12 kr. begert, s. BayHStA HL 3 Fasz. 156/1 prod. 86.
  15. Oesterhelt, Chorraum 24f.; Oesterhelt, Chorgestühl 112f. Eine Fotoaufnahme des barocken Zustandes von 1724 vor der Renovierung 1880/85 bei Benker, Korbinian im Bilde 182.
  16. Oesterhelt, Chorraum 27, deutet ihn somit als Zelebrantensitz, der dem Priester und seinen beiden Diakonen während bestimmter Abschnitte der Meßfeier Gelegenheit zum Sitzen bot. S. auch Reinle, Ausstattung 60f. und Reinle, Zelebrantensitz 518f. Der Bischofsthron stammte aus dem Vorgängergestühl und zeigte zwei Wappenschilder, die 1488 farbig gefaßt wurden (Tannberg, Hochstift Freising), s. Oesterhelt, Chorraum 26; Oesterhelt, Chorgestühl 113f.
  17. Bei Beginn mit dem zweiten Bischof an der Nordwand hätte dies den vierten Bischof (Aribo) betroffen, von diesem besitzen wir aber eine originale Beischrift (IV). Daher ist anzunehmen, daß die ursprüngliche Reihe tatsächlich erst mit dem dritten Bischof (Joseph) begann und über der Tür keine Bischofsbüste angebracht war.
  18. Er hätte dann nicht mehr die Funktion als Zelebrantensitz besessen, sondern hätte als Ehrensitz für Senioren des Domkapitels gedient. Zum Vergleich wäre das Chorgestühl des Ulmer Münsters heranzuziehen, das in den Jahren 1468–1474 durch Jörg Syrlin d.Ä. errichtet wurde und dessen Dreisitz ebenfalls im Westen angesiedelt ist (dort allerdings ohne die Verbindung mit einem Lettner). Die herausragende Dekoration des Gestühles und des Dreisitzes wirkte weit über die schwäbische Region hinaus als nachahmenswertes Beispiel für spätere Gestühle und war sicher auch Ulrich Glurer bekannt. Eine eingehende Analyse der Architektur und der bildlichen Gestaltung des Ulmer Gestühles zuletzt bei Gropp, Ulmer Chorgestühl.
  19. Die Reliefbüsten an den Dorsaltafeln in Ulm (1474) und Memmingen (1508) stellen Apostel, Propheten und Sibyllen dar, s. Oesterhelt, Chorraum 36f.; Urban, Chorgestühl 525f.
  20. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 19.
  21. Mitterwieser, Zubehör 24 Anm. 1, s. auch Oesterhelt, Chorraum 38 Anm. 2; Benker, Dom im ersten Jahrtausend 37.
  22. Oesterhelt, Chorraum 38.
  23. AEM H 5 p. 88-91, 93, 95-100, 102, 104, 107f., 115, 124, 127-130; Leidinger, Veit Arnpeck 853-857, 859-864, 866, 868-871, 876, 883, 885-888.
  24. AEM H 5 p. 131-134, 136-139, 141, 143; Leidinger, Veit Arnpeck 889-892, 894f., 897f., 900.

Nachweise

  1. Kdm Obb II Taf. 43; Schlecht, Inschriften II 52f. Nr. 130; Oesterhelt, Chorraum 120f.; Benker, Dom und Domberg 43; Otto, Chorgestühl 394-396.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 134 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0013403.