Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 126 Domkreuzgang 1481

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Stiftspropst Heinrich von Baruth. Im Ostflügel zwischen dem zweiten und dritten Joch an der Westwand. Ursprünglich in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas in einer Nebenkapelle auf der Evangelienseite an der Wand unter der Orgel1), im Herbst 1803 ausgebaut, danach im Seminargarten, später in der Martinskapelle2), seit ca. 1901 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem mit Blumenranken verzierten Rundbogen Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet, auf dem Kopf ein Birett; zu seinen Füßen ein Wappenmedaillon, die untere Schriftleiste unterbrechend. Besonders in den Randbereichen schlechter Erhaltungszustand.

Maße: H. 230 cm, B. 118 cm, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Egregi(us) · utriusq(ue) · Juris · Doctor / · d(omi)n(u)s · henricus · Baruther · Cano(n)ic(us)a) · frising(e)n(sis) · ac · h(uius) · eccl(es)ie · p(re)posit(us) / · Obyt · A(nn)[o]b) · // d(omin)ic) · m · cccc · lx/x[x]i · die · xi · January · hic · sep(u)lt(us) · Cui(us) · a(n)i(m)a · i(n) · p[ace · r]eq(ui)escatd) ·

Übersetzung:

Der ausgezeichnete Doktor beider Rechte, Herr Heinrich Baruther, Freisinger Kanoniker und Propst dieser Kirche, starb im Jahre des Herrn 1481 am 11. Januar. Er ist hier begraben. Seine Seele möge in Frieden ruhen.

Wappen:
Baruth3).

Kommentar

Die Grabplatte wird von Volker Liedke der Münchner Werkstätte der Haldner zugewiesen4), vgl. Einleitung XCIXf.

Heinrich von Baruth, gleichnamiger Neffe eines 1454 verstorbenen Freisinger Domherrn5), war von 1457 bis 1464 Pfarrer in Feichten6). 1461 erlangte er ein Domkanonikat in Freising, wirkte ab 1462 auch als Chorrichter und wurde 1467 zum Domkapitular gewählt. Im selben Jahr wurde er auch zum Generalvikar berufen7). 1471 übernahm er die Stiftspropstei von St. Andreas8). Im Stiftungskalender der Freisinger Domkirche sind die Stiftungen einer Jahrtags- und einer Totenmesse unter dem 11. Januar eingetragen9), daneben bestand eine Meßstiftung in St. Andreas10).

Außerdem gab es in St. Andreas eine kleine Bodenplatte mit der Inschrift: A(nn)o D(omi)ni MCCCCLXXXV. Obiit Egregius utriusque Juris Doctor Hainricus Baruther Can(onicus) Ecclesiae Fris(ingensis) et huius Praepositus11). Da auch hier das in den neuzeitlichen Quellen öfters vorkommende irrige Todesdatum 1485 auftritt12), ist davon auszugehen, daß die Bodenplatte nicht gleichzeitig mit der figuralen Platte, sondern vermutlich erst im 18. Jahrhundert angefertigt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. c(us) hochgestellt.
  2. Evtl. o hochgestellt analog zu d(omin)i; nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
  3. i hochgestellt.
  4. Worttrennzeichen paragraphenförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Andreae Frisingae fol. 19v, Catalogus Canonicorum fol. 4r; AEM H 58 p. 125 (P).
  2. Prechtl, St. Andreas 19.
  3. Einhorn mit Fischschwanz. Dieses Wappen hat bereits ein gleichnamiger Onkel des Heinrich von Baruth verwendet, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 14. Ein Einhorn mit Fischschwanz erscheint in Freising auch im Wappenschild des Johannes Simon (Nr. 121).
  4. Liedke, Haldner 29.
  5. Der gleichnamige Onkel des Heinrich von Baruth besaß neben seinem Freisinger Kanonikat eine Domherrenpfründe in Passau, wo er auch begraben wurde. Zu seiner Grabinschrift s. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 149.
  6. Klämpfl, Feichten 248f.; Feichten, Lkr. Altötting.
  7. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 4r. Nach AEM H 118 p. 454 und Prechtl, St. Andreas 79, war er auch 1476 noch Generalvikar, vgl. Ettelt-Schönewald, Kanzlei II 441.
  8. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Andreae Frisingae fol. 19v; AEM FS 118 p. 3b; Prechtl, St. Andreas 79-81, 111.
  9. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 2, 51; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 29v; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 86.
  10. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 2r, 28r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 346r, 346v.
  11. BSB Cgm 1717 p. 68; AEM H 482a p. 99; BSB Cgm 1718 p. 28; Bugniet, Versuch 77; AEM H 118 p. 476; AEM H 464 fol. 44v; AEM H 59 p. 51; AEM H 60 p. 96; AEM H 465 fol. 24r.
  12. Das irrige Todesjahr 1485 wird bereits bei Eckher genannt, s. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 4r; vgl. AEM H 118 p. 454.

Nachweise

  1. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 672; HVO Geissiana 510; AEM H 270; Schlecht, Inschriften III 75f. Nr. 43, Taf. XVII; Liedke, Haldner 29f., 175.
Addenda & Corrigenda (Stand: 27. Januar 2020):

In einem Schreiben aus dem Jahr 1477 in den sog. Auslaufbüchern Bischof Sixtus' von Tannberg ist ein weiterer Quellennachweis für Heinrich von Baruth zu finden.1)

Anmerkungen

  1. 1.AEM AA001/1, H659, S. 254; Digitalisat der Quelle (Zugriff: 27.01.2020). Dieser Hinweis ist Frau Magdalena März zu verdanken.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 126 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0012602.