Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 117 Domkreuzgang 1477

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Weihbischof Johannes Frey. Im Ostflügel im dritten Joch an der Ostwand. Ursprünglich in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas unter der Orgel an einer Säule1), im Herbst 1803 ausgebaut, zunächst wohl im Seminargarten, später in der Martinskapelle2), seit ca. 1901 am heutigen Standort3). Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift zwischen zwei Leisten, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem mit Astwerk verzierten Halbkreisbogen, dessen Zwickel mit Dreipässen gefüllt sind, Darstellung des Verstorbenen im bischöflichen Ornat, in seiner Linken der Bischofsstab, die Rechte segnend erhoben. Die Platte im unteren Drittel diagonal gebrochen, besonders die obere Plattenhälfte schadhaft. Das Mittelfeld an einigen Stellen leicht abgetreten.

Maße: H. 187 cm, B. 96 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)nj · m · cccc · lxxvij · Octaua / · mensis · aprilis · obyt · Re(vere)ndus · pater · et · d(omi)n(u)s · d(omi)n(u)s · Joh(ann)es / · Ep(iscop)us · Salanens(is) · Dict(us) / · frey · Ordinis · minorum · hic · sepultus · req(ui)esc(a)ta) · j(n) · paceb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1477 am achten (Tag) des Monats April starb der hochwürdige Vater und Herr Herr Johannes, Bischof von Salona, genannt Frey, aus dem Orden der Minderen Brüder. Er liegt hier begraben. Er ruhe in Frieden.

Kommentar

Die Grabplatte wird von Volker Liedke der Münchner Werkstätte der Haldner zugeschrieben4). Eine genaue Schriftanalyse wird durch den schlechten Erhaltungszustand erschwert. Soweit erkennbar, ergeben sich Gemeinsamkeiten mit Nr. 86, 95 und 119, vgl. die Versalien E bei Ep(iscop)us, S bei Salanens(is), außerdem die Minuskelbuchstaben a bei pater sowie e und s bei sepultus; vgl. Einleitungskapitel XCIXf.

Prechtl zitiert auszugsweise – dies wohl aufgrund schlechter Lesbarkeit – eine Grabinschrift für Weihbischof Johannes Frey mit abweichendem Text, die jedoch mit der erhaltenen identisch sein dürfte: Anno Domini MCCCCLXXIIII in die S. Dionysii Martyris obiit venerabilis pater et Dominus Joannes, Episcopus Salonensis ... cujus anima requiescat in pace5).

Johannes Frey war der Onkel des Domherrn Kaspar Schmidhauser (Nr. 132)6) und ist als Pfarrer in Oberföhring belegt7). Unter Bischof Johannes IV. Tulbeck (1453−1473) hatte er das Amt des Weihbischofs mit dem Titularbistum Salona inne8). In dieser Funktion war er an der Weihe des 1461 neu errichteten Hochaltars der Freisinger Domkirche beteiligt. 1464 war er in München anwesend, als Bischof Johannes IV. Tulbeck den Jakobsaltar in der Kirche des Klarissenklosters am Anger weihte. 1469 begleitete er in Moosburg die Translation der Reliquien des hl. Kastulus aus dem Sarg in den Hochaltar, nachdem im Vorjahr die Grundsteinlegung des Chores stattgefunden hatte9). Von ihm ist eine Jahrtagsstiftung nach St. Andreas überliefert10).

Textkritischer Apparat

  1. t hochgestellt.
  2. Worttrennzeichen punktförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 280; Bugniet, Versuch 26; Heckenstaller, Weihbischöfe 149.
  2. Prechtl, St. Andreas 18.
  3. Schlecht, Inschriften III 72.
  4. Liedke, Haldner 27f.; Liedke, Burghauser Sepulchralskulptur 6.
  5. Prechtl, St. Andreas 18.
  6. Schlecht, Inschriften III 72.
  7. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 263; Oberföhring, Stadt München.
  8. Heckenstaller, Weihbischöfe 149; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 586f. Nr. 24; Salona, heute Solin, Kroatien.
  9. Heckenstaller, Weihbischöfe 149; Bugniet, Versuch 25.
  10. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 8r, 19v.

Nachweise

  1. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 657; BSB Oefeleana 10 IV p. 280; AEM H 59 p. 105 Nr. 19; Bugniet, Versuch 26; HVO Geissiana 456; AEM H 270; Prechtl, St. Andreas 18; Schlecht, Inschriften III 72 Nr. 39, Taf. XV; Liedke, Haldner 27f., 171.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 117 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0011703.