Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 115† Fk. St. Johannes Baptist 1476

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Stiftspropst Michael von Seckendorf. Genauer Standort nicht bekannt. Möglicherweise bereits im frühen 18. Jahrhundert abgegangen1). Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem geschweiften Maßwerkbogen Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet; zu seinen Füßen sein Wappenschild, die Schriftleiste unterbrechend; hinter ihm ein an einer Stange aufgehängter Vorhang.

Text und Beschreibung nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Anno · D(omi)nj · Mo : C · C · C · C · LXX · VIa) · / in · die · S(anc)tj · Seuerinj · obyt · venerab(ilis) · D(omi)n(us) · Michael · / de Säcken=//=dorffb) · / de · Werd · acc) · Can(onicus) · frising(ensis) · et · hui(us) · Eccl(esi)ae · p(re)p(o)sit(us) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1476 am Tag des hl. Severin starb der ehrwürdige Herr Michael von Seckendorf von Werd und Freisinger Kanoniker und Propst dieser Kirche.

Datum: 1476 Oktober 23.

Wappen:
Seckendorf2).

Kommentar

Michael von Seckendorf entstammte einem fränkischen Adelsgeschlecht. Seine Eltern waren Hans und Barbara von Seckendorf zu Möhra3). 1455 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt4), wurde 1457 Domherr in Freising5), 1459 Domkapitular6) sowie Propst des Kollegiatstifts St. Johannes Baptist7), 1462 Cellerar des Domkapitels und 1475/76 Benefiziat des Thomasaltars8). Außerdem besaß er Pfründen als Domherr zu Regensburg9). Meßstiftungen für ihn sind an der Freisinger Domkirche10) und nach St. Johannes Baptist11) belegt.

Außerdem gab es in der Kollegiatstiftskirche St. Johannes Baptist eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Michael de Seckendorff Can(onicus) Fris(ingensis) et praep(ositus) huius Ecclesiae O(biit) a(nn)o 1476. 23. octob(ris)12). In derselben Kirche befand sich eine weitere Bodenplatte für eine nahe Verwandte – möglicherweise die Mutter oder Schwester – des Stiftspropstes mit der Inschrift: 1472. 4. decemb(ris) O(biit) : D(omi)na Barbara de Seckendorff13). Beide Platten gingen im Verlauf des 19. Jahrhunderts verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 477: 1476.
  2. Unterbrechung durch Wappenschild.
  3. AEM H 61: irrig de Werdar.

Anmerkungen

  1. Die Grabplatte ist nicht in der bald nach 1734 angelegten Freisinger Inschriftensammlung von Oefele enthalten, dagegen werden von ihm die zwei kleinen Bodenplatten erwähnt, vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 248.
  2. Bay 22 (Tafel 15).
  3. Falckenstein, Antiquitates Nordgavienses II 218.
  4. Acten Erfurt I 204 r. Sp. Z. 1, 1445.
  5. Falckenstein, Antiquitates Nordgavienses II 218.
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53v.
  7. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 26r; AEM FS 118 p. 71.
  8. BSB Cgm 1717 p. 825.
  9. BZAR Bernclau, Episcopatus Ratisbonensis p. 380; Falckenstein, Antiquitates Nordgavienses II 218. Es ist fraglich, ob der inschriftliche Namenszusatz de Werd so zu deuten ist, daß Michael von Seckendorf auch das Amt des Stiftspropstes in Maria Wörth (im Wörthersee), Pol. Bez. Klagenfurt-Land, Kärnten, Österreich, innehatte, vgl. Schlecht, Inschriften VI 103. Als solcher ist er in keiner Quelle belegt.
  10. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 40, 50; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 21r, 29v; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 94; Boegl, Jahrtagsverzeichnis 6.
  11. BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 30 fol. 15r; BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 31 fol. 2v.
  12. BSB Oefeleana 10 IV p. 248.
  13. BSB Oefeleana 10 IV p. 248.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53v; BSB Cgm 1724 p. 229 Nr. 59; BSB Cgm 1717 p. 825; AEM H 482a p. 874; BSB Cgm 1718 p. 428; HVO Ms. 318 fol. 59r; AEM H 477 p. 747; AEM H 61 p. 199; AEM H 465 fol. 234v; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 9 Nr. 62; HVF U XI 11 p. 7 Nr. 62; Schlecht, Inschriften VI 103 Nr. 54a; Glaser, Grabsteinbuch 341f. Nr. 116.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 115† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0011507.