Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 97† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1450

Beschreibung

Kopfreliquiar des hl. Sigismund mit Stifterinschrift. 1803 in der oberen Domsakristei registriert, anschließend ans Kurfürstliche Münzamt abgeliefert und eingeschmolzen1). Silber, vergoldet, mit Edelsteinen besetzt. Am Hals vier, am Postament elf und an der Krone vier Edelsteine, dazu Perlen; die Inschrift umlaufend. 1791 sechs Perlen fehlend.

Maße, Materialangabe und Text nach BayHStA HL Freising Nr. 5922), Beschreibung nach BayHStA HL 3 Fasz. 161.

Maße: Gesamthöhe: ca. 83 cm.

  1. A(nn)o D(omi)ni M.CCCCLa). Jahr innovatum est Caput Sigismundi Sancti Reigib) per venerabile Capitulum et Custodem Wigeslaumc) Rornbeckend) Ecclesiae Frisingensis, et in eodem anno inchoatum et completum est

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1450 wurde der Kopf des heiligen Königs Sigismund durch das ehrwürdige Kapitel und Kustos Wigislaus Rorbeck, (beide) von der Freisinger Domkirche, neu geschaffen und in demselben Jahr begonnen wie auch vollendet.

Kommentar

Bis zum Jahre 1450 hatte sich im Freisinger Dom eine silberne Votivfigur von Herzog Ludwig dem Gebarteten von Ingolstadt (1413–1447) befunden, die dieser um 1400 zur Sühne für einen versuchten Überfall auf Freising gestiftet hatte. Wie Veit Arnpeck berichtet, ließ der genannte Domkustos Wigislaus Rorbeck von Rorbach diese Figur einschmelzen und daraus ein Kopfreliquiar herstellen3), das laut Inschrift eine Schädelreliquie des hl. Sigismund enthielt. Reliquien des heiligen Burgunderkönigs (516–523) waren bereits in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts an den Freising Dom gelangt4). Ab dem späten 15. Jahrhundert galt Freising als der bedeutendste Wallfahrtsort für diesen Heiligen in Deutschland5), vgl. Nr. 145.

Zu Wigislaus Rorbeck von Rorbach vgl. Nr. 100.

Textkritischer Apparat

  1. BayHStA HL 3 Fasz. 161: 1450.
  2. AEM H 76: Regis; BayHStA HL 3 Fasz. 161: Reigi fehlt.
  3. BayHStA HL 3 Fasz. 161, AEM H 76, AEM H 255: Wigislaum.
  4. BayHStA HL 3 Fasz. 161: Karbeken.

Anmerkungen

  1. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 70 prod. 41 fol. 7v. Nicht im vorausgehenden Inventar verzeichnet, vgl. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 28 prod. 83.
  2. Die Höhe der vier Reliquiare wird in BayHStA HL Freising Nr. 592 mit cubitalis angegeben, sie entsprach also jeweils einer bayerischen Elle (83,3 cm). Das Gewicht des Sigismund-Reliquiars betrug nach BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 70 prod. 41 fol. 7v 18 Mark 10 Loth (4357 gr.), nach BayHStA HL 3 Fasz. 161 dagegen 24 Mark 12 Lot (5790 gr.).
  3. Leidinger, Veit Arnpeck 893; vgl. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 179, 241; Hoheneicher, Spicilegium 3, 286 Anm. 51; Benker, Goldschmiedearbeiten 182.
  4. Bauer, Dom als Wallfahrtskirche 265.
  5. Randlinger, Verehrung 358, mit einer Beschreibung der Legende des hl. Sigismund.

Nachweise

  1. BayHStA HL Freising Nr. 592 p. 147; BayHStA HL Freising Nr. 594 p. 17; BayHStA HL 3 Fasz. 161 Inventar 1745 fol. 3r, 3v; AEM H 76 p. 340; AEM H 255 p. 9.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 97† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0009708.