Inschriftenkatalog: Stadt Freising
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 69: Stadt Freising (2010)
Nr. 86 Domkreuzgang 1443
Beschreibung
Figurale Grabplatte für den Dompropst Nikolaus von Gumppenberg. Im Nordflügel im vorletzten Joch an der Nordwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche im Mittelschiff1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift zwischen zwei Leisten, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem gotischen Kielbogen, dessen Zwickel mit Lanzettstreben gefüllt sind, Darstellung des nach links gewandten Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet. In den Ecken der Platte die vierfache Ahnenprobe in Wappenmedaillons, die Schriftleiste unterbrechend; in der Mitte der unteren Schriftleiste der Wappenschild des Verstorbenen. Das Mittelfeld an einigen Stellen leicht abgetreten.
Maße: H. 240 cm, B. 127 cm, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
A(nn)oa) · d(omin)ib) · mo · cccco xliijo · ob(iit)c) · // ven(erabi)lis · p(ate)r · et · d(omi)n(u)s · Nicolaus · de · Gumppenperg · p(re)p(osi)tusc) // eccl(es)iec) · fri//s(ingensis) · Jn · Ce(n)ac) // d(omi)ni · q(ue) · e(r)at · decimaoctaua · die · mensis · Aprilis · r(equiesca)td)
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1443 starb der ehrwürdige Vater und Herr Nikolaus von Gumppenberg, Propst der Freisinger Kirche, am Gründonnerstag. Das war der 18. Tag des Monats April. Er möge ruhen.
Gumppenberg2). | |
Gumppenberg2) | Marschall von Donnersberg und Oberndorf3) |
Fraunberg4) | Unbekannt5) |
Textkritischer Apparat
- o hochgestellt.
- i hochgestellt.
- Nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
- r aus zwei steigenden Diagonalschäften; Worttrennzeichen quadrangelförmig; als Schlußzeichen eine Blüte.
Anmerkungen
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 14r.
- Bay 38 (Tafel 35).
- BayA1 114 (Tafel 115).
- Bay 34 (Tafel 31).
- Geweckter Schild.
- Liedke, Haldner 40, 161.
- Hundt, Stammenbuch II 112.
- Hundt, Indersdorf I 219 Nr. 570.
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 14r.
- Gumppenberg, Familie 128-130; Haemmerle, Canoniker 60 Nr. 283.
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 14r.
- Khamm, Hierarchia Augustana I 596; Haemmerle, Canoniker 60 Nr. 283.
- Matrikel Heidelberg I 108.
- BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. Er, 5r Nr. 33, Catalogus Canonicorum fol. 14r; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 602 Nr. 36.
- Falckenstein, Antiquitates Nordgavienses II 80.
- Haemmerle, Canoniker 60 Nr. 283.
- BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 12, 53; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 30v; AEM H 80 p. 17; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 89.
- Vgl. AEM H 482a p. 357; BSB Cgm 1718 3 nach p. 147; AEM H 64 p. 601f.; AEM H 464 fol. 93r.
- BSB Oefeleana 10 IV p. 206; AEM H 76 p. 297, 321; die Platte 1794 noch erwähnt, s. BayHStA HL 3 Fasz. 155/15.
Nachweise
- BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. 5r Nr. 33, Catalogus Canonicorum fol. 14r; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 13 Nr. 33; BSB Cgm 1724 p. 78 Nr. 11; AEM H 58 p. 19 (P, H); BSB Oefeleana 10 IV p. 120; BSB Cgm 1717 p. 283; BSB Cgm 2290 XII fol. 337r; BSB Cgm 2291 V fol. 330v, 374v, 375r; AEM H 602 p. 111; AEM H 482a p. 356f.; BSB Cgm 1718 p. 3 nach p. 147, 153; AEM H 76 p. 318; HVO Ms. 318 fol. 55r; AEM H 477 p. 745; AEM H 61 p. 12; AEM H 465 fol. 93r, 95v; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 7 Nr. 44; Gumppenberg, Geschichte 128-130, Taf. I; HVF U XI 11 p. 5 Nr. 45; Schlecht, Inschriften V 18f. Nr. 28; Liedke, Haldner 39f., 45, 161; Schwaiger, Freisinger Diözesansynoden 266; Glaser, Grabsteinbuch 336 Nr. 98.
Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 86 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0008608.
Kommentar
Die Grabplatte wird von Volker Liedke dem Münchner Bildhauer Hans Haldner zugeschrieben6). Sie gehört zu den frühesten noch erhaltenen Werken dieses Meisters.
Der Versal A am Textbeginn des Textes ist als Figureninitiale gestaltet. Der Schaft zeigt ein Gesicht und der Schrägschaft wird von einem geflügelten Drachen gebildet, dessen Beine als Balken zur Nase des Gesichtes führen. Dieser Versal wurde auch auf der Deckplatte für Bischof Johannes Grünwalder verwendet (Nr. 95). Zu den übrigen Buchstabenformen vgl. Einleitung XCIXf. Die Länge des Textes verlangte den verstärkten Einsatz von Kürzungen sowie engere Buchstabenabstände, mit Rückwirkung auf die Form einiger Minuskelbuchstaben (vgl. die Schrift auf der figuralen Deckplatte für Bischof Johannes III. Grünwalder, Nr. 95).
Nikolaus von Gumppenberg aus der Linie des Stephan von Gumppenberg entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht7). Sein Vater war Heinrich von Gumppenberg, seine Mutter Klara, geb. Marschalk von Oberndorf8). Um 1400 gab ihn sein Bruder Heinrich in eine Lehre, Zeuge des Lehrvertrags war sein Großvater Seifried von Bocksberg9). 1405 bekam er ein Domkanonikat in Augsburg zugesprochen und wurde 1406 aufgeschworen10), gefolgt von einem Kanonikat am Domstift Freising 140711). Ebenfalls 1407 bekam er die Propstwürde von St. Peter in Augsburg zugesprochen12). 1408 immatrikulierte er sich an der Universität Heidelberg13) und bekleidete schließlich von 1429 bis 1440 das Amt des Dompropsts in Freising14), außerdem besaß er eine Pfründe als Domherr in Eichstätt15). 1430 resignierte er sein Augsburger Domkanonikat16). 1434 stiftete er ein Bildfenster für die Johannes-Ev.-Kapelle in der Benediktuskirche, s. Nr. 76†. Von Gumppenberg ist eine Jahrtagsstiftung an die Freisinger Domkirche belegt17).
Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: NICOLAVS DE GVMPPENBERG / PRAEPOS(ITVS) FRIS(INGENSIS) O(BIIT) A(NN)O 1443. 18 APR(ILIS)18).
Außerdem gab es in der Benediktuskirche im Mittelschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Nicol(aus) a Gumppenberg Praepos(itus) O(biit) 1443. 18. Ap(rilis)19). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.