Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 84 Domkreuzgang 1442

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Erhard Ottenhofer zu Ottenhofen. Im Südflügel im fünften Joch an der Südwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche im südlichen Seitenschiff vor dem Johannes-Ev.-Altar1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einer gotischem Maßwerkarkade Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, in seiner Linken ein Kelch, die Rechte darüber segnend erhoben; als Standfläche eine Konsole, daran sein Wappenschild; in den Ecken der Platte die vierfache Ahnenprobe als Wappenmedaillons, die Schriftleiste unterbrechend. Arkade, Kopf und Wappenschilde in Flachrelief, die Gewandung mit eingeritzter Binnenzeichnung. Plattenbruch quer durch das untere Drittel, die Bruchkante mit durchfärbtem Mörtel geschlossen.

Maße: H. 192 cm, B. 95 cm, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(nn)oa) · d(omin)ib) · Mo a) · cccco · xlijo c) // ob(iit) · d(omi)n(u)s · Erhard(us) · Ottenhofer · Can(oni)c(us)d) · Fris(ingensis)e) // ac · Pl(e)b(a)n(us) · Ecc(les)iee) // S · Georyf) · ib(ide)mg) · i(n)g) dieg) · S · v(ir)gilyg) · ep(iscop)ig) · ho(ra) · no(n)ah)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1442 starb Herr Erhard Ottenhofer, Kanoniker in Freising und Pfarrer der Kirche St. Georg ebendort, am Tage des hl. Bischofs Virgil in der neunten Stunde.

Datum: 1442 November 27.

Wappen:
Ottenhofen2).
Türndl3)Unbekannt4)
Unbekannt5)Zeller6)

Kommentar

Zu den Schriftformen vgl. Einleitungskapitel XCVIII.

Die Nennung der Todesstunde stellt eine Ausnahme im Formular des 15. Jahrhunderts dar.

Erhard Ottenhofer zu Ottenhofen entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht, das im 16. Jahrhundert erlosch7). Seine Eltern waren Gebhart Ottenhofer zu Ottenhofen und Amalia, geb. Türndl8). Er war spätestens seit 1432 Pfarrer in Neuching und Erding9), erlangte 1435 ein Kanonikat am Freisinger Domstift10), wurde 1436 zum Pfarrer von St. Georg berufen11) und gehörte ab 1439 dem Domkapitel an12), außerdem war er Inhaber des Thomas-Benefiziums im Dom13) und in späteren Jahren auch Pfarrer zu Reith/Tirol14).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: ERHARD(VS) DE OTTENHOVEN CAN(ONICVS) O(BIIT) A(NN)O 1442. / 27 NOVE(MBRIS)15).

Außerdem gab es in der Benediktuskirche im südlichen Seitenschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Erhar(dus) ab Ottenhoven. Can(onicus) O(biit) 1442. 31. Jan(uarii)16). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Hochgestellte o später ergänzt.
  2. i hochgestellt, später ergänzt.
  3. Punkt über den Schäften von i und j später ergänzt; nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
  4. c(vs) hochgestellt.
  5. Punkt über dem Schaft des i später ergänzt; nachfolgend Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
  6. Sic! Punkte über den Schäften des y später ergänzt.
  7. Punkt über dem Schaft des i später ergänzt.
  8. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 III fol. 18r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 35r.
  2. BayA1 5 (Tafel 3).
  3. BayA1 188 (Tafel 191).
  4. Ein schräger Zweig, aus dem drei Eicheln hervorwachsen. Vgl. auch das Wappen des Diepold von Aichberg (Nr. 88).
  5. Aus einem Dreiberg ein Lindenblatt hervorwachsend.
  6. Zeller von Riedau (?), OÖ 692 (Tafel 136).
  7. BayA1 5; Ottenhofen, Gde. Oberneuching, Lkr. Erding.
  8. BSB Cgm 2268 III fol. 17v.
  9. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 212; Prechtl, St. Georg 22; Neuching, Gde. Oberneuching, Lkr. Erding; Erding, Lkr. Erding.
  10. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 35r.
  11. Prechtl, St. Georg 22.
  12. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 35r.
  13. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 35r; Geiß, Kemnater 139.
  14. Archiv-Berichte Tirol IV 164 Nr. 736, 5. März 1441. Es konnte nicht festgestellt werden, ob es sich bei Reith/Tirol um Reith im Alpbachtal, Reith bei Kitzbühel oder Reith bei Seefeld handelt.
  15. Vgl. AEM H 482a p. 655; BSB Cgm 1718 1 nach p. 304; AEM H 64 p. 614; AEM H 464 fol. 176v.
  16. BSB Oefeleana 10 IV p. 213; AEM H 76 p. 297, 321.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 III fol. 18r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 35r; BSB Cgm 1724 p. 165 Nr. 4; BSB Oefeleana 10 IV p. 98; BSB Cgm 1717 p. 592; BSB Cgm 2290 XVIII fol. 495r; AEM H 482a p. 652, 655; BSB Cgm 1718 p. 304, 1 nach p. 304; AEM H 76 p. 331; AEM H 60 p. 89; HVO Ms. 318 fol. 54r; AEM H 477 p. 744; AEM H 61 p. 195; AEM H 465 fol. 176r, 176v, Appendix fol. 8r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 6 Nr. 42; Geiß, Kemnater 139 Anm. 6; HVF U XI 11 p. 5 Nr. 43; Prechtl, St. Georg 23; Schlecht, Inschriften III 55f. Nr. 15; Glaser, Grabsteinbuch 335 Nr. 96.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 84 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0008402.