Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 60† Fk. St. Johannes Baptist 1401, 1429

Beschreibung

Grabplatte für die Stiftspröpste Stephan und Wilhelm Schilwatz von Schilwatzhausen. Innen vor der Kirchentür. Wohl bald nach 1803 abgegangen. Umschriften in zwei Medaillons: Im Mittelfeld des oberen Medaillons Darstellung des Verstorbenen – vemutlich kniend – im Meßgewand, in der linken Hand den Kelch haltend (I). Im unteren Medaillon vermutlich eine ähnliche Darstellung1), wohl schon im 18. Jahrhundert weitgehend zerstört (II).

Standort, Beschreibung und Text nach BSB Cgm 1716.

  1. I.

    A(nn)o D(omi)ni 1401 in die Ascensionis D(omi)ni obiit D(omi)n(us) Stephan(us) Schilwaz Canonic(us) et Praeposit(us)a) Ardacensis.

  2. II.

    A(nn)o D(omi)ni 1429b) obiit D(omi)n(us) Wilhelm(us) Schilwazc) Decretoru(m) Doctor Praep(ositus) Eccl(esi)ae Fris(ingensis).

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1401 am Tag der Himmelfahrt des Herrn starb Herr Stephan Schilwatz, Kanoniker und Propst von Ardagger. (I)

Im Jahre des Herrn 1429 starb Wilhelm Schilwatz, Doktor des Kirchenrechts, Propst der Freisinger Kirche. (II)

Datum: 1401 Mai 12. (I)

Kommentar

Prey erwähnt eine weitere Grabinschrift für Wilhelm Schilwatz, die bei Eckher noch nicht verzeichnet war: Wilhelmus Schilwaz de Schilwazhausen canonicus, et Praepositus in Inching, et Ardackher. obiit anno 1424. In die Ascensionis Domini2). Abgesehen von der irrigen Jahreszahl dieser Inschrift fällt dieselbe Tagesangabe In die Ascensionis Domini wie in der Grabinschrift des Stephanus (I) auf. Ob es sich hier um eine separate zeitgenössische Grabinschrift, um einen fälschlich als Grabinschrift angesprochenen Sterbevermerk oder um eine von Bischof Eckher veranlaßte Überschrift – ähnlich denen im Domkreuzgang – handelt, muß offen bleiben.

Stephan und Wilhelm Schilwatz von Schilwatzhausen entstammten einem bayerischen Adelsgeschlecht, das 1484 erlosch3).

Stephan Schilwatz wurde 1373 Domkapitular und Propst von Ardagger4). Im selben Jahr ist er auch als Kaplan der Leonhardskapelle im Dom belegt, ebenso von 1373 bis 1375 als Pfarrer zu St. Peter im Katschtal5). 1377 immatrikulierte er sich an der Universität Wien6). Dazu kamen 1389 die Propstwürde zu Innichen7) und 1390 das Amt des bischöflichen Kastners8). 1392 ist er außerdem als Generalvikar belegt9). Neben einem Kanonikat in Brixen, das er noch vor 1395 erlangte10), besaß er möglicherweise noch eine Pfründe als Domherr von Eichstätt11). Offenbar wurde er zeitweise mit einem Kirchenbann belegt12). Stephan Schilwatz veranlaßte Meßstiftungen an die Freisinger Domkirche13) und nach St. Johannes Baptist14).

Wilhelm Schilwatz war ein Vetter des Stephan. Seit 1381 Propst von Maria Wörth, wurde er 1382 Domherr in Freising15). 1384 immatrikulierte er sich in Wien16), 1393/94 studierte er in Bologna17). Seit 1398 war er Generalvikar18), seit 1418 Dompropst, seit 1424 auch Archidiakon19). Er starb vermutlich am 27. April 142920).

Außer der Grabplatte gab es in der Stiftskirche St. Johannes Baptist vor dem Josephsaltar zwei quadratische Bodenplatten aus der Zeit von Bischof Eckher mit den Inschriften: Stephanus Schilwaz de Schilwazhausen Can(onicus) Fris(ingensis) ob(iit) a(nn)o 1401, und Wilhelm Schilwaz Can(onicus) Fris(ingensis) et praep(ositus) huius Ecclesiae O(biit) anno 142921). Die Platten gingen im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1717 p. 797 l. Sp.: Praeposit(us) Eccl(esi)ae Ardacensis.
  2. AEM H 59, Bugniet: MCCCCXXIX.
  3. AEM H 61: Schilwaz de Schilwatzhausen.

Anmerkungen

  1. Prey rekonstruiert die Platte aufgrund der Beschreibung bei Eckher unrichtig als figurale Grabplatte mit umlaufender Inschrift (I), wobei er zu Füßen des Verstorbenen eine kleine Barockkartusche mit zeilenweiser Inschrift (II) darstellt, s. BSB Cgm 1717 p. 797.
  2. BSB Cgm 1717 p. 798.
  3. Hundt, Stammenbuch I 329.
  4. BSB Cgm 1716 Ardacensis Praepositura in Austria fol. 16r; AEM FS 118 p. 149; Ardagger, Pol. Bez. Amstetten, Niederösterreich, Österreich.
  5. Santifaller, Brixner Domkapitel 170, 459 Nr. 308; St. Peter, Gem. Rennweg, Pol. Bez. Spittal an der Drau, Kärnten, Österreich.
  6. Matrikel Wien I 4, 1377, 2.
  7. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Candidi in Inichen in Tyrolli fol. 34r; AEM FS 118 p. 172; Innichen, Südtirol, Italien.
  8. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v; Geiß, Beamte 57.
  9. Geiß, Heinrich Bischof 82; Bugniet, Versuch 69.
  10. Santifaller, Brixner Domkapitel 459 Nr. 308; Busley, Domkapitel 47; Brixen, Südtirol, Italien.
  11. Santifaller, Brixner Domkapitel 459 Nr. 308.
  12. BayHStA Freising Urkunde 1408 November 6.
  13. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 18, 54; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31r; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 90.
  14. BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 30 fol. 4v, 7r.
  15. BSB Cgm 1716 Praepositi Werdseensis in Carinthia fol. 46r; AEM FS 118 p. 418; Pagitz, Maria Wörth 163f.; Maria Wörth (im Wörthersee), Pol. Bez. Klagenfurt-Land, Kärnten, Österreich.
  16. Matrikel Wien I 14, 1384 II 36.
  17. Knod, Studenten 491 Nr. 3322.
  18. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 51r; Monumenta Boica XVI 530.
  19. BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. Er, 5r; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 602 Nr. 35; Uttendorfer, Archidiakone 7 Anm. 4.
  20. AEM Nachlaß Boegl Nr. 32 (Domherren 2).
  21. BSB Oefeleana 10 IV p. 246. Die Bezeichnung praep(ositus) huius Ecclesiae ist auf die Domkirche zu beziehen.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. 5r, Catalogus Canonicorum fol. 50v; BSB Cgm 1724 p. 219f. Nr. 35; AEM H 58 p. 18 (P, -); BSB Cgm 1717 p. 797f.; AEM H 602 p. 110; AEM H 482a p. 831; BSB Cgm 1718 p. 408; AEM H 59 p. 49; AEM H 60 p. 74; Bugniet, Versuch 69; AEM H 61 p. 11; AEM H 465 fol. 25v; AEM H 466; Schlecht, Inschriften VI 96 Nr. 32, 33; Pagitz, Maria Wörth 163f.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 60† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0006006.