Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 41 Domkreuzgang 1374

Beschreibung

Grabplatte für den Domherrn Dietmar Feurer zu Pfetrach. Im Südflügel zwischen dem zweiten und dritten Joch an der Südwand. Ursprünglich im Chor der Benediktuskirche1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld zwei vertikal angeordnete Medaillons, im oberen Darstellung des Verstorbenen kniend im Meßgewand mit Manipel, die Hände zum Gebet erhoben, im unteren sein Wappenschild. Beide Medaillons in Ritzzeichnung. Die linke obere Ecke abgeschlagen.

Maße: H. 203 cm, B. 81,5 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + Annoa) · domini · / Mill(es)imo · ccc · Septuagesimo · quarto · xvj · die / mensis · May · / obijt · Dietmarus · Fivrb) · canonicus · Frisingen(sis)c) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1374 am 16. Tag des Monats Mai starb Dietmar Feurer, Freisinger Kanoniker.

Wappen:
Feurer zu Pfetrach2).

Kommentar

Mit der Grabinschrift für Dietmar Feurer kommt erstmals im Freisinger Bestand die Gotische Minuskel zur Ausführung. Schrift und figurale Darstellung finden ihre nächste Entsprechung auf der Grabplatte für Konrad Gaimann (Nr. 43). Die Versalien A bei Anno, F bei Fivr und S bei Septuagesimo sind denen bei Gaimann formal verwandt, dagegen weicht der Duktus im Minuskelbereich ab (vgl. Feurer: c bei ccc, g bei Septuagesimo und langes s bei Frisingensis; Gaimann: c bei ccc, g bei Mag(iste)r, langes s bei Felicis). Daher ist zwar ein Werkstattzusammenhang anzunehmen, die Ausführung erfolgte jedoch wohl nicht von derselben Hand; s. auch Einleitung XCVI.

Dietmar Feurer zu Pfetrach entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht, das 1579 ausstarb3). Seine Eltern waren Wolfhart Feurer und Mechthild, geb. Ebran von Wildenberg4). Er ist 1340 als Domherr in Freising belegt5). Mehrere Mitglieder des Geschlechts der Feurer zu Pfetrach waren Landrichter in Niederbayern6). Dietmar Feurer veranlaßte eine Jahrtagsmesse an die Domkirche7).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: DIETMARVS FEVER DE PFETRACH / CAN(ONICVS) O(BIIT) A(NN)O 1374 . 16. MAIJ8).

Außerdem gibt es in der Benediktuskirche im nördlichen Seitenschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: [+ / DIETMA]R(VS) / [FEVER] CAN(ONICVS) / [O(BIIT) XVI]. MAY. / [M]CCCLXXIIII. / +9). Bis zur Bodenerneuerung 1830 befand sich die Platte im Mittelschiff.

Textkritischer Apparat

  1. Zeichen zu Textbeginn in Form eines griechischen Kreuzes.
  2. Lesung als Fivr oder Fwr möglich.
  3. Worttrennzeichen quadrangelförmig. Schlußzeichen in Form dreier quadrangelförmiger Punkte, eins zu zwei gestellt, zwischen den unteren Punkten ein in die Unterlänge führender, hakenförmiger Strich.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 I fol. 240v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 11v.
  2. BayA1 38 (Tafel 35).
  3. BayA1 4.
  4. BSB Cgm 2268 I fol. 240r.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 11v.
  6. BayA1 38.
  7. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 18, 54; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31r; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 90.
  8. Vgl. AEM H 482a p. 245; BSB Cgm 1718 1 nach p. 99; AEM H 64 p. 607; AEM H 465 fol. 63v.
  9. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 208; AEM H 76 p. 297; Schlecht, Inschriften IV 110 Nr. 29.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 I fol. 240v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 11v; BSB Cgm 1724 p. 53f. Nr. 6; BSB Oefeleana 10 IV p. 91; BSB Cgm 1717 p. 200; BSB Cgm 2290 IX fol. 45v, 46r; BSB Cgm 2291 V fol. 21v; AEM H 482a p. 245, 251; BSB Cgm 1718 1 nach p. 99, 102; AEM H 76 p. 332; HVO Ms. 318 fol. 48r; AEM H 477 p. 740; AEM H 61 p. 188; AEM H 465 fol. 63r, 64v, Appendix fol. 5r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 2 Nr. 14; HVF U XI 11 p. 2 Nr. 14; Schlecht, Inschriften III 49 Nr. 5; Glaser, Grabsteinbuch 327 Nr. 70.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 41 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0004100.