Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 37† Weihenstephan, Kreuzgang des Klosters (abgegangen) 1368

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Ritter Thomas von Fraunberg und seine Frau Katharina. Nach Hundt (1586) im südlichen Seitenschiff neben dem Andreasaltar, später Skapulieraltar1), nach Oefele (nach 1734) an der Wand unter der Orgel2). Vermutlich vor dem Abbruch der Kirche 1810 ausgebaut und weiterverarbeitet bzw. zerstört. Durch die starke Beschädigung des Steins schon im 18. Jahrhundert erheblich beeinträchtigte Lesbarkeit der Inschrift, infolgedessen großer Variantenreichtum der kopialen Überlieferung. Nach Prey die Grabplatte mit Umschrift3), nach Oefele die figurale Darstellung des Verstorbenen als bartlose Person im Bildfeld, dort auch Abbildung des Wappens4).

Text nach BNM Bibl. Inv. 432, Wappennachzeichnung in BSB Oefeleana 10.

  1. Hie ist die Gräbnusa) H(errn) thomas von frauenbergb) und Catharina Seiner hausfrauc) und Ihrer Erbend). Anno D(omi)nj MCCCLXVIIIe) in Vigilia Dyonysijf).

Datum: 1368 Oktober 8.

Wappen:
Fraunberg5).

Kommentar

Thomas von Fraunberg entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert eine Grablege im Kloster Weihenstephan besaß. 1267 ließ sich mit Seifrid von Fraunberg (Nr. 15†) der erste Fraunberger in Weihenstephan begraben.

1351 stiftete Thomas von Fraunberg für sich und seine Frau Katharina, geb. Freundsberg, der Weihenstephaner Klosterkirche einen ewigen Jahrtag und eine wöchentliche Messe6). 1359 ist er als Burggraf zu Burgrain nachweisbar7). 1368 stiften die Eheleute ein Altarretabel für den Andreasaltar, wie sich aus den dort angebrachten Wappen erschließen ließ. Die vorderen Säulen trugen die Wappen Fraunberg (Vater des Thomas) und Freundsberg (Vater der Katharina), die hinteren die Wappen der Gundelfing (Mutter des Thomas) und Kreudt (Mutter der Katharina)8).

Textkritischer Apparat

  1. Hundt, BSB Cgm 893, Cgm 2290 IX: Hie ist die Begräbnuß: Ligt; BSB Oefeleana 10: hie in de gräbnus ligt; BSB Clm 27154, AEM B 1499: Hie ist die Begräbniß. ligt.
  2. BSB Oefeleana 10: H(errn) fehlt.
  3. BSB Oefeleana 10: und Catrene seiner Hausfrawen; BSB Clm 27154, AEM B 1499: und Katharina sein Hausfrau.
  4. Hundt, BSB Cgm 893, BSB Clm 27154, AEM B 1499: und ihre Erben; BSB Oefeleana 10: und ihr Erben.
  5. Bei Oefeleana 10 Beginn der Transkription mit der Jahresangabe; Hundt, BSB Cgm 893, BSB Clm 27154, AEM B 1499: 1368; BSB Oefeleana 10: irrig M CCC LXXII.
  6. BSB Oefeleana 10: in fehlt; BSB Cgm 2290 IX: in vigilia Dyonisij fehlt; BSB Clm 27154, AEM B 1499: nach Dionisii dreimal (etc.), jeweils gekürzt p.

Anmerkungen

  1. Hundt, Stammenbuch II 74.
  2. BSB Oefeleana 10 IV p. 503, nennt als Standort sub organo muro affixus. Es könnte damit die Chororgel gemeint sein, siehe Gleixner, Rekonstruktion 113. Da der Andreasaltar seitlich vor den Stufen zum Chor lag, gehen Hundt und Oefele vielleicht von demselben Standort aus. Das spätere Skapulier-Patrozinium belegt durch Licklederer, s. AEM B 1499 p. 140f.
  3. Keine näheren Angaben zum Aussehen der Grabplatte bei Prey in BSB Cgm 2290 IX fol. 257v. Obwohl die anderen kopialen Überlieferungen für die Position der Inschrift nur allgemein scriptura (Oefele) bzw. Überschrift (Hundt) angeben, darf man wohl davon ausgehen, daß in der Regel in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im süddeutschen Raum bei Grabplatten eine Umschrift ein mittleres Bildfeld umschließt.
  4. Oefele bezeichnet diese Figur irrig als Abbas imberbis, es handelte sich wohl eher um die vermutlich stark beschädigte Figur eines Ritters, s. BSB Oefeleana 10 IV p. 503. Hundt, Stammenbuch II 73, erwähnt die Figur des Verstorbenen nicht und geht nur auf das Wappen der Fraunberger ein, dieses auch bei BSB Cgm 2291 V fol. 163v erwähnt.
  5. Bay 34 (Tafel 31) (Stammwappen).
  6. Hundt, Stammenbuch II 73f.
  7. Stahleder, Hochstift Freising 331; Burgrain, Markt Isen, Lkr. Erding.
  8. Hundt, Stammenbuch II 73.

Nachweise

  1. Hundt, Stammenbuch II 74; Cgm 893 p. 1004; BSB Oefeleana 10 IV p. 504; BSB Cgm 2290 IX fol. 257r, 257v; BSB Cgm 2291 V fol. 163v, 223r; BNM Bibl. Inv. 432 p. 16; AEM B 1499 p. 140f.; BSB Clm 27154 p. 84; Gleixner, Rekonstruktion 113.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 37† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0003701.