Inschriftenkatalog: Stadt Freising
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 69: Stadt Freising (2010)
Nr. 22 Fk. St. Johannes Baptist (1322)
Beschreibung
Figurale Deckplatte der Tumba für Bischof Konrad III., den Sendlinger. Im Langhaus an der Westwand. Ursprünglich im Chor, 1714 an den heutigen Standort versetzt und umfassend erneuert1). Grauer Sandstein. Umschrift, nach außen gerichtet. Im Mittelfeld Darstellung des Verstorbenen im vollen bischöflichen Ornat, die Hände über dem Unterleib verschränkt, in der Beuge seines rechten Arms der Bischofsstab; am Oberrand eine im Zuge der Überarbeitung 1714 angebrachte Gedenktafel mit gerundeten Schmalseiten, daran gegenständige Blattvoluten, oben und unten flache Rollwerkspangen. Gemäß den Nachzeichnungen in der kopialen Überlieferung aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts2) ursprünglich ein Kissen unter dem Kopf des Bischofs vorhanden, die bischöflichen Insignien Pedum und Rationale zu diesem Zeitpunkt vermutlich aufgrund von Beschädigungen fehlend. Polychrome Fassung von 1714.
Ergänzt nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.
Maße: H. 201 cm, B. 96 cm, Bu. 4,5-5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
– – – IDVS APRILIS] OBIIT C[HVNRA/DVS · EP(IS)C(OPVS) FRISIN/GENSISa) – – –]
Übersetzung:
... Iden des April starb Konrad, Bischof von Freising.
Textkritischer Apparat
- BSB Cgm 1717, AEM H 57: Nachzeichnungen mit unzialem D anstatt G in FRISINGENSIS, bei HVO Ms. 318 der korrekte Grundtypus des G.
Anmerkungen
- Um 1700 war die Tumba noch als Ganzes aufgestellt, vgl. BSB Cgm 1725 p. 186. Erst bei der Renovierung im Jahre 1714 dürfte ihr Abbruch und die Aufstellung der Deckplatte erfolgt sein.
- AEM H 57 p. 124; HVO Ms. 318 fol. 20r.
- Maß, Bistum 241.
- Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 121; Heckenstaller, Dissertatio 30; Buchinger, Dachau 124; Deutinger, Kataloge 18, 79; Deutinger, Matrikeln I 17; Hefner, Siegel 117f.; Hefner, Münchner Bilder 236f.; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 138; Bischofs-Chronik II 24; Strzewitzek, Sippenbeziehungen 217.
- Geiß, St. Peter 390.
- BSB Cgm 1716 Praepositi Mospurgenses ad S. Castulum fol. 31r; AEM FS 118 p. 286.
- Zahn, Codex diplomaticus II 60 Nr. 484.
- Strzewitzek, Sippenbeziehungen 218; BayHStA Domkapitel Freising Urkunde Nr. 109. Die Annahme, daß Konrad Sendlinger auch Domdekan von Freising war (vgl. Meichelbeck, Chronica 200; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 121; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 138; Bischofs-Chronik II 24 Anm. 7) ist wohl irrig, da bereits 1311 Otto von Maxlrain dem Gottfried von Hexenagger in diesem Amt nachfolgte, s. Heckenstaller, Dissertatio 47.
- Zahn, Codex diplomaticus II 60 Nr. 484; Maß, Bistum 241.
- Meichelbeck, Chronica 200; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 121; Heckenstaller, Dissertatio 30; Deutinger, Kataloge 18, 79; Deutinger, Matrikeln I 17; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 138; Hoheneicher, Spicilegium 3, 419 Nr. XXIX; Bischofs-Chronik II 24 Anm. 8; Strzewitzek, Sippenbeziehungen 218.
- Maß, Bistum 241f.; Gatz, Bischöfe I 194.
- Gatz, Bischöfe I 195.
- Deutinger, Matrikeln III 207-235; Deutinger, Kataloge 18, 50, 79f., 133, 182; Fastlinger, Turmschatz 57-70; Gatz, Bischöfe I 195.
- Deutinger, Matrikeln III 207-235; Maß, Bistum 245; Gatz, Bischöfe I 195.
- Pfister, St. Johann 140.
- BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 13; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 30r oder 31r; BayHStA HL Freising Nr. 617 fol. 7r; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 89.
- Zahn, Codex diplomaticus II 111-114 Nr. 533; Moosburg, Lkr. Freising.
- Deutinger, Kataloge 133, bringt das Lobgedicht des Joachim Haberstock (1538–1571) auf Bischof Konrad III., wo als Todesursache genannt wird: Fraude bibit famuli mixta venena sui.
- Der 27. März als frühestes Todesdatum bei BayHStA HL Freising Nr. 3c fol. 123r bzw. MGH SS XXIV 325; − den 8. April nennen BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 13 bzw. MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 89; − den 9. April MGH Necrologia III Undensdorfense 181; − den 11. April (Ostern) Deutinger, Kataloge 182; Bischofs-Chronik II 25; − den 12. April AEM H 5 p. 130; AEM H 602 p. 74; Deutinger, Kataloge 18, 50, 80; Deutinger, Matrikeln I 17; Leidinger, Veit Arnpeck 888, u. a. m.; vgl. BSB Cgm 1725 p. 186; Strzewitzek, Sippenbeziehungen 219 Anm. 12.
- Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 238f.
- Vgl. Heckenstaller zu Konrad III. in AEM H 8a p. 605.
Nachweise
- AEM H 5 p. 130; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 137; AEM H 57 p. 123f.; BSB Cgm 1717 p. 786; AEM H 482a p. 877; BSB Cgm 1718 p. 432; AEM H 291 p. 524; AEM H 8a p. 43, 605; AEM H 464 fol. 14v; AEM H 465 fol. 235v; HVO Ms. 318 fol. 20r; AEM B 8 II p. 296; Alckens, Freising 61; Götz, Kunst in Freising 257; Glaser, Grabsteinbuch 310 Nr. 35.
Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 22 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0002204.
Kommentar
Zu den Schriftformen s. Einleitung XCI.
Konrad der Sendlinger gehörte einem seit 1239 im Rat der Stadt München vertretenen, hoch angesehenen Patriziergeschlecht an, das bis zu seinem Erlöschen im Jahre 1500 eine rege Stiftungstätigkeit entfaltete3). Die Eltern Konrads des Sendlingers waren Sieghard der Sendlinger und Diemut, genannt die Wechslerin4). Er war 1300 Pfarrer und Dekan zu St. Peter in München5), 1311 Magister und Kanoniker des Kollegiatstifts von Moosburg6) sowie Kaplan und Sekretär des Bischofs Emicho, zugleich auch Inhaber der Pfarrei St. Martin bei Krainburg7). Spätestens ab 1314 hatte Konrad, der zu diesem Zeitpunkt bereits den Grad des Doctor decretorum besaß, ein Kanonikat am Domstift Freising inne8). Wohl als erster unter den Freisinger Bischöfen erlangte er, vermutlich in Bologna, den Titel eines Doktors des Kirchenrechts9). Am 3. Oktober 1314 wurde er zum Bischof von Freising gewählt und am 17. Februar 1315 konsekriert10). In der Auseinandersetzung zwischen Ludwig IV. von Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich um die Königswürde setzte er die neutrale Position seines Vorgängers Gottfried von Hexenagger fort. Ihm gelang es auch, den Besitzstand des Hochstifts zu halten und zu sichern11). Auch zeigten sich unter ihm Anfänge eines geordneten Archivwesens: So veranlaßte er 1315 und 1316 die Erstellung von Verzeichnissen für Bistum und Hochstift, die den Charakter eines Verwaltungshandbuches tragen12). Unter ihm wurden außerdem eine genaue Bistumsbeschreibung mit Aufzeichnungen über die Güter in Bayern, Österreich und Krain, Abrechnungen über deren Einkünfte, Waffenlisten und Urkundenabschriften sowie vier Urkundenverzeichnisse angelegt13). 1315 wurde mit der „Konradinischen Matrikel“ die älteste Beschreibung des Bistums Freising begonnen, die einen umfassenden Einblick in die diözesane Organisation gewährt14). In Aufrechterhaltung der traditionellen Stiftertätigkeit seiner Familie veranlaßte er, daß die alte Johanniskapelle vor der Domfassade durch einen Neubau im frühgotischen Stil ersetzt wurde. Auch gründete er das Stift St. Johannes Baptist, dessen Propst stets aus dem Domkapitel zu wählen war15).
Erhalten hat sich sein eigenhändiges Testament vom 8. November 1318, nach dem er für sich je eine Jahrtagsmesse im Freisinger Dom16) und in Moosburg verordnet, außerdem begünstigt er seine Mutter Diemut und seine Tante Heilwig17). Angeblich wurde Bischof Konrad III. durch seinen Diener vergiftet18) – ein Umstand, der noch den an der Graböffnung im Jahre 1714 Beteiligten Unbehagen bereitete, vgl. Nr. 14. Während das Sterbejahr 1322 unbestritten ist, schwankt der Todestag in den Quellen zwischen dem 27. März und dem 12. April19).
Bei der Erneuerung der Platte 1714 wurden zusätzlich zur Farbfassung seitlich des Kopfes die zwei tingierten Vollwappen des Hochstifts Freising und derer von Sendling angebracht und mit der darüber aufgeteilten Jahreszahl 17//14 versehen. Der Text der neu hinzugekommenen Schrifttafel lautet: CONRADUS . III(ius). / Ep(isco)pus Frising(ensis) Monacensis ex Patritijs Sendlinger / dictis ortus. Decretorum Doctor electus a(nn)o .1314. 3. oct(obris) / Consecratus in Petau in Styria a(nn)o .1315. Capella(m) hanc / Aulicam in Eccl(es)ia(m) Collegiatam S: Ioannis Bapt(istae) erexit / positis Praeposito, et Sex Canonicis, deditque ijs / omnes Praerogativas, obijt a(nn)o .1322. die .12. Apr(ilis)20).
Außer der Tumba gab es im Dom in der Michaelskapelle eine quadratische Bodenplatte von 1842 mit der Inschrift: Conradus / III Episc(opus) Fris(ingensis) et fundator / huj(us) coll(egiate) Eccl(esie) / + an(no) 1322. Diese befindet sich heute lose in der Domkrypta im südlichen Anraum. Eine Eckher’sche Bodenplatte ist für den Dom nicht nachgewiesen, existierte aber vermutlich auch nicht, da die Grabstätte von Konrad III. in der benachbarten Stiftskirche St. Johannes Baptist lag21).
Zum Ornat von Bischof Konrad III. s. Nr. 14.