Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 2† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian oder Benediktusk. (?) um 870 (?)/11. Jh.

Beschreibung

Grabinschrift für den Adeligen Fritelo. Genauer Standort und Aussehen nicht bekannt. Zu unbekanntem Zeitpunkt – möglicherweise im Zuge der Brandkatastrophe von 1159 – abgegangen.

Text nach ÖNB Hs. 806.

  1. Hoc tumulo pausat q(ue)m multu(m) pat(ri)a l(audat)Fritelo cui req(ui)e(m) q(ui)sq(ue) p(re)cet(ur) amen.

Übersetzung:

In diesem Grab ruht Fritelo, den das Vaterland sehr rühmt. Jeder möge für dessen Ruhe beten. Amen.

Versmaß: Distichon.

Kommentar

Die Inschrift ist in einer Sammlung lateinischer Gedichte enthalten, die wohl in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand und nach Kloster Höningen lokalisiert wird. Die in Bezug auf den genannten Fritelo getroffene Aussage quem multum patria laudat deutet darauf hin, daß dieser ein höheres Staats- bzw. Regierungsamt bekleidete. Vermutlich handelt es sich bei diesem um den 843 bis 870 in Freisinger Urkunden bezeugten bayerischen Pfalzgrafen1). Darüber hinaus beinhaltet die genannte Handschrift noch weitere Inschriftenkopialen aus Freising (s. Nr. 3†, 6†), so daß ein Zusammenhang mit Freising plausibel erscheint.

Offenbar besaß Pfalzgraf Fritelo, der in Rechtsgeschäfte mit den Freisinger Bischöfen involviert war, im annonischen Dom oder in der Benediktuskirche seine Grabstätte, die nach dem Brand von 903 – dem Versmaß nach zu schließen im 11. Jahrhundert – mit einem neuen Text wiederhergestellt wurde, den Brand von 1159 jedoch nicht überdauert hat2).

Anmerkungen

  1. Dümmler, Ostfränkisches Reich I1 878, II2 441f.; vgl. Meichelbeck, Historia Frisingensis I,2 320 Nr. DCXXIX, 317 Nr. DCXXII, 323 Nr. DCXXXV, 381 Nr. DCCCXVII; Hundt, Urkunden Freising I 18 Nr. 46; Bitterauf, Traditionen II 556-558 Nr. 661, 558f. Nr. 663, 566f. Nr. 672, 652f. Nr. 807, 703f. Nr. 899; Pörtner, Gedichte 360. Nach Pörtner kommt der Name Fritelo in Nekrologien und Verbrüderungsbüchern des 11. und 12. Jahrhunderts mehrfach vor und ist vor allem im süddeutschen und österreichischen Raum verbreitet – so auch in Freising (vgl. den Registereintrag zu Bitterauf, Traditionen) –, ein biographischer Bezug zu Freising ist jedoch allein für den urkundlich belegten Pfalzgrafen nachweisbar.
  2. Pörtner, Gedichte 360.

Nachweise

  1. ÖNB Hs. 806 fol. 58v; Pörtner, Gedichte 359-361 Nr. 48, 456f.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 2† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0000200.