Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 153† Werden, St. Ludgerus nicht datierbar, vor 1616

Beschreibung

Unbekannter Träger. Die Inschrift (historische Nachricht und Grabbezeugung) befand sich wahrscheinlich am Schrein des heiligen Liudger hinter dem Hochaltar im Ostchor. Der Schrein wird als „capsae (…) cum hoc epitaphio“ beschrieben.1) Die älteste Überlieferung der Inschrift findet sich ohne Quellenangabe bei Christoph Brouwer in der Einleitung zu seiner 1616 gedruckten Ausgabe der Vita S. Ludgeri.2) Er hält die Inschrift für jünger als die ebenfalls von ihm überlieferten Grabinschriften der Liudgeriden.

Nach Brouwer.

  1. Has qui coenobii Ludgerus condidit aedesMortuus hac tumulum corporis aede tulit

Übersetzung:

Liudger, der diese Kirche des Klosters gegründet hat, erhielt als Toter in dieser Kirche das Grab für den Körper.

Versmaß: Elegisches Distichon, reimlos.

Kommentar

Die Gebeine des heiligen Liudger wurden während der Amtszeit von Abt Adalwig (um 1065–um 1080) aus der Krypta in den Hochchor erhoben und in einem Schrein aus vergoldetem Silber hinter dem Hochaltar aufgestellt.3) Der Unterbau des Schreins wurde von der Altarplatte und zwei Kalksintersäulen gestützt. Über das Aussehen des Schreins und eine Ausstattung mit Inschriften ist nichts bekannt. Er wurde noch 1672 zum Schutz vor Kriegseinwirkungen in ein im Kirchenboden eingelassenes Versteck gebracht.4) 1787 wurde ein neuer Schrein in barocken Formen angefertigt.5)

Die Inschrift spricht den Verbleib des Körpers nach dem Tod an, genau wie die ebenfalls von Adalwig in Auftrag gegebenen Tumbeninschriften. Es ist denkbar, dass die Inschrift bereits zeitgleich mit der Aufstellung des Schreins hinter dem Hochaltar angefertigt wurde, die unterschiedlichen Reimqualitäten der Inschriften sprechen allerdings eher dagegen.6) Eine sichere Datierung ist aber ohne weitere Quellen nicht möglich, der Terminus ante quem ist durch die Wiedergabe in dem 1616 gedruckten Werk von Brouwer gegeben.

Anmerkungen

  1. Wallmann, Neuausstattung, S. 29, Anm. 99.
  2. Brouwer, Vita S. Ludgeri, S. 90.
  3. Duden, Historia, S. 22. Vgl. Nr. 26.
  4. Stüwer, GS Werden, S. 218.
  5. Elbern, Erinnerungen, S. 25f.
  6. Vgl. aber Wallmann, Neuausstattung, S. 29, Anm. 99.

Nachweise

  1. Brouwer, Vita S. Ludgeri, S. 90.
  2. LWL – Archivamt für Westfalen, Münster, Archiv Haus Ruhr, Nachlass Nünning, Nr. 974, fol. 5v; Nr. 949 (ohne Paginierung).
  3. Wallmann, Neuausstattung, S. 29, Anm. 99.
  4. ders., Nünning, S. 33, mit Übersetzung.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 153† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0015306.