Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 74 Domschatzkammer 1458

Beschreibung

Reliquienostensorium.1) Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Unter dem Stehrand des Sechspassfußes mit profilierter Zarge ist ein Stiftervermerk graviert. Über dem sechsseitigen Ständer befindet sich der Nodus mit sechs rautenförmigen Rotuli und gravierten Zungen. Der Oberbau besteht aus einem eingefassten Glaszylinder mit architektonisch gestalteten Seitenteilen links und rechts. In dem Glaszylinder befinden sich eine Reliquie des heiligen Maximin und eine Urkunde. Über der Kuppel erhebt sich ein Turm mit dreiteiligen Fenstern, darauf befindet sich ein Helm mit einem Kruzifix auf der Spitze.

Maße: H. 46,5 cm; Dm. 12,6 cm (Fuß); Bu. 0,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/3]

  1. dedit · albertvs · pilstickera) / a(n)no m‘ cccclviii

Übersetzung:

Albert Pilsticker schenkte (dies) im Jahre 1458.

Kommentar

Die Inschrift ist tief, aber wenig kunstvoll graviert. Bei e ist der Balken oben weit überstehend. Die Schrägbalken des k sind zu zwei Quadrangel reduziert.2) Die auffälligste, weil für die gotische Minuskel sehr ungewöhnliche Einzelform ist das lange s mit weit unter die Grundlinie gezogener und zudem gespaltener Unterlänge. t ist mit einem langen, am Balken angesetzten Zierstrich ausgestattet. r hat als Fahne ein Quadrangel mit unten angesetztem Zierstrich. Die meisten Buchstaben weisen gespaltene Schäfte auf. Die Jahreszahl ist gitterartig gestaltet, die unten (beim m auch oben) gebrochenen Schäfte sind zusätzlich durch eine waagerechte Linie verbunden.

Albert Pilsticker ist von 1445 bis 1460 als Mitglied des Essener Stadtrats nachweisbar,3) von 1452 bis 1457 auch als Kirchmeister von St. Gertrud.4) Seine Ehefrau Elisabeth Pilsticker geb. Rost ließ den Salvatoraltar in der Münsterkirche errichten und stiftete testamentarisch eine Vikarie für diesen Altar.5) Im Memorienbuch der acht alten Altaristen der Münsterkirche sind Memorien für beide am 24. Juni und am 22. Juli vermerkt.6)

Textkritischer Apparat

  1. PAST... ..R KDM Essen, danach Goebel; Pilsticl Humann, danach Küppers/Mikat.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 30. Bei einer Inventarisierung 1797 wurde die Zahl 60 auf dem Fuß eingeschlagen, vgl. Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 31.
  2. Dies führte zu der Verlesung Pilsticl bei Humann.
  3. StadtA Essen, Rep. 100, Nr. 184, fol. 29v–30v (nach der gestempelten Blattangabe, alte Blattzählung 110v–111v).
  4. Schaefer/Arens, Urkunden, Nr. 160 (1452 Juli 4), 166 (1457 März 19).
  5. Arens, Liber ordinarius, S. 267; Schaefer/Arens, Urkunden, Nr. 217 (1492 September 27); Abel, Altäre VI, S. 148ff.
  6. MüA, HS 23, fol. 19v, 24r.

Nachweise

  1. A[…], Kunstschätze, S. 27.
  2. KDM Essen, S. 51, Nr. 19.
  3. Goebel, Münsterkirche, S. 52.
  4. Humann, Kunstwerke, S. 357.
  5. Arens, Münsterkirche, S. 64.
  6. Abel, Altäre VI, S. 150.
  7. Küppers/Mikat, Münsterschatz, S. 90.
  8. Kat. Essen 2009, S. 127, Nr. 46, mit Übersetzung (S. Hermann).

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 74 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0007400.