Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 69 Domschatzkammer 1. H. 15. Jh.

Beschreibung

Reliquienostensorium.1) Silber, teilvergoldet, gegossen, graviert. Der horizontal gelegte Kristallzylinder wird links und rechts von Einfassungen gehalten, die durch drei mit Gelenken ausgestattete Spangen verbunden sind. In der Mitte der oberen Spange ist ein sechseckiger Sockel mit auf fünf Seiten umlaufend gravierter Bildbeischrift und Maßwerkdurchbrechung auf der sechsten Seite angebracht. Auf dem Sockel steht eine Figur des heiligen Antonius. Die gegossene Statuette und der Sockel stammen ursprünglich von einem anderen Ostensorium des Essener Domschatzes2) und wurden erst bei der Restaurierung 1950 durch Albert Classen angebracht.3) An den Einfassungen sind je zwei Ständer mit Tatzenfüßen befestigt. Im Kristallzylinder liegen Reliquien, die in ein besticktes Tuch eingewickelt sind.

Maße: H. 14 cm (mit Antoniusstatuette); B. 12 cm; Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/5]

  1. s(anctus) / ant/oni/us a)

Kommentar

Die gitterartig ausgeführte gotische Minuskel ist etwas ungelenk graviert. Der oben gespaltene Schaft des t steht knapp vor einer Kante, während der Rest des Buchstabens, d. h. der Balken und der daran angesetzte senkrechte Zierstrich, nach der Kante auf der nächsten Seitenfläche ausgeführt wurde.

Der obere Teil des Reliquienostensoriums, zu dem die Statuette und der Sockel ursprünglich gehörten, wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellt.4) Dementsprechend ist auch die Inschrift einzuordnen. Das zylinderförmige Reliquienostensorium, auf dem sich die Figur heute befindet, wird ins 14. Jahrhundert datiert.5) Bei den Inventarisierungen des Kirchenschatzes 1626 und 1797 befanden sich Reliquien der Sieben heiligen Brüder, des heiligen Chrysanthus und des heiligen Florinus in dem Reliquiar.6)

Textkritischer Apparat

  1. Danach auf der fünften Seitenfläche eine Zierranke als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 24. Bei einer Inventarisierung 1797 ist an einem Ständer die Zahl 72 eingeschlagen worden, vgl. Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 32.
  2. Inv.-Nr. 28.
  3. PfA St. Johann, Akte Nr. 73: Protokoll über die Restaurierungsarbeiten des Essener Münsterschatzes im Jahre 1950, ausgeführt von Goldschmiedemeister Albert Classen in Essen, vom 18.10.1950, S. 8, Nr. 26. Bei Humann, Kunstwerke, Tf. 45, ist die Statuette noch an ihrem ursprünglichen Anbringungsort zu sehen.
  4. Kat. Essen 2009, S. 101, Nr. 25 (A. Wegener).
  5. Humann, Kunstwerke, S. 338; Kat. Essen 2009, S. 116, Nr. 40 (S. Hermann).
  6. Bei Humann, Kunstwerke, S. 34, als Nr. 24 vermerkt; Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 32, Nr. 72. Vgl. zum hl. Florinus Nr. 11 und 52; zum hl. Chrysanthus Nr. 17.

Nachweise

  1. Kat. Essen 2009, S. 116, Nr. 40 (S. Hermann).

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 69 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0006906.