Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 151 Werden, St. Ludgerus 1614

Beschreibung

Grabplatte für Abt Konrad Kloedt. Sandstein. Ein Setzungsvermerk (A) ist umlaufend im Uhrzeigersinn zwischen Linien eingehauen, er beginnt oben links. Die Ecken sind mit Vierpässen verziert. Im oberen Teil des Feldes befindet sich in geritzter ovaler Umrandung mit Lilien oben und unten ein erhaben gearbeiteter Lorbeerkranz, darin ein ebenfalls erhabenes Abtswappen mit Mitra und zwei Krummstäben. Im unteren Viertel des Feldes, abgetrennt durch eine gehauene Linie, ist ein Grabgedicht mit Grabbezeugung und Sterbevermerk in Form eines Chronodistichons (B) eingehauen. Die oberste Steinschicht ist zu großen Teilen abgeblättert, außerdem ist der untere Teil des Steins mit der Inschriftenleiste beschädigt. Das Grab des Abtes befand sich im nördlichen Teil des Hochchors.1) Bei der Erneuerung des Fußbodens im Chor Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Abtsgrabplatten entfernt und in die Seitenwände eingemauert.2) Nachdem die Grabplatte zeitweise an einer Außenwand angebracht war,3) ist sie heute im südlichen Querhausarm in die Wand eingelassen.

Maße: H. 201 cm; B. 105 cm; Bu. 6–7 cm (A), 3,2–5,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    R(EVERENDO)a) · P(ATRI)a) · AMP(LISSIMO) · D(OMI)NO · D(OMINO)a) · / CONRADO IMP(ERIALIVM) · MO(NASTE)RIO(RV)Mb) · WERD(ENENSIS) · ET · HEL(MSTADENSIS) · ABB(ATI) / [DIGNI]SSI(M)O SVC(CES)SOR ET / P(II) · FR(ATR)ES · P(RO) ME(M)ORIAEc) · E(IVS) · MO(N)VME(N)TV(M) · LOCARV(N)Td) · AN(N)Oa) · 16 ·14 ·

  2. B

    HIC VENERA(N)DA IACENTe) / CO(N)RADI PRAESVLIS OSSA / HEV CVI SEXTA IVNI / LVX PIA FATA TVLIT.

Übersetzung:

Dem ehrwürdigen Vater, dem hochangesehenen Herrn Herrn Konrad, dem hochwürdigsten Abt der kaiserlichen Klöster Werden und Helmstedt, haben sein Nachfolger und die Brüder für sein Gedenken fromm dieses Denkmal im Jahre 1614 errichtet. (A) Hier liegen die ehrwürdigen Gebeine des Abtes Konrad. Ach, das sechste Licht des Juni brachte ihm das milde Schicksal. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (Chronostichon), der Pentameter zweisilbig leoninisch assonierend gereimt.

Datum: 6. Juni 1614.

Wappen:
Klöster Werden und Helmstedt.4)

Kommentar

Die Grabplatte ist von schlechter Qualität. Das ist deshalb bemerkenswert, weil es sich um das Grabdenkmal eines Abtes handelt. Die Buchstabenproportionen sind unausgewogen und die Buchstabenformen wenig kunstvoll. Die Verse in Inschrift B sind auf je zwei Zeilen verteilt. Die Inschriften enthalten einen grammatischen Fehler (MEMORIAE anstelle von MEMORIA) und einen prosodischen Verstoß (das V in IVNI hat eine natürliche Länge), die Kürzungen sind mindestens als ungewöhnlich zu bezeichnen (z. B. MORIOM für MONASTERIORVM) und zudem ist nicht einmal der Nachname des Verstorbenen genannt.

Die Gestaltung der Grabplatte orientiert sich an der Platte für Kloedts Vorgänger Heinrich Duden.5) Wie dort sind das Wappen sowie der Sterbevermerk im Feld platziert und der Setzungsvermerk ist umlaufend, unterbrochen von in diesem Fall einfachen Vierpässen, eingehauen. Benutzt wurde das in Werden gängige Formular für Inschriften des Totengedenkens, das erstmals 1517 auf dem Epitaph für Abt Anton Grimmolt verwendet wurde.6)

Konrad Kloedt stammte aus Xanten und ist erst ab 1600 als Angehöriger des Klosters nachweisbar.7) Er wurde 1601 zum Abt gewählt. Wie bereits sein Amtsvorgänger Heinrich Duden hatte auch er mit den wirtschaftlichen Problemen des Klosters zu kämpfen. Während seiner Amtszeit konnte die Reformation in der Stadt Werden weiter Fuß fassen, auch wenn es dem Abt gelang, im Kloster die katholische Lehre wieder zu festigen. Er starb am 6. Juni 1614 und wurde am 10. Juni im Apostelchor bestattet.8)

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Kürzungszeichen.
  2. Als Kürzungszeichen nur Strich über dem letzten Buchstaben.
  3. Sic! Statt MEMORIA.
  4. O in L eingestellt, A in C eingestellt.
  5. E in C eingestellt.

Anmerkungen

  1. Roskamp, Katalog, S. 20.
  2. Stüwer, GS Werden, S. 28; Klawun, Denkmalpflegekonzepte, S. 44.
  3. Bart, Reichsabtei, S. 34.
  4. Kreuz, überdeckt von Mittelschild, darin zwei gekreuzte Krummstäbe, hier bekrönt von Mitra, hinterlegt von zwei gekreuzten Krummstäben.
  5. Vgl. Nr. 144.
  6. Vgl. Nr. 99.
  7. Zu den biographischen Angaben vgl. Stüwer, GS Werden, S. 108f., 350ff.
  8. Roskamp, Katalog, S. 20; Stüwer, GS Werden, S. 352.

Nachweise

  1. Glöckner, Wappen, Tf. II (nur Abb.).

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 151 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0015102.