Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 106 Werden, St. Ludgerus, Westturm 1537

Beschreibung

Glocke. Bronze. An der Schulter verläuft unter einem stehenden Kreuzblumenfries die einzeilige Glockenrede mit Auftraggebervermerk und Datum zwischen je einem Steg oben und unten. Darunter folgen ein Vierpassfries und ein weiterer Steg, in den das Relief einer Bischofsfigur (H. 9 cm),1) die sicherlich den heiligen Liudger darstellen soll, hineinragt. Am Wolm befinden sich drei Stege und am Schlagring ein Drillingssteg.

Ergänzt nach Jacobs.2)

Maße: H. 44 cm (ohne Krone); Dm. 57,5 cm; Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

  1. Reuerendus D(ominu)s Johannes de Groningaa) abbas huius monasterii me fieri fecit a(nno)b) 1537c)

Übersetzung:

Der ehrwürdige Herr Johannes von Groningen, Abt dieses Klosters, ließ mich machen im Jahre 1537.

Kommentar

Der R-Versal hat oben am Schaft ein Zierhäkchen. Die leicht geschwungene Cauda, die nicht bis zur Grundlinie reicht, setzt am Schaft an, ist mit einer tropfenförmigen Schwellung besetzt und läuft unten spitz zu. Der Balken des e ist als dünner Haarstrich ausgeführt, der sich unten zu einer kleinen Kugel umbiegt. Bei f und t setzen oben am Bogen bzw. am Balken senkrechte Zierstriche an. Bei r ist die Fahne als Quadrangel mit unten angesetztem Zierstrich, der nach rechts umgebogen ist, ausgeführt. u zeichnet sich durch oben nicht umgebrochene und stattdessen waagerecht geschnittene Schäfte aus.

Johannes von Groningen wurde nach eigenen Angaben am 8. Februar 1473 in Groningen (Niederlande) geboren und trat am 19. Juni 1494 in das Kloster Werden ein. Am 25. März 1497 wurde er zum Priester geweiht.3) 1510 wurde er zum Prior ernannt und schließlich am 21. Juni 1517 zum Abt gewählt. Durch die gute Vermögensverwaltung, die der Abt von seinen Vorgängern übernommen und weitergeführt hatte, standen ihm ausreichend Mittel zur Verfügung. So konnte er Restaurierungs- und Neubaumaßnahmen an den Klostergebäuden, den Neubau der Stephanskirche und zahlreiche Kunstwerke finanzieren.4) Johannes von Groningen starb am 8. Juli 1540 und wurde in der Stephanskirche beigesetzt. Die lateinische Inschrift, die sich auf seinem 1809 eingeschmolzenen Epitaph befand, ist in deutscher Übersetzung überliefert.5)

Textkritischer Apparat

  1. Nach Jacobs ergänzt sind die letzten beiden Buchstaben von Reuerendus und D(ominu)s Johannes a Groninga.
  2. Ohne Kürzungszeichen.
  3. 1531 Jacobs.

Anmerkungen

  1. Jacobs, Pfarreien 2, S. 319.
  2. Wegen des eingeschränkten Zugangs zu der Glocke war eine exakte Messung nicht möglich, die angegebenen Maße sind ungefähre Werte, die unzugänglichen Teile der Inschrift sind nach Jacobs ediert.
  3. Zu den Lebensdaten vgl. Stüwer, GS Werden, S. 345f.
  4. Vgl. Duden, Historia, S. 35f.; vgl. Nr. 107.
  5. „Leset was in diesen kupfernen pläten zum ewigen gedächtniss geschehen ist. Dem Ehrwürdigen Herrn und andächtigen Vater Johanni von Gröningen, deren Klostern S. Ludgers hier und zu Helmstat Abten, der mit Rath und That das Klosterleben gewahret und gebessert, auch diese S. Ludgers Kirch sampt andern verfallenen Gebaw gebessert hat, folgender Abt und Convent Ewige Gedächtnus gegeben“, nach Jacobs, Annalen, S. 92, Anm. 132. Flügge, Chronik 1, S. 23 berichtet von der Einschmelzung zur Herstellung neuer Kronleuchter.

Nachweise

  1. KDM Essen, S. 101.
  2. Jacobs, Pfarreien 2, S. 319.
  3. Feldens, Glocken, S. 99.
  4. Scheidgen, Glocken, S. 102.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 106 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0010607.