Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 102† Dom 1525

Beschreibung

Sterbevermerk auf unbekanntem Träger für Äbtissin Meina von Daun-Oberstein. Die Verse sind in zwei Äbtissinnenkatalogen überliefert, bei Jodocus Nünning (gest. 1753) mit dem Hinweis, dass sich auf dem Sarkophag der Verstorbenen keine Inschrift befunden habe.1) So ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob tatsächlich eine Inschrift vorhanden war. Da aber aus der Münsterkirche eine weitere Versinschrift zum Totengedenken (kopial) überliefert ist, die in der Nähe der Grabstätte angebracht war,2) ist es nicht auszuschließen, dass auch die Verse für Meina von Daun-Oberstein inschriftlich ausgeführt waren.3)

Nach Bucelinus.

  1. Illustris Moena de Lapide sanguine claraAbbatissa pia moritur mai die quinta

Übersetzung:

Die erlauchte Moena von (Ober)Stein, aus berühmtem Geschlecht, die fromme Äbtissin, ist am 5. Tag des Mai gestorben.

Versmaß: Hexameter, einsilbig rein zäsur- und endgereimt (‚Unisoni’).

Kommentar

Meina von Daun-Oberstein war auch in der Reihe von Äbtissinnenporträts, die sich im Kapitelsaal des Äbtissinnenbaus befanden, dargestellt.4) Der in diesem Zusammenhang mitgeteilte Sterbevermerk stimmt nicht mit der oben edierten Inschrift überein, weshalb von zwei Inschriften des Totengedenkens für diese Äbtissin ausgegangen werden kann. Sie starb am 5. Mai 1525, ihr Sarkophag „absque ulla inscriptione“ befand sich neben dem Magdalenenaltar.5) Laut Nünning wurden die Verse von Arnold von (Ober)stein, seit 1523 Dekan der Essener Kanoniker, verfasst. Bei ihm wird es sich mit Sicherheit um einen Verwandten, vielleicht sogar einen Bruder, Meinas gehandelt haben.6)

Anmerkungen

  1. Bucelinus, Germania 2, S. 147; Müller, Geschichtsschreibung, S. 28.
  2. Vgl. Nr. 148.
  3. Zum Problem der (in)schriftlichen Überlieferung von Versen zum Totengedenken vgl. DI 46 (Stadt Minden), S. XX.
  4. Nr. 112.
  5. Müller, Geschichtsschreibung, S. 28. Kramer, Münzen, S. 10f., identifiziert aufgrund des Fundes einer Münze von 1481 das Grab an der Stelle vor dem ehemaligen Kreuzaltar als das Meinas von Daun-Oberstein. Dem steht der Hinweis bei Nünning auf die Grabstelle vor dem Magdalenenaltar entgegen.
  6. Arnold von Oberstein wird bei Schwennicke, Stammtafeln N. F. 17, Tf. 122, nicht erwähnt.

Nachweise

  1. Bucelinus, Germania 2, S. 147.
  2. Müller, Geschichtsschreibung, S. 28 (= Nünning).
  3. KDM Essen, S. 55.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 102† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0010209.