Inschriftenkatalog: Stadt Essen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 81: Stadt Essen (2011)
Nr. 96 St. Gertrud um 1512–1515
Beschreibung
Tafelbild. Es bildet mit einer weiteren Tafel ein Paar schmaler, hochrechteckiger Altartafeln, die Bartholomäus Bruyn dem Älteren zugeschrieben werden. In geöffnetem Zustand ist auf der linken Tafel der Engel der Verkündigung mit Mariengruß (Bibelzitat) zu sehen, der sich der auf der rechten Tafel abgebildeten Maria zuwendet. Die mit Goldfarbe aufgemalte Inschrift verläuft geschwungen von der Höhe des Mundes des Engels nach unten. In geschlossenem Zustand, d. h. auf den Rückseiten der beiden Tafeln, sind links Maria und rechts Elisabeth, beide in Grisaille, zu sehen. Sie stehen einander zugewandt auf einer Bühne unter einer von Pfeilern getragenen Muschelnische, die beide Tafeln umfasst. Die Tafeln stammen aus der Münsterkirche (dem heutigen Dom) und gelangten zwischen 1875 und 1880 bei der Teilung des Kirchenschatzes zwischen den Pfarrgemeinden St. Johann und St. Gertrud an ihren heutigen Aufbewahrungsort.1)
Maße: H. 115 cm; B. 29 cm; Bu. 1 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.
AVE GRACIA PLENA D(OMI)N(V)S TECV(M)2)
Übersetzung:
Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Anmerkungen
- Tümmers, Altarbilder, S. 52.
- Lc 1,28.
- Tümmers, Altarbilder, S. 53.
- Ebd.
- Vgl. Nr. 103.
Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 96 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0009605.
Kommentar
A ist trapezförmig gestaltet mit überstehendem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, der links über den Schrägschaft hinausreicht. D ist als offenes kapitales D ausgeführt und in der Gestaltung vergleichbar mit G mit weit hochgezogener senkrechter Cauda. Bei N ist der Schrägschaft als Haarstrich gestaltet. P durchbricht mit einer kurzen Unterlänge das Zweilinienschema. Als Kürzungszeichen wurden waagerechte Striche mit Ausbuchtung nach oben verwendet. Die Buchstaben sind teilweise mit kleinen Sporen ausgestattet. Die Inschrift wirkt schmal proportioniert, auch wenn die runden Buchstaben D, G und P eher breit gestaltet sind.
Diese Bildkomposition der Verkündigung ist eng verwandt mit zwei weiteren Gemälden von Bartholomäus Bruyn zu diesem Thema, die in der frühen Schaffensphase des Malers entstanden sind.3) Die Datierung folgt kunsthistorischen Überlegungen, die die beiden Tafeln in diese Phase einordnen.4) Bartholomäus Bruyn schuf einige Jahre später einen weiteren Tafelaltar für die Münsterkirche.5)