Inschriftenkatalog: Stadt Essen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 81: Stadt Essen (2011)
Nr. 71 Domschatzkammer M. 15. Jh., 15.–16. Jh.
Beschreibung
Kelch.1) Silber vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Auf dem Sechspassfuß mit profilierter Zarge ist ein Tatzenkreuz im Kreis graviert. Unter dem Fuß befindet sich eine im 15. oder 16. Jahrhundert flüchtig eingeritzte Inschrift (B), wohl ein Altarzugehörigkeitsvermerk. Der Fuß wird durch Kehle und Wulst in den sechsseitigen, gravierten Ständer überführt, dieser Übergang findet sich auch zwischen dem oberen Teil des Ständers und der Kuppa. Der Nodus in abgeflachter Kugelform hat sechs rautenförmige Rotuli, auf die die Einzelbuchstaben des Nomen sacrum (A) graviert sind, dazwischen befinden sich gravierte Maßwerkzungen. Die becherförmige Kuppa hat einen kleinen, blätterförmigen Unterfang.
Maße: H. 17,5 cm; Dm. 13 cm (Fuß), 10,5 cm (Kuppa); Bu. 1,5 cm (A), 0,2 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), gotische Buchschrift (B).
- A
i//h//e//s//u//sa)
- B
fromis
Übersetzung:
Frühmesse. (B)
Textkritischer Apparat
- Ihecsus Humann, Küppers/Mikat.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. 50. Bei einer Inventarisierung 1797 wurde die Zahl 7 auf und unter dem Fuß eingeschlagen, vgl. Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 29.
- Vgl. Schulte, Kirchenschatz, S. 48. Humann, Kunstwerke, S. 344, datiert den Kelch ins 14. Jh.
Nachweise
- Humann, Kunstwerke, S. 349, mit Tf. 53,3.
- Küppers/Mikat, Münsterschatz, S. 83, mit Tf. 41.
- Kat. Essen 2009, S. 144, Nr. 55, mit Abb. (S. Hermann).
Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 71 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0007109.
Kommentar
Die Buchstaben von Inschrift A sind als Bandminuskel mit Schattenschraffur und gespaltenen Schäften in Kontur vor kreuzschraffiertem Grund graviert. Sie wirken deshalb leicht erhaben. Einige Buchstabenteile sind in hakenförmig umgebogene Zierlinien ausgezogen. Bei e und langem s sind blattähnliche Ziermotive auf die Spitze des umgebrochenen Schaft- bzw. Bogenendes aufgesetzt, i wird links und rechts von solchen Zierelementen begleitet. Der Kelch weist große Ähnlichkeit mit Nr. 72 auf, wie dieser kann er aus stilistischen Gründen in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden. Als Herstellungsregion wird das Rheinland vermutet.2)
Inschrift B verweist wohl darauf, dass der Kelch an dem Altar benutzt wurde, an dem Frühmessen gelesen wurden. Für Essen ist nicht überliefert, welcher Altar damit gemeint war. Bei der Inventarisierung 1797 wurde keine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Altar vermerkt. Inschrift B steht nicht in unmittelbarem paläographischen Zusammenhang mit den ebenfalls unter den Kelchfüßen gravierten Altarzugehörigkeitsvermerken von Nr. 72 und 143.