Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 68† Borbeck, St. Dionysius 1411

Beschreibung

Glocke. Bronze. Unter der profilierten Haube verliefen oben an der Schulter zwischen Doppelstegen die Inschriften mit Herstellungsvermerk (A) sowie einer Widmung (B). Am Wolm befand sich ein Drillingssteg, am Schlagring ein Doppelsteg. Die Glocke wurde 1922 umgeschmolzen, dabei übertrug man die Inschrift buchstabengetreu auf die neue Glocke.1)

Nach der Chronik St. Dionysius im PfA St. Dionysius.2)

Maße: H. 130 cm; Dm. 150 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.3)

  1. A

    MILLE QUADRINGENTOS UNDENOS CUM LEGIS ANNOS CONDIDIT APRILI VAS4) PRESENS GRATIA CHRISTI

  2. B

    ET ONNEREa) SANCTA MARIA

Übersetzung:

Als man tausend vierhundert, dazu elf Jahre las, stellte im April die Gnade Christi die gegenwärtige Glocke her. (A) Zur Ehre der heiligen Maria. (B)

Versmaß: Hexameter, leoninisch einsilbig rein und zweisilbig assonierend gereimt (A).

Kommentar

Die Glocke wurde während der Amtszeit des Borbecker Pastors Conrad de Nusse aus Duisburg (vor 1401 bis nach 1423) gegossen und vermutlich von ihm selbst in Auftrag gegeben.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Vielleicht für „in (h)onore sanctae mariae“. Die gängigen Formulare lauten „(in) honore mariae“ o. ä., vgl. z. B. DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1), Nr. 66. Der Wegfall von anlautendem h war im Mittelalter verbreitet, vgl. Stotz, Handbuch 3, VII, § 118.3.

Anmerkungen

  1. PfA St. Dionysius, Essen-Borbeck, Fach 111 (Glockenweihe), Zeitungsausschnitt; vgl. Feldens, Glocken, S. 101.
  2. PfA St. Dionysius, Essen-Borbeck, Chronik St. Dionysius. Auf S. 125 ist ein Foto eingeklebt, auf dem aber die Inschrift nicht zu erkennen ist.
  3. Maße und Schriftart nach PfA St. Dionysius, Essen-Borbeck, Chronik St. Dionysius, S. 103; Feldens, Glocken, S. 101.
  4. Der Ausdruck ‚vas’ für Glocke wurde bereits von Walahfrid Strabo (gest. 849) verwendet, vgl. Poettgen, Glockenguss, S. 47.
  5. So Goebel, St. Dionysius, S. 136, ohne Quellenbeleg. Die besondere Berücksichtigung des Marienaltars und der Marienbruderschaft im Testament des Pfarrers (HStAD, Stift Essen, Urkunden, Nr. 1198 [1423 Januar 21]) belegen seine Verehrung der Muttergottes. Es kann davon ausgegangen werden, dass er als Pfarrer wahrscheinlich der Auftraggeber war. Ob seine Auftraggeberschaft jedoch explizit belegt ist, ist nicht festzustellen. Zu Conrad de Nusse: Kahn, Geschichte, S. 54f.

Nachweise

  1. PfA St. Dionysius, Essen-Borbeck, Chronik St. Dionysius, S. 103, 125.
  2. Pesch, Blätter, S. 39.
  3. Feldens, Glocken, S. 101.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 68† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0006802.