Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 62 Domschatzkammer 2. H. 14. Jh.

Beschreibung

Kelch.1) Silber vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. In den runden Fuß mit gravierter Zarge sind ein Schriftband mit Altarzugehörigkeitsvermerk und ein griechisches Kreuz in einem Medaillon graviert. Der runde Schaft ist oben und unten mit einer Perlschnur geschmückt. Der Nodus in abgeflachter Kugelform hat sechs rautenförmige, mit gravierten Rosetten geschmückte Rotuli und auf der Ober- und Unterseite je sechs gravierte Maßwerkzungen. Die Kuppa ist schlicht und weit. Während der Auseinandersetzungen zwischen den Pfarreien St. Johann und St. Gertrud um die Besitzverhältnisse am Kirchenschatz der Münsterkirche in den 1870er und 1880er Jahren gelangte der Kelch an St. Gertrud,2) seit 1987 befindet er sich als Dauerleihgabe in der Domschatzkammer.

Maße: H. 17 cm; Dm. 13,5 cm (Fuß), 11,5 cm (Kuppa); Bu. 0,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. · calix · s(ancti) ·Stephani ·

Übersetzung:

Kelch des heiligen Stephanus.

Kommentar

Die Buchstaben sind in konturierter Minuskel vor kreuzschraffiertem Hintergrund ausgeführt und wirken dadurch leicht erhaben. Die Unterlängen ragen nur wenig aus dem Mittelband heraus; die Unterlänge des p durchschneidet die Begrenzungslinie des schraffierten Hintergrunds. Die Worttrenner sind als vierblättrige Rosetten gestaltet.

Die Vikarie am Altar des heiligen Stephanus wurde 1336 von Johann von Brünglinghausen durch eine umfangreiche Stiftung erweitert.3) Es ist kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Kelch bereits in diesem Zusammenhang gestiftet wurde. Allerdings weisen die Schriftgestaltung und die Nodusform4) auf eine spätere Entstehung des Kelchs in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hin. Die Zugehörigkeit des Kelchs zur Vikarie am Altar des heiligen Stephanus ist noch für das Ende des 18. Jahrhunderts belegt.5)

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 63. Bei einer Inventarisierung 1797 wurde auf und unter dem Fuß die Zahl 15 eingeschlagen, vgl. Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 29.
  2. Zum Streit um den Kirchenschatz vgl. Falk, Domschatz, S. 43f.
  3. Die Stiftungsurkunde im Essener UB 1, Nr. 552 (1336 August 7); eine Übersicht über die Stiftung mit Erwähnung des Kelchs im MüA, B 1024.
  4. Vgl. z. B. Fritz, Goldschmiedekunst, Abb. Nr. 121, 122, 126, 129, 165.
  5. Pothmann, Kirchenschatzverzeichnis, S. 29.

Nachweise

  1. KDM Essen, S. 57.
  2. Schulte, Kirchenschatz, S. 47, Nr. 4, mit Abb. 4, S. 60.
  3. Kat. Essen 2009, S. 103, Nr. 27, mit Abb. (S. Hermann).

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 62 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0006200.