Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 60† Dom nach 1395?

Beschreibung

Grabplatte. Basaltlava. Sie wurde bei den Grabungsarbeiten 1951–1953 in der Nähe der Krypta über einem Holzsarg liegend gefunden.1) Die Platte ist verschollen. Sie war mit einem umlaufenden Sterbevermerk mit Fürbitte und einem Wappen ausgestattet.

Nach Zimmermann.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (nach Zimmermann).

  1. Anno d(omi)ni M · C[ – – – ] / [ – – – ] in die beati gregorii pape obiit venerabilis do/micella [ – – – ] / [ – – – ]icaea) huius eccl(e)sie cuius anima requiescat in pace amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1(…) am Festtag des seligen Papstes Gregor des Großen starb die ehrwürdige (…) dieser Kirche. Möge ihre Seele in Frieden ruhen. Amen.

Datum: 12. März.

Wappen:
Frey von Dehrn.2)

Kommentar

Den einzigen Anhaltspunkt für die Identifizierung der Bestatteten bietet das Wappen, das Walther Zimmermann ohne Blasonierung als das der Frey von Dehrn angibt. Eine Angehörige dieser Familie, Patza von Dehrn, ist von 1370 bis 1395 als Essener Kanonisse nachgewiesen.3) Im Liber memorialis der acht alten Altaristen sind zwei Memorienstiftungen, zum 12. März und zum 6. August, für sie vermerkt.4)

Das Wort domicella kann als Bezeichnung für eine Adelige, eine Stiftsdame oder auch Kammerjungfer benutzt werden.5) Die letztgenannte Bedeutung findet sich vereinzelt in Essener Urkunden6) und erklärt vielleicht die Genitivendung –icae, die möglicherweise auf die Herrin der genannten domicella hinweist.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Die Genitivendungen in pape und eccl(e)sie auf -e.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Münster, S. 149.
  2. Siebmacher, NaA, S. 20, Tf. 29.
  3. Müller, Quellen, S. 32 (1370 März 17); Schaefer/Arens, Urkunden, Nr. 22 (1371 November 10), 33 (1377 Juli 29); HStAD, Stift Essen, Urkunden, Nr. 999 (1395 November 7); Schmidthals, Stifter, S. 123, 130. In der Liste der 1396 in Essen residierenden Stiftsdamen ist sie nicht vermerkt, vgl. Dausend, Sakramentar, S. 18.
  4. MüA, Hs. 23, fol. 9r, 17v.
  5. Niermeyer, Lexicon 1, Sp. 458; Du Cange, Glossarium 3, S. 161.
  6. Zum Beispiel in Essener UB 1, Nr. 212 (1296 Februar 22): Testament von Agnes von Essen, der ‚domicella’ der Pröpstin Mechthild, mit einer Auflistung umfangreichen Grund- und Güterbesitzes.

Nachweise

  1. Zimmermann, Münster, S. 149.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 60† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0006006.