Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 56† Dom 1360

Beschreibung

Epitaph (?) für die Äbtissin Katharina von der Mark. Die Äbtissinnenkataloge, die die Inschrift mit Totenlob und Sterbevermerk überliefern oder mindestens die Existenz dieses Grabdenkmals vermerken, geben außer der Bemerkung, es habe sich um ein „herrliches Epitaph“ gehandelt, weder Hinweise auf die Gestalt oder den Anbringungsort des Inschriftenträgers noch auf die Ausführung der Inschrift.1)

Nach Bucelinus.

  1. Gratia divina sicut jussita) CatharinaVirtutum latrix et earum semper amatrixIsthicb) praelatac) quam nobilibus generataDe Marca dicta carnali mole relictaO heu naturae solvebat debita durae2)MCCCL simul X Cosmae festo vocat hanc rex

Übersetzung:

So wie es die göttliche Gnade befohlen hat, bezahlte Katharina, die tugendhafte und allzeit tugendliebende Vorsteherin dort, aus sehr edler Familie entsprossen, von der Mark genannt, indem sie ihre fleischliche Hülle zurückgelassen hat, ach, die Schulden der harten Natur. 1350, dazu 10, am Festtag des Cosmas ruft der König sie.

Versmaß: Hexameter, leoninisch zweisilbig rein gereimt.

Datum: 27. September 1360.

Kommentar

Katharina von der Mark wurde um 1309 geboren und entstammte dem Grafengeschlecht von der Mark, das seit 1288 die Essener Vogtei innehatte und besonders im 14. Jahrhundert großen Einfluss auf das Stift ausüben konnte.3) Sie begegnet in Urkunden erstmals 1336 als Thesaurarin des Essener Stifts.4) Bereits ein Jahr später wurde sie im Alter von 27 Jahren mit Unterstützung ihres Bruders Adolf II. von der Mark, der seit 1328 Essener Vogt war, als Nachfolgerin der wegen „körperlicher Schwachheit“ im Alter von etwa 52 Jahren zurückgetretenen Kunigunde von Berg (gest. 1355) als Äbtissin eingesetzt.5) Weil Katharina noch nicht das erforderliche Alter von 30 Jahren erreicht hatte, erteilte Papst Johannes XXII. ihr einen Altersdispens.6) Sie residierte zeitweise im Borbecker Schloss, das seit Anfang des 14. Jahrhunderts zur Residenz der Essener Äbtissinnen erweitert wurde. Aus diesem Grund veranlasste sie auch die umfassende Erweiterung der Borbecker Pfarrkirche.7)

Katharina von der Mark ließ die Heiliggeistkapelle errichten,8) war an der Fundierung zweier Altäre beteiligt9) und stiftete mehrere Memorien für sich und Familienangehörige10).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Nünning.
  2. Ist hic Nünning.
  3. prolata Nünning.

Anmerkungen

  1. Bucelinus, Germania 2, S. 147; Seemann, Aebtissinnen, S. 12; HAStK, Best. 1039 (Farragines Gelenii) 8, fol. 481v; Müller, Geschichtsschreibung, S. 21.
  2. Vgl. DI 6 (Naumburg Dom, Domfreiheit), Nr. 33: persolvit debita carnis; Nr. 23.
  3. Zur Essener Vogtei im 14. Jh. vgl. Reimann, Grafen, S. 84–92.
  4. Essener UB 1, Nr. 548 (1336 März 15).
  5. Ebd., Nr. 560 (1337 Juni 17). Adolf II. von der Mark zahlte Kunigunde von Berg als Ausgleich für ihren Rücktritt ein Drittel seiner jährlichen Vogtbede. Als Begründung für die zu beschwerliche Ausübung der Äbtissinnenwürde wurde von Kunigunde angeführt, ein Großteil der Essener Güter läge in der Grafschaft Mark, weshalb Katharina von der Mark als ihre Nachfolgerin gewählt werden solle. Vgl. Reimann, Grafen, S. 85. Zum märkisch-klevischen Einfluss auf Essen ebd., S. 84–92.
  6. Hoederath, Landeshoheit, S. 182.
  7. Seemann, Aebtissinnen, S. 11; Müller, Geschichtsschreibung, S. 20f.
  8. Müller, Geschichtsschreibung, S. 21.
  9. Michaelsaltar: Essener UB 1, Nr. 592 (1339 August 17); Allerheiligenaltar: ebd., Nr. 661 (1348 Mai 1).
  10. Ribbeck, Necrologium, S. 75, 98, 115, 120f.; Arens, Liber ordinarius, S. 122, 230.

Nachweise

  1. Bucelinus, Germania 2, S. 146.
  2. Müller, Geschichtsschreibung (= Nünning), S. 21.
  3. KDM Essen, S. 55.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 56† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0005602.