Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 52 Domschatzkammer E. 13.–A. 14. Jh.

Beschreibung

Altarsepulchrum.1) Blei. Das Kästchen ist aus gewalztem Bleiblech gefaltet und an den Ecken verlötet, der Deckel fehlt.2) An der Außenseite ist ein Heiligenname eingeritzt, wahrscheinlich als Altarzugehörigkeitsvermerk. In dem Kästchen befinden sich in Stoff und Pergament eingewickelte Reliquien. Auf einer davon ist das Siegel des Fuldaer Bischofs Georg Kopp (1837–1914) angebracht. Dieser Bischof hat 1887 das wohl im Hochaltar befindliche große Altarsepulchrum (Nr. 17) in einen Altar in der Johanneskirche übertragen. Vermutlich wurden auch die von ihm versiegelten Reliquien, wohl in dem Bleibehältnis, zu diesem Zeitpunkt in einen anderen Altar überführt.3) Das Altarsepulchrum befand sich wahrscheinlich ursprünglich im 1755 abgebrochenen Florinusaltar.

Maße: H. 4,5 cm; L. 8,7 cm; B. 6,7 cm; Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.4)

  1. florini

Kommentar

Die flüchtige Ausführung der Inschrift und die wenigen, zudem wenig aussagekräftigen Minuskelbuchstaben erlauben keine genaue zeitliche Eingrenzung. Gegen die von Alfred Pothmann vermutete Entstehung der Inschrift im 18. Jahrhundert anlässlich des Abbruchs des Florinusaltars5) spricht der als Minuskel gestaltete Anfangsbuchstabe f und der Schriftcharakter, der keinerlei Nähe zu barocken Schriften erkennen lässt. Zudem wurde das Behältnis in der gleichen Technik wie Nr. 51 hergestellt und ist wohl auch zeitlich gleich einzuordnen. Die Herstellung des Kästchens erst aus Anlass des Altarabbruchs wäre ungewöhnlich. Die Schrift wird unter Vorbehalt in den Zeitraum vom Ende des 13. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts datiert, genau wie die Inschrift auf Nr. 51.

Mehrere der in Essen überlieferten Altarsepulchren sind an den Außenseiten mit Heiligennamen beschriftet. Sie weisen vermutlich auf die Patrozinien der Altäre, in denen die Bleibehältnisse eingelassen waren, hin.6)

Reliquien des heiligen Florinus befinden sich seit dem Ende des 10. Jahrhunderts in Essen, aufbewahrt in einem dosenförmigen Altarsepulchrum.7) Seit dieser Zeit ist auch die Verehrung des Heiligen im Stift belegt. Der ihm geweihte Altar im Langhaus der Münsterkirche wird im Liber ordinarius vom Ende des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt.8) Auch in einem kleinen Reliquienostensorium aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Florinusreliquien enthalten.9)

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 238 (E/r15).
  2. In dieser Technik ist auch Nr. 51 gefertigt.
  3. Röckelein, Reliquienbehältnisse, S. 119ff.
  4. Hier im Sinne der gotischen Minuskel als Buch- und Urkundenschrift zu verstehen.
  5. Pothmann, Florinus, S. 16.
  6. Röckelein, Reliquienbehältnisse, S. 123.
  7. Nr. 11. Die Inschrift im Deckel des Bleidöschens führt als Inhalt des Reliquiars u. a. Reliquien des hl. Florinus an.
  8. Arens, Liber ordinarius, S. 262. Der genaue Zeitpunkt der Errichtung ist nicht bekannt, vgl. auch Röckelein, Kult, S. 60ff.
  9. Nr. 69.

Nachweise

  1. Pothmann, Florinus, S. 16.
  2. Röckelein, Kult, S. 60.
  3. Bodarwé, Sanctimoniales, S. 203, Anm. 53.
  4. Röckelein, Reliquienbehältnisse, S. 142, mit Abb. 11, S. 130.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 52 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0005204.