Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 48† Dom 4. V. 13. Jh.

Beschreibung

Glasfenster. Es befand sich in der Ostwand des Chors hinter dem Hochaltar. Dargestellt war der Hildesheimer Bischof Altfrid, der Gründer des Essener Stifts, der durch eine unter dem Bild stehende Bildbeischrift bezeichnet war. Die Existenz des Fensters und die Inschrift sind durch den Eintrag in einem Memorienbuch des 17. Jahrhunderts überliefert.1) Dessen Verfasser, der Essener Kanoniker Adolf Brecht, führt aus, dass die Seelenmessen für Altfrid besser für Stifter und Wohltäter des Stifts im Allgemeinen gelesen werden sollten, weil Altfrid, wie auf dem Fenster zu lesen, bereits heilig sei.2) Im Jahre 1731 wurden wegen der Aufstellung eines barocken Hochaltars die Fenster der Ostwand zugemauert.3) Ob das Fenster zu dieser Zeit noch vorhanden war, ist nicht mehr festzustellen.

Nach Arens.

  1. S(anctus) Alfridus

Kommentar

Altfrid gründete zusammen mit der ersten Äbtissin Gerswid um 850 die Essener Frauengemeinschaft.4) Seine enge Verbindung zu Essen kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er sich nicht im Hildesheimer Dom bestatten ließ, sondern in der Essener Münsterkirche.5) Seine Verehrung in Essen ist z. B. im Liber ordinarius der Essener Kanoniker vom Ende des 14. Jahrhunderts belegt, aus dem hervorgeht, dass sein Anniversarium mit vier Messen begangen wurde.6)

Nach einem Brand im Jahre 1275, der große Teile der Münsterkirche und einige angrenzende Gebäude zerstört hatte, musste während der Amtszeit der Äbtissin Berta von Arnsberg (1243–1292) auch der Chor erneuert werden.7) Es ist anzunehmen, dass das Fenster für den neuen Chor hergestellt wurde. Das Stift befand sich zu dieser Zeit in einer Auseinandersetzung mit dem Kölner Erzbischof um die Essener Vogtei und damit um die Landesherrschaft der Äbtissin. Die Darstellung des heiligen Stifters passt in den Zusammenhang der Selbstdarstellung, in dem auch die Fenster mit den Bildnissen der Äbtissin Mathilde und des Essener Vogts, König Rudolf von Habsburg, zu sehen sind.8)

Anmerkungen

  1. Der Eintrag ist bei Arens, Liber ordinarius, S. 241 wiedergegeben, nach dem Memorienbuch im MüA, Nr. 1065.
  2. Arens, Liber ordinarius, S. 241.
  3. Ders., Münsterkirche, S. 28.
  4. Zur Gründung vgl. Schilp, Gründung, passim.
  5. Chronica episcoporum Hildesheimensium ad a. 847 (hg. v. G. H. Pertz, MGH SS 7, S. 851). Seine Gebeine ruhen in einem gotischen Hochgrab in der Ostkrypta.
  6. Arens, Liber ordinarius, S. 103f.; zu seiner Verehrung vgl. ebd., S. 239–246.
  7. Vgl. zum Bauprogramm und dem politischen Hintergrund Nr. 44, 45.
  8. Nr. 44, 45.

Nachweise

  1. Arens, Liber ordinarius, S. 241.
  2. Cohausz, Aufnahme, S. 65, 72.
  3. Lange, Krypta, S. 177, Anm. 64.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 48† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0004800.