Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 41† Dom 10.–12. Jh.

Beschreibung

Wandmalerei. Sie befand sich in einem Zwickel an der südlichen Obergadenwand des Langhauses und ist durch eine Zeichnung von 1892 von Arnold van Heekern und eine weitere Zeichnung unbekannter Herkunft überliefert. Die Inschrift verlief unter einem perspektivischen Mäanderband, das von einem quadratischen Feld unterbrochen wurde, in dem die Halbfigur eines hornblasenden Engels mit Heiligenschein dargestellt war.

Nach Zeichnung bei Zimmermann.1)

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [ – – – ]ASER[ – – – ]

Kommentar

Beide Zeichnungen überliefern die Inschrift in Kapitalisbuchstaben, die Ausführung der Buchstaben (Linksschrägenverstärkung, Sporen) ist aber unterschiedlich gestaltet. Die Zeichnungen geben also keinen genauen Befund wieder, weswegen keine Aussagen zur Schriftausführung gemacht werden können.

Das Langhaus der Essener Münsterkirche wurde nach dem Brand von 1275 unter Einbeziehung alter Teile neu errichtet,2) der Bau der Südwand wird zwischen 1297 und 1305 datiert.3) Die Wandmalerei kann wegen der Gestaltung der Inschrift in Kapitalisbuchstaben nur von den Teilen des ottonischen Vorgängerbaus aus dem 10. Jahrhundert stammen, die Ausführung einer gemalten Inschrift in solchen Buchstaben wäre für das Ende des 13. Jahrhunderts sehr ungewöhnlich. Eine vergleichbare Darstellung eines perspektivisch gestalteten Mäanderbandes fand sich beispielsweise in St. Lucius in Essen-Werden,4) wo die Wandmalereien ins 12. Jahrhundert datiert wurden.5) Die Datierung orientiert sich an dem Zeitraum zwischen der Errichtung des ottonischen Baus im 10. Jahrhundert und dem 12. Jahrhundert, aus dem zahlreiche Wandmalereien mit Inschriften in Kapitalis oder in kapital bestimmter romanischer Majuskel überliefert sind.6)

Anmerkungen

  1. Bei Clemen, Roman. Monumentalmalerei, S. 761, Fig. 499, ist das gleiche Detail der Wandmalerei abgebildet, die Zeichnungen sind allerdings nicht identisch. Clemen lokalisiert die Darstellung in die Abteikirche Echternach und berichtet von zwei weiteren Fragmenten mit den Inschriftenresten LEVI und BEC. Zimmermann, Münster, S. 166, nennt den Essener Restaurator Arnold van Heekern und stellt fest, dass Clemen sich geirrt habe und das abgemalte Detail aus Essen stamme, von einem Zwickel der südlichen Langhausoberwand. Vermutlich befand sich die Zeichnung in seinem Besitz und war dementsprechend gekennzeichnet. Im LVR – Amt für Denkmalpflege in Brauweiler sind weder die bei Clemen noch die bei Zimmermann gedruckten Zeichnungen vorhanden.
  2. Zimmermann, Münster, S. 235f., 163–171.
  3. Lange, Neubau, S. 105.
  4. Clemen, Roman. Monumentalmalerei, Tf. IX.
  5. Vgl. Nr. 40.
  6. Vgl. z. B. DI 50 (Stadt Bonn), Nr. 22.

Nachweise

  1. Clemen, Roman. Monumentalmalerei S. 761, mit Fig. 499 (zu Echternach).
  2. Zimmermann, Münster, S. 166, mit Abb. 157.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 41† (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0004101.