Die Inschriften der Stadt Essen

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die Edition der bis zum Jahr 1650 hergestellten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften aus dem heutigen Gebiet der Stadt Essen. Die Aufnahme erfolgte nach dem Provenienzprinzip, d. h. Inschriften, die zwar vor 1650 entstanden, aber erst nach diesem Zeitpunkt nach Essen gelangt sind, wurden nicht aufgenommen, im Gegensatz zu Inschriften Essener Provenienz, die heute an anderen Orten aufbewahrt werden. Vollständigkeit wurde angestrebt, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass sich nach Abschluss der Arbeit noch vereinzelte erhaltene oder kopial überlieferte Inschriften finden.

Berücksichtigt wurden neben den erhaltenen Inschriften auch verlorene Inschriften, sofern deren Wortlaut kopial in ungedruckten oder gedruckten Quellen oder durch Nachzeichnungen oder Fotografien überliefert ist. Befinden sich an einem Inschriftenträger neben Inschriften aus dem Bearbeitungszeitraum auch solche, die nach 1650 hergestellt wurden, so werden diese im Allgemeinen in einer Anmerkung wiedergegeben. Die jüngeren Inschriften werden nur dann in den Editionstext aufgenommen, wenn sie in einem inhaltlichen Zusammenhang mit den vor 1651 ausgeführten Inschriften stehen.

Als Inschriften gelten nach der Definition von Rudolf M. Kloos „Beschriftungen verschiedener Materialien – in Stein, Holz, Metall, Leder, Stoff, Email, Glas, Mosaik usw. –, die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“1) Im Rahmen der Deutschen Inschriften werden allerdings auch solche Inschriften nicht aufgenommen, die in den Zuständigkeitsbereich anderer Fachdisziplinen fallen, wie z. B. der Einbandkunde, der Numismatik, der Sphragistik und der Typographie.2) Zu den nicht bearbeiteten Inschriftenträgern gehören folglich Bucheinbände, sofern sie in dafür typischen Techniken und Materialien wie z. B. geprägtem Leder hergestellt wurden,3) Münzen und Medaillen, Druckwerke und Drucklettern sowie Siegel- und Siegelstempel. Ebenfalls außer Acht gelassen wurden Inschriften aus serieller Herstellung wie Steingut und Ofenplatten. Hausmarken und Meisterzeichen wurden nur aufgenommen, wenn sie mit einer Inschrift in Verbindung stehen, sie werden im Anhang wiedergegeben.

Der Katalogteil enthält die chronologisch geordneten Inschriften. Die zu jedem Inschriftenträger verfassten Artikel sind nach einem einheitlichen Schema mit Kopfzeile, Beschreibung, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat aufgebaut.

In der Kopfzeile stehen die laufende Nummer, der Standort der Inschrift(en) und ihre Datierung(en).

1 Die laufenden Nummern der Inschriftenartikel befinden sich in der Kopfzeile links.
Ein hinter die laufende Nummer gesetztes Kreuz bedeutet, dass der Inschriftenträger verloren, die Inschrift aber überliefert ist.
(†) Das Kreuz ist eingeklammert, wenn zwar der Inschriftenträger noch vorhanden, die Inschrift selbst aber verloren und nur durch kopiale Überlieferung bekannt ist, oder wenn sich auf einem Träger mehrere Inschriften befunden haben, von denen ein Teil verloren ist.
Dom Der aktuelle bzw. der letzte bekannte Standort des Inschriftenträgers ist in der Mitte der Kopfzeile angegeben. Es handelt sich dabei um die aktuellen Bezeichnungen, so dass beispielsweise für alle Inschriften aus dem Bereich des ehemaligen Stifts Essen der Standort [Druckseite X] „Dom“ oder „Domschatzkammer“ angegeben wird, selbst wenn die Inschrift vor der Erhebung der Münsterkirche zum Dom verloren gegangen ist.4)
Wenn der Standortangabe ein Kreuz vorangestellt ist, handelt es sich um ein nicht mehr vorhandenes Gebäude.
1522 Die Datierung steht am rechten Rand der Kopfzeile. Sie bezieht sich auf die Herstellung der Inschrift und kann vom Entstehungszeitpunkt des Inschriftenträgers abweichen. Die Datierung wird, wenn möglich, der Inschrift entnommen. Bei Grabdenkmälern bezieht sie sich auf das Todesjahr des oder der Verstorbenen, da im Allgemeinen von der Herstellung des Grabdenkmals im Todesjahr ausgegangen werden kann. Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wird nach historischen, paläographischen oder stilistischen Gesichtspunkten erschlossen. Die Einordnung im Katalogteil richtet sich nach dem Ende des infrage kommenden Zeitraums. Inschriften, deren zeitliche Einordnung nicht möglich ist, werden an den Schluss des Katalogteils gesetzt. Befinden sich mehrere, zu unterschiedlichen Zeitpunkten hergestellte Inschriften auf einem Träger, werden die unterschiedlichen Datierungen durch Komma getrennt, die älteste Inschrift bestimmt die Einordnung des Inschriftenträgers im Katalog. In Ausnahmefällen werden zwei Datierungen angegeben, wenn eine Entscheidung für die eine oder die andere Datierung nicht möglich scheint.
1454? Unsichere Datierungen werden durch ein Fragezeichen gekennzeichnet.

In der Beschreibung wird der Inschriftenträger genannt, gefolgt von Angaben zum Material und zur Herstellungstechnik. Es werden eine präzisierte Standortangabe und gegebenenfalls Hinweise auf frühere Standorte geliefert. Die knappe Beschreibung benennt die Textsorten oder die Inschriftenarten, die Position der Inschrift(en) am Träger und bietet Informationen zur Gestaltung des Inschriftenträgers, gegebenenfalls auch zur Ikonographie und zum Erhaltungszustand. Mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger werden mit fortlaufenden Großbuchstaben (A, B, C usw.) gekennzeichnet. Werden in einem Artikel ausnahmsweise mehrere Inschriftenträger zusammengefasst, so werden diese mit römischen Zahlen bezeichnet. Die Beschreibung erfolgt vom Betrachter aus, Wappen werden allerdings entsprechend der heraldischen Fachsprache aus der Sicht des Wappenführers beschrieben.

In der auf die Beschreibung folgenden Zeile werden bei originalen Inschriften die Maße des Inschriftenträgers und die Buchstabenhöhe, wenn möglich gemessen an N oder n, bzw. die Ziffernhöhe in Zentimetern sowie die Schriftart angegeben. Bei ausschließlich kopial überlieferten Inschriften ist an dieser Stelle die Quelle der Überlieferung genannt. Am Rand ist die Abbildungsnummer der zugehörigen Abbildung im Tafelteil vermerkt.

Die Inschriftentexte sind eingerückt. Bei noch im Original erhaltenen Inschriften sind Majuskeln mit Großbuchstaben und Minuskeln mit Kleinbuchstaben transkribiert. Die Inschriftentexte sind fortlaufend wiedergegeben, Zeilenumbrüche im Original werden durch Schrägstriche angezeigt. Nur Inschriften in gebundener Sprache sind versweise angeordnet, auch wenn sie auf dem Inschriftenträger oder in der kopialen Überlieferung fortlaufend ausgeführt sind. Bei elegischen Distichen ist die Pentameterzeile eingerückt. Sind mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger vorhanden, werden sie entsprechend der Beschreibung durch Großbuchstaben am Zeilenanfang unterschieden. Vergleichbares gilt für mehrere Inschriftenträger in einem Artikel, sie werden durch römische Zahlen bezeichnet.

Zur Wiedergabe des Inschriftentextes:

/ Das Zeilenende auf dem Träger und Knicke von Schriftbändern werden durch einen Schrägstrich angegeben.
// Ein doppelter Schrägstrich signalisiert, dass der Text z. B. durch ein Wappen, ein Ornament oder eine bildliche Darstellung unterbrochen wird, oder zeigt den Übergang auf ein anderes Textfeld an.
( ) Abkürzungen werden in runden Klammern aufgelöst, vorhandene Kürzungszeichen werden nicht gesondert vermerkt. Auf fehlende Kürzungszeichen wird hingewiesen, wenn es sich nicht um Kürzungen handelt, die immer ohne Kürzungszeichen ausgeführt werden, wie z. B. INRI. [Druckseite XI]
NE Nexus litterarum, Ligatur und Bogenverschmelzung zweier Buchstaben werden durch einen Bogen unter den betreffenden Buchstaben kenntlich gemacht. Die Verschmelzung zweier i bzw. I (mit Lautwert ii) zur Y-Form wird je nach Erscheinungsbild als ij-, II- oder IJ-Nexus dargestellt. Andere Buchstabenverbindungen wie beispielsweise Enklaven werden nicht im Text kenntlich gemacht, sondern in den Anmerkungen erläutert.
Ein unter einen Buchstaben gesetzter Punkt bedeutet, dass die Lesung unsicher ist.
[ ] Mit eckigen Klammern werden Teile der Inschrift markiert, die nicht mehr vorhanden oder unleserlich sind. Auch Konjekturen aus der nicht-originalen Überlieferung oder rekonstruierte Ergänzungen sind mit eckigen Klammern gekennzeichnet.
[..] Wenn eine Ergänzung nicht möglich ist, wird der Umfang der Lücke mit Punkten angedeutet, wobei jeder Punkt in etwa einem fehlenden Buchstaben entspricht.
[- - -] Größere Lücken von mehr als zehn Buchstaben werden mit drei Gedankenstrichen wiedergegeben. Wenn möglich, wird die ungefähre Zahl der fehlenden Buchstaben in einer Anmerkung angegeben.
< > Für Nachträge freigelassene Lücken und in solche Lücken nachgetragener Text werden durch spitze Klammern gekennzeichnet.
· Trennzeichen werden durch Punkte auf der Zeilenmitte wiedergegeben, ihre Form wird gegebenenfalls im Kommentar erläutert.

Ausschließlich kopial überlieferte Inschriften werden in Kleinbuchstaben mit Großbuchstaben am Wortanfang von Eigennamen wiedergegeben. Abkürzungen aus der kopialen Überlieferung werden ohne Klammern aufgelöst. Auf die Wiedergabe von Interpunktionszeichen wurde bei ausschließlich kopial überlieferten Inschriften verzichtet, da ihre Überlieferung meist unzuverlässig ist.

Gekürzte Nomina Sacra, die in lateinischen Inschriften teilweise oder ganz mit griechischen Buchstaben geschrieben sind, werden mit den ihrem Lautwert entsprechenden lateinischen Buchstabenformen wiedergegeben; das ganze Wort wird in runden Klammern aufgelöst. Beispielsweise wird der Buchstabenbestand IHV XPI als (IESV CHRISTI) ediert. Der Buchstabenbestand wird in einer Anmerkung mitgeteilt.

An den Editionstext schließt sich gegebenenfalls eine Übersetzung an. Datierungen nach den römischen Tagesbezeichnungen und nach Heiligentagen werden aufgelöst. Bei Inschriften in gebundener Sprache werden Versmaße und Reimformen angegeben. In der Wappenzeile werden die am Inschriftenträger angebrachten Wappen vermerkt, unbekannte Wappen oder solche, die in den gängigen Wappenbüchern5) nicht nachgewiesen werden können, werden blasoniert. Ahnenproben werden spaltenweise entsprechend ihrer Anbringung am Inschriftenträger wiedergegeben.

Im Kommentar wird der paläographische Befund der Inschrift gedeutet,6) auf philologische Besonderheiten des Textes hingewiesen, die kunsthistorische Einordnung des Inschriftenträgers erläutert und die Inschrift in das historische Umfeld eingeordnet. Wenn Inschriften oder Teile davon außerhalb des eingerückten Editionstextes zitiert werden, sind sie kursiv gesetzt.

Der Anmerkungsapparat gliedert sich in zwei Teile: In Buchstabenanmerkungen werden textkritische Fragen wie paläographische und orthographische Besonderheiten, problematische Lesungen, abweichende kopiale Überlieferungen und offensichtliche Fehler im Text behandelt. In Ziffernanmerkungen werden Zitat- und Literaturnachweise und zusätzliche Erläuterungen zum Kommentar angegeben.

Das Literaturverzeichnis bietet in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten ungedruckten und gedruckten kopialen Überlieferungen des Inschriftentextes, die bloße Erwähnung oder Abbildung der Inschrift oder Literatur ausschließlich zum Inschriftenträger werden nicht berücksichtigt.

2. Vorstellung der wichtigsten Standorte und Einordnung der Inschriften in die Stadtgeschichte

2. 1. Stift und Stadt Essen

Die Essener Frauengemeinschaft ist um 850 von einer nicht näher fassbaren adligen Personengruppe um den späteren Hildesheimer Bischof Altfrid und die erste Äbtissin Gerswid gegründet worden.7) Auf Gerswids Beteiligung am Gründungsvorgang weist nur ihre kopial überlieferte Grabinschrift (Nr. 2) hin, in der sie als prima fundans bezeichnet wird. Bereits ab dem 10. Jahrhundert wurde in Essen ausschließlich Bischof Altfrid, der die Münsterkirche als Grablege wählte, als Gründer verehrt. Nach Gerswids Grabinschrift sind es erst die Ende des 16. Jahrhunderts verfassten Äbtissinnenkataloge, die ihr eine besondere Beziehung zu Altfrid zusprechen und sie, ohne Belege allerdings, als Schwester Altfrids bezeichnen.8)

Nach dem vermuteten Erlöschen der Gründerfamilie Ende des 9. Jahrhunderts wandten sich im 10. Jahrhundert die Liudolfinger, Angehörige des ottonischen Königshauses, der Gemeinschaft zu.9) Vielleicht gehörten bereits die Äbtissinnen Hadwig10) und Ida (gest. 971?)11) dieser Familie an,12) erst die Äbtissin Mathilde (um 973–1011) ist allerdings sicher als Liudolfingerin zu identifizieren. Die Beziehungen der Gemeinschaft zum ottonischen Königshaus wurden in den folgenden Jahrzehnten noch enger, nach Mathilde hatten Sophia (1011–1039), Tochter Kaiser Ottos II., und Theophanu (1039–1058), Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und seiner Frau Mathilde und damit Enkelin Kaiser Ottos II., die Äbtissinnenwürde in Essen inne. Die Verbindungen zu den Herrschern zeigen sich auch in der Urkundenüberlieferung. Aus der Zeit nach dem Brand 946, der die Konventsgebäude und das Archiv zerstört hatte, bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts sind dreizehn Königs- und Kaiserurkunden bekannt, in denen der Essener Gemeinschaft Privilegien verliehen und bestätigt sowie Schenkungen übergeben werden.13)

Das Essener Stift, gegründet vermutlich auf Eigengut der Verwandtengruppe um Altfrid und Gerswid, war in den königlichen Schutz übergegangen. Die einflussreichen und vermögenden Äbtissinnen waren in der Lage, bedeutende Stiftungen zu finanzieren. Dazu gehören hochwertige Objekte der Goldschmiedekunst wie das sog. Ida-Kreuz (Nr. 5), der von Mathilde gestiftete siebenarmige Leuchter (Nr. 10), das sog. Otto-Mathilden-Kreuz (Nr. 6), das sog. Mathilden-Kreuz (Nr. 8), der verlorene Marsusschrein (Nr. 9), das sog. Theophanu-Kreuz (Nr. 18) und der Prachteinband des von der Äbtissin Theophanu gestifteten Evangeliars (Nr. 20). Mehrere Altarsepulchren (Nr. 17, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35), die im 11. Jahrhundert mit Reliquienbezeichnungen beschriftet wurden, belegen, dass der Reliquienschatz der Kirche in dieser Zeit erheblich erweitert wurde. Der vermutlich von der Äbtissin Mathilde in Auftrag gegebene und von Äbtissin Theophanu vollendete Westbau war mit Wandmalereien (Nr. 28) ausgestattet. Zeugnisse der regen Bautätigkeit sind auch die Weiheinschrift (Nr. 13) und drei Inschriftentafeln (Nr. 14, 15, 16) mit Reliquienbezeichnungen an den Halbpfeilern der drei Altäre, die sich in der von Äbtissin Theophanu in Auftrag gegebenen Krypta befinden. In ihrem Grab, das sich im Osten der Krypta befand, wurde eine Tafel (Nr. 21) niedergelegt, deren Inschrift die kaiserliche Herkunft der Äbtissin hervorhebt.

Im 13. Jahrhundert war auch das Stift Essen in die von den rheinischen und westfälischen Territorialherren geführten Auseinandersetzungen um den Aufbau von Landesherrschaften verwickelt.14) Um ihre Landesherrschaft zu bewahren, mussten die Essener Äbtissinnen die Machtansprüche der zu Stiftsvögten bestimmten Territorialherren, seit 1175 bis 1225 die Grafen von Altena-Isenberg, ab etwa 1244 die Kölner Erzbischöfe, abwehren. Dies gelang durch die Anrufung König Rudolfs von Habsburg, [Druckseite XIII] dem 1275 die Essener Vogtei übertragen wurde. Die zur gleichen Zeit vom Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden erhobenen Ansprüche auf die Schutzherrschaft konnten so abgewiesen werden, auch wenn sich dieser Prozess einige Jahre hinzog. Ausdruck der erfolgreichen Abwehr Kölner Begehrlichkeiten ist unter anderem eine kopial überlieferte Fensterinschrift (Nr. 44), die neben einer Abbildung des thronenden Königs auch Bestandteile des mit Rudolf von Habsburg abgeschlossenen Vogteivertrags wiedergibt.

Die Gründung der Frauengemeinschaft hatte die Entwicklung einer Siedlung um die Stiftsimmunität zur Folge.15) Es ist davon auszugehen, dass sich Handwerker sowie Händler für die Errichtung und Unterhaltung der Stiftsgebäude und zur Versorgung der Stiftsdamen ansiedelten, außerdem wird sich die Landwirtschaft intensiviert haben. Greifbar wird dies z. B. in Urkunden, die das Stift einschließlich seiner Besitzungen und Hintersassen unter Königsschutz stellen,16) in der Verleihung des Privilegs, einen einwöchigen Jahrmarkt abzuhalten,17) sowie in der Nennung von Handwerkern wie Bäcker und Kürschner in einer Urkunde von 1164.18) Diese Quellen beziehen sich alle auf das Stift bzw. die Äbtissin. Die städtische Gemeinschaft tritt erstmals 1243/1244 in Erscheinung, als zwischen den Bürgern und den Ministerialen des Stifts ein Vertrag geschlossen wurde, der u. a. den Mauerbau um die stat Essinde regelte.19) In der Urkunde wird erstmals eine zwölfköpfige Gruppe aus Ministerialen und Bürgern erwähnt, die die Schlichtung von Streitfällen regeln soll und aus der sich der Essener Rat entwickelt. Die Zeit bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war geprägt von den Bestrebungen der Bürgergemeinde nach städtischer Autonomie und dem letztendlich erfolglosen Versuch, den Status einer Reichsstadt zu erlangen und damit die Stadtherrschaft der Äbtissin abzuschütteln.

Im Gegensatz zum Stift Essen, dem fast die Hälfte der bekannten Essener Inschriften zuzuordnen ist, sind die Stadt Essen und ihre Bürger in der Inschriftenüberlieferung kaum vertreten. Im Domschatz haben sich ein von einem Essener Ratsmitglied 1458 gestiftetes Reliquienostensorium (Nr. 74) und ein 1501 zur Erinnerung an die Ehefrau eines Essener Kaufmanns gestifteter Kelch (Nr. 92) erhalten. Die finanziellen Lasten für den Unterhalt der Stiftsgebäude und zur Anschaffung von kirchlichen Ausstattungsstücken wurden vom Stift und von der Stadt gemeinsam getragen, weshalb das Amt des Kirchmeisters meist doppelt besetzt wurde, von einem Kanoniker als Vertreter des Stifts und einem Ratsmitglied für die Stadt. Dies spiegelt sich auch in dem Auftraggebervermerk unter dem Fuß einer Hostienmonstranz (Nr. 79) für die Johanniskirche wider, in dem neben dem Pfarrer von St. Johann, einen Angehörigen des Herrenkapitels, auch der dem Stadtrat angehörende Kirchmeister genannt wird.

Es sind nur wenige Inschriften zur Essener Stadtgeschichte überliefert, die keinen direkten Bezug zum Stift haben. Aus dem Rathaus hat sich die 1483 gegossene Ratsglocke (Nr. 75) erhalten. Nur kopial überliefert ist die Inschrift eines Wandgemäldes im Rathaus (Nr. 93), die den Diebstahl einer Hostienmonstranz während einer Flurprozession 1506 und die anschließende Sicherstellung des Kunstwerkes beschreibt. Auf der Kette der Essener Schützengilde (Nr. 127), die von 1571 bis 1612 in Gebrauch war, sind Initialen und Hausmarken der jeweiligen Schützenkönige dieser Jahre vermerkt. Mit Nr. 126 hat sich das 1569 gemalte Porträt der Tochter eines Essener Bürgermeisters erhalten, das sicherlich ebenfalls ausgeführte Porträt ihres Gatten, eines Mitglieds des Essener Rates, ist nicht auf uns gekommen. Zwei in einer Latrine am Burgplatz ausgegrabene Schreibtafeln (Nr. 55) dokumentieren anhand eines Briefkonzepts die Bemühungen der Stadt, neue Einwohner anzusiedeln, und zeigen mit der Nacherzählung einer Äsop’schen Fabel gleichzeitig einen Teil des Lernstoffs, der an der Jungenschule in der Burg durchgenommen wurde.

Die Einführung der Reformation 1563 durch den Essener Rat bedeutete einen tiefen Einschnitt in den Beziehungen zwischen dem Stift und der Stadt Essen.20) Das Vorgehen des Rates, der für Essen den Status einer Reichsstadt postulierte und sich deshalb im Einklang mit den Regelungen des Augsburger Religionsfriedens berechtigt sah, die Reformation einzuführen, gefährdete die Herrschaftsansprüche der Äbtissin. Es gelang dem Rat, die Marktkirche St. Gertrud, die schon früh als Volks- und Bürgerkirche der Stadtgemeinde angesehen wurde,21) dem Einfluss der Äbtissin zu entziehen. In der Inschriftenüberlieferung zeigen sich die konfessionellen Spannungen in einem nicht mehr erhaltenen Chronostichon (Nr. 121) aus der Marktkirche, in dem die Einführung der Reformation mit [Druckseite XIV] dem Sturz des Belials, also des Teufels, gleichgesetzt wird. Vom Wohnhaus des ersten lutherischen Predigers Heinrich Barenbroich ist eine Fensterinschrift (Nr. 132) überliefert, in der gegen „Sakraments-Schander“, womit die Reformierten gemeint sind, Nonnen, Mönche und „Pfaffen“ gewettert wird. An protestantischem Abendmahlsgerät hat sich nur ein in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hergestellter Abendmahlsbecher erhalten (Nr. 139). Die Stifterin wurde u. a. wegen ihrer reformatorischen Gesinnung aus dem Zisterzienserinnenkloster Mariensaal in Saarn (Mülheim/Ruhr) vertrieben und zog anschließend wohl nach Essen, wo Verwandte von ihr Mitglieder der Honoratiorenschicht waren.

Die Haltung der Äbtissin und der Kapitelsangehörigen der Reformation gegenüber war nicht immer eindeutig.22) Mehreren Äbtissinnen wurde die Nähe zum Luthertum nachgesagt, eine davon, Elsabeth von Manderscheid-Blankenheim (1575–1578), resignierte gar von ihrem Amt, um einen protestantischen Grafen zu heiraten. Die auch innerhalb des Stifts angespannte Atmosphäre zeigt sich beispielsweise in dem inschriftlich ausgeführten Prosatext, der anlässlich des Todes der Äbtissin Irmgard von Diepholz 1575 vor dem Verfall der Sitten warnt (Nr. 129).

Die Situation änderte sich grundlegend, als zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Gegenreformation in Essen Einzug hielt. Auf Drängen der päpstlichen Nuntiatur in Köln, des Kölner Erzbischofs und einflussreicher Jesuiten wurde 1604 Elisabeth von Bergh (s’Heerenbergh) zur Äbtissin postuliert, obwohl sie weder die notwendige hochadlige Abstammung nachweisen konnte noch dem Stift, in dem zu dieser Zeit ausschließlich protestantische Stiftsdamen präbendiert waren, angehört hatte.23) Ihre Amtszeit wurde wohl maßgeblich von ihren Räten bestimmt, während sie selbst einen schwärmerischen Briefwechsel mit ihrem protestantischen Schwager führte und an Religionsfragen wenig interessiert schien.

Im Gegensatz dazu steht die Amtszeit ihrer aus Tirol stammenden Nachfolgerin Maria Clara von Spaur, Pflaum und Vallier (1614–1644).24) Sie versuchte, mit strengen Religionsordnungen in der Stadt Essen und im Stiftsgebiet die Rekatholisierung durchzusetzen25) und spielte sogar mit dem Gedanken, das Stift den Jesuiten zu überlassen.26) Im Sinne der Gegenreformation ist auch die Ansiedlung der Kapuziner zu verstehen, die von Maria Clara und dem Werdener Abt Hugo Preutäus (1614–1646) großzügig gefördert wurden. Dies bezeugen die Inschriften auf der Grundsteinlegungsplatte (Nr. 154) des ab 1618 erbauten Kapuzinerklosters und die Inschriften auf einer Wappentafel (Nr. 155) und einem verlorenen Glasfenster (Nr. 156). Maria Claras Politik der Rekatholisierung wurde zeitweise von den in Essen anwesenden spanischen Truppen gestützt. Diese verließen 1629 aus Angst vor den herannahenden Niederländern die Stadt. Als mit niederländischer Unterstützung dann ein protestantischer Rat installiert werden konnte, floh die Äbtissin mit dem Kirchenschatz und Kanzleiakten nach Köln.27) Hier wurde das Ostensorium (Nr. 172) für die Reliquien der Stiftsheiligen Cosmas und Damian und des heiligen Marsus angefertigt.

Die Inschriften aus dem heutigen Dom und der Domschatzkammer machen etwa die Hälfte des im vorliegenden Band bearbeiteten Bestands aus. Dies hängt auch mit den glücklichen Umständen zusammen, unter denen im Stift Essen die Säkularisation stattfand. Dank der Umsicht der Angehörigen des 1803 aufgelösten Kanonikerkapitels konnte 1809 fast der gesamte Kirchenschatz vor der Beschlagnahmung durch den Fiskus bewahrt werden,28) lediglich zwei Kelche (Nr. 113, 114) wurden sicher an die Bergische Domänenverwaltung abgegeben. Die Kanoniker weigerten sich, das von Fiskalbeamten aufgenommene Schatzinventar zu unterzeichnen, und behaupteten, dass der Schatz schon immer von den Pfarrgemeinden St. Johann und St. Gertrud im Gottesdienst gebraucht worden sei und ihr Kapitel keinerlei Rechte daran habe. Der Schatz verblieb vorerst im Stift, und als Essen 1815 an Preußen fiel, stellte sich die Frage einer Beschlagnahmung nicht mehr.

Nach der Gründung des Bistums Essen 1958 wurde die ehemalige Münsterkirche zur Kathedralkirche erhoben.

2. 2. Werden

Das Kloster Werden wurde Ende des 8. Jahrhunderts von Liudger, Missionar und späterer Bischof von Münster, als Eigenkloster gegründet.29) Nach seinem Tod 809 wurde der Heilige auf eigenen Wunsch in Werden bestattet, sein Grab befand sich außerhalb der zu dieser Zeit bereits fertiggestellten Kirche östlich des Chors. Vermutlich aus dem Besitz Liudgers stammt der älteste Inschriftenträger aus dem Essener Bestand, ein mit Beinplättchen verzierter Kasten (Nr. 1), in dem der Heilige möglicherweise Reliquien aufbewahrt hat. Liudgers Nachfolger sowohl als Münsteraner Bischof als auch als Vorsteher des Klosters Werden wurde sein Bruder Hildegrim I. Ihm folgten mit Gerfrid, Thiadgrim, Altfrid und Hildegrim II. weitere Verwandte des Heiligen, die sog. Liudgeriden, die dem Kloster als Rektoren vorstanden.30) Der Aufstieg zum Reichskloster wurde durch die Übertragung der Abtei durch Hildegrim II., den letzten Werdener Vorsteher aus der Familie des Klostergründers, an König Ludwig den Jüngeren 877 eingeleitet.31) Die Abtei erhielt die Immunität und das Recht der freien Abtswahl. Weitere Privilegien und auch die Königsnähe einiger Werdener Äbte besonders im 12. Jahrhundert32) dokumentieren den Erfolg von Liudgers Gründung.

Wie dieser wählten seine Verwandten und Nachfolger ihre Grablegen nicht in ihren Bischofskirchen in Münster, Châlons-sur-Marne und Halberstadt, sondern in Werden. Die Grablege der Liudgeriden in der Krypta wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von den Äbten Gero und Adalwig umgestaltet. Die vermutlich im Auftrag von Adalwig angebrachten Inschriften sind kopial überliefert (Nr. 22, 23, 24, 25).33) Adalwig war es auch, der die Gebeine des Klostergründers, die zuvor im Auftrag von Abt Gero von der von Liudger selbst festgelegten Stelle außerhalb der Kirche in die Krypta transferiert worden waren, in den Hochaltar erhob. Die Säulen, die den Schrein34) des Heiligen trugen, sind mit einem Bittgebet für Adalwig (Nr. 26) ausgestattet.

Seit dem 13. Jahrhundert erlebte Werden, wie auch andere Benediktinerklöster, einen Niedergang.35) Reformversuche blieben ohne Wirkung, das Kloster hatte Probleme, seinen Besitz zusammenzuhalten, und musste sich überdies der Bedrohung seines Territoriums durch mächtige Nachbarn wie den Kölner Erzbischof und den Grafen von der Mark erwehren. Auch innerhalb des Klosters kam es zu Streitigkeiten über die Rechte und Pflichten des Abtes und der Konventualen, deren Lebensweise sich immer mehr derjenigen von Stiftsherren anglich. An Inschriftenträgern sind aus dieser Zeit der sog. Nap des heiligen Liudger (Nr. 49), eine Schüssel, in der Reliquien enthalten waren, und der erneuerte Buchkasten (Nr. 58) für die um 1100 geschriebene „Vita secunda“ des heiligen Liudger auf uns gekommen.

Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster schließlich von Vertretern der Bursfelder Reform übernommen.36) Die Reformäbte Dietrich Hagedorn (1477–1484) und Anton Grimmolt (1484–1517) sowie ihre Nachfolger bemühten sich meist erfolgreich darum, entfremdete Güter zurückzuerhalten und die Verwaltung des Klosters zu konsolidieren. Die Verdienste Anton Grimmolts wurden von dem Humanisten und Werdener Säkularkleriker Johannes Cincinnius (gest. 1555)37) in einer 20 Distichen umfassenden Grabinschrift (Nr. 98) gewürdigt. Die Gestaltung und Formulierungen des kunstvollen Epitaphs (Nr. 99) für Anton Grimmolt im Chor wurden für die Grabplatten seiner Nachfolger rezipiert (Nr. 144, 151). Die Reform wirkte sich auch auf das kulturelle Leben in der Abtei aus: Der Bücherbestand konnte erweitert werden, an den Klostergebäuden wurden umfangreiche Baumaßnahmen vorgenommen, die Stephanskirche wurde wieder aufgebaut (Nr. 107), neue Paramente (Nr. 86, 87, 111) und Glocken (Nr. 106, 128, 130) wurden angeschafft und große Tafelgemälde (Nr. 122, 123, 124, 142) in Auftrag gegeben. Einige der aufgezählten Objekte wurden sogar noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angeschafft, obwohl sich die wirtschaftliche Situation zu dieser Zeit durch Misswirtschaft und Veruntreuung bereits deutlich verschlechtert hatte.

Die Anzahl der aus dem Kloster Werden bekannten Inschriftenträger ist deutlich geringer als die des Essener Stifts, es sind nur Inschriften von 37 Inschriftenträgern erhalten oder überliefert. Zwar [Druckseite XVI] gingen in Werden bereits in früheren Jahrhunderten Schatzstücke verloren, wurden verkauft und in der Hoffnung auf Schuldenerlass verschenkt,38) ein großer Teil des Schatzes, darunter sicherlich auch viele nicht überlieferte Inschriften, ist aber erst durch die Säkularisation 1803 an größtenteils unbekannte Käufer gelangt. So kommt es, dass Inschriftenträger aus Werden heute in Museen und Bibliotheken in Berlin (Nr. 58, 184) und Chantilly (Nr. 38) aufbewahrt werden oder auch ganz verschollen sind (Nr. 95).

Mitte des 16. Jahrhunderts hielt die Reformation Einzug in Werden und fand Anhänger sowohl im Kloster als auch unter der Stadtbevölkerung.39) Inschriften im Zusammenhang mit der evangelischen Gemeinde sind allerdings erst aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Hinzuweisen ist hier vor allem auf die nur zur Hälfte erhaltene Inschrift auf dem Türsturz (Nr. 179) der ersten evangelischen Kirche in Werden. Die Inschrift auf einem Kelch (Nr. 181), der angeblich von dem Werdener Mönch Peter Ulner bei der Einführung der Reformation 1550 benutzt worden sein soll, stammt aus dem 19. Jahrhundert.

2. 3. Kettwig

Kettwig ist seit der kommunalen Neugliederung 1975 Bestandteil des Essener Stadtgebiets. Die 1052 erstmals erwähnte Siedlung gehörte zum Gebiet des Klosters Werden, das Kirchenpatronat lag zeitweise bei den Grafen von der Mark, den Herren von Oefte und ab 1583 beim Abt von Werden.40) Unter dem Patronat des Herzogs Wilhelm IV. von Jülich-Kleve-Berg ist ab 1552 der Protestant Hermann Kremer als Pastor nachgewiesen, der inschriftlich als Mit-Auftraggeber einer Glocke (Nr. 119) bezeugt ist. Auch als der Werdener Abt das Patronat über die Kettwiger Kirche ausübte, gelang es ihm nicht, die Ausbreitung der Reformation zu verhindern. Der von Abt Konrad Kloedt 1601 als Kettwiger Pfarrer eingesetzte Werdener Mönch Johannes Grimholt trat vor 1607 mit seiner Gemeinde zur reformierten Kirche über.41) Bei den Kettwiger Inschriftenträgern handelt es sich mit Ausnahme der erwähnten Glocke und einer Hausinschrift von 1645 (Nr. 174) vor allem um Grabsteine (Nr. 145, 161, 178, 182, 183) vom Friedhof der evangelischen Kirche am Markt. An einem Tor von Schloss Hugenpoet, das im Stadtteil Kettwig steht, haben sich Reste einer Bauinschrift von 1647 erhalten (Nr. 176), in ‚Haus Oefte’, ebenfalls auf Kettwiger Gebiet, eine Glocke (Nr. 76).

2. 4. Rellinghausen

Der Ort Rellinghausen bestand bereits im zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts.42) Die in der älteren Literatur herrschende Meinung, das Stift Rellinghausen sei als Filialkirche des Essener Stifts von der Essener Äbtissin Mathilde gegründet worden, basiert auf Einträgen in den Essener Äbtissinnenkatalogen, deren älteste Abschriften aus dem 17. Jahrhundert stammen, und der Überlieferung einer Grabinschrift für eine Mathilde, die mit der Essener Äbtissin gleichgesetzt wurde.43) Von Rellinghausen wurde jede Abhängigkeit vom Essener Stift besonders im 16. und 17. Jahrhundert bestritten. Auf eine Abhängigkeit könnte aber u. a. hindeuten, dass die Vorsteherin immer als preposita und nicht als Äbtissin bezeichnet wurde, und dass dieses Amt fast immer von Essener Stiftsdamen ausgeübt wurde.44)

Die Gründung des Stifts Rellinghausen durch Äbtissin Mathilde wurde zuletzt von Paul Derks bestritten.45) Er beurteilt die Grabinschrift (Nr. 42) als Essener Fälschung des 17. Jahrhunderts, welche die von Rellinghausen bestrittene Abhängigkeit vom Essener Stift untermauern sollte. Die Untersuchung der Grabinschrift führte jedoch zu dem Ergebnis, dass sie vermutlich zwischen dem 11. und dem 12. Jahrhundert für eine in Rellinghausen bestattete Mathilde verfasst wurde. Bei dieser Mathilde kann es sich allerdings nicht um die gleichnamige Essener Äbtissin gehandelt haben, da deren Grablege in Essen durch den Liber ordinarius der Essener Stiftskanoniker sicher belegt ist,46) sondern [Druckseite XVII] um eine andere, quellenmäßig sonst nicht fassbare Person gleichen Namens. Die Frage, ob das Stift Rellinghausen von Essen aus gegründet wurde und ob und in welcher Art es von Essen abhängig oder im Gegenteil reichsunmittelbar war, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Nach langjährigen Prozessen vor dem Reichskammergericht schlossen beide Stifte 1661 einen Vertrag, in dem sich das Rellinghauser Stift der Hochgerichtsbarkeit und der Landeshoheit des Essener Stifts unterstellte.47)

Der älteste Hinweis auf eine Kirche oder Kapelle in Rellinghausen findet sich in der Memorialverfügung der Essener Äbtissin Theophanu (1039–1058), die festgelegte Geldsummen für ihr Totengedenken in den Stiften Essen und Gerresheim, denen sie als Äbtissin vorstand, sowie in Rellinghausen hinterließ.48) Die Existenz eines von Theophanu gestifteten Kreuzes (Nr. 19), dessen Inschriften kopial überliefert sind, wird von Derks in (unberechtigte) Zweifel gezogen. Ob zu diesem Zeitpunkt in Rellinghausen eine geistliche Gemeinschaft bestanden hat, in der für das Totengedenken der Äbtissin Sorge getragen werden konnte, oder ob nur eine Kapelle vorhanden war, ist umstritten,49) obwohl die Memorialverfügung auf eine geistliche Gemeinschaft hinweist. Wörtlich ist eine congregatio erstmals 1170 bezeugt, als die Essener Äbtissin Hadwig von Wied dieser Gemeinschaft Einkünfte übertrug.50)

Die folgenden Jahrhunderte bieten bis 1500 keinerlei inschriftliche Überlieferung, die in diesem Jahr für die Stiftskirche gegossenen Glockeninschriften (Nr. 83, 84) liefern außer der Jahreszahl keine Informationen, die sich im Hinblick auf die Geschichte des Stifts oder des Dorfs Rellinghausen auswerten lassen. Mit Sicherheit wurde die Stiftskirche zu diesem Zeitpunkt auch für die Pfarrgottesdienste benutzt. Über die Entwicklung der Pfarrgemeinde ist wenig bekannt, im Liber valoris, einem Einkünfteverzeichnis der Diözese Köln vom Anfang des 14. Jahrhunderts, ist Rellinghausen als dem Dekanat Essen zugehörig verzeichnet.51) Für das Jahr 1572 ist ein Pfarrgeistlicher (parochialis rector) belegt, bei dem es sich vermutlich um einen der drei Stiftsgeistlichen gehandelt hat.52)

Die Vogtei des Stifts Rellinghausen lag seit dem 13. Jahrhundert erblich bei den Herzögen von Limburg, die sie später weiterverlehnten.53) Der Vogt stellte einen der beiden Richter des Rellinghauser Gerichts, das 1312 erstmals in Quellen greifbar wird, der zweite Richter wurde vom Stift bestimmt.54) Für das Jahr 1567 ist der Bau eines Gerichtsturms belegt, der vom Vogt und vom Stift finanziert wurde.55) Der Turm war mit einer Inschrift (Nr. 125) versehen, laut der er von der Res publica in usum rei publicae errichtet wurde.

Zwischen 1550 und 1560 fand die Reformation auch in Rellinghausen Anhänger, offenbar traten sowohl die Gemeinde als auch die Angehörigen des Stifts mehrheitlich zum Luthertum über.56) Erst die spanischen Truppen, die sich von 1614 bis 1629 am Niederrhein aufhielten, ermöglichten es der katholischen Seite, in Rellinghausen im Sinne der Gegenreformation zu wirken.57) Die öffentliche evangelische Religionsausübung wurde anscheinend vollständig unterbunden. Dies spiegelt sich unterschwellig vielleicht auch in der Inschrift der 1626 für die Annenkapelle gegossenen Glocke (Nr. 164) wider, deren Formular eher „katholisch“ wirkt: In der Glockenrede wird der Glockenname genannt, der gleichzeitig die angerufene heilige Anna, an deren Festtag jährlich eine Prozession von der Stiftskirche zur Kapelle stattfand, bezeichnet.

Die konfessionelle Situation änderte sich 1629, als die spanischen Truppen von den holländischen Soldaten verdrängt wurden.58) Auf der 1646 für die Rellinghauser Kirche gegossenen Glocke (Nr. 173) sind insgesamt fünf Auftraggeber genannt, von denen vier mit großer Sicherheit als Anhänger der lutherischen Konfession identifiziert werden können. In der Zeit zwischen 1629 und 1648 konnten die Protestanten wieder offener agieren, auch wenn es ihnen letztendlich nicht gelang, die Stiftskirche dauerhaft für ihre Gottesdienste zu benutzen.

3. Die Quellen der nicht-originalen Überlieferung

Von den 188 im Bearbeitungszeitraum entstandenen Inschriftenträgern sind 68 nicht mehr erhalten. Etwa ein Drittel dieser heute verlorenen Inschriftenträger war im 19. Jahrhundert noch vorhanden, so dass die kopiale Überlieferung zu dieser Zeit sogar nur weniger als ein Viertel des Gesamtbestands ausmachte. Dies liegt einerseits an der guten Überlieferungssituation des Domschatzes, d. h. des Schatzes des Essener Frauenstifts, der, mit Ausnahme des Marsusschreins, anscheinend ohne große Verluste auf uns gekommen ist. Andererseits ist die geringe kopiale Überlieferung auch dadurch zu erklären, dass frühe systematische Sammlungen von Inschriften, wie sie vergleichbar in anderen Regionen seit dem 17. Jahrhundert zusammengestellt wurden und für das Stift Essen und das Kloster Werden durchaus denkbar gewesen wären, nicht vorhanden sind.59)

Im Liber ordinarius der Essener Kanoniker, der Ende des 14. Jahrhunderts auf der Grundlage älterer Vorlagen verfasst wurde,60) wird die Inschrift wiedergegeben, mit der jedes Jahr die Osterkerze, jeweils unter Angabe des aktuellen Jahres, verziert wurde (Nr. 63). Aus diesem Grund wurde in der Handschrift die Jahreszahl nach MCCC mit einer Lücke für das passende Jahr und die passende Indiktion angegeben. In der Handschrift finden sich darüber hinaus einige Nachträge ohne direkten Bezug zu den liturgischen Vorschriften, die zwei Fensterinschriften (Nr. 44, 45) und die Inschrift einer Tafel (Nr. 73) mitteilen, auf der die im sog. Ida-Kreuz aufbewahrten Reliquien vermerkt waren.

Etwas problematisch ist die Überlieferung zweier Inschriften aus dem Stift Rellinghausen, weswegen mindestens die Grabinschrift für eine Mathilde in der neueren Forschung unter Fälschungsverdacht geraten war.61) Bei den Quellen handelt es sich um die mehrere Überlieferungsstufen vom Original entfernten Abschriften von Nikolaus Kindlinger (gest. 1819).62) Mitgeteilt werden die Grabinschrift (Nr. 42) für eine in Rellinghausen bestattete Mathilde und die Inschriften eines von der Essener Äbtissin Theophanu (1039–1058) an das Stift Rellinghausen geschenkten Kreuzes (Nr. 19). Die Inschriften sind in einem Prosatext enthalten, der vermutlich von Essener Seite aus verfasst wurde, um die Abhängigkeit des Stifts Rellinghausen vom Stift Essen zu beweisen. Zwar enthält der Prosatext einige sachliche Fehler, die Untersuchung der Grabinschrift und der Inschriften des Kreuzes haben allerdings ergeben, dass von der Existenz der beiden Inschriftenträger ausgegangen werden kann. Kindlinger, der von 1794 bis 1802 Essener Stiftsarchivar war, überliefert ansonsten nur wenige Inschriften (Nr. 10, 115, 118, 149).

Eine umfangreichere Überlieferung Essener Inschriften findet sich in historiographischen Werken, die ab dem Ende des 16. und vor allem im 17. Jahrhundert über das Stift Essen und das Kloster Werden verfasst wurden. Es handelt sich dabei nicht um gezielt angelegte Inschriftensammlungen, sondern um einzelne, mehr zufällig aufgenommene Inschriften. Die ältesten Überlieferungen von Inschriften aus dem Kloster Werden bieten die Aufzeichnungen des Werdener Abtes Heinrich Duden (1573–1601)63) und des anonymen Verfassers der Werdener Annalen, bei dem es sich möglicherweise um den Essener Pfarrer an St. Gertrud, Heinrich Saldenberg (gest. 1608), gehandelt hat.64) Duden überliefert nur einen Vers der Inschrift der von Abt Adalwig gestifteten Säulen (Nr. 26) und die deutsche Inschrift (Nr. 109), die das sog. Helmstedter oder Werdener Kruzifix als Missionskreuz Karls des Großen bezeichnet. Er selbst war an der Überführung des Kreuzes aus dem Kloster Helmstedt nach Werden beteiligt. Etwas mehr Interesse an inschriftlicher Überlieferung zeigt der anonyme Verfasser der Werdener Annalen, der als Erster die Grabinschriften (Nr. 22, 23, 24, 25) der vier ersten Klostervorsteher aus der Familie des Klostergründers Liudger wiedergibt, außerdem beide Verse der Inschrift auf den Säulen (Nr. 26), die deutsche Inschrift des Kruzifixes (Nr. 109) und die Inschrift vom Epitaph des Werdener Abtes Anton Grimmolt (1484–1517) (Nr. 99). In den Annalen des Werdener Konventualen [Druckseite XIX] Gregor Overham (gest. 1687) wirkt die Inschriftenüberlieferung ebenfalls eher zufällig.65) Neben den Grabinschriften der vier älteren Liudgeriden und der Inschrift auf den Säulen überliefert Overham interessanterweise drei Inschriften aus dem Stift Essen (Nr. 2, 9, 45), die Grabinschrift (Nr. 42) für eine Mathilde in Rellinghausen und Inschriften aus dem Kloster Helmstedt,66) wo er das Amt des Propstes innehatte. In den Aufzeichnungen seines Bruders Adolf Overham (gest. 1686) ist die ansonsten nirgends mitgeteilte Inschrift über die Wiedererrichtung und Weihe der Werdener Stephanskirche (Nr. 107) überliefert.67)

Aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben sich mehrere handschriftliche und gedruckte Kataloge der Essener Äbtissinnen erhalten, die größtenteils auf zwei Vorlagen vom Ende des 16. Jahrhunderts zurückgehen: auf den auf Deutsch verfassten Katalog, der auf Grundlage einer Abschrift aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (heute in Brüssel in der Bibliothèque royale de Belgique) 1883 von Otto Seemann herausgegeben wurde,68) und einen lateinischen, der von dem Essener Kanoniker und Geschichtsschreiber Wirich Hiltrop (gest. 1617) verfasst wurde und nicht viel mehr als Namen und Sterbedaten liefert.69) Nur der ‚Brüsseler Katalog’ überliefert auch vereinzelte Inschriften (Nr. 5, 6, 10, 135, 148), die aber, wie der Katalog überhaupt, einige Fehler enthalten.70)

Der ‚Brüsseler Katalog’ und auch die Aufzeichnungen Gregor Overhams fanden Eingang in den zweiten Band der ‚Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et profana …’ des benediktinischen Universalgelehrten Gabriel Bucelinus (gest. 1681).71) Bucelinus und Overham standen in Briefkontakt, der Abschnitt in der ‚Germania ... sacra et profana ...’ über das Kloster Werden stimmt in großen Teilen mit den von Overham verfassten Annalen überein, d. h. der Abschnitt wurde wohl von Overham geschrieben. Bucelinus bringt die bereits bei Overham mitgeteilten Inschriften zum Stift Essen (Nr. 2, 9, 45), zum Kloster Werden (Nr. 2226, 43, 99, 109) und die Grabinschrift aus Rellinghausen (Nr. 42). Vermutlich ebenfalls von Overham wurden ihm die Inschriften von dem Rellinghauser Kreuz (Nr. 19) und von einer Steinplatte mit historischer Nachricht (Nr. 180) aus dem Kloster Werden mitgeteilt.

Verschiedene Essener Äbtissinnenkataloge wurden offensichtlich auch für die Farragines der Brüder Johann (gest. 1631) und Aegidius (gest. 1656) Gelenius ausgewertet.72) Sie bringen Inschriften aus dem ‚Brüsseler Katalog’ oder seinen Vorlagen (Nr. 135, 148) und die bislang älteste bekannte Überlieferung der Bildbeischriften aus dem Kapitelsaal (Nr. 112). In einem anderen Zusammenhang steht die Überlieferung der Inschriften des Marsusschreins (Nr. 9), den Aegidius Gelenius 1634 vermutlich mit eigenen Augen gesehen hat.73) Der Schrein gelangte 1629 oder 1634 nach Köln, als die Essener Äbtissin Maria Clara von Spaur aus der protestantisch dominierten und mehrfach von niederländischen Truppen besetzten Stadt Essen nach Köln floh.74) Gelenius beschreibt die Prozessionen und Reliquienverehrungen, die in Köln anlässlich des von Papst Urban VIII. ausgerufenen Jubeljahres stattgefunden haben, und in die auch der Marsusschrein eingebunden war.75) In seinem Werk ‚De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae …’ von 1645 nennt er bei der Aufzählung von Festtagen auch die Grabinschriften der Liudgeriden Gerfrid (Nr. 23) und Thiadgrim (Nr. 24).76)

Aus einigen der bereits genannten Quellen schöpfte der jülich-bergische Archivar Johann Gottfried von Redinghoven (gest. 1704) in seiner 79 Bände umfassenden Quellensammlung zur Geschichte der niederrheinischen Gebiete.77) Er liefert eine Abschrift der ‚Farragines’ der Gebrüder Gelenius mit den dort wiedergegebenen Inschriften aus dem Kapitelssaal des Essener Stifts (Nr. 112), Inschriften aus dem ‚Brüsseler Katalog’ (Nr. 5, 128) und aus den Werdener Annalen des Anonymus [Druckseite XX] (Nr. 22, 23, 24, 25, 26, 109). Außerdem bietet er die älteste Überlieferung für die Inschrift in Form des Monogramms Karls des Großen auf dem Werdener Lehnszepter (Nr. 184) und damit den Terminus ante quem 1704 für die Anbringung des Monogramms.

Mit den Inschriften von 32 Inschriftenträgern findet sich die bedeutendste Überlieferung Essener Inschriften im Nachlass des Vredener Scholasters Jodocus Nünning (gest. 1753).78) Für seine ‚Series antistitarum Essendiensium’ stellte er Nachrichten über die Essener Äbtissinnen zusammen, außerdem sammelte er auch Informationen über das Kloster Werden. Nünning benutzte für seine Forschungen zahlreiche gedruckte und auch nur handschriftlich überlieferte Werke. Am bedeutendsten für die Essener Inschriftenüberlieferung sind ein Äbtissinnenkatalog, der mit dem ‚Brüsseler Katalog’ in Verbindung steht, die ‚Germania ... sacra et profana...’ von Bucelinus und der Liber ordinarius. Darüber hinaus zeichnet sich Nünnings Sammlung vor allem dadurch aus, dass er mit dem Steeler Vikar Jacob Ortmann einen mit Recherchen beauftragten Helfer vor Ort hatte, der ihn mit Abschriften und Zeichnungen von Urkunden, Siegeln und Inschriften belieferte. Ihm verdankt sich die Überlieferung einiger Inschriften (Nr. 116, 117, 129, 154, 187), die ansonsten nirgends wiedergegeben sind.79)

Ebenfalls selbst in Augenschein nehmen konnten die Benediktiner Edmond Martène (gest. 1739) und Ursin Durand (gest. 1771) einige Werdener Inschriften.80) Sie erwähnen in ihrem Bericht, den sie anlässlich ihrer Reise durch Frankreich, Deutschland und die Niederlande verfasst haben, auch die Abtei Werden mit ihrer kostbaren Bibliothek, und geben die Inschriften des sog. Kelchs des heiligen Liudger (Nr. 7) und die vier Grabinschriften der älteren Liudgeriden (Nr. 22, 23, 24, 25) wieder.

Weitere einzelne Überlieferungen Essener Inschriften finden sich z. B. in den Werken von Hermann Stangefol (gest. um 1655)81) (Nr. 2, 22, 23, 24, 25), Christopher Brouwer (gest. 1617) (Nr. 153),82) Gottfried Wilhelm Leibniz (Nr. 2, 22),83) in den Acta Sanctorum (Nr. 9),84) in Aufzeichnungen des Aachener Kanonikers Ludwig von Büllingen (gest. 1848)85) (Nr. 22, 23, 24, 25) und des Kölner Kanonikers Bartholomäus J. B. Alfter (Nr. 9)86) sowie in den Aufzeichnungen des Weseler Pfarrers Anton von Dorth (Nr. 94).87)

Am Ende des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Zuge der großen kunsthistorischen Inventarisierungsprojekte auch die Essener Inschriften berücksichtigt. Bereits Ernst aus’m Weerth gibt in seinen ‚Kunstdenkmälern aus den christlichen Rheinlanden’ einige Inschriften von Goldschmiedeobjekten aus dem Stift Essen und dem Kloster Werden wieder und bemüht sich dabei, durch Zeichnungen die Gestaltung der Inschriften festzuhalten.88) Paul Clemen berücksichtigt in den ‚Kunstdenkmälern der Stadt Essen’ Inschriften aus dem gesamten Stadtbereich und auch aus der kopialen Überlieferung, die er allerdings alle in Kapitalisbuchstaben druckt, weswegen daraus keine Rückschlüsse auf die Schriftformen möglich sind.89) Die umfassendste Publikation zum Schatz des Essener Münsters gab 1904 Georg Humann heraus.90) Neben den kunsthistorischen Analysen, in denen die Inschriften fast immer wiedergegeben sind, sind besonders die hervorragenden Fotografien des Tafelteils von Bedeutung, da sie drei Inschriften (Nr. 91, 104, 118) zeigen, die heute nicht mehr vorhanden sind.

4. Inschriften und Inschriftenträger

4. 1. Inschriften des Totengedenkens

Im Vergleich zu anderen Beständen machen in Essen die Inschriften des Totengedenkens nur einen kleinen Anteil, etwa ein Fünftel, am Gesamtbestand aus. Die meisten dieser Inschriften stammen aus dem Bereich der Münsterkirche, d. h. des heutigen Doms, der ehemaligen Werdener Klosterkirche St. Ludgerus und vom Friedhof der evangelischen Gemeinde in Kettwig. Zu Gräbern in der evangelischen Marktkirche, in Borbeck, Rellinghausen und St. Lucius in Werden sind nur Einzelbeispiele überliefert. Wegen der geringen Anzahl an Inschriften des Totengedenkens erscheint es sinnvoll, einzelne Aspekte dieser Textsorte im Zusammenhang mit den verschiedenen Standorten vorzustellen.

4. 1. 1. Stift Essen

Aus der Frühzeit des Essener Stifts ist in Handschriften und Drucken des 17. Jahrhunderts ein in ungereimten Hexametern verfasstes Grabgedicht (Nr. 2) für die erste Äbtissin Gerswid (gest. um 874) überliefert. Die Inschrift hat v. a. das vorbildhafte Leben der Äbtissin zum Thema. Darum geht es auch in dem 30 Hexametern umfassenden, außerordentlich gelehrten und sprachlich ausgefeilten Grabgedicht für die Äbtissin Hadwig (2. H. 10. Jahrhundert, Nr. 4).

Aus dem Bereich der Münsterkirche sind drei Grab- bzw. Sarkophagplatten aus dem 10. bis 11. Jahrhundert bekannt, deren Inschriften aus einem einfachen Sterbevermerk mit römischer Tagesdatierung bestehen bzw. vermutlich bestanden (Nr. 12, 36, 37?). Die Sarkophagplatte für einen Bilo ist noch erhalten, die beiden anderen Platten waren in den 1950er Jahren noch vorhanden. Die Gestaltung der Platten mit Sterbevermerk, profiliertem Rahmen und (bei Nr. 36) Eckpalmetten ist mit den Grab- und Memoriensteinen dieser Zeit vergleichbar. Das Formular weicht allerdings leicht von vergleichbaren Inschriften ab: Auf zwei Essener Platten kommt nach dem Datum erst der Name des Verstorbenen und dann das Prädikat OBIIT, während ansonsten im Allgemeinen nach dem Datum das Prädikat steht, gefolgt vom Namen.91)

Bei der ältesten noch erhaltenen Inschrift des Totengedenkens für eine Äbtissin handelt es sich um eine Kalksteinplatte aus dem Grab der Äbtissin Theophanu (gest. 1058), auf der ein Sterbevermerk mit dem Hinweis auf Theophanus kaiserliche Abstammung eingehauen wurde (Nr. 21). Dagegen handelte es sich bei dem Grab in der Stiftskirche St. Lambertus in Rellinghausen nicht, wie seit dem 17. Jahrhundert vermutet, um das der Essener Äbtissin Mathilde; hier wurde offensichtlich eine andere Frau gleichen Namens bestattet (10.–12. Jahrhundert?, Nr. 42). Zwar wird im Liber ordinarius vom Ende des 14. Jahrhunderts auf die Beleuchtung von Mathildes Grab im Essener Münster hingewiesen, eine Grabinschrift wird jedoch nirgends erwähnt.

Diesem Liber ordinarius ist auch zu entnehmen, wo die verschiedenen Gruppen der Stiftsangehörigen im Bereich der Münsterkirche bestattet wurden. Demnach wurden die Äbtissinnen in der Münsterkirche begraben, die Kanonissen außerhalb der Kirche hinter dem Chor und die Kanoniker im Atrium zwischen der Münster- und der Johanniskirche. Für die Bevölkerung stand der Kirchhof an der Südseite des Münsters zur Verfügung.92) Diese Aufteilung war im 11. Jahrhundert noch nicht gültig, wie die Auffindung des Sarkophags eines Bilo (Nr. 12) im Osten des Chors und die Bestattung der Äbtissin Theophanu (Nr. 21) in der von ihr in Auftrag gegebenen Krypta zeigen.

Aus dem Spätmittelalter sind lediglich die Inschrift eines Epitaphs (Nr. 56) von 1360 und ein Sterbevermerk auf einer Grabplatte vom Ende des 14. Jahrhunderts kopial überliefert (Nr. 60). Erst aus dem 16. Jahrhundert sind mit sieben Katalognummern mehr Inschriften des Totengedenkens aus dem Essener Stift bekannt, von denen sich aber nur die Fragmente einer Grabplatte (Nr. 141) und eines Grabkreuzes (Nr. 140) erhalten haben. Bei den übrigen Inschriftenträgern handelt es sich um ein Wandgemälde im Äbtissinnenbau, das aus Porträts verstorbener Äbtissinnen und kurzen Bildbeischriften mit den Sterbedaten bestand (Nr. 112), und um Epitaphien (Nr. 99, 129). Nur die Gestaltung des 1947 gestohlenen Epitaphs der 1560 verstorbenen Äbtissin Katharina von Tecklenburg ist durch ein Foto bekannt (Nr. 118). Es zeigt eine kunstvoll gravierte Platte, auf der die Äbtissin in Gebetshaltung vor dem Kruzifix zu sehen ist.

[Druckseite XXII]

Eine vergleichbare Darstellung zeigt das skulptierte Epitaph aus Baumberger Sandstein für die Äbtissin Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim (gest. 1598, Nr. 135), die allerdings nicht in der Münsterkirche, sondern in St. Dionysius in Borbeck bestattet wurde. Die Äbtissin hatte wenige Jahre zuvor ihre Residenz ganz in das in ihrem Auftrag wiedererrichtete Schloss Borbeck verlegt. Sie war nicht die einzige Essener Äbtissin, die nicht in der Münsterkirche bestattet wurde, dies war beispielsweise auch der Fall bei Margareta von Beichlingen (1525–1534, begraben im Stift Vreden, wo sie ebenfalls Äbtissin war) und Margareta Elisabeth von Manderscheid-Gerolstein-Blankenheim (1598–1604), die während eines Aufenthalts in Arnheim starb und dort begraben wurde.93)

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die Grabinschriften für Essener Kanonissen und Äbtissinnen überwiegend auf Deutsch verfasst, so auch zwei der drei Inschriften, die an die Essener Äbtissin Elisabeth von Bergh (s’Heerenbergh) erinnern. Ein nur kopial überliefertes Chronostichon (Nr. 148) soll sich an einer Wand in der Nähe ihres Grabes im nördlichen Seitenschiff der Münsterkirche befunden haben. Dort ist heute die kunstvolle Tumbenplatte (Nr. 149) mit sechzehnfacher Ahnenprobe eingelassen. Im Grab selbst befand sich die heute in der Domschatzkammer aufbewahrte Bleiplatte (Nr. 147), in die die Ämter der Äbtissin, Herrschaftsrechte ihrer Familie und Elisabeths Todesdaten graviert wurden.

Die relativ geringe Anzahl an überlieferten Inschriften zum Totengedenken hängt, neben einer fehlenden systematischen Inschriftenüberlieferung insgesamt, auch damit zusammen, dass 1720 die Pflasterung der Münsterkirche erneuert wurde.94) Die dafür entfernten Grabplatten wurden zuerst in den Kreuzgang gebracht, wo bis heute eine Grabplatte aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgestellt ist, neben der 1885 aufgefundenen Sarkophagplatte für einen Bilo (Nr. 12). Es ist aber davon auszugehen, dass die meisten der im 18. Jahrhundert entfernten Platten irgendwann zerstört wurden.

Das gilt auch für die Grabkreuze und -steine vom sog. Friedhof in der Burg, der südlich an die Münsterkirche und an St. Johann angrenzte. Der Liber ordinarius gibt nur für die Äbtissinnen und die Angehörigen der beiden Kapitel den genauen Begräbnisplatz an, die übrigen Stiftsangehörigen sollen „in cimiterio communi“ bestattet werden, womit dieser Friedhof gemeint war.95) Von hier stammen vermutlich die beiden erhaltenen Grabkreuze (Nr. 140, 150). Eine der Inschriften auf einem Grabkreuz nennt Altenessen als Herkunftsort des Verstorbenen. Da die Begräbnisrechte für alle (katholischen) Stiftsbewohner bis zur Aufhebung des Stifts bei der Münsterkirche lagen,96) ist es nicht verwunderlich, dass ein Grabkreuz für einen Einwohner Altenessens im Umkreis des heutigen Doms gefunden wurde. Der Friedhof und die 1522 errichtete Beinhauskapelle waren Anfang des 19. Jahrhunderts stark verwahrlost, weshalb die Kapelle 1817 auf Abbruch verkauft und der Friedhof schließlich 1834 aufgehoben wurde.97)

4. 1. 2. St. Ludgerus und St. Lucius, Werden

Noch schlechter als für das Stift Essen sieht die Überlieferungslage für das Kloster Werden aus, hier sind nur vier Inschriftenträger mit Inschriften zum Totengedenken erhalten, die Inschriften von sechs Trägern sind abschriftlich überliefert.

Letzteres gilt für die vier Grabgedichte für die ersten Werdener Äbte, die der Familie des Klostergründers Liudger angehörten (Nr. 22, 23, 24, 25). Obwohl Hildegrim I. Bischof von Châlons und der erste Vorsteher der Kirche von Halberstadt war und Gerfrid und Altfrid Bischöfe von Münster, ließen sie sich im zu dieser Zeit als liudgeridische Eigenkirche anzusehenden Kloster Werden bestatten. Die Grabdenkmäler wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts als halbhohe Tumben erneuert und mit einer Verkleidung aus Kalksinter, Marmor oder poliertem Stuck in der sog. Opus sectile-Technik, und umlaufenden Grabinschriften versehen. Die Erneuerung der Grabmäler fand im Auftrag von Abt Adalwig (um 1065–um 1080) statt, der die bereits von einem seiner Vorgänger erweiterte Krypta renovieren und einen Schrein mit den erhobenen Gebeinen des heiligen Liudger im Hochaltar aufstellen ließ. Vermutlich war das Ziel der Schaffung der neuen Grabdenkmäler und der Ausführung neuer Inschriften, durch den Hinweis auf die Verdienste der ersten Klostervorsteher diese als Heilige zu etablieren. Besonders in den Inschriften für Thiadgrim und Altfrid wird der Dualismus zwischen dem Körper als sterblicher Hülle und der Seele, die zu Gott aufsteigt, betont. Dieser [Druckseite XXIII] Gedanke findet ab dem Hochmittelalter verstärkt Eingang in anspruchsvollere Inschriften des Totengedenkens,98) im Essener Inschriftenbestand kommt er in dem Epitaph für die Äbtissin Katharina von der Mark (gest. 1360) (Nr. 56) und der Grabinschrift für den Werdener Abt Anton Grimmolt (gest. 1517) (Nr. 98) vor.

Dieses Grabgedicht für Anton Grimmolt besteht aus 20 elegischen Distichen und befand sich auf einer Kupferplatte, die auf dem Grabstein des Abtes im Hochaltar angebracht war, überliefert ist es als Einblattdruck. Sein Verfasser, der zeitweise als Säkularkleriker in Werden lebende Humanist Johannes Cincinnius, schilderte die Verdienste des Abtes, u. a. bei der Einführung der Bursfelder Reform sowie bei der Konsolidierung der Finanzen und der Instandhaltung der Gebäude im Kloster Werden. Das heute noch in die nördliche Chorwand eingelassene Epitaph für den Abt (Nr. 99) ist das kunstvollste Denkmal des Totengedenkens in Werden. Es zeigt ein überlebensgroßes Abbild des Abtes. Das Formular der Inschrift mit Setzungs- sowie Sterbevermerk und die umlaufende Anbringung mit Vierpässen in den Ecken wurden vorbildlich für die Gestaltung der Grabplatten späterer Werdener Äbte. Erhalten sind die Grabplatten für die Äbte Heinrich Duden (1578–1601) (Nr. 144) und Konrad Kloedt (1601–1614) (Nr. 151). Alle im Bearbeitungszeitraum hergestellten Grabinschriften für Angehörige des Klosters sind auf Latein verfasst.

Aus dem Bearbeitungszeitraum ist aus St. Ludgerus nur eine Grabplatte überliefert, die nicht für einen Werdener Abt, sondern für eine Angehörige des niederen Adels (Nr. 167) hergestellt wurde. Die Platte ist mit zwei Wappen und einem deutschen Bibelzitat ausgestattet. Auch aus der Pfarrkirche St. Lucius sind Grabinschriften des Adels überliefert, aus dem Bearbeitungszeitraum stammt die nur kopial auf uns gekommene Inschrift auf der Grabplatte für Gerhard von Eller zu Oefte (gest. 1649) (Nr. 177), die ebenfalls auf Deutsch verfasst wurde. Von den Werdener Kirchhöfen sind keine Inschriften erhalten oder überliefert.

4. 1. 3. Ev. Kirche am Markt, Kettwig

Ein kleiner, einheitlicher Bestand an vollständig oder fragmentarisch erhaltenen Grabsteinen aus dem 17. Jahrhundert hat sich vom 1811 aufgelösten Friedhof der evangelischen Kirche am Markt in Kettwig erhalten (Nr. 145, 161, 165, 178, 182, 183, 185). Der älteste Grabstein stammt von 1611 und ist mit einem Sterbevermerk auf Latein und einem Bibelzitat auf Deutsch ausgestattet (Nr. 145). Die Inschriften der anderen Grabsteine sind auf Deutsch verfasst und enthalten wie Nr. 145 einen Sterbevermerk und ein Bibelzitat mit Bibelstellenangabe. Alle erhaltenen Grabsteine sind mit Hausmarken versehen und, mit Ausnahme von Nr. 138, mit Blendarkaden gestaltet. Die Kettwiger Grabsteine des 17. Jahrhunderts folgen also mit kleinen Abweichungen einem festen Typus, der sich durch die Gestaltung mit Blendarkaden, Hausmarke und dem Inschriftenformular mit Sterbevermerk und Bibelzitat sowie Bibelstellenangabe auszeichnet.

Trotz der geringen Anzahl an Grabsteinen ist das Totengedenken für eine Familie der Kettwiger Honoratiorenschicht fassbar: Von Angehörigen der Familie Deuß-Benninghoven, die im 17. Jahrhundert einige Kirchmeister stellte und ein Gut an der Ruhrbrücke besaß (vgl. Nr. 174), haben sich zwei Grabsteine mit Grabinschriften für mehrere Personen erhalten (Nr. 145, 161), auf denen zudem das gleiche Bibelzitat verwendet wurde.

Drei Grabsteine und ein Grabkreuz wurden mehrfach verwendet, bei drei dieser Inschriftenträger ist die Zweitverwendung innerhalb einer Familie belegt. Das Grabkreuz (Nr. 140) stammt vom Friedhof auf dem Burgplatz und wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wohl im 17. Jahrhundert für verstorbene Mitglieder der Familie Niemohlmann aus Altenessen beschriftet. In die Rückseite von Nr. 145 wurde gut 100 Jahre nach der Bestattung des 1611 verstorbenen Johannes Deuß die Grabinschrift für ein Familienmitglied eingehauen. Von einem im Jahr 1625 erstmals beschrifteten Grabstein wurden 1708 Inschriften des 17. Jahrhunderts getilgt, um Platz für die Grabinschriften von zwei Verwandten zu schaffen. Eine der getilgten Inschriften wurde auf demselben Grabstein neu ausgeführt. Ein nur fragmentarisch erhaltener Grabstein aus Kettwig (Nr. 183) ist auf der einen Seite mit einer anhand der Schrift ins 17. Jahrhundert datierten Bibelparaphrase beschriftet, auf der anderen mit zwei Bibelzitaten und einem Sterbevermerk aus dem 18. Jahrhundert.

4. 2. Glocken

Für das Essener Stadtgebiet sind die Inschriften von 23 Glocken bekannt. Von diesen Glocken sind noch 14 erhalten, wenn auch nicht immer in läutefähigem Zustand.

Besonders gut ist die Überlieferungslage bei den Glocken des Essener Doms, da sich im Nachlass von Jodocus Nünning eine Liste erhalten hat, die sowohl die Inschriften als auch die liturgische Funktion der Glocken mitteilt, außerdem die Anzahl der vorhandenen inschriftlosen Glocken.99) Von den dort genannten fünf mit Inschriften versehenen Glocken sind noch zwei im Westturm vorhanden, eine vom Ende des 13. Jahrhunderts (Nr. 47) und eine von 1546 (Nr. 108). Nünning überliefert eine Glockeninschrift (Nr. 187), die zeitlich nicht eingeordnet werden kann. Die von Nünning nicht berücksichtigten Glocken von 1522 (Nr. 101) und 1600 (Nr. 138) hingen während der Abfassungszeit der Liste in einem Türmchen über dem Westturm und dienten als Uhrglocken. Die Glocke von 1522 hängt heute im Dachreiter über der Vierung, die Glocke von 1600, die vor 1940 an die Essener Gemeinde St. Ignatius übergeben worden war, wurde vermutlich während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Aus dem Geläut der Abteikirche Werden haben sich drei Glocken erhalten, die alle im 16. Jahrhundert gegossen wurden (Nr. 106, 128, 130). Eine der Glocken (Nr. 130) hängt heute in der evangelischen Kirche in Kierspe-Rönsahl (Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen).

Von den drei mit Inschriften versehenen Glocken der ehemaligen Stiftskirche St. Lambertus in Rellinghausen, die beim Brand des Kirchturms infolge eines Bombentreffers 1944 beschädigt wurden, stehen zwei (Nr. 83, 173) vor der wiedererrichteten Kirche, die Reste der dritten wurden eingeschmolzen (Nr. 84). Die zerstörte Glocke und eine der erhaltenen wurden 1500 gegossen, die zweite erhaltene 1643. Für den Guss dieser Glocke wurde eine 1603 gegossene Sturmglocke, die vermutlich mindestens mit der Jahreszahl gekennzeichnet war, eingeschmolzen. Vom gleichen Gießer wie die nicht erhaltene Rellinghauser Glocke von 1500 wurde wohl die ebenfalls verlorene Glocke aus der Essener Marktkirche (Nr. 85) hergestellt.

Die beiden mit Inschriften versehenen Glocken aus St. Dionysius in Borbeck sind nicht mehr vorhanden. Die 1411 gegossene Glocke (Nr. 68) wurde 1922 umgeschmolzen. Die Glocke von 1646 (Nr. 175) ist 1915 gesprungen und musste 1917 zur Einschmelzung abgegeben werden. Ihre Gestaltung ist durch gute Fotos überliefert.

Jeweils eine mit Inschriften versehene Glocke aus dem Bearbeitungszeitraum befindet sich in der ehemaligen Stiftskirche in Stoppenberg (Nr. 70) und in der evangelischen Kirche am Markt in Kettwig (Nr. 119). Die heute in Privatbesitz befindliche Glocke Nr. 76 stammt aus ‚Haus Oefte’, wo sie möglicherweise in der Kapelle des Rittersitzes hing.

Neben den Glocken aus Stifts- und Pfarrkirchen sind die Inschriften von mindestens zwei Glocken überliefert (neben der Glocke aus ‚Haus Oefte’), die in Kapellen geläutet wurden. Die 1626 für die Rellinghauser Annenkapelle gegossene Glocke befindet sich unzugänglich im Dachreiter dieser Kapelle (Nr. 164). Eine 1615 von einem bislang unbekannten Gießer namens Andreas Springer gegossene Glocke (Nr. 152) gelangte 1806 nach dem Abbruch der Werdener Nikolauskapelle an die katholische Gemeinde in Kettwig. Die Glocke wurde im Ersten Weltkrieg beschlagnahmt und vermutlich eingeschmolzen. Die kleine Glocke von 1632 mit dem Beginn des Ave Maria (Nr. 169), die heute in der evangelischen Kirche in Werden hängt, könnte auch aus einer Kapelle stammen. Ihre Herkunft ist ungeklärt.

Die Ratsglocke von 1483 ist die einzige Glocke im Essener Bestand, die sich aus dem weltlichen Bereich erhalten hat (Nr. 75). Sie hing im Essener Rathaus und gelangte 1873 erst in Privatbesitz und dann in die Sammlung des ‚Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen’. Heute wird sie im Ruhr Museum ausgestellt.

Die verschiedenen Funktionen, die Glockeninschriften haben können, spiegeln sich in der Verwendung unterschiedlicher Textsorten wider.100) Dabei können die Inschriften oft mehrere Aufgaben erfüllen.101) Bei zehn Glocken, also bei knapp der Hälfte der überlieferten Essener Glocken aus dem Bearbeitungszeitraum, wird in einer Meisterinschrift der Name des oder der Gießer mitgeteilt (Nr. 76, 116, 117, 119, 128, 130, 138, 152, 173, 175). Kaum geringer ist die Anzahl der Glocken, in deren Inschriften der oder die Auftraggeber des Glockengusses genannt werden, oft zusammen mit [Druckseite XXV] ihrer Amtsbezeichnung (Nr. 75, 106, 108, 119, 128, 130, 173, 175). Die Glocke selbst wird häufig personifiziert, was sich in Glockennamen (Nr. 76, 130, 164) und Glockenreden (Nr. 76, 116, 128, 130, 138, 152, 164, 175, 187) zeigt. Hier ist die Inschrift der 1626 für die Rellinghauser Annenkapelle gegossenen Glocke (Nr. 164) besonders interessant, weil die Glocke sich in ihrer Inschrift selbst mit der heiligen Anna identifiziert, die vom Volk angerufen wird (ANNA VOCOR CVNCTIS ME PLEBS HIC INNVOCAT ANNIS 1626).

Die Wirksamkeit, die dem Glockenklang zugesprochen wird, zeigt sich in den inschriftlich festgehaltenen Anrufungen, die sich im Essener Bestand zweimal an Maria richten (Nr. 84, 85, an das heilige Kreuz: Nr. 83). Auch der Beginn des ‚Ave Maria’ ist zweimal als Glockeninschrift belegt (Nr. 70, 169). Der Klang der Glocke kann aber nicht nur die Gebete der Gläubigen vermitteln (Nr. 117) und zur Ehre Gottes läuten (Nr. 76, 84, 85), sondern auch die Menschen selbst zum Besuch der Messe (Nr. 116) und zur Wachsamkeit zur Verhinderung von Bränden (Nr. 152) auffordern oder ihnen die Vergänglichkeit der Zeit (Nr. 128) ins Gedächtnis rufen. In diesen Fällen ist die Inschrift eine Funktionsbezeichnung.

Die meisten der Glocken, die durch eine Meisterinschrift sicher einem Gießer zugeordnet werden können, wurden von Wilhelm Hachman gegossen (Nr. 116, 117, 119, 128, 130). Je eine Glocke stammt von Herman van Alfter (Nr. 76), Johann Neelman (Nr. 138), dem ansonsten unbekannten Andreas Springer (Nr. 152) und den lothringischen Glockengießern Mamertus und Johannes Formica (Nr. 175) und Johann Paris (Nr. 173). Die Glocke von 1546 (Nr. 108) aus dem Dom kann anhand des Zierfrieses dem Kölner Gießer Derich von Overath zugewiesen werden. Wegen der Gestaltung der Versalien und der Worttrenner wird bei zwei Glocken (Nr. 83, 101) vermutet, dass sie in einer Nachfolgewerkstatt aus dem Umkreis des Dortmunder Gießers Johann Wynenbrock gegossen wurden. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Glocke aus der Marktkirche (Nr. 85) hatte eine gleichlautende Inschrift und die gleiche Gestaltung wie Nr. 84, die wiederum mit der noch vorhandenen Glocke Nr. 83 große Übereinstimmungen aufgewiesen haben soll. Möglicherweise stammten also auch Nr. 84 und Nr. 85 aus dieser Nachfolgewerkstatt.

Vierzehn Glocken sind ausschließlich mit lateinischen Inschriften versehen (Nr. 47, 68, 70, 75, 83, 106, 116, 117, 128, 130, 164, 169, 175, 187). Die älteste Glocke mit einer deutschen Inschrift wurde zwischen 1475 und 1484 gegossen (Nr. 76). Im Vergleich mit den zweisprachigen Glockeninschriften, die in Essen ab 1522 (Nr. 101) und bis ins 17. Jahrhundert überliefert sind, zeigt sich, dass nicht von einer schrittweisen Ablösung der lateinischen Sprache in Glockeninschriften ausgegangen werden kann, sondern dass während eines langen Zeitraums beide Sprachen nebeneinander verwendet wurden. Insgesamt sind nur vier Essener Glockeninschriften im Bearbeitungszeitraum vollständig in Deutsch verfasst (Nr. 76, 85, 119, 152). Bei zweisprachigen Glockeninschriften wird zweimal das Datum mit anno domini eingeleitet, gefolgt von der Jahreszahl in römischen Ziffern (Nr. 84, 101). Dieser Befund wurde bereits für andere Bestände festgestellt.102) Auf den vier anderen zweisprachig beschrifteten Glocken wurde die Meisterinschrift auf Deutsch (Nr. 138) oder auf Latein (Nr. 173) formuliert, zweimal wurden lateinische Bibelzitate mit deutschen Auftraggebernennungen kombiniert (Nr. 108, 173).

4. 3. Bauinschriften

Bauinschriften, zu denen auch Weiheinschriften gezählt werden, enthalten Informationen über bauhistorische Vorgänge an Bauwerken oder Teilen von Bauwerken und sind am oder im Bauwerk angebracht.103) Die älteste Essener Bauinschrift befindet sich im Dom in der Ostkrypta (Nr. 13). Sie nennt das Bauwerk (die Krypta), die Bauherrin (die Essener Äbtissin Theophanu) und den Tag der von Theophanus Bruder, Erzbischof Hermann von Köln, vorgenommenen Kryptaweihe.

Insgesamt bietet der Essener Inschriftenbestand im Gegensatz zu anderen Beständen im Bearbeitungsgebiet der „Deutschen Inschriften“ relativ wenige Bauinschriften. Dazu zählt die Inschrift im Türsturz der Sakristei des Doms (Nr. 115), die das Baujahr 1554 und die Baumaßnahme, also die Erbauung der Sakristei, nennt. Die nur kopial überlieferte Jahreszahl 1591 datiert einen nachträglich eingezogenen Deckenträger im nicht mehr erhaltenen Äbtissinnenbau. Die in den Glockenstuhl des [Druckseite XXVI] Turms über dem Westbau geschnitzte Jahreszahl 1612 weist auf eine ansonsten nicht belegte Bau- oder Reparaturmaßnahme hin (Nr. 146).

Bei allen vier überlieferten Inschriften aus dem Mitte des 18. Jahrhunderts abgerissenen Kapuzinerkloster handelt es sich um Bauinschriften. Auf der noch im 18. Jahrhundert vorhandenen Grundsteinlegungsplatte (Nr. 154) aus Kupfer war die Auftraggeberin des Kirchenbaus, die Essener Äbtissin Maria Clara von Spaur, Pflaum und Vallier, und mit dem 17. April 1618 das Datum der Grundsteinlegung genannt. Der ebenfalls an der Grundsteinlegung beteiligte Werdener Abt Hugo Preutäus wird anlässlich der Fertigstellung des Ostteils der Kirche und der über dem Chor liegenden Bibliothek inschriftlich erwähnt: Im Chor war eine Tafel (Nr. 155) mit seinem Wappen, einem Stiftervermerk und dem Fertigstellungsdatum angebracht. Der Wortlaut dieser Inschrift wurde auch für eine nicht mehr erhaltene Wappenscheibe (Nr. 156) benutzt, die in ein Fenster der Bibliothek eingefügt war. Dass die Kapuzinerkirche von Osten nach Westen gebaut wurde, damit möglichst schnell Chorraum für die Messe vorhanden war, zeigt die vierte Bauinschrift. Es handelt sich dabei um den Namen der Auftraggeberin Maria Clara von Spaur und die in Mauerankern dargestellte Jahreszahl 1620, die an der Westfassade der Kirche angebracht war (Nr. 158).

Die beiden Wappensteine (Nr. 170, 171), die in die Wand des Pfarrhauses der dem Kloster Werden inkorporierten Gemeinde St. Lucius eingelassen waren, befinden sich seit den 1980er Jahren in der Schatzkammer der Propsteikirche St. Ludgerus. Sie dokumentieren den 1640 vom Pfarrer von St. Lucius, dem Werdener Mönch Heinrich Dücker, veranlassten und vom Werdener Abt Hugo Preutäus unterstützten Bau des Pfarrhauses.

Die Inschrift auf der erhaltenen Hälfte eines Türsturzes, der heute in eine Mauer auf dem Grundstück des Gemeindehauses der evangelischen Gemeinde Werden eingelassen ist (Nr. 179), gibt Auskunft über den Bau der ersten evangelischen Kirche in Werden. Der Türsturz befand sich an dieser Kirche, die Inschrift nennt das Baujahr 1650 und den Werdener Rat als Auftraggeber.

Aus dem weltlichen Bereich stammen fünf Inschriften, die Baumaßnahmen an Adelssitzen sowie Bürger- und Bauernhäusern dokumentieren. Nur abschriftlich überliefert ist die Inschrift auf einem Wappenstein, der über der Tür des Hauses Heck in Werden angebracht war (Nr. 137). Genannt waren der Name des Ehepaares, das dem Rittergeschlecht Heck angehörte, sowie die Jahreszahl 1599, die sich vermutlich auf den Wiederaufbau des 1581 in einem Kupferstich noch als Ruine dargestellten Baus bezieht. Die heute stark verwitterte Bauinschrift, die unter einem vollständig verwitterten Wappen im Giebel des Tores auf Schloss Hugenpoet angebracht ist (Nr. 176), nennt nicht nur die Namen der Bauherren, des Ehepaares von Nesselrode, und das Fertigstellungsdatum, sondern auch den vollständigen Familiennamen der Ehefrau, die Ämter des Ehemannes und die Nutznießer des neuen Schlosses, das Ehepaar selbst nämlich und die Erben.

Die drei Hausinschriften (Nr. 159, 168, 174), von denen sich nur eine original, wenn auch nicht mehr am ursprünglichen Haus, erhalten hat, beinhalten alle einen religiösen Spruch und die Jahreszahl, die vermutlich das Baujahr benennt, Nr. 168 überliefert dazu Namen der Auftraggeber oder Bewohner, Nr. 174 den Hausnamen.

4. 4. Kirchliche Ausstattungsstücke und Geräte

Etwa ein Drittel der Inschriftenträger des Essener Bestands stammt aus dem Bereich der Kirchenausstattung. Die Inschriften befinden sich vor allem auf Objekten aus dem Kirchenschatz: auf den Vasa sacra und auf liturgischen Objekten wie Vortragekreuzen, Buchdeckeln, Reliquienostensorien, Sepulchrumreliquiaren und Paramenten. Die große Anzahl von mit Inschriften ausgestatteten Schatzobjekten verdankt sich dem Umstand, dass der Schatz des Essener Stifts, der heutige Domschatz, vor der Enteignung während der Säkularisation bewahrt werden konnte und anscheinend auch in früherer Zeit wenige Verluste erlitten hat.104) Zur Ausstattung der Essener Kirchen gehören auch Altartafeln, Wand- und Glasmalereien, der Aufbau des Hochgrabs des heiligen Liudger und ein Kalvarienberg.

Meist sind auf kirchlichen Ausstattungsstücken aus dem Essener Bestand Stifterinschriften, Reliquienbezeichnungen und Beischriften bildlicher Darstellungen angebracht. Die weniger häufig überlieferten Textsorten – Anrufung, Altarzugehörigkeitsvermerk (bei Kelchen) sowie Spruch und Gebet – werden im Folgenden wegen ihrer geringen Anzahl nicht gesondert aufgeführt.

4. 4. 1. Stiftungsinschriften

Den größten Anteil an Inschriften auf kirchlichen Ausstattungsstücken machen in Essen die Stiftungsinschriften aus, die auf 26 Inschriftenträgern aus dem Bereich der Kirchenausstattung vorhanden sind. Stiftungsinschriften stehen im Kontext der Memoria, der Vorsorge für das Totengedenken. Durch die „Verewigung“ des Namens blieb der Stifter im Diesseits gegenwärtig. Die Stiftung eines liturgischen Geräts, das mit dem Namen des Stifters versehen war, sicherte diesem zu, Anteil zu haben an den liturgischen Handlungen, für die beispielsweise der gestiftete Kelch oder das gestiftete Vortragekreuz gebraucht wurde.105) Damit ist die Hoffnung verbunden, nach dem Tod bzw. nach dem Jüngsten Gericht Anteil am Ewigen Leben zu erhalten.106)

Der enge Bezug zur Memoriavorsorge kommt z. B. in der Inschrift auf zwei Kalksintersäulen (Nr. 26) aus der Schatzkammer St. Ludgerus in Werden zum Ausdruck. Diese Säulen haben den Schrein mit den Reliquien des heiligen Liudger getragen und wurden von dem Werdener Abt Adalwig gestiftet. In der Inschrift wird seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, durch die Stiftung „Ruhe im Paradies“ zu erlangen. Ohne konkrete Erwartung, aber in Verbindung mit dem Totengedenken, ist die Inschrift auf dem 1501 gestifteten Kelch (Nr. 92) für den Domschatz formuliert, der aus einem einfachen Sterbevermerk besteht.

Eine Besonderheit stellt die reiche Überlieferung der Stiftungsinschriften der ottonischen Äbtissinnen Ida, Mathilde und Theophanu dar. Von Ida ist die Inschriftentafel (Nr. 5) für ein hinter dem Kreuzaltar aufgestelltes Gemmenkreuz, das mit Herrenreliquien gefüllt war, erhalten. Mathilde stiftete wohl einen Schrein (Nr. 9), den großen siebenarmigen Leuchter aus Bronze (Nr. 10) und ein Vortragekreuz (Nr. 8). Gemeinsam mit ihrem Bruder, Herzog Otto von Schwaben und Bayern, ist sie auf dem Stifterbild am Otto-Mathilden-Kreuz (Nr. 6) dargestellt. Von Äbtissin Theophanu sind Stiftungsinschriften auf einem Vortragekreuz (Nr. 18) und auf dem Buchdeckel eines von ihr geschenkten Evangeliars (Nr. 20) erhalten, außerdem schenkte sie dem Stift Rellinghausen ein weiteres mit Stiftungsinschrift versehenes Kreuz (Nr. 19).

Die Stiftungsinschriften des Essener Bestands lassen sich nach formalen Kriterien in vier Gruppen einteilen. Sie können ausschließlich aus dem Stifternamen bestehen, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Wappen und/oder einem Datum (Nr. 59, 139). Häufiger steht der Name als Bildbeischrift in Verbindung mit einer Stifterdarstellung (Nr. 6, 8, 20, 43, 46). Die größte Gruppe stellen die Inschriften dar, in denen der Schenkungsvorgang durch ein Prädikat wie fieri iubere (Nr. 5, 10), fieri facere (Nr. 46, 172) und dare (Nr. 18, 74, 82) beschrieben wird. Ungewöhnlich ist die Wortwahl in der Inschrift auf dem Armreliquiar des heiligen Quintinus (Nr. 81), das von den Testamentsvollstreckern der Essener Pröpstin Margareta von Castell (gest. nach 1491) in Auftrag gegeben wurde. Der Schenkungsvorgang wurde mit der Formulierung, der Arm des heiligen Quintinus sei von den Testamentsvollstreckern geschmückt worden, umschrieben. Auch die Finanzierung einer Reparatur ist als Stiftung anzusehen und schlägt sich deshalb in Stiftungsinschriften nieder (Nr. 92, 94, 142). Die vierte Gruppe bilden Inschriften, in denen der Stiftungsvorgang ausführlicher und teilweise in gebundener Sprache formuliert ist (Nr. 9, 18, 19, 26). Diese qualitätvollen Inschriften befinden oder befanden sich allesamt auf kostbaren Inschriftenträgern. Wie die Stiftervermerke besonders auf den ottonischen Goldschmiedearbeiten aus dem Domschatz zeigen, wurden aber auch weniger komplexe Texte auf außerordentlich kostbaren Inschriftenträgern ausgeführt.

Ebenfalls in die Kategorie Stiftungsinschrift, und manchmal nicht klar davon abzugrenzen, gehören Auftraggeberinschriften. Sie unterscheiden sich von den Stiftungsinschriften dadurch, dass die stiftenden Personen eher als Amtsträger handeln. Eine wichtige Gruppe von Inschriften sind hier die Glocken- und die Bauinschriften.107) Die Inschriften unter dem Fuß der Hostienmonstranz für die Johanniskirche (Nr. 79) nennen die Namen der Pfarrer dieser Kirche und den Namen des bürgerlichen Kirchmeisters. Diese Personen waren in ihrer Funktion als Pfarrer oder Kirchmeister an der Herstellung beteiligt.108) In den Inschriften in der Krypta der Essener Marktkirche wird ausdrücklich der Auftrag, einen Begräbnisplatz in der Krypta einzurichten, genannt (Nr. 160).

Genauere Aussagen über den Kreis der Stifter lassen sich nur für das Stift Essen treffen, da hier die Anzahl an überlieferten Stiftungsinschriften groß genug ist. Es wurde bereits festgestellt, dass im Früh- und Hochmittelalter vor allem die Herrschenden in der Lage waren, durch Stiftungen Vorsorge [Druckseite XXVIII] für ihr Totengedenken und das ihrer Angehörigen zu treffen.109) Dies trifft auch auf das Stift Essen zu. Die mit (Namen als) Stiftervermerk versehenen Objekte (Nr. 5, 6, 9, 10, 18, 19, 20) des 10. und 11. Jahrhunderts wurden von Essener Äbtissinnen gestiftet, beim Otto-Mathilden-Kreuz (Nr. 6) tritt der Bruder der Äbtissin als Stifter hinzu. Dieses Kreuz stellt auch insofern eine Ausnahme dar, weil die beiden Stifter hier vor allem als letzte Vertreter der liudolfingischen Familie präsentiert werden, die von ihrem reichen Erbe die Stiftung des kostbaren Kreuzes finanzierten.

In der Zeit zwischen der Mitte des 11. und dem Ende des 13. Jahrhunderts ist keine Stiftungsinschrift aus dem Stift Essen überliefert, eine Essener Äbtissin hat allerdings in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen Kelch für das Kloster Werden gestiftet (Nr. 43). Erst im vierten Viertel des 13. Jahrhunderts tritt dann erstmals eine Essener Kanonisse als Stifterin eines Glasfensters (Nr. 45) in Erscheinung. Der Gedanke der Memoria kommt hier in der inschriftlich ausgeführten Fürbitte zum Ausdruck. Der Kreis der Stifter erweitert sich vor allem ab dem 15. Jahrhundert, es sind nun die Kanonissen (Nr. 81), die Kanoniker (Nr. 82, 94) und die Essener Bürger (Nr. 74, 92), die Objekte zur Kirchenausstattung stiften. Daneben bleiben aber auch die Äbtissinnen als Stifterinnen präsent (Nr. 46, 103). Aus dem 17. Jahrhundert ist nur eine Stiftungsinschrift auf einem Reliquiar bekannt, das von der gegenreformatorisch gesinnten Äbtissin Maria Clara von Spaur während ihres Exils in Köln in Auftrag gegeben wurde (Nr. 172). Der Schwerpunkt ihres Engagements lag im Übrigen bei dem u. a. auf ihre Anregung hin gegründeten Essener Kapuzinerkloster, wie zwei Bauinschriften (Nr. 154, 158) zeigen.

Die Überlieferungssituation in den anderen Essener Kirchen sieht deutlich schlechter aus. Aus dem Kloster Werden ist die bereits erwähnte Stiftungsinschrift an den von Abt Adalwig gestifteten Säulen erhalten (Nr. 26). Bei der getilgten Inschrift (Nr. 38) auf dem heute in Chantilly befindlichen Prachteinband hat es sich vermutlich ebenfalls um einen Stiftervermerk gehandelt, der entfernt worden war, nachdem das Buch in den Kunsthandel gelangte.110) Aus dem Besitz der evangelischen Marktkirche stammt ein Abendmahlsbecher mit Stiftervermerk (Nr. 139), der von einer aus dem Zisterzienserinnenkloster Mariensaal in Saarn (Mülheim/Ruhr) vertriebenen Nonne gestiftet wurde. Von der Ausstattung der Siechenhauskapelle stammen ein Altarretabel (Nr. 166) und ein Kelch (Nr. 157), die von Wilhelm Mittweg (gest. 1656), einem Essener Kanoniker und Vikar der Siechenhauskapelle, gestiftet wurden.

4. 4. 2. Reliquienbezeichnungen

Einen bedeutenden Bestand an kirchlichen Ausstattungsstücken im engeren Sinne stellt die Gruppe von fünfzehn mittelalterlichen und sieben neuzeitlichen Altarsepulchren dar,111) die sich im Essener Domschatz erhalten hat. Acht der mittelalterlichen Bleidöschen und -kästchen sind mit geritzten Reliquienbezeichnungen in karolingischer Minuskel versehen, die Schrift kann in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert werden (Nr. 11, 17, 29, 30, 31, 32, 33, 34). Die Inschriften vermerken das Vorhandensein von mehr als 70 Reliquien verschiedener Heiliger und haben die Funktion von Reliquienauthentiken. Es ist zu vermuten, dass einige der runden Altarsepulchren während der Neuausstattung der Essener Münsterkirche durch Äbtissin Mathilde in die neu errichteten Altäre eingelassen wurden. Die Inschriften können allerdings nur anhand der Schrift nicht so genau datiert werden, dass sie sicher dem Abbatiat der Äbtissin Mathilde oder den Abbatiaten ihrer Nachfolgerinnen zugeordnet werden können.

Einen Anhaltspunkt für die Einordnung des größten Altarsepulchrums mit 46 Reliquien bietet das Datum 1054, das auf der anderen Seite des mit der Reliquienbezeichnung versehenen Deckels in Kapitalis eingeritzt ist (Nr. 17). Die Jahreszahl könnte mit der Vollendung des Chorneubaus und der Weihe des Hochaltars zusammenhängen. Die große Anzahl an Reliquien spricht dafür, dass das Kästchen im Hochaltar eingelassen war. Sicher ist, dass Theophanu die Krypta unter dem Hochaltar erbauen ließ und mit drei Altären ausstattete. Der Reliquienbestand dieser Altäre ist durch drei Inschriftentafeln (Nr. 14, 15, 16), die in die Halbpfeiler hinter den Altären eingelassen sind, überliefert. Die Weihe der Krypta durch Theophanus Bruder, den Kölner Erzbischof Hermann, am 9. September 1051 ist ebenfalls auf einer Inschriftentafel festgehalten (Nr. 13). Für die Neuausstattung weiterer [Druckseite XXIX] Altäre, vielleicht nach dem Abbruch alter Altäre, sprechen die Inschriften zweier Bleibehältnisse, die als Inhalt Reliquien vermerken, deren genaue Herkunft nicht mehr bekannt war (Nr. 30, 32) oder die „im alten Altar gefunden wurden“ (Nr. 29).

Eine der Reliquienbezeichnungen auf einem Altarsepulchrum lässt sich anhand der Schrift und wegen eines in dem Kästchen befindlichen Siegels ans Ende des 13. oder an den Anfang des 14. Jahrhunderts datieren (Nr. 51), ein anderes Reliquienbehältnis aus Blei ist mit einem Altarzugehörigkeitsvermerk ausgestattet, der etwa in die gleiche Zeit einzuordnen ist (Nr. 52). Vielleicht hängt die Beschriftung mit der Errichtung neuer Altäre oder der Neudotierung alter Altäre in dieser Zeit zusammen.

Neben diesen Altarsepulchren haben sich im Essener Domschatz und in der Schatzkammer der Propsteikirche St. Ludgerus in Werden weitere Reliquiare mit Reliquienbezeichnungen erhalten (Nr. 49, 81, 89). Die Inschriften dienen hier vor allem als Inhaltsangabe. Diese Funktion hatte auch die nur kopial überlieferte Inschrift, die sich am Schrein des heiligen Liudger im Kloster Werden befand (Nr. 186).

Die kopial überlieferte Inschrift (Nr. 73), die am Fuße des Kreuzaltars der Münsterkirche angebracht war, zählt in gebundener lateinischer Sprache die Herrenreliquien auf, die in dem von der Äbtissin Ida im dritten Viertel des 10. Jahrhunderts gestifteten Kreuz enthalten waren. Diese Reliquien gerieten anscheinend in Vergessenheit, denn als das Kreuz 1413 restauriert werden musste, wurde in einem Schriftstück der Fund der Herrenreliquien vermerkt. Das Kruzifix wurde 1454 erneut von der Säule herabgenommen, vermutlich wurde aus diesem Anlass die Inschrift angefertigt, um die enthaltenen Reliquien vor erneutem Vergessen zu schützen.

Um eine Art Reliquienbezeichnung handelt es sich bei der angeblichen historischen Nachricht auf der Schwertscheide des Zeremonialschwertes (Nr. 90) und bei der nur kopial überlieferten Inschrift, die sich am sog. Werdener oder Helmstedter Kruzifix (Nr. 109) befand. Die Inschrift, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf der Schwertscheide angebracht wurde, belegt erstmals die Vorstellung, dass es sich bei dem seit dem 10. Jahrhundert verehrten Schwert um das Hinrichtungsschwert der Stiftspatrone Cosmas und Damian handele. Die in deutschen Reimversen verfasste Inschrift an dem 1547 aus dem Kloster Helmstedt nach Werden gebrachten Kruzifix teilt mit, dass dieses Kreuz Karl dem Großen dazu gedient habe, die Sachsen zu missionieren.

4. 4. 3. Bildbeischriften

Auf einigen Objekten der Kirchenausstattung wie z. B. Tafelbildern, Wandmalereien, Glasfenstern, Goldschmiedearbeiten und Paramenten finden sich Beischriften zu bildlichen Darstellungen. Die Bildbeischriften haben unterschiedliche Bedeutungen: Sie können Elemente der Ikonographie sein, zur Identifizierung und Erläuterung der Bilder dienen, den Sinn allegorischer Darstellungen erklären und als exegetische Bildbeischriften Darstellungen von Bibeltexten auslegen.112)

Die bekannteste und am weitesten verbreitete Inschrift, die als Element der Ikonographie zur Darstellung gehört, ist der Kreuztitulus, der eine Aussage aus dem Johannesevangelium darstellt.113) In Essen haben sich zahlreiche Darstellungen mit Kreuztituli erhalten.114) Auch die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria (Lc 1,18) ist häufig mit einer Bildbeischrift ausgestattet, die die Worte des Erzengels wiedergibt (Nr. 96). Die Bibelstelle wird im ‚Ave Maria’, einem der Grundgebete der katholischen Kirche, aufgegriffen. Der Beginn des ‚Ave Maria’ dient auf einer im 14. Jahrhundert hergestellten Agraffe (Nr. 54), die als Schmuck an der Goldenen Madonna befestigt ist, als Bildbeischrift für eine Marienstatuette. Ein Gebet aus dem Totenoffizium und eine Gewandsauminschrift wurden als bildimmanente Texte auf einem Tafelgemälde (Nr. 142) aus dem Kloster Werden angebracht.

Als Bildbestandteil sind auch Inschriften zu bezeichnen, die die Aussagen der dargestellten Personen wiedergeben, meist auf Schriftbändern (z. B. Nr. 67) oder in der geschwungenen Form von Schriftbändern (Nr. 28, 123, 124). Auf der Abendmahlsdarstellung aus dem Kloster Werden wurde das zugehörige Bibelzitat zur Abendmahlsszene auf eine in die Möblierung des Bildes eingelassene Tafel gemalt (Nr. 122). Ebenfalls bildimmanent ist die Inschrift REX, mit der der Nimbus des Gekreuzigten auf dem Beinkasten aus dem Kloster Werden ausgestattet ist (Nr. 1). Die Inschrift stellt den Bezug zum Christus der Apokalypse her.

[Druckseite XXX]

Als Teil der Ikonographie, der gleichzeitig zur Identifikation der Darstellung dient, kann die Namensbeischrift bei dem Apostel Petrus auf dem Buchdeckel des Theophanu-Evangeliars aus der Domschatzkammer bezeichnet werden (Nr. 20). Die Buchstaben des Namens bilden den Bart der Schlüssel, die der Apostel in Händen hält. Bildbeischriften zur Identifizierung von Heiligen oder biblischen Gestalten finden sich mehrfach im Essener Inschriftenbestand (z. B. Nr. 20, 40, 48, 67, 69, 90, 124).

Über bloße Namensbeischriften hinaus gehen Bildbeischriften, die grundlegende Erklärungen zum Bildprogramm geben. Dies ist der Fall bei der Beischrift einer Wandmalerei in St. Ludgerus in Werden (Nr. 3) und bei einer nicht mehr erhaltenen Beischrift an einer ebenfalls verlorenen Statue des heiligen Liudger (Nr. 186). Als Erklärungen des allegorischen Sinns sind die Bildbeischriften Dextera Dei oder Dextera Domini zu verstehen, die die Darstellungen der rechten Hand Gottes begleiten (Nr. 27, 39).

Nur zwei der Bildbeischriften aus dem Essener Inschriftenbestand sind als exegetische Bildbeischriften zu bezeichnen. Die Inschrift auf dem heute in Chantilly aufbewahrten Prachteinband (Nr. 38) aus dem Kloster Werden legt die Darstellung der Kreuzigung aus, indem sie auf den Zusammenhang zwischen der Sünde Adams und der Rückkehr ins Paradies durch den Tod am Kreuz anspielt. Die Inschrift auf dem nicht mehr vorhandenen Kreuz (Nr. 19), das die Essener Äbtissin Theophanu dem Stift Rellinghausen gestiftet hat, bezieht sich auf die Darstellung des Gekreuzigten und seine Bedeutung für die Gläubigen.

5. Die Schriftformen

5. 1. Kapitalis

Die ältere Kapitalis steht in der Nachfolge der klassischen Kapitalis der Antike, die in der Karolingerzeit neue Belebung erfuhr.115) Im Zuge der karolingischen Reformen, die auf die Verbesserung und Vereinheitlichung u. a. auch der Schrift zielten, galt die antike Monumentalkapitalis als vorbildhaft. Die wichtigsten Merkmale der antiken Kapitalis wie Linksschrägen- und Bogenverstärkungen, Schaftverjüngungen, die Unterscheidung von Haar- und Schattenstrichen sowie annähernd quadratische Proportionen zeichnen auch die karolingische Kapitalis aus. Dieser sehr qualitätvolle Schriftstil wurde im Frankenreich vom Ende des 8. bis Ende des 9. Jahrhunderts gepflegt. Ältere und jüngere Kapitalisinschriften bedienen sich zwar desselben Formenrepertoires, setzen es aber häufig stilistisch anders und meist weniger anspruchsvoll um. Inschriften in karolingischer Kapitalis sind in Essen nicht überliefert.

Auf dreizehn Inschriftenträgern hat sich in Essen ein vergleichsweise großer Bestand an Inschriften in einer älteren Kapitalis erhalten. Die Inschriften sind in Bein (Nr. 1) und Metall (Nr. 7, 10) graviert oder aus Metall getrieben (Nr. 20), auf Putz gemalt (Nr. 3), emailliert (Nr. 6), in Stein gehauen (Nr. 12, 21), in Blei geritzt (Nr. 17, 29, 34, 35) und auf Stoff gestickt (Nr. 39). Mit Ausnahme der frühesten dieser Inschriften, der wohl Ende des 8. Jahrhunderts gravierten Bildbeischrift auf einem Beinkasten (Nr. 1), und der spätesten, einer gestickten Inschrift auf einem Pontifikalhandschuh aus dem 12. Jahrhundert (Nr. 39), stammen die Inschriften aus dem 10. und 11. Jahrhundert.116)

Bei den Mitte des 10. Jahrhunderts ausgeführten Bildbeischriften einer Wandmalerei in der ehemaligen Abteikirche St. Ludgerus in Werden (Nr. 3) ist zwar noch das Vorbild der römischen bzw. karolingischen Kapitalis an einigen breiten, mit Serifen und mit deutlicher Linksschrägenverstärkung ausgestatteten Buchstaben präsent, daneben sind die meisten Buchstaben allerdings in einheitlicher Strichstärke und schmal ausgeführt. M, dessen Mittelteil bis zur Grundlinie reicht, erinnert an die klassische Kapitalis, während das leicht trapezförmige A und R mit gerader Cauda unklassische Formen zeigen.

Die beiden gravierten Inschriften auf dem sog. Kelch des heiligen Liudger (Nr. 7, Ende 9. bis 10. Jahrhundert) sind in einheitlicher Strichstärke und mit auffälligen dreieckigen Sporen gestaltet. Die ebenfalls gravierten Inschriften am siebenarmigen Leuchter aus dem Dom (Nr. 10, um 973–1011) zeigen klassische Buchstabenformen wie R mit Stachelcauda und kreisrundes O, daneben aber auch A mit links überstehendem Mittelbalken und M mit nicht bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil. [Druckseite XXXI] Die Inschriften sind nur teilweise mit Linksschrägen- und Bogenverstärkungen ausgestattet, die Sporen wurden als dünne Striche oder sehr flächig bei den S ausgeführt. Die getriebenen Inschriften auf dem Prachteinband des Theophanu-Evangeliars (Nr. 20) sind gleichmäßig in einheitlicher Strichstärke ausgeführt, R ist mit einer geraden, spitz ausgezogenen Cauda ausgestattet. Bei den in Email eingelegten, sehr qualitätvollen Inschriften des Otto-Mathilden-Kreuzes (Nr. 6) sind die Sporen, wie bei den Inschriften am Leuchter, als rechtwinklig angesetzte Striche gestaltet. Die Proportionen der Buchstaben sind uneinheitlich, breit (A, H, N, Z) oder auffallend schmal. Besonders gelungen ist die stachelförmige Cauda des R in NAZARENVS, während sie beim R in REX ganz gerade ist.

Im Gegensatz zu den gemalten und in Techniken der Goldschmiedekunst gearbeiteten Inschriften sind die beiden in Stein gehauenen Kapitalisinschriften aus Essen von nur mittlerer Qualität. Die Kalksteintafel aus dem Grab der Äbtissin Theophanu (gest. 1058, Nr. 21) ist unregelmäßig proportioniert, die Buchstaben haben nur teilweise leichte Schaft- und Bogenverstärkungen. Ähnliches gilt für die Inschrift auf der Sarkophagplatte für Bilo (Nr. 12), hier sind die Buchstaben der waagerechten ersten Zeile schmal gestaltet im Gegensatz zur zweiten, senkrechten Zeile, deren Buchstaben, besonders das kreisrunde O, breit und nahe an klassischen Proportionen ausgeführt sind.

Wenige Anhaltspunkte für eine paläographische Einordnung bieten die eingeritzten Kapitalisinschriften auf vier Altarsepulchren aus dem 11. Jahrhundert bzw. von 1054 (Nr. 17, 29, 34, 35). Die Inschriften sind in einheitlicher Strichstärke und ohne besondere Gestaltungsmerkmale wie z. B. Sporen ausgeführt, zudem sind besonders die Kapitalisinschriften in Nr. 34 und 35 sehr flüchtig eingeritzt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Essener Kapitalisinschriften zwar einzelne Merkmale der klassisch-karolingischen Kapitalis zeigen, allerdings immer in Verbindung mit ganz unklassischen Formen und Proportionen. Die unterschiedliche Ausführung charakteristischer Buchstaben wie A, M und R zeigt deutlich den verschieden starken Einfluss von Vorbildern aus der klassischen bzw. karolingischen Kapitalis.

5. 2. Romanische Majuskel

Als romanische Majuskel wird eine Mischmajuskel bezeichnet, die sich zwischen den linearen Formen der Kapitalis und der flächigen, durch Schwellungen und Buchstabenabschließungen spannungsreich erscheinenden gotischen Majuskel mit ihren zahlreichen runden Buchstaben bewegt.117) Die Schriftentwicklung vom ausschließlich kapital bestimmten Alphabet der älteren Kapitalis zur romanischen Majuskel zeichnet sich aus durch vermehrte Verwendung von runden Formen,118) Buchstabenkombinationen wie Verschränkungen,119) Enklaven,120) über- und untergestellten Buchstaben121) und Nexus litterarum122) sowie veränderten Proportionen, die sich von dem quadratischen Ideal hin zu schlankeren Formen bewegen.123) Das Essener Material zeigt, dass der Übergang von der Kapitalis zur romanischen Majuskel fließend ist.

Inschriften in romanischer Majuskel sind in Essen auf zehn Inschriftenträgern aus dem 10. bis 12. Jahrhundert erhalten. Es handelt sich dabei um Objekte der Schatzkunst mit getriebenen, gravierten oder in Email eingelegten Inschriften (Nr. 5, 6, 18, 26, 27, 38) und um vier in Stein gehauene Inschriften aus der Ostkrypta des Essener Doms (Nr. 13, 14, 15, 16).

Die älteste Essener Inschrift in romanischer Majuskel ist der aus einer Kupferplatte getriebene Stiftervermerk, der die Essener Äbtissin Ida (gest. 971?) als Stifterin des hinter dem Kreuzaltar aufgestellten Kreuzes bezeichnet (Nr. 5). In den breiten Proportionen zeigt sich noch die Nähe zur Kapitalis, die Cauda des R ist dagegen bereits deutlich verstärkt. Als einzige runde Form wurde unziales E verwendet. Auch die in Email eingelegten Inschriften des Mathilden-Kreuzes (Nr. 8, um [Druckseite XXXII] 1000–1011) sind mit Ausnahme der drei unzialen E kapital bestimmt. Im Vergleich zu den vorbildhaften, deutlich am karolingischen Ideal orientierten Inschriften am Otto-Mathilden-Kreuz (Nr. 6) wirken die Buchstaben durch den Abstand der doppelt gelegten Golddrähte hier aber teilweise deutlich flächiger, was allerdings auch mit der technisch schlechteren Ausführung der Inschriften zusammenhängen wird. Zwei runde Buchstabenformen (unziales H und eingerolltes G) und ein Nexus litterarum sind bei der nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift des Theophanu-Kreuzes (Nr. 18, 1039–1058) zu sehen. Die ansonsten kapital bestimmte Inschrift zeigt besonders durch die Gestaltung der Sporen und die teilweise eingeschnürten Schäfte die Entfernung von der linearen Kapitalis. Linksschrägenverstärkungen sind an wenigen Buchstaben (an einem A, am N) zu sehen, dieses Stilelement wurde allerdings nicht konsequent verwendet. Linearer erscheinen die beiden Inschriften am Basilius-Armreliquiar (Nr. 27), auch wenn die Schäfte teilweise leicht eingeschnürt sind. Wieder wurden außer unzialem E nur kapitale Buchstabenformen verwendet. Besonders Inschrift A ist schlank proportioniert und zeigt „zeichnerische Elemente“124) wie Serifen und spornartige Ansätze an Schäften, Balken und Bögen. Breiter proportioniert, aber genauso linear wirken die Inschriften auf den von dem Werdener Abt Adalwig (um 1065–um 1080) gestifteten Säulen (Nr. 26). An runden Formen wurde unziales D und eingerolltes G verwendet, die Sporen bestehen aus Strichen oder sind als Serifen gestaltet. Die Inschrift hat einen Nexus litterarum. Auch die jüngsten der Essener Inschriften in romanischer Majuskel auf einem Prachteinband aus dem Kloster Werden (Nr. 38, 12. Jahrhundert) sind ganz überwiegend kapital gestaltet und haben mit unzialem E und unzialem H nur zwei runde Formen. Die Inschriften zeigen eine Flächigkeit, die bei den Essener Inschriften des 10. und 11. Jahrhunderts nicht begegnet. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Buchstabengröße (hier 0,5 cm), die Herstellungstechnik und das Material des Inschriftenträgers Einfluss auf die Schriftgestaltung haben. Kleine Buchstaben, besonders in Metall tief eingravierte, wirken meist flächiger als große.

Wie auch die Inschriften aus dem Bereich der Goldschmiedekunst sind die vier in Stein gehauenen Inschriften (Nr. 13, 14, 15, 16) in romanischer Majuskel durchgehend konservativ gestaltet. Zwar zeigt die Inschriftentafel mit der Weiheinschrift von 1051 mehrere Nexus litterarum und untergestellte Buchstaben, als einzige runde Form wurde allerdings wieder unziales E verwendet. Auch die teilweise schlecht erhaltenen Tafeln Nr. 14, 15 und 16 zeigen nur wenige runde Formen, außer unzialem E in Nr. 16 ist nur in Nr. 14 mit E ligiertes unziales A zu sehen. Die Inschriften sind linear und in einheitlicher Strichstärke ausgeführt, Sporen sind nur vereinzelt zu erkennen. Diese Inschriften, die in der Amtszeit der Äbtissin Theophanu (1039–1058) gefertigt wurden, unterscheiden sich im Duktus kaum von der Kapitalisinschrift auf der Grabtafel dieser Äbtissin (Nr. 21).

Abschließend ist festzustellen, dass in Essen über einen langen Zeitraum hinweg Inschriften in ganz überwiegend kapital gestalteter romanischer Majuskel ausgeführt wurden, runde Formen und Buchstabenverbindungen kamen nur sparsam zum Einsatz. Die Essener Inschriften des 11. und 12. Jahrhunderts wirken überwiegend eher konservativ, Neuerungen, wie sie in anderen Beständen in diesem Zeitraum vereinzelt schon Verwendung fanden, wurden kaum übernommen.125) Auch die einzige längere Inschrift (Nr. 38) aus dem 12. Jahrhundert, deren Datierung allerdings auf kunsthistorischen Einschätzungen und historischen Indizien beruht, ist in diesem Sinne als konservativ zu bezeichnen, da sie aus dem gleichen Formenrepertoire schöpft wie die im 10. und 11. Jahrhundert hergestellten Inschriften.

5. 3. Gotische Majuskel

Wie die romanische Majuskel ist auch die gotische Majuskel eine Mischschrift aus kapitalen und runden Buchstabenformen, wobei auch hier mit der Bezeichnung „rund“ sowohl Buchstaben des unzialen Alphabets, rund ausgeführte kapitale Buchstaben wie z. B. rundes F, N und rundes T sowie runde Sonderformen wie z. B. eingerolltes G gemeint sind. Die für die gotische Majuskel charakteristische ausgeprägte Flächigkeit zeigt sich in keilförmig verbreiterten Schaft- und Bogenenden, Bogenschwellungen und der Vergrößerung von Sporen, die bis zum Abschluss der Buchstaben führen kann.126)

[Druckseite XXXIII]

Im Essener Bestand haben sich nur vier Inschriften in gotischer Majuskel erhalten, die genug Buchstaben für eine paläographische Einschätzung bieten. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und wurden in verschiedenen Techniken ausgeführt. Die in Kontur gravierte Inschrift auf dem sog. Nap des heiligen Liudger (Nr. 49) wird aufgrund der bereits konsequent abgeschlossenen Buchstaben, der vereinzelt schon spitz ausgezogenen Schwellungen und der noch sparsam eingesetzten runden Buchstaben in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Mehr runde und variantenreicher gestaltete Buchstaben zeigt die in Wachsfadentechnik hergestellte Inschrift einer Glocke aus dem Dom (Nr. 47), die anhand epigraphischer und campanologischer Merkmale an das Ende des 13. Jahrhunderts eingeordnet wird. Es wurden für gleiche Buchstaben kapitale und runde Buchstabentypen verwendet, bedingt durch die Technik sind die Oberflächen aller Buchstaben rund und spannungsreich ausgeführt. Buchstabenabschließungen finden noch nicht statt. Das Armreliquiar für Reliquien des heiligen Cosmas (Nr. 46) ist mit einer Nielloplatte ausgestattet, auf der die Essener Äbtissin Beatrix von Holte (gest. 1327), eingerahmt von einer Stifterinschrift, dargestellt ist. Die Buchstaben sind durch den Wechsel von Flächigkeit und schmalen, teilweise nur strichartigen Elementen spannungsreich gestaltet, die unzialen E sind durch feine Linien oder breite Abschlussstriche geschlossen. Das Armreliquiar wird von kunsthistorischer Seite in die Zeit um 1300 eingeordnet, die Gestaltung der Inschrift passt zu dieser Einschätzung. Die in Email eingelegte Inschrift auf einer an der goldenen Madonna angebrachten Agraffe (Nr. 54) zeichnet sich durch besonders flächige Buchstaben in Verbindung mit kleinteilig und exakt gearbeiteten Details wie dreieckigen Sporen, Abschlussstriche bei C und E, der sehr spitzen Ausführung des gebrochenen Balkens beim A, feine Bogenenden des eingerollten und ansonsten sehr flächig gestalteten G und vereinzelte Zierhäkchen aus. Nach dem Gesamteindruck der Schrift wird die Inschrift in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.

5. 4. Mischschrift der Übergangszeit, frühhumanistische Kapitalis

In der Zeit des Übergangs zwischen dem Verschwinden der gotischen Majuskel als Schriftart ganzer Texte Anfang des 15. Jahrhunderts und dem im 16. Jahrhundert beginnenden Rückgriff auf die klassische Kapitalis entwickelten sich im Umfeld des Humanismus neue Formen von Auszeichnungsschriften.127) Sie entstanden aus dem Wunsch nach Alternativen zu der schwer lesbaren gotischen Minuskel und waren wie die gotische Majuskel in ein Zweilinienschema eingeschrieben. Als Überbegriff für eine Schrift, die durch bestimmte Merkmale wie gestreckte Proportionen und die Kombination von Kapitalisbuchstaben mit vorromanischen und griechisch-byzantinischen Elementen gekennzeichnet ist und eine große Varianz im Formenreservoir und in der Ausführung zeigt, wurde die Bezeichnung „frühhumanistische Kapitalis“ gewählt.128)

Im Essener Domschatz hat sich ein Kelch erhalten, an dessen ungewöhnlicher Inschrift sich die Suche nach neuen Formen für eine leichter lesbare Schrift im Zweilinienschema, aber auch die noch vorhandene Dominanz der gitterartigen und deshalb schwer lesbaren gotischen Minuskel zeigt (Nr. 88). Die Inschrift vereint Buchstabenformen, die gemeinhin die frühhumanistische Kapitalis kennzeichnen, wie A mit breitem Deckbalken und gebrochenem Schaft, offenes D, retrogrades N, spitzovales O, mit Buchstaben der gotischen Minuskel. Diese sind in starrer Gitterform mit dornartigen Spitzen an den Brechungen, die sich zu waagerechten Linien verbinden, gestaltet, und in das Zweilinienschema der Kapitalisbuchstaben integriert. Die Wörter sind aus Buchstaben beider Schriften zusammengesetzt, A und L sind jeweils mit Formen aus beiden Schriften vertreten. Da diese Schrift sowohl Elemente der gotischen Minuskel als auch der humanistischen Kapitalis vereint, wird sie hier als Mischschrift bezeichnet. Ein entferntes Vergleichsbeispiel bietet die Grabtafel des Nikolaus von Diesbach von 1475 im Berner Münster, wo ebenfalls Majuskel- und Minuskelformen zusammen in ein Zweilinienschema gestellt wurden.129) Der Kelch wird kunsthistorisch in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert, die Schriftmerkmale in Zusammenschau mit dem System der Inschrift auf der besagten Grabtafel führen ebenfalls zu dieser Einordnung.

Die beiden Essener Inschriften in frühhumanistischer Kapitalis sind kapital bestimmt und zeigen wenige Sonderformen. In der vor 1499 entstandenen Kelchinschrift (Nr. 82) sind die gleichmäßig gravierten Buchstaben schmal proportioniert, A ist mit langem Deckstrich, D offen und N retrograd [Druckseite XXXIV] ausgeführt, der Kürzungsstrich ist nach oben ausgebuchtet. Die ebenfalls schmal proportionierte Inschrift auf dem zwischen 1512 und 1515 von Bartholomäus Bruyn geschaffenen Altarflügel (Nr. 96), der heute in St. Gertrud steht, zeigt trapezförmige A mit Deckstrich und gebrochenem Balken, der an beiden Seiten über die Schrägschäfte hinausragt, offenes D und oben ausgebuchtete Kürzungsstriche.

5. 5. Kapitalis

Die Rückbesinnung auf die antike Kapitalis als Monumentalschrift geht ab der Mitte des 15. Jahrhunderts von Italien aus, die ältesten bekannten Beispiele aus Deutschland stammen aus dem vierten Viertel des 15. Jahrhunderts.130) In der Gestaltung der Kapitalisinschriften sind dabei Unterschiede festzustellen. Besonders ab dem 16. Jahrhundert wurden vermehrt Inschriften in Kapitalis ausgeführt. Dabei wurden Gestaltungsmerkmale wie breite Proportionen, unterschiedliche Strichstärken und geometrisch konstruierte Serifen aber nur teilweise oder gar nicht beachtet, teils wurden noch Elemente der frühhumanistischen Kapitalis integriert. Dem gegenüber haben sich wenige Inschriften erhalten, die alle klassisch-antiken Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien umsetzen.131)

In den Essener Kapitalisinschriften des 16. Jahrhunderts sind überwiegend auch Elemente der frühhumanistischen Kapitalis vorhanden. Bei den 1501 und 1569 gravierten Inschriften auf einem in der Essener Domschatzkammer aufbewahrten Kelch (Nr. 92) handelt es sich bei diesen Elementen um A mit Deckbalken, H mit ausgebuchtetem Balken, geschwungenen Schaft bei N und vereinzelt spitzovalem O. Retrogrades N wurde auch in den Inschriften der 1546 gegossenen Glocke im Dom (Nr. 108) und in Inschriften auf dem Epitaph der Essener Äbtissin Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim (gest. 1598) (Nr. 135) in Borbeck verwendet. Daneben finden sich in diesen Inschriften aber auch Merkmale der klassischen Kapitalis: in der Glockeninschrift Linksschrägenverstärkungen und konische M, deren Mittelteil bis auf die Grundlinie reicht, in den Inschriften auf dem Epitaph sehr breite Proportionen und kreisrunde O.

Bei der gemalten Inschrift auf einem Tafelgemälde von 1565 aus dem Refektorium des Klosters Werden (Nr. 122) überwiegt die Orientierung an der klassischen Kapitalis. Die Schrift ist breit proportioniert, der Wechsel der Strichstärken zeigt sich in der Ausführung von Haar- und Schattenstrichen, Linksschrägenverstärkungen und Schattenachsen bei O, die Serifen sind klar konstruiert. Im Gegensatz dazu stehen die Bögen von B und R, die nicht immer an den Schaft anschließen, sondern eingerollt enden.

Auch bei den im 17. Jahrhundert hergestellten Essener Inschriften in Kapitalis ist vereinzelt noch der schwache Einfluss der frühhumanistischen Kapitalis spürbar (Nr. 142, 147, 173, 175). Dies ist beispielsweise an gebrochenen Balken bei A und H, Nodi am I und konischem M mit geschwungenem, stark eingezogenem Mittelteil zu sehen. Daneben haben sich einige routiniert ausgeführte, vor allem in Stein gehauene Inschriften erhalten, die außer sorgfältiger Gestaltung keine besonderen Merkmale aufweisen (z. B. Nr. 145, 149, 165, 180).

Für die Zeit bis 1650 sind in Essen keine Werkstätten bekannt, denen erhaltene Steinmetzarbeiten zugeschrieben werden können. Durch den Vergleich der gehauenen Kapitalisinschriften ist es aber gelungen, in Kettwig und Werden zwei bzw. drei Inschriftenträger je einer Werkstatt zuzuordnen. Die Inschriften auf den Grabsteinen Nr. 145 und 183 weisen einige Übereinstimmungen wie vergleichbare Proportionen und gleiche Gestaltung der Serifen, kleine obere Bögen bei B und R, keilförmig verbreiterter unterer Balken am E, Nodi an den I und leicht spitzovale O auf, die auf einen Werkstattzusammenhang schließen lassen.

In Werden weisen die Inschriften auf einer Grabplatte von 1630 (Nr. 167) in St. Ludgerus, die Inschrift auf einem Wappenstein (Nr. 170) von St. Lucius von 1640 und die Inschrift auf einem Türsturz der ersten evangelischen Kirche von 1650 (Nr. 179) Übereinstimmungen auf, die einen Werkstattzusammenhang mindestens möglich erscheinen lassen. Die Inschriften sind schlank proportioniert und mit Nexus litterarum ausgestattet. Übereinstimmende Details sind bei C (das obere Bogenende schließt mit einem Sporn ab, das untere ist auslaufend), G mit sehr kurzer Cauda, I (durchgehende runde i-Punkte), M (der Mittelteil des schmal ausgeführten Buchstabens reicht nicht bis zu Mittellinie) und in der Verwendung der leicht spitzovalen O festzustellen. Der zeitliche Abstand und unterschiedliche Details wie die nur in Nr. 179 ausgeführte Schrägschaftverstärkung stellen aber die Herstellung durch die gleiche Hand infrage.

5. 6. Karolingische Minuskel

Die ältesten Inschriften im Essener Bestand in Kleinbuchstabenschrift befinden sich in den Deckeln von acht Altarsepulchren aus Blei, die vermutlich im 18. und 19. Jahrhundert beim Abriss einiger Altäre der Essener Münsterkirche entnommen wurden und in den 1980er Jahren wieder zum Vorschein kamen (Nr. 11, 17, 29, 30, 31, 32, 33, 34).132) Sie sind nicht in einer epigraphischen Schrift ausgeführt, sondern in karolingischer Minuskel. Die Buch- und Urkundenschrift entstand im Zusammenhang mit der karolingischen Erneuerung am Ende des 8. bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts, zu der auch die Vereinheitlichung und Vereinfachung der Schrift gehörte.133) Sie zeichnet sich durch die Verwendung eines Vierlinienschemas, unverbundene Einzelbuchstaben sowie die sparsame Verwendung von Kürzungen aus.134) Als Versalien wurden Buchstaben aus den römischen Majuskelalphabeten (Kapitalis und Unziale) eingesetzt, wie dies auch in den acht Essener Inschriften der Fall ist. Die Verwendung einer Buchschrift für die Kennzeichnung der Sepulchrumreliquiare lässt sich vielleicht mit dem nicht-repräsentativen Charakter der Inschriften auf den Bleibehältnissen erklären, die für die Aufbewahrung in den Altären bestimmt waren.

Die Inschriften können ins 11. Jahrhundert datiert werden.135) Beim Vergleich mit Handschriften dieser Zeit ist allerdings die Unterschiedlichkeit der Beschreibstoffe (glattes Pergament und Blei), des Schreibgeräts (Feder und Gravurstichel) und der Technik (gemalt und geritzt) zu beachten. Die ausschließliche Verwendung von Schaft-s am Wortende weist an sich auf einen frühen Entwicklungsstand der Schrift hin, in Essener Handschriften aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts kommt rundes s am Wortende bereits vor.136) Die auf der Zeile stehenden r weisen ins 11. Jahrhundert, davor wird r häufig unter die Grundlinie gezogen.137)

Die längste Inschrift in karolingischer Minuskel befindet sich auf dem Deckel des größten Bleibehältnisses und umfasst 14 Zeilen (Nr. 17). Eine Kapitalisinschrift auf der anderen Seite des Deckels mit dem Datum 1054 liefert einen Datierungshinweis, der wohl auch auf die Inschrift in karolingischer Minuskel zu beziehen ist.

5. 7. Gotische Minuskel

Die gotische Minuskel als epigraphische Schrift hat ihren Ursprung in der gotischen Textura.138) Diese Buchschrift entwickelte sich im 11. Jahrhundert in Nordfrankreich und Belgien und fand von dort aus Verbreitung in ganz Europa. Ihre hervorragenden Stilmerkmale sind die gerade aufgerichteten Schäfte, die Brechung von Schäften und Bögen und die vertikale Streckung der Buchstaben. Die Minuskelbuchstaben stehen auf der Grundlinie, unter die die Unterlängen vom Bogen des h, von g, j, p, q und y reichen können, während f und Schaft-s im Allgemeinen auf der Zeile stehen.

Im Essener Bestand haben sich auf vier Trägern Inschriften erhalten, deren Gestaltung auch aufgrund des Beschreibstoffs der Textura der Buchschrift näher steht als der epigraphischen gotischen Minuskel.139) Es handelt sich um zwei mit Wachs bestrichene Schreibtafeln (Nr. 55), zwei Altarsepulchren aus Blei (Nr. 51, 52) und einen Buchkasten (Nr. 58), der innen mit Stoff beklebt und dort mit Tinte beschriftet wurde.

Die Wachsschicht der Schrifttafeln wurde in flüssig ausgeführter frühgotischer Minuskel beschriftet. Die Schrift zeigt nur eine leichte Tendenz zur Brechung und Ansätze von Kursivschreibung. a ist schon durchgehend doppelstöckig, während das teilweise am Wortende verwendete Schaft-s eher antiquiert wirkt. Die Inschriften der Altarsepulchren sind eingeritzt, weshalb eine gewisse Eckigkeit der Schrift auch im Zusammenhang mit dem Material und der Technik zu sehen ist. Die Bögen sind [Druckseite XXXVI] fast durchweg gebrochen oder zeigen ansonsten mindestens Ansätze zur Brechung, die Schäfte weisen Anstriche auf. b, f, h, l und Schaft-s sind mit deutlichen Oberlängen ausgestattet, die bei h nach rechts weisen, während die Unterlänge dieses Buchstabens nach links gebogen ist. Der linke Schaft des v ist verlängert und t kommt sowohl mit als auch ohne Oberlänge vor. Schaft-s und f sind mit Unterlängen ausgestattet, was die Inschriften bereits in Richtung der gotischen Bastarda rückt.140) Die Schriftgestaltung spricht für die zeitliche Einordnung ans Ende des 13. oder den Anfang des 14. Jahrhunderts, die durch ein in Nr. 51 aufgefundenes Siegel bestätigt wird.

Die mit Tinte auf den aufgeklebten Stoff im Buchkasten geschriebenen Inschriften (Nr. 58) sind mit römischen Zahlzeichen auf das Jahr 1378 datiert. Die Bögen und Schäfte der Minuskelbuchstaben sind prinzipiell gebrochen ausgeführt, bei einigen Buchstaben wirken diese Brechungen aber schon ausgerundet, besonders bei den runden d und den unteren Bögen der g. Die Ausrundung kann allerdings auch mit dem leicht verblassten Zustand der Inschrift zusammenhängen.

In Essen sind auch in Metall geritzte Inschriften in nicht-epigraphischen Schriften überliefert. Sie sind in gotischer Bastarda unter dem Fuß einer Hostienmonstranz (Nr. 79) und in gotischer Buchschrift unter zwei Kelchfüßen (Nr. 71, 72) eingeritzt.

Das früheste bekannte Beispiel für den Einsatz der gotischen Minuskel als Monumentalschrift, d. h. mit einer Weiterentwicklung in die räumliche Dimension, findet sich auf einer nordfranzösischen Grabplatte von 1261 aus dem ehemaligen Kloster Ourscamp (Chiry-Ourscamp, Département Oise, Frankreich).141) In Deutschland hielt die gotische Minuskel einige Jahrzehnte später Einzug, sicher datierte, in Stein ausgeführte frühe Inschriften in gotischer Minuskel sind auf den Grabdenkmälern für die Mainzer Erzbischöfe Peter von Aspelt (gest. 1320) und Matthias von Bucheck (gest. 1328) ausgeführt.142)

Im Essener Bestand haben sich auf 28 Trägern Inschriften in gotischer Minuskel erhalten. Dreizehn Träger sind Objekte der Goldschmiedekunst, die Inschriften wurden meist graviert, nur bei drei Agraffen aus der Domschatzkammer (Nr. 61) handelt es sich um in Email eingelegte Inschriften. Die Inschriften in gotischer Minuskel auf Goldschmiedearbeiten sind zwischen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und dem Ende des 15. Jahrhunderts, mit Schwerpunkt im 15. Jahrhundert, hergestellt worden. Deutlich schlechter ist die Überlieferungssituation für in Stein gehauene Inschriften in gotischer Minuskel, es haben sich nur drei Inschriftenträger (Nr. 99, 115, 141) aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Weitere Inschriften in gotischer Minuskel sind auf zwei Kaseln (Nr. 77, 87) aus dem 15. Jahrhundert und auf zwei Tafelgemälden (Nr. 123, 124) aus dem 16. Jahrhundert ausgeführt worden. Eine wichtige Gruppe von Inschriftenträgern stellen auch die Glocken dar, aus Essen sind neun Glocken mit Inschriften in gotischer Minuskel bekannt. Davon stammen drei aus dem 15. Jahrhundert (Nr. 70, 75, 76) und die übrigen aus dem 16. Jahrhundert (Nr. 83, 101, 106, 119, 128, 130).

Die ältesten sicher datierten Inschriften in gotischer Minuskel finden sich auf einem Reliquienostensorium von 1385 (Nr. 59). Die in Konturschrift vor kreuzschraffiertem Hintergrund ausgeführten Buchstaben wirken in der Raumaufteilung noch eher gedrungen als vertikal gestreckt, sie sind mit deutlichem Abstand nebeneinandergesetzt. Die Ober- und Unterlängen reichen nicht oder höchstens minimal aus dem Mittelband heraus, durch die Begrenzung der Inschrift durch Linien wird der Eindruck eines Zweilinienschemas noch verstärkt. Die Buchstaben sind teilweise sparsam mit kleinen Zierelementen ausgestattet, Versalien wurden noch nicht eingesetzt.

Im Vergleich zu diesen Inschriften wirkt der Stiftervermerk (Nr. 62) auf einem zum Stephansaltar gehörigen Kelch bereits etwas kunstvoller. Als Versalien wurden erhöhte Buchstaben der gotischen Minuskel verwendet, die Buchstabenabstände sind gleichmäßiger und eine Unterlänge durchschneidet die Grundlinie. Der Altar des heiligen Stephanus wurde 1336 gestiftet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Kelch bereits aus Anlass der Altarstiftung angefertigt wurde, wahrscheinlicher ist aber im Hinblick auf die beschriebene Gestaltung der Inschrift eine etwas spätere Herstellung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Beispiel einer frühen gotischen Minuskel ist auf einer Glocke (Nr. 70) aus der ehemaligen Stiftskirche in Stoppenberg zu sehen. Sie wurde vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts oder in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellt, darauf weisen jedenfalls die gedrungene Ausführung und die wenig ausgeprägten Ober- und Unterlängen hin.

[Druckseite XXXVII]

Die erste sicher datierte Inschrift in gitterartig gestalteter gotischer Minuskel stammt aus dem Jahr 1458 und ist unter dem Fuß eines Reliquienostensoriums (Nr. 74) eingraviert. Bei dieser ohne Versalien ausgeführten Inschrift verbinden sich beim Datum an(n)o m cccc lviii die teilweise waagerecht gebrochenen unteren Schaftenden, die zudem „dornspitzig“ gestaltet sind, zu horizontalen Linien. Auffallend ist das Schaft-s mit gespaltener Unterlänge.

Die Bildbeischrift (Nr. 69) zu einer Statuette des heiligen Antonius auf einem kleinen Sockel, der sich ursprünglich auf einem Ostensorium befand, zeigt noch deutlicher die gitterartigen Strukturen: Hier bilden die waagerecht gebrochenen unteren Schaftenden tatsächlich eine durchgehende Linie. Die Datierung der kurzen Inschrift in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts folgt der kunsthistorischen Einschätzung, eine etwas spätere Entstehung kann nicht ausgeschlossen werden. Auch die drei Inschriften auf einer Schwertscheide des Zeremonialschwerts (Nr. 90) aus der Domschatzkammer zeigen gitterartige Gestaltung. Die Gestaltung der Versalien (s. u.) weist auf eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hin. Die besondere Gestaltung einer Inschrift auf der Unterseite eines Kelchfußes (Nr. 88), in der sehr gitterartig gestaltete Buchstaben der gotischen Minuskel mit Buchstaben aus dem Alphabet der frühhumanistischen Kapitalis kombiniert wurden, wurde bereits bei der Behandlung der Großbuchstabenschriften besprochen.143)

Auf einer spätestens 1484 hergestellten Kasel (Nr. 77) sind besonders gleichmäßige gestickte gotische Minuskeln zu sehen.144) Die Schäfte stehen durchgehend im gleichen Abstand zueinander und berühren sich an den Brechungen. Die Oberlängen ragen deutlich über das Mittelband hinaus.

Mit zwei kurzen, in der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen Inschriften, bei denen die Einzelbuchstaben auf den Rotuli des Kelchnodus verteilt wurden, begegnen im Essener Bestand erstmals Bandminuskeln. So werden Buchstaben in gotischer Minuskel bezeichnet, die in Form von „umgeschlagenen, geknickten und gefalteten Bändern“ gestaltet werden.145) Bei Nr. 72 wird das Band durch tiefe, die Knicke andeutende, gravierte Linien markiert. Die Gestaltung der Buchstaben von Nr. 71 ist qualitätvoller, die Knicklinien sind feiner und mit Schattenschraffur betont. Noch gravierendere Qualitätsunterschiede sind bei den Inschriften zweier Armreliquiare aus dem Domschatz festzustellen, für die ebenfalls Bandminuskeln zum Einsatz kamen (Nr. 81, 89). Während die Inschriftenträger in ihrer Gestaltung offensichtlich voneinander abhängig sind, haben die Inschriften nur die Schriftart gemeinsam. Für die Reliquienbezeichnung auf dem Armreliquiar des heiligen Basilius wurden die vergoldeten Buchstaben sorgfältig mit Schattenschraffur, gewellter Kontur des Abschlusses der Oberlängen und ansonsten konkav abgeschnittenen Schaftenden gestaltet. Vollkommen anders präsentiert sich die Stifterinschrift auf dem Armreliquiar des heiligen Quintinus. Hier sind die nicht gebrochenen Enden der Oberlängen der ebenfalls vergoldeten Buchstaben nicht durch Konturlinien geschlossen worden. Die gebrochenen unteren Schaftenden wurden teilweise so unsauber ausgeführt, dass die Linien nicht die Kontur eines Buchstabens verbinden, sondern die äußeren Konturlinien zweier nebeneinander stehender Buchstaben. Dass es sich um eine qualitätvolle Vorlage gehandelt hat, die schlecht ausgeführt wurde, zeigt sich an der großen Varianz der verwendeten Buchstabenformen.

Die Verwendung der gotischen Minuskel für Inschriften in Stein ist zwar bereits für eine verlorene Grabplatte (Nr. 60) vom Ende des 14. Jahrhunderts bezeugt, die vier erhaltenen Inschriftenträger stammen aber allesamt erst aus dem 16. Jahrhundert. Das Epitaph aus Sandstein für den 1517 verstorbenen Werdener Abt Anton Grimmolt (Nr. 99) zeigt eine sehr gleichmäßige, in tiefer rechtwinkliger Kerbe eingehauene Inschrift in gotischer Minuskel. f und Schaft-s stehen auf der Zeile, während die anderen Ober- und Unterlängen das Vierlinienschema vollkommen ausfüllen. Dieser Befund zeigt sich auch bei einer Bauinschrift aus dem Dom von 1554 (Nr. 115).

Bei einigen der Essener Inschriften in gotischer Minuskel deutet sich die Entwicklung zur Fraktur an. Dies ist der Fall bei dem Sterbevermerk auf dem Epitaph für die Essener Äbtissin Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim (1588–1598) (Nr. 135) in der Borbecker Kirche St. Dionysius. Zu sehen ist ein sehr spätes Beispiel für die Verwendung der gotischen Minuskel, der Gesamteindruck der Inschrift wird allerdings von Frakturelementen bestimmt. Es sind dies die immer runden unteren Bögen der g und die mit Unterlängen ausgestatteten f und langen s, die vereinzelt verwendet wurden, und die unterschiedlich aufwendig gestalteten Frakturversalien. Die Entwicklung zur Fraktur zeigt sich auch in der Buchstabengestaltung eines Grabplattenfragments (Nr. 141, 16. Jahrhundert) aus dem Magazin der Domschatzkammer. Die Schaft-s reichen unter die Grundlinie und sind unten nicht gebrochen, sondern leicht nach links geneigt. Ausrundungen sind am oberen Bogenabschnitt der e [Druckseite XXXVIII] zu sehen. Gotische Minuskeln mit Details aus der Fraktur (geschwungene Ober- und Unterlängen von d, p und q) sind auch auf zwei Tafelgemälden aus dem Kloster Werden verwendet worden (Nr. 123, 124). Beide Bilder werden dem Maler Bartholomäus Bruyn dem Jüngeren zugeschrieben.146) Die Inschriften weisen übereinstimmende Stilmerkmale auf, die die Zuschreibung an denselben Maler zusätzlich stützen. So sind die Ecken der gebrochenen Schäfte besonders spitz gestaltet und die Oberlängen bei b, l und t gespalten, genau wie die Unterlänge eines der p. Die i-Punkte wurden teilweise erneuert.

Die früheste Glockeninschrift (Nr. 70) in gotischer Minuskel vom Ende des 14. bis Anfang des 15. Jahrhunderts wirkt noch sehr gedrungen und stark in ein Zweilinienschema gepresst, die Buchstabenabstände sind besonders groß, wohl um die Inschrift um die gesamte Glocke zu führen. Der Eindruck von Gedrungenheit und einem die Inschrift dominierenden Zweilinienschema ergibt sich auch bei einer zwischen 1475 und etwa 1484 von Herman van Alfter gegossenen Glocke (Nr. 76). Um einiges schlanker ausgeführt ist die Inschrift der Essener Ratsglocke von 1483 (Nr. 75), deren Oberlängen deutlich über das Mittelband hinausragen. Die Glockeninschriften aus dem 16. Jahrhundert, darunter die Inschriften auf drei Glocken von Wilhelm Hachman (Nr. 119, 128, 130), weisen durchgehend eine hohe Qualität und Kunstfertigkeit auf. Dies zeigt sich beispielsweise bei den Ober- und Unterlängen, die über die das Mittelband begrenzenden Linien gelegt wurden, an den feinen Details der gespaltenen Oberlängen und der angesetzten Zierstriche sowie an der leicht gekehlt gestalteten Oberfläche der Buchstaben auf der Glocke von 1577 (Nr. 130) aus dem Kloster Werden.

Über die Entwicklung der Versalien in Inschriften in gotischer Minuskel sind für den Essener Bestand kaum allgemeine Aussagen zu treffen. Auf dem zum Stephanusaltar gehörigen Kelch (Nr. 62) wurden erhöhte Minuskelbuchstaben verwendet, die Inschrift ist wohl in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren. Die Ausführung der drei Versalien auf der Schwertscheide (Nr. 90), die in ihrer Grundform aus Majuskelbuchstaben mit runden und gebrochenen Bögen gebildet und mit Doppellinien verziert sind, legt die Datierung der Inschriften in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts nahe. In der Inschrift des nach 1491 hergestellten Armreliquiars für Reliquien des heiligen Quintinus (Nr. 81) wurden nur zwei Versalien verwendet, ein erhöhtes Minuskel- und ein rundes Majuskel-S. Versalien aus der gotischen Majuskel (und ein S in Form einer Schlange) begegnen auf zwei Glocken (Nr. 83, 101), die beide dem Umfeld einer Nachfolgewerkstatt des Dortmunder Gießers Johannes Wynenbrock zugeschrieben werden, sowie auf einer Glocke (Nr. 106) aus dem Kloster Werden von 1537, deren Inschrift aber wegen der schlechten Zugänglichkeit nur eingeschränkt beurteilt werden kann. Erst ab dem 16. Jahrhundert sind die Inschriften in gotischer Minuskel überwiegend mit Versalien ausgestattet, die fast immer der Kapitalis entstammen, z. B. bei Nr. 99, 115, 141.

5. 8. Mischminuskel aus humanistischer Minuskel und Fraktur

Ende des 14. Jahrhunderts entdeckten italienische Humanisten auf der Suche nach klaren, einfachen Buchstabenformen als Ersatz für die gotischen gebrochenen Alphabete die karolingische Minuskel wieder.147) Die in italienischen Bibliotheken aufbewahrten klassischen Texte waren vornehmlich in dieser Schrift abgeschrieben worden, die nun als Vorbild für die neue humanistische Schrift, genannt „littera antiqua“, diente. Durch Schreibschulen und Handschriftensammler fand die humanistische Minuskel oder Antiqua ab Anfang des 15. Jahrhunderts erst als Buchschrift, ab den 1460er Jahren auch als Druckschrift Verbreitung. Trotz ihrer leichteren Lesbarkeit, u. a. durch die wieder runde Ausführung der Bögen bedingt, erfolgte die Übernahme als epigraphische Schrift nur langsam, von Einzelbeispielen abgesehen sind erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts eine größere Anzahl von Inschriften in humanistischer Minuskel überliefert. Merkmale der humanistischen Minuskel sind die runden Bögen und die nicht mehr gebrochenen Schäfte, charakteristische Einzelbuchstaben sind gerades d, rundes g, auf der Zeile stehende f und Schaft-s, bei h endet der Bogen normalerweise auf der Grundlinie.148) a ist häufig einstöckig.

[Druckseite XXXIX]

Im Essener Bestand hat sich keine ausschließlich in humanistischer Minuskel ausgeführte Inschrift erhalten, die Schrift kommt nur in Verbindung mit Frakturbuchstaben vor. Die beiden gemalten Inschriften auf dem Porträt der Brigitta Schreven von 1569 (Nr. 126) zeigen mit den runden Bögen und den ungebrochenen Schäften bei den meisten Buchstaben überwiegend Merkmale der humanistischen Minuskel. Daneben wurden allerdings gerade die charakteristischen Buchstaben der Fraktur (einstöckiges a, rundes d, keine Verwendung von rundem g, h mit unter die Grundlinie reichendem Bogen) eingesetzt.

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Mischung von Fraktur und humanistischer Minuskel bietet die eingehauene Inschrift auf der Randleiste der Tumbenplatte der Essener Äbtissin Elisabeth von Bergh (s’Heerenbergh) (gest. 1614) im Dom (Nr. 149). Hier werden ohne erkennbares Muster einzelne Wörter in der einen oder der anderen Schrift ausgeführt oder beide Schriften in einem Wort verwendet. Dabei kommen für die jeweilige Schrift charakteristische Buchstaben, wie z. B. rundes d und d mit geradem Schaft, g und rundes g, u mit gebrochenem Bogen und Verlängerung des linken Schaftes und rundes u sowie Details der Schriftausführung, wie z. B. stumpf endende im Gegensatz zu ausgezogenen Oberlängen, zur Anwendung.

Die Ergänzung von grundsätzlich in humanistischen Minuskeln gestalteten Inschriften mit Frakturelementen findet sich auch auf drei Essener Inschriftenträgern (Nr. 104, 142, 160) aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Die Gestaltung dieser Inschriften ist allerdings aus verschiedenen Gründen wenig aussagekräftig,149) weshalb letztendlich nur festgestellt werden kann, dass in Essen mehrere Beispiele einer Mischminuskel aus Bestandteilen der beiden genannten Schriften überliefert sind.

5. 9. Fraktur

Anfang des 16. Jahrhunderts entwickelte sich im Süden des Reiches in der Nachfolge der gotischen Bastarda die Fraktur als Buch- und Druckschrift. Verbreitung fand diese Schrift durch das 1512 gedruckte Gebetbuch Kaiser Maximilians I. und seinen 1517 gedruckten „Theuerdank“, Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie in Bibeldrucken verwendet. Ab dieser Zeit wurde die Fraktur auch zunehmend als epigraphische Schrift eingesetzt. Sie zeichnet sich durch die Verwendung von Schwellschäften und -zügen, die spitzovale Grundform der geschlossenen Bögen, ungebrochene Unterlängen bei f und langem s und nicht mehr stumpf endenden Oberlängen, die nun v. a. gespalten, ausgezogen, abgeschrägt oder mit Zierformen versehen wurden, aus.150)

Neben den Essener Inschriften in gotischer und humanistischer Minuskel, die Elemente der Fraktur aufweisen (Nr. 104, 126, 135, 141, 149) sind aus dem Bearbeitungszeitraum vier Inschriftenträger erhalten, auf denen in Stein gehauene Frakturinschriften zu sehen sind (Nr. 140, 178, 182, 185). Sie wurden in der zweiten Hälfte des 16. und im 17. Jahrhundert hergestellt und stammen mit Ausnahme des Grabkreuzes aus der Umgebung des Doms vom evangelischen Friedhof in Kettwig. Das Grabkreuz (Nr. 140) und einer der Kettwiger Grabsteine (Nr. 182) zeigen relativ eckige, breite Frakturbuchstaben, besonders die Schrift auf Nr. 140 steht der gotischen Minuskel noch sehr nahe. Eine ausgebildete Fraktur mit spitzovaler Grundform der geschlossenen Bögen, allerdings ohne ausgeprägte Schwellschäfte und –bögen, ist in Nr. 181 zu sehen. Schwellschäfte und -bögen sind etwas deutlicher auf den Kettwiger Frakturinschriften aus dem 18. Jahrhundert zu erkennen (Nr. 181, 183), die wegen der Zweitverwendung des Inschriftenträgers im Katalog aufgenommen wurden.

6. Nicht aufgenommene Inschriften

Es gibt erhaltene oder kopial überlieferte Essener Inschriften aus dem Bearbeitungszeitraum, die nach den Richtlinien der interakademischen Kommission für die Herausgabe der „Deutschen Inschriften“ nicht im Katalog aufgenommen wurden.151) Einige davon sollen dennoch an dieser Stelle kurz erwähnt werden, um die Gründe für die Nichtberücksichtigung darzulegen. Sie werden ergänzt von Texten, die in der Literatur immer wieder als Inschriften bezeichnet werden, aber mit großer [Druckseite XL] Sicherheit nicht inschriftlich ausgeführt waren. Vollständigkeit wurde für diese Aufzählung der nicht aufgenommenen Inschriften nicht angestrebt.

6. 1. Inschriften nicht geklärter bzw. fremder Provenienz

Der Katalog der Inschriften wurde nach dem Provenienzprinzip erstellt, weshalb Inschriftenträger, die nach 1650 in das Bearbeitungsgebiet gelangt sind bzw. deren Herkunft aus dem Bearbeitungsgebiet nicht nachgewiesen werden kann, nicht zum Essener Inschriftenbestand gezählt werden können. Das trifft auf einen Mörser aus dem Ruhr Museum zu, der mit der Inschrift ERT GODT BOVEN AL ANNO 1627 versehen ist.152)

Im ‚Haus Heimat’, einem Vorgänger des heutigen Ruhr Museums, war eine Sammlung von Waffeleisen aus dem 17. und 18. Jahrhundert aufbewahrt, die teilweise mit den Namen oder Initialen der Besitzer und Jahreszahlen versehen waren.153) Sie konnten nicht in die Edition aufgenommen werden, weil die Sammlung vermutlich aus dem ganzen Ruhrgebiet zusammengetragen wurde und eine Essener Provenienz der drei vor 1650 datierten Stücke fraglich bleibt.

Dagegen stammte ein heute nicht mehr vorhandenes, von dem kaiserlichen General Theodor Othmar von Erwitte 1623 gestiftetes Gemälde mit ausführlicher Stifterinschrift mit Sicherheit nicht aus Essen. Es gelangte 1683 oder 1684 aus der Pfarrkirche in Vechta in das Kloster Werden.154)

Die Renaissance-Kamine auf Schloss Hugenpoet, die mit umfangreichen Inschriften zu den Bildprogrammen ausgestattet sind, wurden nicht aufgenommen, da sie erst in den 1850er Jahren von Schloss Horst (Gelsenkirchen) nach Schloss Hugenpoet gebracht wurden.155) Auch die Inschriften auf Gemälden aus dem Besitz der Familie von Fürstenberg, die im 19. Jahrhundert erst auf Schloss Borbeck und später auf Schloss Hugenpoet aufbewahrt wurden, konnten nicht berücksichtigt werden.156)

6. 2. Inschriften aus serieller Produktion

Seriell gefertigte Inschriften, wie z. B. die bei Grabungen im Kloster Werden gefundenen Siegburger Pullen mit den Inschriften HELLENA (!) 1586 und HERCVLIS,157) wurden nicht aufgenommen.

6. 3. Datierung vermutlich nach 1650

In Essen sind bereits im 17. Jahrhundert Hausinschriften auf Balken angefertigt worden, das zeigen die Inschriften Nr. 159, 168 und 174. Da aber mit Ausnahme dieser drei Inschriften alle datierten Essener Hausinschriften aus der Zeit nach 1650 und vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen,158) wurden undatierte Hausinschriften nicht aufgenommen. Auch ein in den 1970er Jahren angefertigter Türsturz aus Kettwig, der Initialen und die Jahreszahl 1646 trägt, wurde nicht berücksichtigt, da es sich bei der Jahreszahl vermutlich um die Wiedergabe einer Information aus schriftlichen Quellen oder dendrochronologischen Untersuchungen handelt, nicht aber um die Neuausführung einer alten Inschrift.159)

6. 4. Inschriften, deren Wortlaut nicht überliefert ist

Nicht im Katalog aufgenommen wurden Inschriften, die nur erwähnt werden, ohne dass der Wortlaut überliefert ist. Dies ist beispielsweise bei einer Fensterinschrift aus dem Essener Beginenkonvent der Fall, die in einem Protokoll von 1614 erwähnt wird und den Essener Bürgermeister Peter Kroesen als Stifter nennt.160)

Aus dem Kloster Werden ist eine ganze Anzahl von heute nicht mehr vorhandenen Inschriftenträgern bekannt, von denen der Wortlaut der Inschrift nicht überliefert ist:

- Prachteinband eines Evangeliars, das laut einer Inschrift auf dem Buchdeckel von einer Schwester Karls des Großen dem heiligen Liudger geschenkt worden sein soll (!).161)

- Epitaph des Werdener Propstes und Abtes von St. Maximin in Trier, Otto von Gennep (gest. 1367). Es war mit einer Figur des Verstorbenen und einer umlaufenden Grabinschrift in Messing ausgestattet und befand sich ursprünglich in der von Otto von Gennep wiedererrichteten Kapelle in Bredeney.162) Nachdem diese Kapelle zunehmend verfiel, wurde das Epitaph 1570 in das Kloster Werden gebracht, von wo es bald darauf verschwand.

- Epitaph oder Grabplatte für Bovo von Friemersheim (gest. nach 1366). Der Inschriftenträger soll bis Ende des 19. Jahrhunderts noch im nördlichen Seitenschiff der Abteikirche in der Westwand eingelassen gewesen sein.163)

- Epitaph oder Grabplatte für Abt Johannes von Groningen (1517–1540). Die auf einer Kupferplatte ausgeführte Inschrift ist nur in deutscher Übersetzung überliefert.164) Die Platte wurde im 19. Jahrhundert für die Herstellung neuer Kronleuchter eingeschmolzen.165)

Vom Inschriftenbestand der Essener Marktkirche, die bis 1563 zur Kirchengemeinde St. Gertrud gehörte und sich schon früh zur Volks- und Bürgerkirche der Stadt entwickelte,166) sind nur wenige Inschriften erhalten und überliefert. Allerdings war die Hauptuhrglocke, „welche, wie das Datum ausweist, 1440 gegossen worden“,167) sicher mit einer Inschrift ausgestattet, genau wie das Wappen der Stadt an einem Pfeiler, das eine Baumaßnahme von 1478 dokumentierte, vermutlich von einer Inschrift, mindestens aber der Jahreszahl begleitet war.168) Auch die Tafeln des Hochaltars, die 1647 hergestellt oder erneuert wurden, waren „mitt Schrift“ versehen, vermutlich auch die 1645 erneuerten Gildefenster.169)

Vom 1811 aufgehobenen Friedhof der evangelischen Kirche am Markt in Kettwig ist erwartungsgemäß der größte Teil der Grabsteine verloren. Neben den sieben erhaltenen Steinen waren bis in die 1980er Jahre noch drei weitere aus den Jahren 1609, 1625 und 1632 bekannt, die heute nicht mehr vorhanden oder unzugänglich sind.170) Ein Grabstein mit Sterbevermerken von 1655, 1662 und 1665 befindet sich heute in der Kapelle des evangelischen Friedhofs an der Brederbachstraße.

6. 5. Texte, die nicht inschriftlich ausgeführt wurden bzw. deren inschriftliche Ausführung unwahrscheinlich ist

Von Walahfrid Strabo (gest. 849) sind drei Gedichte überliefert, die mit „In ecclesia monasterii quod Rura vocatur“ überschrieben sind,171) und von denen eines vereinzelt als „Weiheinschrift“ der [Druckseite XLII] Werdener Stephanskirche bezeichnet wird.172) Die anderen beiden Gedichte, je ein Distichon, betreffen die Patrozinien zweier Altäre in der Stephanskirche. Franz Xaver Kraus ordnete die Gedichte trotz der in der Überschrift genannten Ruhr dem Kloster St. Gallen zu, vermutete aber bereits, dass sie nicht inschriftlich ausgeführt waren.173) Die Lebensdaten der beteiligten Personen sprechen dagegen, dass die Verse anlässlich der Weihe (durch den Kölner Erzbischof Hadebald) verfasst oder gar als Inschrift ausgeführt wurden. Hildegrim, der Auftraggeber des Kirchenbaus, starb am 16. Juni 827, Hadebald war ab 819 Erzbischof von Köln. Da nichts darauf hindeutet, dass Hildegrim zum Zeitpunkt der Weihe bereits gestorben war, ist davon auszugehen, dass die Kirche zwischen 819 und 827 geweiht worden ist. Zu dieser Zeit hielt sich Walahfrid Strabo noch als Mönch auf der Reichenau auf.174) Er verbrachte die Zeit zwischen 827 und 829 im Kloster Fulda und ging anschließend nach Aachen an den Hof Ludwigs des Frommen. Der Nachfolger von Hildegrim in Werden, Bischof Gerfrid von Münster, stand in Kontakt zu Ludwig dem Frommen,175) so dass vermutet werden kann, dass Walahfrid Strabo die Gedichte zur Weihe der Stephanskirche und ihrer Altäre während seines Aufenthalts in Aachen für Gerfrid verfasst hat.

Theodor Rensing wies als Erster auf zwei Zeichnungen aus dem Nachlass des Vredener Scholasters und Antiquars Jodocus Nünning hin, in denen er die Wiedergabe des Vorder- und Rückendeckels eines Prachteinbands aus dem Stift Essen vermutete und die er mit der Fuldaer Buchmalerei in Verbindung brachte.176) Die Darstellungen zeigen u. a. die Essener Äbtissin Hadwig (gest. vor 971?) als Stifterin eines Buches. Hermann Schnitzler konnte allerdings zeigen, dass es sich wegen der Art der Darstellung nicht um Goldschmiedearbeiten gehandelt haben kann, sondern vielmehr um Miniaturen aus der Buchmalerei.177)

Zitationshinweis:

DI 81, Stadt Essen, Einleitung (Sonja Hermann), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di081d007e009.

  1. Kloos, Einführung, S. 2. »
  2. Die Bearbeitungsrichtlinien des Inschriftenunternehmens der deutschen Akademien sind nicht publiziert, allerdings liegen die leicht abweichenden Bearbeitungsrichtlinien der „Wiener Reihe“ gedruckt vor: Bearbeitungs- und Editionsgrundsätze für die „Wiener Reihe“ des deutschen Inschriftenwerkes, zusammengestellt von Walter Koch, Wien 1991. »
  3. Allerdings wurden solche Bucheinbände berücksichtigt, die in Techniken und aus Materialien der Goldschmiedekunst hergestellt wurden, vgl. Nr. 20 und Nr. 38»
  4. Die ehemalige Münsterkirche wurde nach der Einrichtung des Bistums Essen 1958 zur Bischofskirche erhoben und wird seitdem als Dom bezeichnet. »
  5. Zum Wappennachweis wurden v. a. die Siebmacher’schen Wappenbücher, Nürnberg 1605–1961 (ND Neustadt/Aisch 1970ff.) und Max von Spießen, Wappenbuch des westfälischen Adels, 2 Bde., Görlitz 1901–1903, benutzt. »
  6. Die paläographischen Beschreibungen und Einordnungen basieren auf Terminologie, passim. »
  7. Vgl. v. a. Derks, Gerswid, S. 13–45; Schilp, Gründung, passim. »
  8. Hiltrop, Catalogus, S. 455; Seemann, Aebtissinnen, S. 1. »
  9. Vgl. Bodarwé, Sanctimoniales, S. 50–60. »
  10. Vgl. ihr Grabgedicht, Nr. 4»
  11. Vgl. Nr. 5»
  12. Althoff, Adels- und Königsfamilien, S. 213, Anm. 298. »
  13. MGH D Lo II. 45 (= Rhein. UB 2, Nr. 154; Essener UB 1, Nr. 2); D Zw 22 (= Rhein. UB 2, Nr. 162; Essener UB 1, Nr. 10); DD O I. 85 (= Rhein. UB 2, Nr. 164; Essener UB 1, Nr. 15), 325 (= Rhein. UB 2, Nr. 166; Essener UB 1, Nr. 19); D O II. 49 (= Rhein. UB 2, Nr. 167; Essener UB 1, Nr. 20); DD O III. 114 (= Rhein. UB 2, Nr. 168; Essener UB 1, Nr. 21), 242 (= Rhein. UB 2, Nr. 169; Essener UB 1, Nr. 22); DD H II. 39a (= Rhein. UB 2, Nr. 170a; Essener UB 1, Nr. 23), 39b (= Rhein. UB 2, Nr. 170b; Essener UB 1, Nr. 24); D Kon II. 121 (= Rhein. UB 2, Nr. 173; Essener UB 1, Nr. 26); DD H III. 82 (= Rhein. UB 2, Nr. 174; Essener UB 1, Nr. 28), 329 (= Rhein. UB 2, Nr. 175; Essener UB 1, Nr. 29); D H IV. 372 (= Rhein. UB 2, Nr. 177; Essener UB 1, Nr. 33). »
  14. Vgl. Gerchow, Äbtissinnen, passim. »
  15. Zur Stadtwerdung Essens vgl. Bettecken, Stift und Stadt, passim; Schilp, Stadtwerdung, passim. »
  16. MGH D O III. 114 (= Rhein. UB 2, Nr. 168; Essener UB 1, Nr. 21). »
  17. MGH D H III. 82 (= Rhein. UB 2, Nr. 174; Essener UB 1, Nr. 28). »
  18. Essener UB 1, Nr. 40. »
  19. Ebd., Nr. 62»
  20. Vgl. Müller, Reformation, passim. »
  21. Schilp, Kanonikerkonvent, S. 193. »
  22. Vgl. Müller, Reformation, S. 69–74. »
  23. Zu ihrer Postulation und ihrem Abbatiat Küppers-Braun, Frauen, S. 118–130; vgl. die Inschriften zu ihrem Totengedenken (Nr. 147, 148, 149). »
  24. Vgl. Küppers-Braun, Frauen, S. 130–136. »
  25. Hoederath, Religionsordnungen, passim. »
  26. Küppers-Braun, Frauen, S. 133f. »
  27. Boschka, Cosmas-und-Damian-Reliquiar, S. 271f., mit älterer Literatur. »
  28. Vgl. Falk, Domschatz, S. 41, 43. »
  29. Zum Gründungsvorgang Freise, Gründervater, passim. »
  30. Zu den Liudgeriden Hauck, Geist, passim; zu Liudgers Wirken in Werden Angenendt, Liudger, S. 116–121, 128–131, zum Priestergeschlecht der Liudgeriden ebd., S. 129ff. »
  31. MGH D LdJ 6 (877 Mai 22) (verunechtet). »
  32. Stüwer, GS Werden, S. 96f. »
  33. Die Inschrift am Grab Hildegrims II. (Nr. 97) wurde nachträglich, vielleicht erst im 16. Jh., hergestellt. »
  34. Vgl. Nr. 153»
  35. Stüwer, GS Werden, S. 97–103. »
  36. Ebd., S. 102ff. »
  37. Eine kurze Bildbeischrift auf einem verlorenen Porträt des Humanisten ist abschriftlich überliefert (Nr. 95). »
  38. Stüwer, GS Werden, S. 32ff. »
  39. Ebd., S. 104; Wallmann, Ulner, passim. »
  40. Brüggemann, Geschichte, S. 8f., 13; Stüwer, GS Werden, S. 283; Fehse, Kirchdorf, S. 258f. »
  41. Stüwer, GS Werden, S. 453. »
  42. MGH D O I. 85 (= Rhein. UB 2, Nr. 164; Essener UB 1, Nr. 15). »
  43. Seemann, Aebtissinnen, S. 3f.; Bucelinus, Germania 2, S. 144. Das Thema wird ausführlich von Derks, Gerswid, S. 119–151 behandelt. »
  44. Vgl. die Liste der Pröpstinnen bei Karsch, Verzeichnis, S. 35–45. »
  45. Derks, Gerswid, S. 119–151. »
  46. Arens, Liber ordinarius, S. 120. »
  47. HStAD, Stift Rellinghausen, Urkunden, Nr. 267 (1661 Juli 30); Grevel, Gerichtswesen, S. 33ff.; Derks, Gerswid, S. 149. »
  48. Rhein. UB 2, Nr. 176; Essener UB 1, Nr. 30. »
  49. Derks, Gerswid, S. 138, mit älterer Literatur. »
  50. Essener UB 1, Nr. 41. »
  51. Oediger, Liber valoris, S. 82. »
  52. Karsch, Geschichte, S. 10, 14. »
  53. Zur Vogtei Grevel, Gerichtswesen, S. 21ff.; Derks, Gerswid, S. 140–143. »
  54. Zum Rellinghauser Gericht Grevel, Gerichtswesen, passim; Potthoff, Gerichtsbarkeit, passim, zum Erstbeleg S. 78 (ohne Quellenangabe). »
  55. Ebd., S. 81f. »
  56. Zur Geschichte der evangelischen Gemeinde in Rellinghausen Karsch, Geschichte, passim, zum Zeitraum bis 1652 S. 7–29. »
  57. Ebd., S. 19. »
  58. Ebd., S. 23f. »
  59. Vgl. z. B. für das Erzstift Mainz die Würdtwein‘sche Epitaphiensammlung (vgl. DI 2 [Stadt Mainz], S. [23]f.), für Mainz die Sammlung von Valentin Ferdinand Freiherr von Gudenus (vgl. ebd., S. [22]f.), für das Gebiet des Mittelrheins die Sammlung von Georg Helwich (ebd., S. 18f., vgl. dazu R. Fuchs, Georg Helwich, passim), für Heidelberg die Sammlung von Melchior Adams (vgl. DI 12 [Stadt und Landkreis Heidelberg], S. XVII), und für Nürnberg die Sammlung von Michael Rötenbeck (vgl. DI 13 [Stadt Nürnberg 1, Friedhöfe St. Johannis, St. Roch und Wöhrd], S. VIIIf.). »
  60. MüA, Hs. 19; Arens, Liber ordinarius, passim; vgl. Bärsch, Feier, S. 3–9; Kat. Essen 1999, S. 410, Nr. 148 (J. G[erchow]); Kat. Bonn/Essen 2005, S. 217f., Nr. 68 (J. G[erchow]); Kat. Essen 2009, S. 192, Nr. 91 (T. Schilp). »
  61. Derks, Gerswid, S. 119–133. Vgl. Einleitung 2. 4. »
  62. StAM, Msc. II. (Kindlinger’sche Sammlung) 107, S. 1. Zur Person vgl. Schmidt, Kindlinger, passim; Gockeln, Johannes Nikolaus Kindlinger, passim; G. Bader, Art. Kindlinger, in: NDB 11 (1977), S. 620f. »
  63. Duden, Historia, passim; zum Autor vgl. Stüwer, GS Werden, S. 348ff.; Scheler, Kloster, passim; zur Handschrift vgl. Kat. Essen 1999, S. 383, Nr. 105 (J. G[erchow]). »
  64. Jacobs, Annalen, S. 10ff.; ablehnend Schantz in der Einleitung der Edition: Anonymus, Annales, S. 47ff. »
  65. Overham, Annalen, passim; zur Person vgl. Stüwer, GS Werden, S. 382; Kat. Essen 1999, S. 384, Nr. 107 (J. G[erchow]); Neesen, Bucelin, S. 181f.; zu seinem Grabdenkmal DI 61 (Stadt Helmstedt), Nr. 304. »
  66. Vgl. DI 61 (Helmstedt), Nr. 53 und Nr. 54»
  67. StA Wolfenbüttel, VII B Hs. 92. Zur Person Stüwer, GS Werden, S. 461f.; zu seinem Grabdenkmal DI 61 (Stadt Helmstedt), Nr. 302. »
  68. Seemann, Aebtissinnen, passim. »
  69. Hiltrop, Catalogus, passim; zu Hiltrop vgl. Müller, Geschichtsschreibung, S. 58ff., und Nr. 92»
  70. Beispielsweise wird das Otto-Mathilden-Kreuz (Nr. 6) einer Äbtissin Alheidis zugesprochen und die Inschrift daher als alheidis abbatissa, otto dux wiedergegeben, vgl. Seemann, Aebtissinnen, S. 3. »
  71. Bucelinus, Germania 2, S. 143–148, 306–319. Zu ihm vgl. Kelchner, Art. Bucelinus, in: ADB 3 (1876), S. 462; Neesen, Bucelin, passim. »
  72. HAStK, Best. 1039. Zu den Brüdern Gelenius vgl. L. Ennen, Art. Gelenius, in: ADB 8 (1878), S. 534–537; A. Franzen, Art. Gelenius, in: NDB 6 (1963), S. 173f. »
  73. Gelenius, Colonia, S. 48–51. »
  74. Vgl. Boschka, Cosmas-und-Damian-Reliquiar, S. 271f. »
  75. Beuckers, Marsusschrein, S. 37. »
  76. Gelenius, De magnitudine Coloniae, S. 668, 721. »
  77. BSBM, Cgm 2213; zu Redinghoven vgl. Harleß, Art. Redinghoven, in: ADB 27 (1888), S. 535ff. »
  78. LWL – Archivamt für Westfalen, Archiv Haus Ruhr, Nachlass Nünning; zu Nünning vgl. Müller, Geschichtsschreibung, S. 8ff.; Frese, Nünning, passim. Ein Teil der Reinschrift der ‚Series antistitarum Essendiensium’ liegt gedruckt vor bei Müller, Geschichtsschreibung, S. 10–41. In den Literaturangaben zu den einzelnen Inschriften wird auf Müller verwiesen, der Eintrag orientiert sich in der chronologischen Reihenfolge aber am Sterbejahr Nünnings. »
  79. Auf welche Quelle Nünning für die Wiedergabe der 1589 übertünchten Wandinschrift im Essener Rathaus zurückgreifen konnte, ist unbekannt. »
  80. Martène/Durand, Voyage 2, S. 231–236. Zu Martène vgl. G. Fatouros, Art. Martène, in: BBKL 5 (1993), Sp. 891–894. »
  81. Vgl. Kirschbaum, Kleinsorgen, S. 114f. »
  82. Brouwer, Vita S. Ludgeri; zum Verfasser vgl. Kraus, Art. Brouwer, in: ADB 3 (1876), S. 368f.; H. Ries, Art. Brouwer, in: NDB 2 (1953), S. 639. »
  83. Leibniz, Werke 1,1, S. 378; 1,2, S. 19f.; zum Verfasser vgl. Prantl, Art. Leibniz, in: ADB 18 (1883), S. 172–209; H. Schepers, Art. Leibniz, in: NDB 14 (1984), S. 121–131. »
  84. AASS Maii 5 (1685) zum 21. Mai, S. 52; AASS Septembris 6 (1762) zum 22. September, S. 450. »
  85. HAStK, Best. 7030. Zu von Büllingen vgl. Blum, Büllingen, passim. »
  86. HAStK, Best. 1001. Zu Alfter vgl. Oidtmann, Sammlung, passim; R. Haaß, Art. Alfter, in: NDB 1 (1953), S. 199. »
  87. Von Dorth, Inschriften 2, S. 245f. Zum Autor vgl. die Einleitung von K. Bambauer und H. Kleinholz in: von Dorth, Inschriften 1, S. IXf. »
  88. Aus’m Weerth, Kunstdenkmäler, passim. »
  89. KDM Essen, passim. »
  90. Humann, Kunstwerke, passim. »
  91. Vgl. den Katalog bei Nisters-Weisbecker, Grabsteine, S. 263–293. »
  92. Arens, Liber ordinarius, S. 198. »
  93. Seemann, Aebtissinnen, S. 18, 20. »
  94. Müller, Geschichtsschreibung, S. 40. »
  95. Arens, Liber ordinarius, S. 114. »
  96. Gerchow, Bürger, S. 169f. »
  97. Feldens, Friedhof, S. 30, 57. »
  98. Vgl. DI 29 (Worms), S. XC»
  99. Müller, Geschichtsschreibung, S. 42f. »
  100. Zu den verschiedenen Funktionen von Glockeninschriften vgl. Kizik, Funktion, passim. »
  101. Der erste Teil der Glockeninschrift Nr. 83 lautet ich ere god yn mynen schalle und ist damit gleichzeitig eine Glockenrede und die Funktionsbezeichnung für die Glocke. »
  102. Vgl. z. B. DI 64 (Ehem. Landkreis Querfurt), S. XXXV»
  103. E. Hohmann, H. Wentzel, Art. Bauinschriften, in: RDK 2 (1938), Sp. 34–54; R. Funken, Art. Bauinschriften, in: LexMA 1 (1980), Sp. 1631. »
  104. Vgl. Einleitung 2. 1. »
  105. Borgolte, Stiftungen, S. 86f. »
  106. Reudenbach, Leben, S. 523–526. »
  107. Vgl. Einleitung 4. 2. und 4. 3. »
  108. Bei dem dort ebenfalls genannten Mester Wolfgang wird es sich vermutlich um den Goldschmied gehandelt haben. »
  109. Reudenbach, Leben, S. 523. »
  110. Vgl. das ähnliche Vorgehen bei Besitzvermerken im Evangeliar der Essener Äbtissin Svanhild: Kahsnitz, Svanhild, S. 45f. »
  111. Zu Altarsepulchren aus Blei vgl. Braun, Altar 1, S. 640f.; ders., Reliquiare, S. 100; zu Bleitafeln mit Reliquienbezeichnungen vgl. Favreau, Inscriptions sur plomb, S. 56–59. »
  112. Zu epigraphischen Bildbeischriften vgl. Bayer, Essai, passim; Wulf, Bild, passim. »
  113. Io 19,19. »
  114. Vgl. Register 7: Kreuztitulus. »
  115. Zur karolingischen Kapitalis Scholz, Buchstaben, passim; DI 38 (Landkreis Bergstraße), S. XXXIXff.; Koch, Inschriftenpaläographie, S. 101–118. »
  116. Die aus drei Buchstaben bestehende Inschrift von Nr. 1 und die Inschrift von Nr. 39 sind nur 0,5 cm hoch und deshalb paläographisch nur eingeschränkt auswertbar. »
  117. Koch, Inschriftenpaläographie, S. 148f. »
  118. Terminologie, S. 28. »
  119. Verschränkung: Zwei Buchstaben werden so ineinandergeschoben, dass sie sich teilweise überlagern. Sie behalten ihre jeweilige Form bei und es kommt nicht zu Verschmelzungen. Vgl. Terminologie, S. 12. »
  120. Enklave: Ein Buchstabe wird verkleinert in einen anderen Buchstaben eingestellt. Vgl. Terminologie, S. 12. »
  121. Über-/untergestellter Buchstabe: Ein Buchstabe wird verkleinert über oder unter einen Buchstabenbestandteil eines anderen gestellt, z. B. ein verkleinertes A über den Balken eines L. Vgl. Terminologie, S. 12. »
  122. Nexus litterarum: Zwei oder mehr Buchstaben verschmelzen so miteinander, dass sie einen konstituierenden Bestandteil gemeinsam haben. Vgl. Terminologie, S. 13. »
  123. Kloos, Einführung, S. 125–132; Koch, Weg, S. 26f., 30f.; ders., Inschriftenpaläographie, S. 148–163. Zum Problem einer „Schriftentwicklung“, hier von der romanischen zur gotischen Majuskel bei Goldschmiedearbeiten, vgl. Bayer, Versuch, S. 104–107. »
  124. Koch, Inschriftenpaläographie, S. 154f. »
  125. Vgl. die Bleiplatte in Kreuzform aus dem Grab des Maastrichter Propstes Humbert (gest. 1086), für dessen Inschrift vergleichsweise viele runde Formen verwendet wurden: Kat. Speyer 1992, S. 339–342, Nr. 4 ([T.] P[anhuysen]). Dies gilt auch für die Grabplatte der Äbtissin Ruothildis von der Pfalzel, vgl. DI 70 (Trier 1), Nr. 71 (A. 11. Jh.–vor 1016?). »
  126. Terminologie, S. 28. »
  127. Fuchs, Übergangsschriften, S. 331f.; Koch, Kapitalis, S. 343; Neumüllers-Klauser, Schriften, S. 316ff. »
  128. Neumüllers-Klauser, Schriften, S. 316; DI 48 (Stadt Wiener Neustadt), S. XLVIff.; Terminologie, S. 30. »
  129. Koch, Kapitalis, S. 338, Anm. 9, Abb. 1. »
  130. Kloos, Einführung, S. 159; Bornschlegel, Renaissance-Kapitalis, S. 221. »
  131. Vgl. z. B. Terminologie, S. 28, Abb. 3. »
  132. Pothmann, Heiligen- und Reliquienverehrung, S. 23f. »
  133. Bischoff, Paläographie, S. 151–160. »
  134. Beck/Beck, Schrift, S. 33. »
  135. Bodarwé, Martyrs, S. 352f., datiert sie Ende 10.–A. 11. Jh.; H. Röckelein hat sechs der neun Altarsepulchren im Kat. Paderborn 2009, S. 451ff., Nr. 175–179, behandelt und alle ins 11. Jahrhundert datiert, Nr. 17 zu 1054 und Nr. 29 wegen historischer Indizien nach 1049. »
  136. Bodarwé, Sanctimoniales, S. 126. »
  137. Vgl. z. B. ebd., S. 127, Abb. 14. »
  138. Zu Entstehung und Merkmalen der Textura Bischoff, Paläographie, S. 171–183; Beck/Beck, Schrift, S. 38f., bezeichnen erst die spätere Ausprägung des 15. bis Anfang 16. Jh. dieser Schrift als Textura und die älteren Formen als „gotische Minuskel“. Zur Entwicklung der gotischen Minuskel als epigraphischer Schrift Neumüllers-Klauser, Schrift, passim. »
  139. Zur hochgotischen Buchminuskel Beck/Beck, Schrift, S. 37f. »
  140. Ebd., S. 51f. »
  141. Neumüllers-Klauser, Schrift, S. 64. »
  142. DI 2 (Stadt Mainz). Nr. 37, 33. Aus der ersten Hälfte des 14. Jh. sind auch gemalte Inschriften auf Tafeln oder Glasfenstern überliefert, vgl. DI 76 (Lüneburg: Klöster Ebstorf, Isenhagen, Lüne, Medingen, Walsrode, Wienhausen), Nr. 81, 8. Wegen der technischen Nähe der Ausführung zur geschriebenen Schrift stellen erst die Inschriften in Stein oder Metall einen wirklichen Beleg für die Übernahme der Buchschrift in die Monumentalschrift dar, vgl. Neumüllers-Klauser, Schrift, S. 64. »
  143. Vgl. Einleitung 5. 4. »
  144. Zu gestickten Inschriften zuletzt Kohwagner-Nikolai, Inschriften, passim. »
  145. Vgl. Terminologie, S. 73. »
  146. Die sicher in gotischer Minuskel ausgeführten Inschriften der Wandmalereien auf den Vierungspfeilern im Dom sind nur in stark übermaltem Zustand auf unscharfen Fotografien sowie als Zeichnungen überliefert, weshalb eine paläographische Auswertung nicht möglich ist. »
  147. Vgl. Beck/Beck, Schrift, S. 94ff. »
  148. Terminologie, S. 48. »
  149. Die gestickte Inschrift auf Nr. 104 war bereits 1904 schlecht erhalten, heute ist sie gänzlich vergangen; die in den Putz geritzten Inschriften in Nr. 160 sind nur als Nachzeichnung zugänglich; die gemalte Inschrift in Nr. 142 ist mehr Illustration als Inschrift, die letzten Zeilen sind nur noch als Quasi-Inschrift ausgeführt worden. »
  150. Vgl. Kloos, Einführung, S. 138–143; Zahn, Beiträge, S. 5–16; Terminologie, S. 48. »
  151. Vgl. die Bearbeitungs- und Editionsgrundsätze für „Die Deutschen Inschriften“, Stand 2009, die in der Arbeitsstelle Inschriften in Bonn eingesehen werden können. »
  152. Ruhr Museum, Bestandskartei Kunsthistorische Abteilung, Kat.-Nr. 353. Ich danke Frank Kerner, Essen, für die Möglichkeit, die Karteikarten durchzusehen. »
  153. Meisenburg, Waffeleisen, passim. »
  154. Jacobs, Annalen, S. 137, Anm. 184. »
  155. KDM Düsseldorf, S. 123ff.; Klapheck, Meister, S. 86–106; ders., Schloßbauten, S. 72–76. »
  156. KDM Düsseldorf, S. 125f. »
  157. Winkler, Klosterbauten, S. 123, 330, Abb. 80,1, 80,2, S. 332, Abb. 82, 83. »
  158. Herzler, Haus-Inschriften, passim, überliefert z. B. für die Bürgermeisterei Stoppenberg 57 Hausinschriften, die älteste stammt von 1704. »
  159. Freundliche Auskunft der Hausbesitzerin. »
  160. Heidemann, Beguinenconvente, S. 21. »
  161. Stüwer, GS Werden, S. 84. Ein Buch, das von einer so prominenten Stifterin geschenkt worden sein soll, wird in der Werdener Überlieferung allerdings ansonsten nicht erwähnt. »
  162. Anonymus, Annales, S. 69f. »
  163. Jacobs, Annalen, S. 69f., Anm. 107. Zu Bovo von Friemersheim vgl. Stüwer, GS Werden, S. 174. »
  164. Jacobs, Annalen, S. 92, Anm. 132. Aus der Quelle geht nicht explizit hervor, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Da aber alle Werdener Inschriften des Totengedenkens bis ins 18. Jahrhundert auf Latein verfasst sind, ist davon auszugehen, dass auch die Inschrift auf dem Grabstein oder dem Epitaph für Johannes von Groningen in lateinischer Sprache formuliert wurde. Zu Johannes von Groningen vgl. Nr. 106»
  165. Flügge, Chronik 1, S. 23. »
  166. Vgl. Schilp, Kanonikerkonvent, S. 193. »
  167. Kaufmanns Chronik, S. 266. »
  168. Ebd. »
  169. Kaufmanns Annotationsbuch, S. 169, 171. »
  170. Vgl. Kettwig, S. 55. Der Grabstein von 1632 war für eine Enne von der Rombeck gesetzt worden und ist heute laut Auskunft der Hausbesitzerin nicht mehr zugänglich, weil er mit Fliesen belegt worden ist. »
  171. MGH Poetae 2, hg. v. E. Dümmler, S. 393, Nr. XLIII, I–III. »
  172. REK 1, Nr. 144 (819–841 Juni 13) „Weiheinschrift“; Hauck, Werke, S. 372 „Inschriftenverse“. »
  173. Kraus, Inschriften 2, S. 9, Nr. 17, I–III. »
  174. Zu Walahfrid Strabo vgl. K. Langosch/B. K. Vollmann, Art. Walahfrid Strabo, in: Verf.-Lex. 10 (1999), Sp. 584–603. »
  175. Vgl. Kohl, GS Münster 7,3, S. 25f. »
  176. Rensing, Kunstwerke, S. 44–54; MGH Poetae 5, hg. v. K. Strecker, S. 674f., Nr. 5»
  177. Schnitzler, Kunstwerk, S. 116f.; Hoffmann, Buchkunst, S. 145ff. »