Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 309 Neuhausen, kath. Kirche 1603
Beschreibung
Grabdenkmal der Eheleute Johann Pleickard von Gemmingen und Maria geborene von Freyberg. Im Chor der Kirche. Vierteiliger Aufbau aus grauem Sandstein. Als Bekrönung Kruzifix über einem Relief des Pfingstwunders, flankiert von sitzenden Evangelisten und zwei Wappenmedaillons, auf denen die Assistenzfiguren zum Kruzifix stehen. In der Gebälkzone zwei weitere Reliefs mit Auferstehungsszene und Himmelfahrt. Die fast vollrunden Standfiguren der Verstorbenen vor Segmentbogennischen, an den Pilastern jeweils 8-fache Ahnenprobe mit Beischriften. In der Sockelzone die beiden Grabschriften (A, B).
Maße: H. ca. 500, B. 270, Bu. 1,6–1,8 cm.
Schriftart(en): Inschriften-Fraktur.
Textkritischer Apparat
- Ursprünglich hier: Andlaw (KdmBaden IX 7, 158).
- Ursprünglich hier: Neipperg (KdmBaden IX 7, 158).
Anmerkungen
- Vgl. nrr. 256, 257 in Tiefenbronn.
- KdmBaden IX 7, 204; Stocker, Gemmingen III 13ff., 23.
- Steinegg ist heute Ruine mit zahlreichen vermauerten Spolien; das Allianzwappen Gemmingen-Venningen befindet sich noch über dem ehemaligen Hauptportal, die 1938 noch lesbare Schrift ANNO … ist nicht mehr erhalten; KdmBaden IX 7, 205.
- Vgl. DI. XX (Großkreis Karlsruhe) nr. 314 mit Literatur.
- Ebd., Einleitung S. XXVIf.
Nachweise
- KdmBaden IX 7, 158f. (Abb. 102).
- Stocker, Gemmingen III 23f.
- Denkmalheft Gemmingen 63.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 309 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0030908.
Im Jhar nach Christi Jhesu vnsers lieben Herren vnd einigen / seligmachers geburt 〈1603〉. den. 〈26〉. Tag. 〈February〉. Ist im Her=/ren Jhesu Christo Entschlafen. der Edel Gestreng. Johann / Bleickhart von Gemingen zu Steineckh. welchen beiden / die heiligen Dreyfaltigkeit Gottes gnedig vnd barmhertzig sey. vnd / mit allen gleubigen ein froleiche vfferstehung verleihe Amen./ Seines alters 〈 〉 Jhar. hatt geregiert im friden.
Alls man zalt nach der Heilsamen geburt vnsers Einigen Erlö=/sers vnd seligmachers Jhesu Christi. 〈 〉 den. 〈 〉 . tag . 〈 〉/ ist im Heren Jhesu Entschlafen, die Edel frau frau Maria / von Gemmingen, geborene von Freiberg zu Iustingen vnd Epfinge(n) / sein Ehliche liebe gemalin . welchen beiden die heiligen dreieinig=/keit Gottes gnedig vnd Barmhertzig sey vnd mit allen Ausser=/wöllten ein fröliche aufferstehung verleihe Amen. / Ires allters. 〈 〉. Jhar. haben gelebt in groser liebe vnd fride(n).
Wappen (in der Ahnenprobe mit Beischriften): Gemmingen, Freyberg.
Kommentar Hans Pleickard von Gemmingen wurde 1546 als Sohn Eitel Dietrichs von Gemmingen und seiner Ehefrau Ursula von Ehingen geboren1. Er war auf Burg Steinegg (nordöstlich von Neuhausen) ansässig, die ihm bei der Erbteilung der Linie Gemmingen-Hagenschieß 1576 zugefallen war2. Auf Burg Steinegg zeugen noch Allianzwappen Gemmingen-Venningen und Gemmingen-Freyberg für seine Bautätigkeit3. Seine zweite Frau, eine verwitwete von Venningen, überlebte ihn; daher sind die ausgesparten Lücken in ihrer Grabschrift nicht ergänzt. Das aufwendige Grabdenkmal ist als Replik des Grabdenkmals für Bernhard II. von Sternenfels und seine Ehefrau Maria Agatha von Weitershausen anzusehen, das vor 1601 in der Kirche in Kürnbach aufgestellt wurde4; es dürfte fast zur gleichen Zeit entstanden sein, weil die Todesdaten für Johann Pleickard von Gemmingen deutlich nachträglich eingesetzt wurden. Das spricht dafür, daß das Denkmal noch zu Lebzeiten – also vor 1603 – in Auftrag gegeben und angefertigt wurde. Als ausführender Künstler ist kaum Jakob Müller aus Heilbronn anzusprechen, sondern eher die Werkstatt des Jeremias Schwarz, deren gesamtes Werk aber noch einer genaueren Untersuchung und vergleichenden Zuordnung bedarf5.