Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 70† Maulbronn, Klosterkirche 1440
Beschreibung
Glocke im Dachreiter; 1832 von der Werkstatt Neubert in Ludwigsburg umgegossen. Nach den alten Beschreibungen waren unter den Namen der Heiligen ihre Bilder (Reliefs), Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Als Worttrennungszeichen waren kleine Glöckchen verwendet. Schrift gotische Minuskel.
Convocat · hoc · signum · fratres · turbatque · malignum ·Ut · psallant · digne · flagrantes · pneumatis · igne ·Ave · Maria · gracia · plena ·Annis · millenis · centum · quattuor · quadragenis ·In · Nurnberg · fusum · Mulebrun · sibi · vindicat · usum ·Magister · Conradus · Gnockhammer · me · fudit · + Abbas · Johannes · de · Wormacia +I.N.R.I. + Sanctus Stephanus + Sanctus Nicolaus +Sanctus Lorencius + Sanctus Bernhardus +
Übersetzung:
Dies Zeichen ruft die Brüder zusammen und wehrt ab das Übel, auf daß sie würdig singen, entflammt vom Feuer des Geistes: gegrüßest seist Du Maria, voll der Gnade. In Nürnberg gegossen, für Maulbronn zum Nutzen bestimmt. Meister Conrad Gnockhammer hat mich gegossen. Abt Johannes von Worms.
Anmerkungen
- Vgl. Deutscher Glockenatlas Bd. III (Mittelfranken) 28f. – Eine offenbar ähnlich reich ausgestattete Glocke aus Mergentheim ist ebenfalls verloren. Vergleichbar ist auch eine erhaltene Glocke aus Unteröwisheim (DI. XX nr. 39); ihre Inschrift beginnt mit zwei leoninischen Hexametern, darauf folgt die Jahreszahl und die Meisterangabe, schließlich Anrufung der Evangelisten.
Nachweise
- Jenisch 120.
- Jenisch II p. 237.
- OABMaulbronn 144.
- Paulus, Maulbronn 2(1884) 67.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 70† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0007005.
Kommentar
Die Glocke scheint eine der aufwendigsten Arbeiten aus der Nürnberger Werkstatt gewesen zu sein; keine der noch erhaltenen Glocken in Franken, im bayerischen Schwaben und in Württemberg weist eine ähnlich reiche Ausstattung auf, alle begnügen sich auch in der Inschrift mit der Jahresbezeichnung in Ziffern und der Nennung des Meisters1. Vermutlich wurden die leoninischen Verse der Glockenumschrift im Kloster selbst verfaßt und dem Glockengießer angegeben.