Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 39 Maulbronn, Kreuzgang 1360/1387

Beschreibung

Grabstein für Pela, ihre Tochter Pela, Guta und Irmela unbekannten Geschlechts. Im Ostflügel des Kreuzgangs neben dem Eingang zum Kapitelsaal; früher im Südflügel des Kreuzgangs im Boden. Rechteckplatte mit Umschrift zwischen Linien, die sich im Mittelfeld fortsetzt (11 Zeilen). Darunter Wappen (?). Grauer Sandstein, stark abgetreten und berieben, eine Ecke angesetzt.

Maße: H. 228,5, B. 88, Bu. 6,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Württembergische Landesbibliothek Stuttgart [1/2]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · M · CCC /· LX · U · K(A)L(ENDAS) · FEBRUA[RII] · O(BIIT) · [PELA · GUTAE · DOMINA · IN · DOMINO ·/ REQUIESCAT] · AMEN / + ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · XLII /· K(A)L(ENDAS) · FEB(RUARII) · O(BIIT) · PELA · FILIA · EI(US) ·// IT(EM) · ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · L · I · X · K(A)L(ENDAS) · AUG/USTI · OB(IIT) · GUTA ·/ FILIA · P(RAE)[DICTAE] · GUT[AE] · / IT(EM) · ANNO · D(OMI)NI · M · CC/C · LXXXUII · XU · K(A)L(ENDAS) ·/ AP(RI)L(IS) · O(BIIT) · IRMELA · SO/ROR · PELAEa) · ET · GUTE ·/ [IMMEDIATE · P(RAE)SCRIPTE / C(UIUS) · A(NIMAE) · REQUIESCANT] IN · PACE / AME(N).

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1340, am 5. vor den Kalenden des Februar (Jan. 28) starb Pela, Herrin der Guta. Sie ruhe im Herrn. Amen. Im Jahre des Herrn 1342 an den Kalenden des Februar (Febr. 1) starb Pela, ihre Tochterb). Im Jahre 1351, am 10. vor den Kalenden des August (Juli 23) starb Guta, Tochter der vorgenannten Guta. Im Jahre des Herrn 1387, am 15. vor den Kalenden des April (März 17) starb Irmela, Schwester der unmittelbar vorhergenannten. Ihre Seelen mögen ruhen in Frieden. Amen.

 
Wappen (?):
Kreis, darin zwei gekreuzte Blumenstäbe, Buchstaben [O] I.

Kommentar

Die Bezüge der vier bestatteten weiblichen Personen sind nicht klar auszumachen: Mutter und Tochter namens Pela scheinen klar zu sein, wobei offenbar die Grabschrift der 1340 verestorbenen Tochter als Gedenkinschrift zu verstehen ist; der Stein ist nicht vor 1360 entstanden1. Da Guta († 1351) eine Tochter der bereits vorher genannten Guta ist, bleibt fraglich, wie die zuletzt genannte Irmela, 1387 verstorben, eine Schwester der Pela und der Guta sein kann. Denkbar wäre aber, daß soror hier keine Blutsverwandtschaft bedeutet, sondern Angehörige einer Gebetsverbrüderung; dann gewinnt die gemeinsame Grabschrift für vier Angehörige einer solchen Gemeinschaft, die für ihr Seelenheil eine Bestattung im Kloster wünschten, durchaus Sinn. Der Schrift nach müßten alle Texte gleichzeitig (also nach 1387) eingemeißelt worden sein; breit laufende Majuskel mit zahlreichen Abkürzungen, durchgehend rundes U.

Textkritischer Apparat

  1. Der heutige Befund verleitet zur Lesung PELA, richtig ist aber AE-Ligatur.
  2. Die kopialen Überlieferungen lösen auf MCCC.LX. II. CAL = 1360, Jan. 31. Der Befund an dieser Stelle im Original ist jedoch eindeutig lesbar.

Anmerkungen

  1. Es könnte sich um Angehörige einer Pforzheimer Familie Phenner handeln, die im 14. Jahrhundert als Stifter für Maulbronn genannt werden: Klunzinger, UrkGeschichte, Reg. 35, 41, 43; die Namen Guta und Irmela kommen in der Familie im Zusammenhang mit Maulbronn vor. – Das Wappen gibt keinen Hinweis; es ist ohnehin – da im Kreis, nicht im Schild wiedergegeben – fraglich, ob eine Wappendarstellung beabsichtigt ist. Ähnlich gekreuzte Stäbe im Schild zeigt ein Grabstein im Paradies der Klosterkirche im Fußboden, dessen Schrift ganz abgetreten ist.

Nachweise

  1. Jenisch 35.
  2. Jenisch II p. 67.
  3. WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 29.
  4. WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 9v.
  5. Wickenburg II 306.
  6. OABMaulbronn 161.
  7. Paulus, Maulbronn 2(1884) 81.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 39 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0003901.