Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 4 Maulbronn, Klosterkirche M. 13. Jh.

Beschreibung

Glocke im Dachreiter der Kirche. Schulterinschrift zwischen glatten Stegen, Kronenbügel, an der Vorderseite Zopf. Die Inschrift läuft doppelt um.

Maße: Dm. 75, H. 80 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/16]

  1. + CVNRAT FVLDENSIS NOS FECIT VIRGO P(ER)ENNIS SIGNA TVE LAVDIS / + AVDIS NEC VISCERA CLAVDIS + JOH(ANN)ES LVCAS MARCVS MATHEVS ADONAY

Übersetzung:

Conrad von Fulda machte mich, Jungfrau, du hörst die Zeichen deines beständigen Lobes und verschließest dein Inneres nicht.

Kommentar

Über den Meister Conrad von Fulda ist bisher nichts ermittelt worden1. Die Inschrift verbindet die Nennung des Meisternamens mit einer Anrufung an Maria in Form eines leoninischen Distichons, das sicher im Kloster selbst verfaßt wurde (virgoclaudis) und einer Anrufung an die vier Evangelisten. Den Schluß bildet die hebräische Gottesanrufung, die bei Glocken vielfach üblich war2.

Die Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheint zu spät; das Alphabet wird noch ganz von kapitalen Buchstabenformen bestimmt. D erscheint wie E mit wenigen unzialen Formen, während M, N und T nur in Kapitalis verwendet werden. Das A hat einen breiten Deckbalken, aber gleichförmig gebildete Schäfte. Die Inschrift ist in den Mantel eingeschnitten worden, was eine gewisse Unregelmäßigkeit bedingt – sie ist teils enger, teils weiter gestellt –, ihr aber eine charakteristische Eigenständigkeit verleiht. Die Stege sind aus handgedrehten Wachsrollen hergestellt worden3.

Anmerkungen

  1. Der Name Conrad ist bei Gießern des 13. und 14. Jahrhunderts häufig, ohne daß jeweils eine genaue Zuordnung von Werken möglich ist; vgl. Deutscher Glockenatlas Bd. II (Bayerisch-Schwaben) S. 19.
  2. Otte, Glockenkunde 124.
  3. Deutscher Glockenatlas Bd. 1 (Württemberg-Hohenzollern) nr. 1834, Abb. 131.

Nachweise

  1. Jenisch 119.
  2. Jenisch II p. 236.
  3. OABMaulbronn 145.
  4. Paulus, Maulbronn 2(1884) 64.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 4 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0000401.