Inschriftenkatalog: Enzkreis

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DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 1 Maulbronn, Klosterkirche 12. Jh. ?

Beschreibung

Ritzinschrift an der südöstlichen Chorstrebe außen; die Schrift ist in den Eckstein eingeschlagen und zwar – aller Wahrscheinlichkeit nach – vor dem Versetzen des Steins am Bau, da sie am Standort auf dem Kopf steht, also rückläufig zu lesen ist. Hinter dem Namen das Stz. nr. 1.

Maße: H. (des Ecksteins) ca. 80, B. ca. 120, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Hermann(us)

Kommentar

Die Schrift erweist sich durch die Minuskelbuchstaben und durch ihren Ritzcharakter (vor allem deutlich bei den Buchstaben r, m, dem offenen a) als Spontan-Eintrag eines am Bau beteiligten Handwerkers (Mönch?, Baumeister?). Er ist nicht als Inschrift im engeren Sinne anzusehen, weil er keine Umsetzung in eine stilisierte Form der Schrift erfahren hat1. Der Eintrag eines am Bau der Klosterkirche doch wohl leitend tätigen Mannes auf einem Werkstein zu sehr früher Zeit (noch vor der Weihe der Klosterkirche 1178?) hat wenige Parallelen; am Langhaus der Stiftskirche von Pforzheim ist eine geritzte Inschrift in Majuskeln angebracht, die einen Heinricus von Haigerloch nennt, aber wohl dem ausgehenden 13. Jh. angehört. Frühe Ritzinschriften finden sich auf der Altarplatte von Reichenau-Niederzell; ihre Ausführung ist vergleichbar, obwohl die zugrundeliegende Schriftgewandheit bei den Reichenauer Einträgen zweifellos weit höher war2.

Anmerkungen

  1. Dazu Kloos, Epigraphik 2f.
  2. Vgl. dazu MGH Libri memoriales et necrologia, nova series I (Supplement): Die Personennamen auf der Altarplatte von Reichenau-Niederzell, hrsg. von D. Geuenich, R. Neumüllers-Klauser u. K. Schmid, München 1983.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 1 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0000100.