Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 230 Mühlhausen (Gem. Tiefenbronn), kath. Pfarrrkirche 1566

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Hans Dietrich von Gemmingen und Magdalena geb. Muntprat von Spiegelberg. Zweiteiliger Aufbau aus grauem Sandstein. Im Giebelfeld zweigeteilte Inschrift jeweils in 7-zeiligem Block, flankiert von Wappen mit Helmzier. Im Feld fast lebensgroße Darstellung der Verstorbenen im Gebetsgestus vor dem Kruzifix. Auf den Rahmenpilastern je 3 Ahnenwappen mit Beischriften. Die Schrift der Tafeln war aufgemalt (?), nicht eingemeißelt, sie ist fast ganz erloschen. Wortlaut nach KdmBaden.

Maße: H. 312, B. 176, Bu. ca. 3–4 cm (Tafeln), 4,8 (Beischriften) cm.

Schriftart(en): Inschriften-Fraktur (Tafeln), Kapitalis (Beischriften).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Als man zalt 1566 jar / in diße kirch begraben war / Der Edel vest vnd tugentreich / Hans Dietrich von Gemmingen dessgleych / Magdalena sein Haußfraw vßerkorn / Ein mundtprätin von Spiegelberg geborn / In ehlichem stand 27 Jahr gelebt /Nach ehr vnd gut rechtlich gestrebt / Ir leben Gottselig gefiert / Mitt adelichen tugendt gziert / Begabt mit 6 Tochter vnd 7 knaben / vnd in gedachtem Jar beschlossen haben / In Christo Ir zeytlich leben / Der woll in jetz das ewig geben.

Wappen:
Gemmingen, Muntprat von Spiegelberg, Wappen mit Beischriften: GISSEN / DRVCKS/SESEN / WERDE(N)/STEIN / ALLTHE(IM) / BVRG/GRAV / VLM

Kommentar

Hans Dietrich von Gemmingen zu Mühlhausen, ein Sohn Ottos des Jüngeren und seiner Ehefrau Maia Güssin von Güssenberg1 ist der Erbauer des alten Schlosses in Mühlhausen, das mit dem Besitz des Jakob von Steinegg an die Linie Gemmingen-Hagenschieß gekommen war2. Eine Steinbrücke über die Würm aus dem Jahre 1565 zeigt ebenfalls seine Wappen3. Die Todesdaten für das Ehepaar (April 22, Nov. 30) sind bei Stocker überliefert4. Das Denkmal zeigt in der Komposition Verwandtschaft mit einem Grabdenkmal für Hans und Margaretha von Stein zum Reichenstein in Wössingen5.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die nrr. 217, 240 (Tiefenbronn).
  2. Die Bauinschrift am alten Schloß ist erhalten, vgl. nr. 211. Eine Jahreszahl 1495 am Portal des Westturms der Mühlhausener Kirche weist auf Bautätigkeit an der Kirche hin, die vermutlich mit dem Erwerb der Ortsherrschaft durch die Gemmingen zusammenhängt.
  3. Vgl. nr. 229.
  4. Stocker, Gemmingen III 36f.
  5. DI. XX (Großkreis Karlsruhe) nr. 264, Abb. 101.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 142f. (Abb. 95).
  2. Stocker, Gemmingen III 36f.
  3. Denkmalheft Gemmingen 7.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 230 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0023001.