Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 92 Maulbronn, Klosterkirche 1462

Beschreibung

Grabstein für Abt Berthold von Roßwag. Im Langhaus, vierte Kapelle der Südseite. Früher im Südflügel des Kreuzgangs. Hochrechteckige Platte aus grauem Sandstein mit Umschrift in Doppelzeilen zwischen Linien, Beginn auf der Kopfleiste. Im Mittelfeld eingeritzter Abtsstab. Fehlstelle rechts oben, unterhalb der Mitte quer verlaufender Bruch ohne Schriftverlust.

Maße: H. 225, B. 111, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. + Abbas Bertholdu[s / hic pausat carne solutus
    hor(um) qui fratru(m) tu(m) rexit ouile sacratu(m)./
    annis bis octo plus quoq(ue) di/midio.
    Quea) docuit [monitis] solit(us) p(rae)cede(re) factis.
    Anno sexdeniob) / C quater M(illeno)q(ue) / secundo.
    Discessit festo Johan Latin deus esto.
    Huic / memor et gratus / ut sit sine fine beatus.
    Nat(us) de Roßwag villa.

Übersetzung:

Abt Bertholdus ruht hier, vom Fleische befreit, der den geheiligten Schafstall dieser Brüder leitete in zweimal acht Jahren, dazu ein halbes, und dabei das, was er in Mahnreden lehrte, in Taten vorzuleben pflegte. Im Jahre 1462 verschied er am Feste des Johannes von der lateinischen Pforte (Mai 6). Gott sei seiner eingedenk und ihm gnädig, daß er auf ewig selig sei. Geboren im Ort Roßwag.

Kommentar

Abt Berthold III. regierte von 1445 bis 1462. Unter seiner Regierung blühte das Kloster auf; die Zahl der Mönche und Laienbrüder betrug nach den Quellen 100–1351. Unter ihm wurde 1450 die Stiftungstafel mit der Gründungsgeschichte des Klosters in deutscher Sprache angefertigt2.

Die Grabschrift besteht aus 7 Hexametern mit leoninischen Reimen. In Vers 5 und 6 prosodische Fehler; die Zahlzeichen sind (um der Metrik willen) einsilbig zu lesen.

Textkritischer Apparat

  1. Im Or. Que, richtig wohl qui.
  2. So Or., besser sexdeno.

Anmerkungen

  1. Nach E. Gohl (briefliche Mitteilung) kann man für 1440 mit 130 Mönchen und Konversen rechnen, 1462 waren es noch rund 100. Von da ab sinken die Zahlen stetig ab.
  2. Vgl. nr. 78; Neumüllers-Klauser, Maulbronner Stifterdenkmäler 41ff. – Vgl. auch Klunzinger, UrkGeschichte 120; ebd. Reg. 52.

Nachweise

  1. Jenisch 19.
  2. Jenisch II p. 35.
  3. WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 27.
  4. WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 10.
  5. Wickenburg II 290f.
  6. OABMaulbronn 160.
  7. Paulus, Maulbronn 2(1884) 85.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 92 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0009206.