Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 41 Maulbronn, Klosterkirche 14. Jh. ?

Beschreibung

Wappenfries im Mittelschiff, Arkadenzone unter dem Gesims. Über jeder Arkade 8 Wappenschilde, über den Schilden Inschriftstreifen. Die Wappen sind teils unkenntlich, die Beischriften nicht mehr vollständig lesbar und mehrfach übergangen.

Maße: Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Südseite:

  1. 3 mal Wappen [ROSSWAG] 5 mal Wappen (unkenntlich) 3 mal Wappen Roßwag 2 mal Wappen (unkenntlich) 3 mal Wappen DVRMENZ 2 mal Wappen Dürrmenz 2 mal Wappen (unkenntlich) 2 mal Wappen [BRACKENHEIM] 2 mal Wappen (Widderkopf) 2 mal Wappen [ZVTERN] 3 mal Wappen KVINGESPACH · KVINGESPACHa) 3 mal Wappen BRANBVRG + BRANB(VRG) 2 mal Wappen Bromburg VON STAIN1) 2 mal Wappen ZVTERNb) 2 mal Wappen LVINBVRGc) 2 mal Wappen REMCHINGEN

Nordseite:

  1. 1 mal Wappen (leer) 1 mal Wappen [VON NEVFFEN] 2 mal Wappen [MAGENHEIM] 3 mal Wappen [GEMMINGEN] 1 mal Wappen Ubstadt 1 mal Wappen [VBSTAT] 3 mal Wappen (geteilt, Schildfuß schwarz?) 2 mal Wappen (Grempp von) Freudenstein 2 mal Wappen [STVRMFEDER] 1 mal Wappen (unkenntlich Neipperg?2)) 2 mal Wappen NEIPERG 2 mal Wappen STERNENFELS 2 mal Wappen [SICKINGEN] 1 mal Wappen GLADBECH 1 mal Wappen WISSENSTAIN 2 mal Wappen BRETHAIN 2 mal Wappen STOGSBERG 1 mal Wappen (im Schild drei kleine gelbe Schilde, je mit schwarzem Schrägbalken belegt) 1 mal Wappen [IPTINGEN]

Kommentar

Die Reihenfolge der Wappen ist sicher nicht mehr ursprünglich, da die Beischriften nicht immer mehr stimmen3. Vermutlich hat man bei den Restaurierungen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert Abschriften zugrundegelegt, die einander widersprachen, vielleicht auch die Wappenfolge in voneinander abweichender Reihenfolge aufgezeichnet hatten4. Die heutigen Schriftformen können teilweise noch den originalen Schreibungen entsprechen, andere gehen sicher auf die Restaurierungen zurück.

Alle Wappen sind umliegenden Adelsfamilien zuzuweisen, die wohl beim Bau und der Einrichtung des Klosters sich Verdienste erworben haben5. Einzelne von ihnen sind auch durch Schenkungen bezeugt6, andere durch Begräbnisstätten für Mitglieder ihrer Familie; die Grabplatten sind in einigen Fällen noch erhalten oder der Wortlaut ihrer Inschriften ist überliefert7. Das mit BRANBVRG bezeichnete Wappen ist das der Herren von Brambach8, ZVITERN ist identisch mit Zeutern9, GLADBECH bezeichnet die Herren von Glattbach, von denen Diemar 1254 in Maulbronner Urkunden genannt wird10; BRETHAIN bezeichnet das Wappen der Familie von Brettheim11, VON NEVFFEN bezieht sich auf die Edelfreien von Neuffen12. Die Datierung des Wappenfrieses ist strittig; der stark veränderte Zustand von Schrift und Malerei läßt keine schlüssige Datierung zu. Von den genealogischen Zusammenhängen her kommt das Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts in Betracht. Ein vergleichbarer Wappenfries aus späterer Zeit ist in Tiefenbronn erhalten13.

Textkritischer Apparat

  1. I in V eingeschrieben; gemeint ist Königsbach.
  2. I in V eingeschrieben; zu lesen ist Zeutern.
  3. I in V eingeschrieben; zu lesen ist Luneburg.

Anmerkungen

  1. Die Beischrift ist hier ohne Bezug; sie gehört zur zweiten Wappengruppe der Nordseite, wo zweimal das Wappen der (Grempp von) Freudenstein erscheint.
  2. Durch Restaurierung verderbt?
  3. Die schriftlichen Quellen halten verschiedene Reihenfolgen ein; die Wiedergabe durch Autopsie orientiert sich von O nach W.
  4. Nach handschriftlichen Aufzeichnungen (Gabelkover, Misc. I 398ff.) müßten noch die Wappen Göler von Ravensburg, Sachsenheim, Grafen von Vaihingen, Dalheim und Helfenberg zu dem Wappenfries gehört haben. Auch das spricht für Veränderungen, da die Wappenreihe (wenn man Wiederholungen einkalkuliert) dafür kaum noch Platz lassen würde.
  5. Vgl. Klunzinger, UrkGeschichte 21f.
  6. Ebd. Regg. 9, 10, 11, 12 u. ö.
  7. Vgl. nr. 17 (Luneburg), nr. 43 (Dürrmenz), nr. 92 (Roßwag), nr. 64 (Sickingen); eine Grabplatte mit dem Wappen Stocksberg ohne Inschriftreste ist im Nordseitenschiff (Herrenchor) der Kirche aufgestellt, eine andere mit den Wappen Magenheim und Neuffen steht im Querhaus (Südseite) der Kirche an der Wand; eine Grabplatte mit dem noch erkennbaren Wappen Sturmfeder liegt im Paradies im Bodenbelag. Alle diese Grabplatten dürften ins 14. Jh. gehören.
  8. Alberti I 80.
  9. Zeutern bei Bruchsal.
  10. Vgl. Alberti I 228.
  11. Brettheim ist identisch mit Bretten; Alberti I 88.
  12. Vgl. Alberti II 549.
  13. Vgl. nr. 205.

Nachweise

  1. Jenisch 119v.
  2. OABMaulbronn 142f.
  3. Paulus, Maulbronn 2(1884) 63f. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 41 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0004104.