Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 17 Maulbronn, Klosterkirche 13. Jh.

Beschreibung

Grabstein des Ludwig und des Conrad von Luneburg. Im Nordseitenschiff an der Nordwand, 4. Stein von O im Herrenchor. Rechteckplatte aus rotem Sandstein, Rand bearbeitet (Tumbenplatte?). Im Mittelfeld oben eingeritzter Wappenschild, darunter Inschrift, auf der rechten Randleiste beginnend.

Maße: H. 194, B. 78, Bu. 6,5–9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + CLAVDITVR / HOC: TVM/VLO: CONRAD(VS) / CVM: LVDVICO:

Übersetzung:

In diesem Grab sind eingeschlossen Conrad und Ludwig.

Wappen:
Luneburg.

Kommentar

Die Umschrift bildet einen leoninischen Hexameter, der auch die Namensform Ludwico statt Ludowico erforderlich machte. Die Formel ist in Maulbronn singulär, begegnet aber bereits im 11. Jahrhundert auf französischen Grabsteinen1. Die sehr großzügig angelegte Schrift zeigt unziale Buchstabenformen nur bei M und T, hat aber schon die Neigung zu flächiger Bildung der Bögen und Sporenansätze. Zweimal erscheinen litterae insertae. C ist noch nicht durch einen vorderen Abschlußstrich geschlossen. Auffallend sind die Satzzeichen (Cäsur und Versende).

Ein Ritter Ludwig von Luneburg wird 1241 als Stifter des Klosters genannt; er erbittet dafür das Begräbnisrecht im Kloster für sich und seine Ehefrau2. Es ist denkbar, daß es sich um diesen Ludwig von Luneburg (mit Sohn Conrad?) handelt. Das würde den Stein etwa in die Zeit um 1260/70 verweisen. Die Schriftmerkmale widersprechen dem nicht.

Anmerkungen

  1. Favreau, Inscriptions médiévales 43: ‚clauditur hoc tumulo vir magnus nomine Guido‘ (Cluny, 11. Jh.).
  2. Klunzinger, UrkGeschichte Reg. 10.

Nachweise

  1. Jenisch 95.
  2. Jenisch II p. 189.
  3. WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 76.
  4. WürttLB. Cod. hist. 4° 217, p. 11.
  5. OABMaulbronn 159.
  6. Paulus, Maulbronn 2(1884) 79.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 17 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0001708.