Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 42: Einbeck (1996)
Nr. 92 St. Alexandri 1570
Beschreibung
Epitaph des Dietrich Raven. Sandstein. Das Epitaph, das sich bis zum Jahr 1977 außen an der Kirche neben dem Westportal befand, ist heute an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs im zweiten Joch von Westen her angebracht. Es besteht aus einem hochrechteckigen Stein und einem dreieckigen Giebelaufsatz. Im Innenfeld des Giebels die Inschrift A. Auf dem hochrechteckigen Reliefstein unter einem von Pfeilern getragenen Bogen Christus am Kreuz. Auf den Pfeilern und über den Bogen verläuft die Inschrift B. Am Kreuz ein Spruchband mit dem Titulus C. Links unter dem Kreuz vor einem Vorhang, der den Hintergrund verdeckt, kniet der Verstorbene in Bethaltung auf der Schädelstätte. Unten auf dem Kreuz die Initialen des Bildhauers (D). Durch eine Leiste von der Kreuzigungsszene getrennt unten zwei quadratische Felder mit Wappenschilden, links und rechts davon zwei Evangelistensymbole in hochrechteckigen Feldern, die beiden anderen Evangelistensymbole oben in den Bogenzwickeln; alle vier tragen Spruchbänder mit Namensbeischriften (E). Die Inschriften A und B sind erhaben vor vertieftem Hintergrund ausgeführt, C–E vertieft.
Maße: H.: 249 cm; B.: 93,5 cm; Bu.: 3 cm (A), 2,8 cm (B), 4 cm (C), 1,8 cm (D), 2 cm (E).
Schriftart(en): Fraktur mit Versalien (A Zeilen 1–4, B), Kapitalis (A Zeile 5, C, D, E).
- A
Her / deine Todte(n) / werde(n) lebe(n) vnd / midta) de(m) leichna(m) auferste(n): / ESAIAS 261)
- B
An(n)o · D(omi)nj · 1570 · den ersten octobris ist der Erbar // Dirich Rauen · Hanses Sel[igen Sohn]b) in Godt selichlich Entslaffe(n) // · des Shelen Godt genedich vnd Barmhertich sy Ame(n)
- C
INRI
- D
· E W ·
- E
· S · MATE(VS) // · S · MARCVS // · S · LVCAS // · S · IOANNIS
Raven2) | Volger3) |
Textkritischer Apparat
- midt] wirdt Garbe.
- Die in Klammern gesetzten Buchstaben befinden sich auf einem erneuerten Stück des Bogens.
Anmerkungen
- Jes. 26,19.
- Wappen Raven (Hakenkreuz).
- Wappen Volger (rechts Hirschgeweih mit Grind und Ohren, links gestürzter Lindenzweig, beide oben durch ein Band verbunden).
- Thieme-Becker, Künstler-Lexikon 36, S. 194, u. Lindemann, Epitaphe, passim.
- Kiefert, Heiratskreise, S. 35, III, 6.
- Ebd., S. 36, IV, 12.
- Harland, Geschichte 2, S. 187.
- Kontraktenbuch, HStA Hannover, Han 72 Einbeck, Nr. 448, fol. 26v u. 72r.
- Ebd., fol. 139r.
- Velius, Kalendarium, S. 12.
- Streich, Raven, S. 168f.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 41.
- Friese, Einbeck, S. 40 (B).
- Feise, Allerlei Denkmäler, S. 60.
- Garbe, Kirchen, S. 73 (A, B).
- Lindemann, Epitaphe, S. 130.
Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 92 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0009207.
Kommentar
Das Epitaph für Dietrich Raven ist das früheste von insgesamt vier Einbecker Epitaphien des Bildhauers Ewert Wolf, dessen Signatur sich auf dem unteren Kreuzbalken befindet (D). Ewert Wolf ist seit 1568 als Bürger von Hildesheim nachzuweisen. Abgesehen von den Einbecker Epitaphien stammen von Wolf weitere Stücke in Braunschweig, Harbke, Loccum und Suderode. Im Jahr 1579 war Wolf mit Arbeiten an der Ratsapotheke in Hildesheim befaßt. 1603 war er in Bückeburg ansässig. Wolf starb um das Jahr 1607, in dem seine Witwe in den Quellen genannt wird.4) Zu den Werken Wolfs in Einbeck vgl. Einleitung, Kap. 3.2.
Dietrich Raven, ein Sohn des Hans Raven und der Sophia Hartwig, war ein Bruder des Jaspar Raven (vgl. Nr. 82).5) Im Jahr 1560 heiratete er die aus Hannover stammende Dorothea Volger (vgl. Nr. 144), mit der er fünf Kinder hatte.6) 1557 ist Dietrich Raven als Mitglied der Hohen Börse genannt.7) Er war im Wollgroßhandel sowie als Geldwechsler und Pfandleiher tätig. In den Jahren 1562 und 1566 ist er im Zusammenhang mit Grundstücksgeschäften erwähnt.8) Noch kurz vor seinem Tod, am 8. April 1570, erwarb Dietrich Raven ein Haus und Grundstück am Neuen Markt.9) Er starb laut Velius im Alter von 45 Jahren.10) Nach seinem Tod führte seine Witwe die Geschäfte weiter.11)