Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 84 Marktstr. 2 1558 / 1584

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Haus an der Ecke Marktstraße/Tiedexer Straße, zu beiden Straßen traufenständig, dreigeschossig, die beiden Obergeschosse kragen vor, zur Marktstraße sechs Gefache breit, zur Tiedexer Straße 13 Gefache breit. Auf dem Eckständer zur Marktstraße hin ein Wappenschild, zur Tiedexer Straße hin Inschrift A. Auf dem zur Tiedexer Straße hin gelegenen Schwellbalken des ersten Obergeschosses in einem vertieften Feld eine dreizeilige Inschrift B. Links davon eine Frauenfigur, rechts eine Männerfigur. Auf dem Schwellbalken links des Inschriftenfeldes vier Wappen. Die Inschriften sind erhaben vor vertieftem Hintergrund ausgeführt.

Maße: Bu.: 15 cm (A), ca. 7 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A), Kapitalis (B, 1. und 2. Zeile), Fraktur mit Versalien (B, 3. Zeile).

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A

    MILLIES / (ET)a) ANNA / VO(N) · EINEM / 1558

  2. B

    NON DOMVS IPSA SIBI NON VRBS CREAT IPSA PATRONOS /FELICES CIVES DATQ(VE)b) FACITQ(VE)c) DEVS ·ANNO DOMINI · 1584 /In allem thuen vnd leben dein:laß Gott anfang vnd Ende sein

Übersetzung:

Nicht das Haus selbst, nicht die Stadt selbst wählt sich die Schutzherren. Glückliche Bürger erschafft und macht Gott [allein]. Im Jahr des Herrn 1584. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Wappen:
Einem1)
Lorleberg2), Rasche3), Salder4), Einem1)

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis der Inschrift A zeigt ausgebuchtete I; das erste E in EINEM ist epsilonförmig; die A weisen einen nach links überstehenden Deckbalken auf, in DATQ(VE) ohne Querbalken.

Der in Inschrift A genannte Millies von Einem wird in den Jahren 1516 und 1528 in mehreren Göttinger Urkunden als Gläubiger aufgeführt.5) Zwischen 1522 und 1529 heiratete er Anna Bredenbeck aus Duderstadt.6) 1557 gehörte er als einer der sechs Ältesten der Einbecker Hohen Börse an.7) Noch 1567 und 1568 ist er in Verbindung mit Grundstücksgeschäften genannt.8) Er starb 1568.9) Der spätere Besitzer des Hauses, Statz Lorleberg, der die Wappen und die Inschrift B auf dem Schwellbalken anbringen ließ, ist im November 1611 als Kaufgildenmeister und Mitglied der Schulkommission nachweisbar.10) Im Jahr 1591 erwarb er auch das benachbarte Haus Marktstr. 4 (vgl. Nr. 74).

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches et-Kürzel.
  2. DAT(QVE)] heute DATO, das Q falsch restauriert.
  3. FACITQ(VE)] heute FACITO, das Q falsch restauriert.

Anmerkungen

  1. Wappen Einem (Balken belegt mit Hund, darüber zwei, darunter eine Rose).
  2. Wappen Lorleberg (Hahn).
  3. Wappen Rasche (zwei Büffelhörner).
  4. Wappen Salder (Pelikan).
  5. Urkunden Göttingen, Nr. 109, S. 72f.; Nr. 113, S. 73f.; Nr. 121, S. 76; Nr. 407, S. 189.
  6. Stammtafel von Einem 2, 2–IV-3.
  7. Harland, Geschichte 2, S. 186 u. 189.
  8. Kontraktenbuch, HStA Hannover, Han 72 Einbeck, Nr. 448, fol. 73r u. 98v.
  9. Wie Anm. 6.
  10. Velius, Kalendarium, S. 72 u. 74.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 50 (A).
  2. Friese, Einbeck, S. 21.
  3. Andrae, Häuser, S. 58.
  4. Feise, Allerlei Denkmäler, S. 54 (B).
Addenda & Corrigenda (Stand: 18. Mai 2020):

Die Zuordnung des Wappenbildes Pelikan zur Familie von Saldern ist nicht zutreffend.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 84 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0008400.