Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 78 Marktplatz 13 (Brodhaus) 1551

Beschreibung

Haus an der Ecke zur Münsterstraße, traufenständig zum Marktplatz, zweigeschossig und ein Zwischengeschoß, sieben Gefache breit.1) Auf der Schwelle des vorgekragten ersten Obergeschosses links die Inschrift A und rechts die Inschrift B jeweils in zwei Zeilen angeordnet. Inschrift B setzt sich um die Hausecke herum auf der Seite zur Münsterstraße hin fort. In der Mitte des Schwellbalkens befand sich eine weitere zweizeilige Inschrift, die heute nicht mehr zu lesen ist. Weitere Inschriften waren an der Unterseite der Balkenköpfe angebracht, von denen nur noch am dritten Balkenkopf von rechts Reste zu erkennen sind (C). Oberhalb des Schwellbalkens auf den von links gesehen ersten drei Ständern des Obergeschosses verteilt das Baudatum D. Unter dem neuzeitlichen Schriftzug BRODHAUS eine weitere, nicht mehr zu lesende zweizeilige Inschrift.

Maße: Bu.: 8 cm (A, B), ca. 15–20 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der gotischen Majuskel.

Julia Zech [1/3]

  1. A

    Dat ys de wille goddes vnde dat Ewige leve(n)t / gy gelove(n) an Jesu(m) Cristu(m) de(n) vns de vader gesand2)

  2. B

    Rictet nict vp dat gi nict gerictet werden · wente mit welkem gericte gi/ricte(n) · werde gi gerictet werde(n) · vnde mit watte mate gi mete(n) watt iu g//emete(n) werde(n) / Matt · vii ·a)3)

  3. C

    JA weddib) emesen

  4. D

    M Lc) li

Kommentar

Das doppelstöckige a ist unten offen, v und w mit übergeschriebenen diakritischen Zeichen in Form eines kleinen v, s mit einem geschwungenen diagonalen Zierstrich, der Versal E epsilonförmig.

Das Brodhaus gehörte der Bäckergilde und ist das einzige erhaltene Gildehaus Einbecks. Nach Letzner vermachte der Einbecker Augustinermönch Heinrich sein von den Eltern geerbtes Haus der Bäckergilde unter der Bedingung, daß diese für alle Zeit an alle Kirchen im Umkreis von zwei Meilen kostenlos Hostien liefern sollte. Nachdem ihr Gildehaus durch den Brand von 1540 zerstört worden war, wandte sich die Bäckergilde an diese Kirchen mit der Bitte, sie beim Wiederaufbau zu unterstützen, da man sonst die Hostien nicht weiter unentgeltlich liefern könne.4)

Textkritischer Apparat

  1. Der letzte Teil der Inschrift auf der Seite zur Münsterstraße.
  2. Lesung unsicher.
  3. Sic! Irrtümlich für D. Ob dieser Fehler bereits bei der Ausführung der Inschrift geschah oder auf eine spätere Renovierung zurückzuführen ist, läßt sich nicht entscheiden. Sicher muß aber die Jahreszahl MDli gemeint sein. M [D] LII Feise.

Anmerkungen

  1. Zu Renovierungen des Hauses: NLVwA-IfD, Niedersächsische Denkmalkartei, Materialien zu Photo K 90–485/14, und Schriftarchiv, Einbeck.
  2. Verkürzte Fassung nach Joh. 6,38–40.
  3. Mt. 7,1.
  4. Letzner, Chronica V, Teil 1, 34, fol. 33r, und VI, Teil 1, 15, fol. 84r.

Nachweise

  1. Feise, Brothaus, S. 10f.
  2. Horst Hülse, Das Brodhaus gab „kleine Geheimnisse“ preis. In: Einbecker Morgenpost vom 2. 12. 1980, o. S.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 78 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0007802.