Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 44 Hannover, Kestner-Museum vor 1531

Beschreibung

Antependium1). Roter Grundstoff mit weißen, blauen und grünen Tuch-Applikationen. Das Antependium stammt aus der Stiftskirche St. Alexandri; 1861/63 gelangte es in den Besitz des Welfenmuseums Hannover und von dort in das Kestner-Museum. Zwischen breiten Streifen mit Rankenornamenten an den Seiten sind in zwei Reihen zu je sechs quadratischen Feldern verschieden gestaltete Bäume mit Zweigen und Ranken dargestellt; unten links beginnend und sich im Wechsel oben und unten fortsetzend befinden sich in sechs Feldern in den Bäumen je ein Nest mit einem Pelikan und drei Jungen, am Fuß des Baumes jeweils zwei einander zugewandte, heraldische steigende Löwen. In den sechs übrigen Feldern wiederum alternierend oben und unten zwischen den Ranken Vögel und jeweils zwei einander zugewandte Einhörner oder zwei einander zugewandte Hasen in der links oben beginnenden Abfolge: Einhörner, Hasen, Hasen, Hasen, Einhörner, Hasen. Die Felder sind durch blau unterlegte Stege getrennt; auf den senkrechten Stegen Rankenornament, auf den waagerechten Stegen die Namen von Heiligen. Die Inschriftenfelder werden durch fünf identische Wappenschilde voneinander getrennt, die sich an den Schnittpunkten der Stege befinden. Die Buchstaben der Inschrift sind in weißem Stoff auf den blauen Untergrund appliziert.

Maße: H.: 96 cm; B.: 184 cm; Bu.: 4–4,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/2]

  1. allexander // felicitas // Januarius // felix marcialis // philippus // vitalis silanusa)

Wappen:
Alberti2)

Kommentar

Bei den in der Inschrift genannten Namen handelt sich um die Märtyrerin Felicitas und ihre sieben Söhne, zu denen auch Alexander, der Namenspatron der Stiftskirche St. Alexandri, gehört. Das auf dem Antependium befindliche Wappen weist darauf hin, daß ein Mitglied der in Einbeck ansässigen Familie Alberti das Stück gestiftet hat. Es liegt nahe, Johann Alberti als den Stifter anzusehen, der auch sonst als Förderer des Stifts nachzuweisen ist. Dieser wurde in Einbeck als Sohn des gleichnamigen Stadtschreibers geboren3) und hatte 1480 an der Marktkirche eine Kommende inne.4) Zum gleichen Zeitpunkt war er Kanoniker an St. Severi in Erfurt,5) wo er sich im Jahr 1481 an der Universität immatrikulierte.6) Im Jahr 1509 fungierte Alberti als Rektor der Universität Erfurt.7) Die enge Verbindung Albertis zu St. Alexandri in Einbeck dokumentiert sich in der Erfurter Matrikel in einer das Rektorat Albertis einleitenden Illustration, die Maria mit dem heiligen Alexander zeigt,8) ebenso wie in der Stiftung zweier Vikarien für St. Alexandri im Jahr 1502. Das Stift erbte auch die Bibliothek des 1531 verstorbenen Alberti.9)

Textkritischer Apparat

  1. silanus] Fehlerhaft für silvanus. Zu den Söhnen der Felicitas vgl. LCI 6, Sp. 221–223.

Anmerkungen

  1. Inv.Nr. W.M. XXII, 12.
  2. Wappen Alberti (geteilt, oben wachsender Löwe, unten gespalten und durch Spitze geteilt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch 5, Abt. 3, S. 41, Tafel 41.
  3. Feise, Urkundenauszüge, Nr. 1472, S. 274.
  4. Ebd., Nr. 1693, S. 319.
  5. Zur Biographie des Johann Alberti vgl. u. a.: Friedhelm Küchemann, Johannes Alberti und sein Wappen. In: EJb 41, 1991, S. 104–106, sowie Alfred Bruns, Mittelalterliche Bibliotheken in Einbeck. In: Jahresbericht 25, 1961/62, S. 24–56, hier S. 28.
  6. Matrikel Erfurt 1, S. 386a, 9.
  7. Ebd., Bd. 2, S. 263.
  8. Ebd., Anm. 1.
  9. Bruns, (wie Anm. 5), S. 28.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 38.
  2. Garbe, Kirchen, S. 92.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 44 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0004406.