Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 39 Hannover, Landesgalerie um 1510

Beschreibung

Muttergottesaltar.1) Eichenholz.2) Der Altar stammt aus der Stiftskirche St. Alexandri. Im Jahr 1822 gelangte er in die Sammlung des Oberbaurats Bernhard Hausmann in Hannover, die 1857 in königlichen Besitz kam; 1893 ging er an die Fideicommiss-Galerie über und wurde schließlich 1925 von der Landesgalerie erworben.3) Es handelt sich um einen zur Mitte hin dreieckig vorspringenden Schrein. Auf den Flügeln Tafelmalereien: außen links Alexander mit Schild und Fahne, davor als kleinere Figur der kniende Stifter, von dessen Mund die Inschrift A ausgeht;4) rechts Felicitas mit den Kronen ihrer erschlagenen Söhne und mit Märtyrerpalme, davor der Wappenschild des Stifters. Auf den Innenseiten der Flügel übereinander je zwei weibliche Heilige, links oben Maria Magdalena mit Salbgefäß, unten eine Heilige mit Buch und Doppelkreuzstab; rechts oben Katharina mit Rad, unten Elisabeth von Thüringen mit einem Fisch in einer Schüssel und einem Krug. Im Mittelteil des Schreins unter einem von schlanken Säulen getragenen Baldachin aus floralem Ornament die Figur der Gottesmutter mit dem Kind im Strahlenkranz auf einer Mondsichel. Am Sockel die Inschrift B in Goldbuchstaben auf rotem Grund.

Maße: H.: 136 cm; B.: 77 cm (Schrein), 39 cm (linker Flügel), 40 cm (rechter Flügel).5)

Schriftart(en): Kapitalis mit unzialen E.

  1. A

    SVSCIPE VIRGO PRECES

  2. B

    SANCTA MARIA

Übersetzung:

Jungfrau, nimm die Gebete an. (A)

Versmaß: Anfang eines Hexameters (A).

Wappen:
?6)

Kommentar

Die geschnitzte Muttergottes stammt von Bartold Kastrop, die Malerei der Altartafeln von Hans Raphon. Aufgrund stilistischer Vergleiche mit den übrigen Werken der beiden Meister datieren Gmelin und andere den Schrein auf um 1510,7) während Karin Hahn-Jänecke wegen stilistischer Gemeinsamkeiten mit dem Prager Raphon-Altar von 1499 eine frühere Entstehung im Jahr 1503 annimmt.8)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. PAM 846.
  2. Vgl. Wolfson, Gemälde, S. 202.
  3. Ebd.
  4. Stifter und Wappen könnten nach Gmelin Zutaten des 19. Jahrhunderts sein, vgl. Gmelin, Tafelmalerei, S. 572.
  5. Die Buchstabenhöhe konnte nicht gemessen werden, weil der Altar zum Zeitpunkt der Bearbeitung nicht zugänglich war.
  6. ? (Balken, oben von drei Rosen balkenweise, unten von zwei Pfählen begleitet).
  7. Gmelin (wie Anm. 4), Nr. 188, S. 570–574; mit ausführlicher Verzeichnung der Forschungsliteratur.
  8. Karin Hahn-Jänecke, Das Werk des niedersächsischen Malers Hans Raphon, insbesondere der in der Narodni-Galerie in Prag wiederaufgefundene Altar des Göttinger Paulinerklosters. In: Göttinger Jahrbuch 1965, S. 39–75, S. 56f. u. 61f.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 37 (A).
  2. Garbe, Kirchen, S. 43 (A).
  3. Gmelin, Tafelmalerei, S. 571 (A), Abb. S. 573.
  4. Wolfson, Gemälde, S. 202 (A), Abb. S. 200.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 39 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0003902.