Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 32 Hannover, Landesgalerie (1500)

Beschreibung

Flügelaltar.1) Eichenholz. Der Altar, der aus der Marktkirche St. Jacobi stammt, wurde um 1860 von Carl Oesterley erworben und gelangte 1873 in die Historische Sammlung des Provinzialmuseums Hannover, die in die Landesgalerie (Niedersächsisches Landesmuseum) überging. Es handelt sich um einen geschnitzten Schrein,2) in dessen Mittelpunkt die von vier Heiligen umgebene Madonna im Rosenkranz auf einer Mondsichel steht, in ihrem Nimbus die Inschrift A. Der Schrein kann von vier Altarflügeln verschlossen werden, die beiden inneren auf der Innenseite mit Schnitzereien, außen wie die beiden Außenflügel mit Tafelmalereien. Auf der Alltagsseite ist das Martyrium der Zehntausend Märtyrer sowie das Martyrium der Ursula und der Elftausend Jungfrauen dargestellt, auf den vier Tafeln der Sonntagsseite das Martyrium des Bartholomäus: die Weigerung des Bartholomäus, den Götzen Assatot anzubeten, am Kapitell der Säule des Assatot die Inschrift B; Martyrium des Heiligen am Kreuz, in der unteren rechten Ecke der Anfang der Inschrift C, deren Fortsetzung auf der dritten Tafel, die die Schindung des Bartholomäus zeigt, heute verloren ist. Nach Mithoff lautete die Jahreszahl einer „zuverlässigen Nachricht“ zufolge 1500.3) Auf der zweiten und dritten Tafel auf den Mützen zweier Schergen je ein Buchstabe (D). Die vierte Tafel zeigt die Enthauptung des Bartholomäus. Auf den Innenflügeln ist innen links in Schnitzerei die Verkündigung und die Beschneidung, rechts die Geburt und die Anbetung der Könige dargestellt. In der Verkündigungsszene hält der Erzengel Gabriel ein Blatt mit der Inschrift E.

Inschrift C ergänzt nach Mithoff.

Maße: H.: 155 cm; B.: 88 cm (Flügel).4)

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A, B, D, E), gotische Minuskel (C).

  1. A

    S(ANC)TA MARIA IMA[CULATA]

  2. B

    ASSATOT

  3. C

    anno d(omi)ni // [1500]

  4. D

    H // Ra)

  5. E

    AVE GRATIA / PLENA DOMI/NVS TECVM5)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr sei mit dir. (E)

Kommentar

Aufgrund der auf den Mützen der Schergen angebrachten Initialen H und R wurden die Tafelmalereien des Altars – mit Ausnahme der beiden Außenseiten – früher allgemein Hans Raphon zugeschrieben.6) Neuere Untersuchungen zu diesem Thema halten eher Hans von Geismar für den Maler.7) Die Initialen auf den Mützen der Schergen können dann allerdings nicht mehr als der Name des Malers, sondern nur noch als Ornament interpretiert werden.

Textkritischer Apparat

  1. H R] HRN Reimers, HRJ Gmelin. Reimers wollte HRN als Hans Raphon Northeimensis interpretieren. Weder die Lesung von Reimers noch die von Gmelin erscheint plausibel. Auf das R folgt ein Zeichen in Form eines großen us-Kürzels bzw. einer 9.

Anmerkungen

  1. Inv.Nr. HS 945. Zur Geschichte des Altars vgl. die allgemeine Darstellung zur Geschichte der hannoverschen Kunstsammlungen bei Wolfson, Gemälde, S. 16f. und speziell zu diesem Stück S. 76.
  2. Die Predella, auf der der Schrein heute steht, gehört nicht zum Einbecker Altar.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 44.
  4. Die Buchstabenhöhe konnte nicht gemessen werden, da der Altar zum Zeitpunkt der Bearbeitung nicht zugänglich war.
  5. Lc. 1,28.
  6. Reimers, Hans Raphon, S. 40.
  7. Zu diesem Thema vgl. den kurzen Überblick über die bisher vorliegende Literatur bei Wolfson, Gemälde, S. 77–79.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 44 (C, D).
  2. Engelhard, Hans Raphon, S. XI (C, D).
  3. Reimers, Hans Raphon, S. 40f (C, D), Abb. Tafel 1.
  4. Von der Osten, Gemälde, Nr. 308, S. 130 (C, D).
  5. Von der Osten, Bildwerke, Nr. 95, S. 102f., Abb. ebd.
  6. Gmelin, Tafelmalerei, S. 511 (B, C, D), Abb. S. 511–515.
  7. Hahn, Kunstwerke, S. 260 (C, D, E), Abb. 146–150 u. Tafel 10.
  8. Wolfson, Gemälde, Nr. 24, S. 76f. (B, C, D), Abb. S. 77–80.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 32 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0003206.