Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 42: Einbeck (1996)
Nr. 25 St. Alexandri 1495
Beschreibung
Grabplatte1) des Stiftskanonikers Otto Ernst. Bronze. Die hochrechteckige Platte ist heute an der Nordwand des Chores aufgestellt, bis zum Jahr 1975 befand sie sich am südöstlichen Pfeiler der Vierung. Über den ursprünglichen Standort ist nichts bekannt. Im Innenfeld eine halbplastische Darstellung des Verstorbenen, der in der Linken ein Beutelbuch und in der Rechten einen großen Kelch trägt. Die Figur ist umgeben von Blütenranken, zu ihren Füßen ein großer Wappenschild. Auf dem Rand der Platte verläuft – vom Innenfeld durch einen Steg abgetrennt – die Inschrift, die im Innenfeld links und rechts des Wappenschildes fortgesetzt wird. Die Inschrift beginnt unten an der linken Langseite, wird an der oberen Schmalseite fortgesetzt und endet zunächst mit dem Wort eccl(esi)e unten an der rechten Langseite. Der Rest der Inschrift setzt auf der unteren Schmalseite von links nach rechts neu ein, das vorletzte Wort pace steht unten auf der rechten Langseite, amen links und rechts vom Wappenschild im Innenfeld der Platte. Die Buchstaben der linken und rechten Seite sowie an der oberen Schmalseite stehen zur Mitte hin, die Buchstaben auf der unteren Schmalseite weisen nach außen. Auf diese Weise sind alle Buchstaben auf einen vor der Platte stehenden Betrachter ausgerichtet. Die Buchstaben sind erhaben ausgeführt, die Worttrenner in Form von Blüten.
Maße: H.: 75 cm; B.: 43 cm; Bu.: 4 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
anno · d(omi)ni · m° · cccc° · xcv° · i(n) · die · mathei2) / · obyt otto ernst · / dec(re)tor(um) · doctor · can(oni)c(us) · h(uius) · eccl(esi)e · / c(uius) · a(n)i(m)a · req(ui)escat i(n) / pace // am//en
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1495 am Tage des Matthäus starb Otto Ernst, Doktor des Kirchenrechts und Kanoniker dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.
Ernst3) |
Anmerkungen
- Die Platte ist für eine Grabplatte ungewöhnlich klein, möglicherweise war sie in eine größere Steinplatte inseriert.
- 21. September.
- Wappen Ernst (drei Frauenbüsten, 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch 5, Abt. 11, S. 3, Tafel 4. Dort wird der Wappeninhalt mit Bezug auf diese Grabplatte nicht ganz korrekt beschrieben: „drei (2,1) Nonnenbüsten“. Die übrigen für die Familie Ernst bei Siebmacher/Hefner verzeichneten Wappen gleichen dem auf der Grabplatte nur entfernt. Siehe dazu Küchemann, Wappen Ernst, S. 26f.
- Feise, Urkundenauszüge, Nr. 1508, S. 281; Nr. 1594, S. 300; Nr. 1658, S. 313 und Nr. 1916, S. 363.
- Matrikel Erfurt 1, S. 268b, 37; Matrikel Köln 1, S. 704; Matrikel Rostock 1, S. 193a, 85 und S. 200.
- Harland, Geschichte 1, S. 255.
- Feise, Urkundenauszüge, Nr. 1806, S. 341.
Nachweise
- Letzner, Chronica VI, Teil 1, 21, fol. 88r (einzelne, nicht sinntragende Abweichungen in der Textwiedergabe).
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 40.
- Friese, Einbeck, S. 39.
- Feise, Allerlei Denkmäler, S. 58.
- Garbe, Kirchen, S. 65.
- Küchemann, Wappen Ernst, S. 23.
- Geschichte Stadt Einbeck 1, S. 115 (nur Abb.).
Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 25 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0002501.
Kommentar
Otto Ernst wird in Einbeck von 1468 bis 1492 urkundlich erwähnt.4) Er hat sich Ostern 1458 an der Universität Erfurt immatrikuliert, 1463 wechselte er an die Universität Köln, 1475 verzeichnet ihn die Matrikel der Universität Rostock als Dominus et magister Otto Ernst decretorum doctor de Embeke honoratus, im folgenden Jahr wurde er Rektor dieser Universität.5) Harland nennt ihn als Kanoniker an St. Alexandri,6) 1486 providierte ihn Herzog Heinrich von Braunschweig mit einem Kanonikat und einer Präbende oder Vikarie an St. Blasii in Braunschweig.7)