Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 11 Hannover, Kestner-Museum 1420–1430

Beschreibung

Antependium1). Roter Wollstoff mit Stickereien aus Leinen und Seide. Das Antependium stammt aus der Stiftskirche St. Alexandri; 1861/63 gelangte es in den Besitz des Welfenmuseums Hannover und von dort ins Kestner-Museum. Es zeigt im Mittelfeld umrahmt von gotischen Architekturelementen die Marienkrönung, rechts und links davon in zwei Reihen übereinander insgesamt acht Darstellungen von Szenen aus dem Marienleben und der Kindheit Jesu, die von gotischen Kielbögen und Säulen eingerahmt sind. In der oberen Reihe links der Tempelgang Marias und die Verkündigung, rechts die Heimsuchung und die Geburt Christi; in der unteren Reihe links die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige und die Darbringung im Tempel (oder die Beschneidung ?)2), rechts die Flucht nach Ägypten und der zwölfjährige Jesus im Tempel. Das Antependium ist an den Seiten und unten durch eine Kante mit Rankenornament eingefaßt. Seitlich neben und über den Köpfen der Figuren in der Szene der Marienkrönung zwei Spruchbänder (A, B); weitere Spruchbänder in der Szene der Verkündigung (C) und der Geburt Christi (D). Die Stickereien der Inschriften A, B und C sind nur noch fragmentarisch erhalten; die Inschrift D wurde in jüngerer Zeit nachgestickt. Die Lesung der Inschriften A und B ist unsicher.

Maße: H.: 95 cm; B.: 165 cm; Bu.: 2 cm (A, B), 1,1 cm (C), 0,7 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/2]

  1. A

    concipiet · atq ue · p[....]a) · sa(n)cte · [.....] · [.....] · [....] · [........]

  2. B

    S[..]vs[....] · p(re)[.....] · S[........](us) · pp · Miser[.......] · [...]b)

  3. C

    aue gra[cia plena]3)

  4. D

    gloria i(n) ex(celsis)4)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, [voll der Gnade]. (C)

Ehre [sei Gott] in der Höhe. (D)

Kommentar

Das Antependium wird aus stilistischen Gründen allgemein auf die Zeit um 1420 bis 1430 datiert.5) Wolfson vermutet, daß es für einen in St. Alexandri nachweisbaren Marienaltar angefertigt wurde. Er weist außerdem darauf hin, daß „Aufbau und Ikonographie der Form niedersächsischer Schnitzaltäre seit 1400“ folgen.6)

Textkritischer Apparat

  1. p[....]] Wohl p[ariet], vgl. Is. 7,14: ecce virgo concipiet et pariet filium.
  2. pp ... [...]] Wohl p(ro)p(ter) Miser[icordiam] [tuam] Ps.(G) 6,5: Salvum me fac propter misericordiam tuam. Die in Anm. a) und b) vorgeschlagenen Textergänzungen lassen sich zwar vom paläographischen Befund her einigermaßen rechtfertigen, fügen sich aber nicht problemlos in den ikonographischen Kontext einer Marienkrönung ein.

Anmerkungen

  1. Inv.Nr. W.M. XXII,41.
  2. Vgl. Kroos, Bildstickereien, Nr. 51, S. 130 u. S. 101, Anm. 82.
  3. Lc. 1,28.
  4. Lc. 19,38.
  5. Vgl. Kroos, Bildstickereien, S. 100f.; Hahn, Kunstwerke, S. 240 u. 242; Wolfson (wie Anm. 6).
  6. Herr Dr. Michael Wolfson (Hannover) hat uns freundlicherweise das Manuskript seiner Arbeit über die mittelalterlichen Textilien des Kestner-Museums zugänglich gemacht.

Nachweise

  1. Kroos, Bildstickereien, Nr. 51, S. 130 (C, D).

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 11 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0001107.