Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 8 St. Alexandri 1416

Beschreibung

Bauinschrift. Die Inschrift auf der Südseite des mittleren nördlichen Langhaus-Pfeilers über dem Kämpfer in zwei vertieften Zeilen in erhabenen Buchstaben ausgeführt. Als Worttrenner dienen hochgestellte Quadrangeln, nach der Jahreszahl ein paragraphenzeichenförmig ausgezogenes Quadrangel.

Maße: Bu.: ca. 20 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ·m·c·c·c·x vi · h(oc)a) · / molderam · fecit ·

Übersetzung:

1416 hat Molderam dies gemacht.

Kommentar

Es handelt sich bei der Bauinschrift um das früheste erhaltene Beispiel einer gotischen Minuskel in Einbeck.1) Die Inschrift ist in ein Zweilinienschema gestellt, über das die Ober- und Unterlängen nur wenig hinausgehen. Die erhabenen Buchstaben weisen breite Hasten und entsprechend ausgeführte umgebrochene Bogenabschnitte auf. An dem Quadrangel des r ein fast bis auf die Grundlinie herabgezogener Zierstrich.

Der in der Inschrift genannte Molderam könnte mit einem Baumeister gleichen Namens identisch sein, den die Inschrift am Leineturm von 1434 (vgl. Nr. 12) nennt. Auch dort fehlt der Vorname, der bei Mithoff ohne Nennung einer Quelle mit ‚Hans‘ angegeben ist. Die Familie Molderam war in Einbeck am Steinweg ansässig. Ein Arend Molderam hat 1501 am Turm der St. Andreaskirche in Hildesheim gearbeitet.2)

Die Inschrift datiert nicht die endgültige Fertigstellung des Langhauses. Die Südwand weist ein Baudatum 1488 auf, ein Fenster der Nordwand trägt die Jahreszahl 15033), so daß für das Langhaus von einem Bauabschluß zu Beginn des 16. Jahrhunderts auszugehen ist. Für den Baubeginn gibt Letzner das Jahr 1404 an.4)

Textkritischer Apparat

  1. h(oc)] Da es sich um ein h mit Kürzungsstrich darüber handelt, im Fall eines abgekürzten Vornamens jedoch kein solches Kürzungszeichen zu erwarten wäre, erscheint es sinnvoll, die Kürzung mit h(oc) aufzulösen.

Anmerkungen

  1. Bau- und Künstlerinschriften sind oftmals die frühesten Inschriften in gotischer Minuskel, vgl. Renate Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache in Bau- und Künstlerinschriften. In: Deutsche Inschriften. Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik. Lüneburg 1984. Vorträge und Berichte, hg. v. Karl Stackmann. Göttingen 1986. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Phil.-Hist. Klasse III, 151, S. 62–81.
  2. Vgl. Mithoff, Künstler, S. 231; Thieme/Becker 25, S. 29; Harland (Geschichte 1, S. 118) weist noch folgende Angehörige der Familie nach: Johanne, Nonne in Höckelheim 1494, sowie Johannes Molderam, Pfarrherr in Markoldendorf 1499.
  3. Vgl. Liste der Jahreszahlen und Initialen, S. 105; Mithoff, Kunstdenkmale, S. 36.
  4. Letzner, Chronica VI, Teil 1, 2, fol. 61v.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 36.
  2. Friese, Einbeck, S. 32.
  3. Feise, Allerlei Denkmäler, S. 73.
  4. Ziegahn, Baugeschichte, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 8 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0000800.