Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 6 St. Alexandri 1288

Beschreibung

Chorgestühl. Eichenholz. Das Chorgestühl in zwei Reihen zu je neun Sitzen ist weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Lediglich beide Bekrönungen und ein Teil der Rückwand der nördlichen Gestühlreihe sind erneuert. Die einzelnen Sitze beider Gestühlreihen sind durch Trennwände abgeteilt. Unter den Armlehnen der Trennwände befinden sich sechzehn individuell verschiedene vollplastische Köpfe, unter den achtzehn Miserikordien der Klappsitze halbplastisch gearbeitete Köpfe und ein Adler. Das Dorsal endet über den Sitzen in gotischen Bögen. Im äußeren rechten Bogen am Dorsal der südlichen Reihe ist die Inschrift angebracht. Die Wangen des Gestühls sind durch geschnitztes Rankenwerk sowie Drachen und Schlangen verziert. Ein Kopf an der östlichen Wange der Nordseite unter dem Rankenwerk stellt möglicherweise den Stifter des Gestühls, Herzog Heinrich Mirabilis dar.1) Auf einer der westlichen Wange des nördlichen Gestühls vorgesetzten Säule sind Zeichen aus späterer Zeit eingeritzt. Die Buchstaben der Inschrift sind vertieft eingeschnitzt.

Maße: H.: 285 cm; B.: 575 cm; Bu.: 2,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ANNO / D(OMI)NI M° CC° LXXXVIIIa) / DVX HENRICVS / HAS SEDES ORDINA/VIT

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1288 ließ Herzog Heinrich dieses Gestühl aufstellen.

Kommentar

Der Stifter des Gestühls, Herzog Heinrich Mirabilis, übernahm als Nachfolger Herzog Albrechts I. im Jahr 1279 die Herrschaft im Herzogtum Braunschweig. Bei einer Teilung im Jahr 1291 erhielt er das Teilfürstentum Grubenhagen mit Einbeck als Hauptort. Nach seinem Tod im Jahr 1322 wurde er im Stift St. Alexandri beigesetzt, das den Grubenhagener Landesherren bis zum Ende des 15. Jahrhunderts als Grablege diente.2)

Textkritischer Apparat

  1. MoCCo LXXXVIII] M· CC· LXXXIX Letzner.

Anmerkungen

  1. Karin Hahn, Rudolf Lindemann, Das Chorgestühl in St. Alexandri zu Einbeck. Einbeck 1979, S. 21.
  2. Vgl. Peter Aufgebauer, Einbeck im Mittelalter. In: Geschichte Stadt Einbeck 1, S. 83–88; ders., Herzog Heinrich der Wunderliche, die Stadt Einbeck und die Residenzen des Fürstentums Grubenhagen. In: EJb 42 (1993), S. 95–118.

Nachweise

  1. Letzner, Chronica VI, Teil 1, 2, fol. 62r.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 40.
  3. Friese, Einbeck, S. 38.
  4. Garbe, Kirchen, S. 45.
  5. Karin Hahn, Rudolf Lindemann, Das Chorgestühl in St. Alexandri zu Einbeck. Einbeck 1979, S. 55, Abb. ebd.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 6 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0000606.